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i> DRESDNER O PHILHARMONIE ihn zehn neue Werke zwischen 1815 und 1822 I und nahm ihm - wie auch in solchen Fällen das Leben so spielt - seine Geliebte, die Prima donna Isabella Colbrän, heiratete sie. Rossini schrieb mit traumwandlerischer Sicher heit. Und er begeisterte sein Publikum. Bald | weit über die Landesgrenzen hinaus, in vielen I Städten Europas entfachte sich ein wahres „Rossini-Fieber“. Viele Komponisten versuch- j ten ihrerseits, diesen typischen Rossini-Ton aufzugreifen, seinen orchestralen Effekten nachzuspüren, seine einprägsame Melodik zu imitieren, seinem unwiderstehlichen prägnan ten Witz, oft ins Buffoneske gesteigert, neue Nahrung zu geben und die entfesselten Stret ta-Steigerungen zu kopieren. Aber nur wenige 1 beherrschten es, seinen Ton zu treffen und trotzdem eigenständig zu bleiben. Franz Schu- | bert gehörte dazu beispielsweise in seiner Ou- | vertüre zu „Rosamunde“ und den Ouvertüren „im italienischen Stil“. Sehr beliebt wurde es | bald schon, Themen aus Rossini-Opern für Va riationswerke oder Paraphrasen zu verwenden, virtuos-unterhaltende Instrumentalwerke zu komponieren. Rossini, der einfallsreiche Viel- und Schnellschreiber - so manche Oper ent stand in knapp zwei Wochen -, war jahrelang | allgegenwärtig als der „Schwan von Pesaro“. Bereits in ganz jungen Jahren zeichnete sich der Sohn eines Orchestermusikers und einer er- | folgreichen Sängerin durch große Begabung aus. Entscheidend für seine Entwicklung wur de der Einfluß des Chorherrn Don Giuseppe | Malerbi, in dessen Bibliothek Rossini ebenso ältere und neuere italienische Noten als auch Werke von Haydn und Mozart kennenlernte. So wurde deutliche Lust geweckt, ebenfalls zu komponieren. Der junge Mann, gerade erst zwölf Jahre alt, hatte sein Talent entdeckt. Sechs Sonaten „ä quattro“, besetzt mit zwei Violinen, Viola und nicht üblicherweise einem Violoncello, sondern dem Kontrabaß, haben Anton Schindler, der Sekretär Beethovens, berichtete, wie das „Rossini-Fieber" 1822 (mit „Zelmira“) auch Wien erreichte: „Da ging es denn in der Tat voll und toll genug zu; als ob die ganze Versammlung von der Tarantel gestochen wäre, glich die ganze Vorstellung einer Vergötterung; das Lärmen, Jubeln, Jauchzen, viva- und forza-Brüllen nahm gar kein Ende."