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Zum Programm i> DRESDNER O* PHILHARMONIE V iele Konzertprogramme erwecken den Ein druck, als sei die Werkauswahl willkürlich erfolgt und es gäbe keine Korrespondenz zwi schen den ausgewählten Werken. Doch schau- | en wir genauer hin, bemerken wir so manchen Sinnzusammenhang. Dieser kann sowohl im Kontrast als auch im Gleichklang liegen, läßt sich in einer thematischen Übereinstimmung begründen oder scheint - wie im vorliegenden Fall - aus einer gemeinsamen Quelle gespeist zu sein. Das sind hier Rossinis temperament volle Musik und seine musikalische Vitalität. Doch zwischen dem, was Paganini und auch Schubert daraus gemacht haben, liegen Wei- | ten. Mögen alle drei Komponisten noch so sehr ihre Liebe zum Gesang und zur melodi schen Gestaltung beweisen, gingen sie doch recht unterschiedliche Wege und erreichten - jeder für sich - hohe Ziele. Alles, was Paganini schrieb und was er spielte, entstand aus dem | Geist der'Musik Rossinis, war, wie dessen Opernarien und -ensembles, voller Gesang und j Witz, blitzend-brillant und virtuos-effektvoll, ■ jedoch - mehr noch als jener - allein auf äußere Wirkung bedacht. Schubert hingegen ließ sich zwar von dem in Wien entfachten I Rossini-Fieber mitreißen und komponierte so gleich Ouvertüren „im italienischen Stil“, doch ( wichtiger erscheint, wie er in aller Stille musi kalische Gesten Rossinis beschwören konnte, ohne sie zu kopieren und - selbst ein Melodi- I ker par excellence - rein intuitiv die elegant- I wirkungsvolle Melodik des Italieners in seinen Orchesterwerken zu kunstvoller Blüte empor hob. So hat die „Große C-Dur-Sinfonie“ kei- I neswegs in direkter Weise mit Rossini zu tun und schon gar nichts mit Paganinis sehr vor dergründiger Effekthascherei, doch läßt sich zweifellos ein Bogen spannen von Rossinis leichtgeschürzter Art zu Schuberts tiefgründi ger Melodiegestaltung und der Ernsthaftigkeit seines Musizierens.