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,J> DRESDNER U PHILHARMONIE nini selbst sehr gut spielte) komponierte er sechs Violinkonzerte. Allerdings wurden sie zu seinen Lebzeiten nicht gedruckt, und auch spä ter erschienen nur zwei - die ersten beiden - in authentischen Druckausgaben. Von Nr. 5 und 6 haben sich zudem nur die Solostimmen erhal ten, so daß es sich - sollten sie überhaupt je mals aufgeführt werden - um nachträglich entstandene Orchesterfassungen von fremder Hand handelt. Die ersten beiden Konzerte aber gehören zu den wirklichen Paradestücken vieler Geiger auch heute noch. Das Violinkonzert Nr. 2 h-Moll entstand 1826, zu einer Zeit also, in der er als Virtuose in Itali en bereits sehr bekannt war, andere Länder aber noch nicht erobert hatte. Paganini machte mit diesem Konzert erstmals im Februar 1827 in Rom Furore, so sehr, daß ihm Papst Leo XU. den Goldenen Sporenorden und den damit verbun- [ denen Titel eines Ritters verlieh. (Wir erinnern uns, daß es vorher nur zwei Träger dieser hohen Auszeichnung aus Musikerreihen gegeben hat: 1 Gluck und der noch sehr junge Mozart.) Das Konzert wird nach den raffinierten Effek ten im Finalrondo auch als „La Campanella“ oder „La Clochette“ (Das Glöckchen) bezeich net, ein Satz übrigens, der Franz Liszt so sehr begeisterte, daß er sich nicht enthalten konn- I te, daraus die aberwitzige Klavieretüde „Cam panella“ zu verfassen. Wie in seinen Konzerten wendete Paganini auch in diesem Werk sein bewährtes „Erfolgskonzept“ an: ein dürftig be handeltes Orchester steht einem opulent aus gestatteten Solopart gegenüber. Es ist auf konventionelle Begleitaufgaben reduziert und schafft bestenfalls Kontraste, Übergänge und | eine Klangbasis, auf der die Violine um so mehr hervorleuchten kann. Das Verhältnis zwi schen Solo und Tutti entspricht etwa dem ei- . ner virtuosen italienischen Opernarie, deren Wirkung so genial Rossini bis in alle Feinheiten i erprobt hat und einzusetzen verstand. Auch Aufführungsdauer: ca. 27 Minuten