DRESDNER O PHILHARMONIE in bedeutungsvolles Schweigen und verschlei erte Anspielungen zu hüllen, ein diabolisches Image zu pflegen und sich damit noch interes santer und somit auch teurer zu machen. So verdiente er ein irrsinniges Vermögen, das ihm wiederum den Ruf einbrachte, unglaublich geizig zu sein. Tatsächlich aber war Paganini der erste Virtuose im „modernen“ Verständnis, der seine verblüffende Spieltechnik im Sinne eines schier zirzensischen Effektes einzusetzen verstand, um eine ganz bestimmte Wirkung beim Publikum zu erzielen: die Verzauberung. Allein deshalb ist es nicht verwunderlich, daß die Musik, die er für sich komponierte - er spielte niemals andere Musik als seine eigene! ins Instrumentale übersetzte Opernmusik zu sein schien. Man könne geradezu denken, es sei Musik von Gioacchino Rossini. Daß Pagani ni „durch lange Jahre beinahe fortwährend in meiner Nähe“ war, berichtete Rossini selbst, und daß er „ganze Tage und Nächte bei mir sitzen [blieb], während ich componirte“, zeigt, wie sehr der Geigenvirtuose sich nicht nur dem großen Meister der Oper verpflichtet fühlte, sondern ihm allerlei Effekte ablauschen wollte. Und schließlich hat Paganini, vielen Zeitgenossen „Ich glaube, es ist nur einem einzigen Menschen gelungen, die wahre Pysiognomie Paganinis aufs Papier zu bringen; es ist ein tauber Maler namens Lyser, der in seiner geistreichen Tollheit mit wenigen Kreide strichen den Kopf Paganinis so gut getroffen hat, daß man ob der Wahrheit der Zeichnung zugleich lacht und erschrickt... Nur in grell schwarzen, flüchtigen Strichen konnten jene fabel haften Züge erfaßt werden, die mehr dem schweflichen Schattenreich als der sonnigen Lebenswelt zu gehören scheinen" (Heinrich Heine in „Florentinische Nächte", 1836). Von eben diesem Johann Peter Theodor Lyser (1801 - 1870), einem Freund Heines, der sich als Maler, Zeichner und Verfasser von Künstlererzäh lungen einen Namen gemacht hatte, existie ren übrigens auch einige Zeichnungen Beethovens und weite rer Berühmtheiten der Zeit.