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l r (»LageSgelchtchte" bchndet sich auch in der Beilaze.) der doch kein Sch Leg von weg nehi m.t Res der einst '**ffWWMWWWWM G et ve fü dr S Nl lie S Ot Be ine me che! M feil eisk He wej uni vor hab :vei ern der liest heul 8 h e a jüt „zm von Heri Rasi oerg Rap des Jtal Gür, de»^ Ras- we>^ (ihre Pekil Nlyn 6 g C ei 2i d, S di R R die Franzosen wegen einer Sache werden, die eigentlich nur Holland etwas angeht. In Deutschland regt sich Mensch wegen Vlissingen auf.) Kus Sackson. — Zur Königsreise. Seine Majestät König tritt seine Reise nach Egypten, dem Sudan usw. am 29. Januar an. Die Reise dürfte ungefähr 10 bis 11 Wochen dauern. Die Ausrüstungsstücke, die sich natürlich Innern veröffentlicht eine Verordnung über di« Einfuhr von Schlachtrtndern au» Frankreich nach Dachsen. Der Verordnung ist zu entnehmen, daß die Einfuhr von Schlachtrindern ans Frankreich nach Sachsen blö auf weiteres unter nachstehenden Beschränkungen und Be> dingungen gestattet ist: Wöchentlich dürfen eingeführt werden in den Schlachthsf zu Dresden bis zu 500 Rin« der, Leipzig bis zu 500 Rinder, Chemnitz bis zu 300 Rinder, Zwickau bl» zu 200 Rinder, Plauen bis zu 200 Rinder. Die Einfuhr darf nur auf der Eisenbahn tu amtlich verschlossenen Wagen unter Vermeidung von Um ladungen, Zuladungen und Trauöportverzögerungen über die elsaß-lothringischen Grenzeintrittsstellen an de» Bahn höfen in Altmünsterol, Deutsch-Avrtcourt, Novöant und Fentsch und nur an Wochentagen während der Tages stunden stattfinden. Das Ursprungszeugnis must die Be stätigung enthalten, dast am Herkunftsorte und in den Nachbargemeinden innerhalb der letzten 30 Tage vor der Absendung eine auf Rinder übertragbare Seuche nicht ge herrscht hat. Auch must auf dem Ursprungszeugnisse durch einen beamteten Tierarzt (vätörmairs ckspartsmsutal oder vöterinairs sawitairo) bescheinigt sein, dast er daS Tier frühestens 24 Stunden vor der Absendung untersucht und frei von Seuchen und seucheuverdächttgen Erscheinungen befunden hat. An der Eintrittsstelle prüft der Grevztier- arzt die vorgeschriebenen Viehpässe auf ihre ordnungs mäßige Ausfertigung, vergleicht die Tiere mit den Pässe» und untersucht sie einzeln auf das Freisein von Seuche» und seuchenverdächtigen Erscheinungen. Ueber den Um fang der Zufuhr von Schlachtrindern aus Frankreich und die hierbei gemachten Beobachtungen und Erfahrungen haben die Schlachthofdirektiouen dem Landestierarzte bis auf weitere» wöchentlich kurze tabellarische Anzeige zu erstatten. ragesgolcbiclits. Deutschland. Berlin, 16. Januar. Oberst von Estorfs, der verdienstvolle Kommandeur der Schutztruppe für Süd- wenafrtka, wird, iwie verlautet, demnächst aus dem Kolo nialdienst auSscheiden und in der Armee angestellt werden. Berlin, 16. Januar. (Der Gesetzentwurf über die Versicherung der Privatbeamten.) Der Ent- wurf eines Reichsversicherungsgesetzes für Angestellte wird heute im „Netchsanz." veröffentlicht. Lisch dem Entwürfe werde» für den Fall der Berufsunfähigkeit und des Alters, sowie zugunsten der Hinterbliebenen vom vollendeten 16. Lebensjahr versichert: Angestellte in leitender Stellung, Betrtebsbeamte, Werkmeister und andere Angestellte in einer ähnlich gehobenen oder höhere» Stellung, ohne Rück sicht auf die Vorbildung, wenn diese Beschäftigung den Hauptberuf bildet, Handlungsgehilfen uad Handlungslehr- Imge, Gehilfen und Lehrlinge in Apotheken, Bühnen- oder Orchesterimtglieder, ohne Rücksicht auf Kunstwertleistnng, Lehrer und Erzieher, aus den Schiffsbesatzungen deutscher G^ahrzeuge und Binnenfah-zeuge die Kapitäne, Offiziere des ^ecks» und Maschmendten,tes, Verwattungsassistemen, sowie die ähnlichen oder in einer höheren Stellung, befind lichen Angestellten. Voraussetzung ist, daß da» Gehalt vertlicko Kngelegenlieiten. — Audienz bei Sr. Majestät dem König. Unter den Herren, denen Se. Majestät der König am Sonntag in Dresden Audienz erteilte, befand sich Herr Professor Pflugbeil-Aue. Schneeberg, 17. Januar. Es sei an dieser Stelle nochmals auf die vom Turnverein morgen, Mittwoch, in: Hotel „Goldene Sonne" veranstaltete Gedenkfeier der Gründung des Deutschen Reichs aufmerksam gemacht. Der Lichtbildervortrag „Versailles " zeigt in Wort und Bild die groß artigen Räume des Schlosses Versailles und seine Wasser künste. Von hier aus hatte König Ludwig XIV. seine Raubzüge in die deutschen Lande ausgeführt, die durch Bilder der geplünderten Städte zur Anschauung kommen. Bilder des Schlosses Versailles aus der Zeit 1870/71, al» ein Teil für Lazarettzwecke verwendet worden war, und de» Spiegelsaals, in dem die Kaiserproklamation stattfand, zeigen, wie der Name Versailles nachher in der deutsche» Geschichte einen herrlichen Klang erhielt. Neustädtel, 17. Januar. Der Fußballklub „Saxonia" veranstaltete gestern abend im Saale des „Ratskeller" einen Walzerabend, welcher sich eines guten Besuchs zu erfreuen hatte. Der Vorsteher Herr Curt Espig begrüßte die Erschienenen mit herzlichen Worten. Theater und Konzert bildeten den ersten Teil des Ver gnügens, während ein frohbelebter Ball eS beendete. Langenbach, 16. Januar. In der gestern abge haltenen Generalversammlung des hiesigen Erzgebirgszweigvereins wurde an Stelle de» in den Ruhestand getretenen und von hier verzogenen Herrn Kantor Schirmer Herr Kaufmann Paul Reißmann, der derzeitige 1. Schriftführer, zum 1. Vorsitzenden ge wählt. An seine Stelle tritt Herr Lehrer Trommer. Das Amt des 2. Vorsitzenden behält Herr Gemeindevor stand Schubert. Herr Kaufmann Hermann Schmidt wurde wiederum zum Kassierer und Herr Kaufmann Richard Rau wieder zum ersten Wegemeister gewählt. Zweiter Wegemeister wurde Herr Hugo Stephan und zweiter Schriftführer Herr Alfred Bär. Die Mit- giiederzahl beträgt gegenwärtig 78. Aue, 17. Januar. Nach den: Vorgänge anderer Städte ist auch hier ein Ortsausschuß für Errichtung eines BiSmarck-Nationaldenkmals gegründet woreen. In einer im Stadtkeller nbgehalteneu Versammlung konstituierte sich der Ausschuß und wählte Herrn Bürgermeister Or. Kretzschmar als Vorsitzenden und Herrn Fabrikbesitzer Gaedt als stellvertretenden Vorsitzende». Der Ausschuß wird hier Sammlungen vornehmen, zu welchem Zwecke Sammelstellen bei den hiesigen Banken, in» Stadthaus und evtl, an anderen Stellen errichtet werde» sollen. Lößnitz, 16. Januar. Im hiesigen Rathause fand die diesjährige Hauptversammlung des Gewerbe vereins Lößnitz statt. Sie wurde eingeleitet mit Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden und durch die Vollziehung einer Aufnahme. Aus den: hierauf erstatteten Jahresbericht war zu ersehen, daß der Verein zur Zett 109 Mitglieder zählt- 6 schieden im Laufe des Jahres aus und zwar einer durch Tod, 2 durch Wegzug imd 3 wegen vorgerückten Alters- dagegen traten 6 neue Mitglieder den: Verein bei. An Versammlungen wurden 3 gehalten, ferner 2 Vorstandösitzungen und 2 Vortrags abende- Borträge fanden 4 statt, darunter ein Märchen- Lichtbtldervorlrag und ein Ltchtbildervortrag über „Lenk ballon und Flugmaschtne". Bet allen diesen Versammlungen und Vorträgen wurde» außerdem noch gewerbliche Neu heiten oder sonstige interessante Gegenstände mit ausgestellt und sie erfreuten sich sämtlich eines guten Besuchs, ebenso wie das im Januar abgehaltene Stiftungsfest und der im August von ca. 170 Personen unternommene Ausflug nach der Meisteret und dem Schteßyau», dir besonders den Wüns hen der tanziuillgen Mngüeder und ihrer Ange hörigen Rechnung trugen. Dagegen ließ die Becetligung an der Versammlung mitteierzgevirgischer Gewerbeverrtne in Stollberg, welcher der Gewerbeverein Lößnitz als Vor ort vorstand, »u wünschen übrig- «in GlricheS gilt von der 5000 Mk. nicht übersteigt, und da» 60. Lebensjahr nicht vollendet ist. Wer aus versicherung-pflichtiger Beschäftigung ausscheidet und mindesten) 60 Monattbeitriig« entrichtet hat, kann die Versicherung freiwillig fortsetzen oder, falls 120 Monatsbeiträge entrichtet worden sind, die erworbene Anwartschaft durch. Zahlung einer Anerkennungsgebühr er halten. Lisch Höhe deS JahreSverdtensteS werden neun GehaltSklaffen gebildet. Klasse L.: bis zu 550 Mk., Klasse L: von mehr als 550 bis 850 Mk., Klasse 0: 850 bis 1150 Mk., Klasse v: 1150-1500 Mk., Klasse L: 1500-2000 Mk., Klasse I': 2000-2500 Mk-, Klasse 6: 2500—3000 Mk., Klasse 8: 3000-4000 Nik., Klasse .1: 4000—5000 Mk. Gegenstand der Versicherung sind Ruhe geld und Hinterbliebenenrenten. Ruhegelder erhält, wer die BerufSunfähigkett oder das gesetzliche Alter (65 Jahre) nachweist, sowie die Wartezeit erfüllt und die Anwartschaft aufrecht erhalten hat. Hiilterbltebenenrenten werde» ge währt, wenn der Verstorbene zur Zeit seines Tode» die Wartezeit für das Ruhegeld erfüllt und die Anwartschaft aufrecht erhalten hat. Die Mittel zur Versicherung werden von den Arbeitgebern und den Versicherten zu gleichen Teilen aufgebracht. Der Monatsbeitrag in den neun Versicherungsklassen beträgt: 1,60 Mk., 3,20 Mk., 4,80 Mk., 6,80 Mk., 9,60 Mk., 13,20 Mk., 16,60 Mk-, 20 Mk. und 26,60 Mk. Die Anerkennungsgebühr zur Aufrechterhaltung der Anwartschaft beträgt jährlich 3 Mk. Die Versicherungs- Pflichtigen müssen sich die Hälfte der Beiträge vom Gehalt abziehen lassen. Die Wartezeit dauert bet dem Ruhegeld für männliche Versicherte 120, für weibliche 60 BettragS- monale, und bei der Hinterbliebenenrente 120 Beitrags- monate. Das Ruhegeld beträgt nach Ablauf von 120 Bet- tragsmonaten ein Viertel des Wertes der in dieser Zeit ent richteten Beiträge und ein Achtel des Wertes der übrigen Bei träge. Bei weiteren Versicherten nach Ablauf von 60 und vor Vollendung von 120 Beitragsmonaten ein Viertel des Wertes der in 60 Monaten entrichteten Beiträge. Die Witwenrente beträgt zwei Fünftel des Ruhegeldes, das der Ernährer bezogen, oder bei Berufsunfähigkeit bezogen hätte. Waisen erhalten je ein Fünftel, Doppelwaisen je ein Drittel der Witwenrente. Berlin, 16. Januar. (Die Münz aus Prä gungen im Jahre 1911.) Im Jahre 1911 werden insgesamt Münzen im Werte von 112 953 970 aus geprägt werden, und zwar 78 Millionen Dopvclkronen, 8 130 000 Kronen, 16 257 000 Dreimarkstücke, 5 419 000 Einmarkstücke, 2 709 500 Fünfzigpfennig stücke, 1 354 750 Fünfundzwanzigpfennigstücke, 541 900 Zü Zehnpfennigstücke, 270950^ Fünfpfennigstücke, 108 300 Zwerpfenmgstücke und 162 570 Einpfennigstücke. Fünf markstücke werden vorläufig nicht mehr ausgeprägt werden. Berlin, 16. Januar. (Der Modernisteneid.) Der preußische Kultusminister stellte in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses den Staatsbeamten geist- ltyen Standes, die wegen des Modernisteneides mit ihrer geistlichen Behörde in Konflikt geraten sollten, den Schutz des StaateS in Aussicht. Frankreich. Paris, 16. Januar. (Vlissingen in der fran zösischen Kammer.) In der Deputiertenkammer wies Delafosse auf die Folge» hin, die sich aus der Ausführung des Planes einer Befestigung von Vlissingen ergeben würden, und erklärte, Deutschland würde das größte In teresse an der Verwirklichung des Planes haben, der vom größten strategischen Werte sei, aber eine Verletzung der Neutralität Belgiens darstellen würde. Redner trat dafür ein, daß man in dieser Beziehung mit Holland und den Garantiemächten der Neutralität Belgiens in Besprechungen einträte. Minister Pichon erklärte: Der Plan, der vom Jabre 1903 datiere, habe bei mehreren Ländern, besonders bei Belgien, Procest hervorgerufen. Er sei ebenfalls der Ansicht, daß es geboten wäre, mit den interessierten Mächten in Besprechungen etuzutreten, wenn die Ausführung des Plans ernstlich in Frage käme. (In Frankreich jmöchte mau scheinbar eine zweite Algeciras-Konferenz wegen Vlissingen in Szene setzen. Es ist eigenartig, wie nervös für eine Reise von längerer Dauer in einem anderen Klima notwendig machen, sind für Se. Majestät den König selbst, sowie für die Herren des Gefolges und die Diener schaft bei den ständigen Lieferanten und einige» anderen sächsischen Firmen beschafft worden. Sie bestehen in einigen weiten und gelben sogenannten Khaki-Anzügen, in Wäsche, für die Tropen geeignet, passendem Schuhzeug rc. Da der Jagd und der Fischerei auch einige Zeit, besonders auf einer Fahrt von Khartum aus auf dem weißen Nil gewidmet werden soll, so sind Waffen, Munition und Angelgeräte in genügender Anzahl zur Mitnahme beschafft worden. Für die Verpflegung werden einige Konserven dem Gepäck beigefügt, da auch einige weniger kultivierte Landstrecken passiert werden müssen. Für derartige Aus flüge werden aus Vorsorge einige Reitsättel mitgenommen, da die dortigen Sättel für unsere Gewohnheiten ziemlich unbequem sein sollen. Eine sorgfältige Auswahl mehre.er Arzneien und Verbandmtttel ist durch den König!. Leibarzt Generalarzt z. D. vr. Selle getroffen worden, der diese in einer praktischen, nicht zu großen und schweren Reise apotheke zujammengestellt hat. Die Mehrzahl der Aus- rustungsstücke tst von Herrn Königlichen Fiügeladjutanwn Major Freiherr« von Koenneritz ausgewählt worden. — Einfuhr von Schlachtrindern aus Frank reich nach Sachsen Da- Königliche Ministerium de» Gröber zur sogenannten kleinen Strafrechtsnovelle ge stellt«« Antrag sich die Beschlußunfählgkeit de» Hauses ergab und die Sitzung um eine Viertelstunde vertagt werden mußte und daß während der Rede eine» Abge ordneten — allerdings war dieser „Eine" Herr Stadt hagen — ganze vier Abgeordnete im Saale anwesend waren. Der erste Moabiter Krawallprozeß, der sich durch viele Wochen in schlangengleichen, sich immer wieder ähnlichen Windungen hingeschieppt, ist am Mittwoch beendet worden. Juristisch tst die Soziatdemokratie von der Be- fchuidigung mit den Unruhen in Verbindung zu steheu, fretgesprochm worden, doch ändert dies nichts daran, daß ein psychologischer Zusammenhang zwischen den Moabiter Unruhen und der verhetzenden Tätigkeit der Sozialdemo kratie augeuommen werden kann. Denn auf dem Unter gründe dieser Verhetzung sind die Widerstandsgelüste der Menge entstanden und gewachsen, und dieser Zusammen hang allein erklärt es auch, daß die sozialdemokratische Presse ununterbrochen und leidenschaftlich für die Ruhe störer und gegen diejenigen Organe, die für Herstellung der Ruhe zu jorgen hatten, Partei ergriff. ES tst nicht zu bestreiten, daß die Organe der Berliner Polizei mancherlei getan haben, was sie hätten unterlassen sollen- sie haben häßliche Schimpfworte gebraucht, sie haben sich Tätlichkeiten gegen Wehrlose oder Schuldlose zuschulden kommen lassen, aber es tst sehr leicht, vom Schreibtisch aus über Männer abzuur teilen, die tage-und nächtelang einem fanatisierten Volkshamen standzuhalten hatten und die Ordnung herzustellen verpflichtet waren. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß 'die Polizei namentlich in den ersten Tagen der Unruhen in der nichts würdigsten Weise gereizt und herausgefordert wurde. Es begann das mit den Ausschreitungen gegen die Arbeits willigen und setzte sich fort bei den großen Ruhestörungen auf der Straße. Von gemeinen Beschimpfungen ging man über zu tätlichen Angriffen, denen gegenüber die Polizei an den ersten Tagen vollkommen ihre. Ruhe bewahrte. Wenn die Beamten später ihre Ruhe verloren, so ist dies angesichts deS Verhaltens der Tumultuanten wohl begreiflich. Daß darunter auch Schuldlose zu leiden hatten, ist bedauerlich, aber auch hier trifft die Schuld in letzter Linie diejenige», welche d e Beamten bis auf'8 Blut gereizt haben. Nicht oer Moabiter Prozeß, sondern die Moabiter Ereignisse haben im übrige» gezeigt, daß das Evangelium des Haffes, das den Arbeitern täglich gepredigt worden ist, bis zur Verwirrung der normalen Begriffe über Recht und Anstand geführt hat. Das wichtige Amt deS Statthalters von Böhmen ist dieser Tage niit dem Grafen Franz Thun besetzt worden. Graf Franz Thun hat bereits sein Blatt in der österreichischen Geschichte. Er ist eine ausgeprägte Persön lichkeit, wie es wenige im politischen Milieu Oesterreichs atbt. Seiner aufrichtigen Ueberzeugung nach konservativ- klerikal, stand der Graf immer zum feudalen Großgrundbesitze Böhmens- aber trotz dieser parteipolitischen Zugehörigkeit hat er stet» ein starkes österreickisches Staatsgefühl be kundet, das ihn zum Unterschiede von manchem seiner Standesgenosseu hinderte, den Tschechen in nationaler Be ziehung weiter entgegenzukommen als ihm mit den staat lichen Interessen verträglich zu sein schien. Das zeigte er aber auch, als er unter Taasse Statthalter von Böhmen war. Er führte eine feste Hand auch gegen die Tschechen, und diese lohnten es ihm dadurch, daß sie im böhmischen Landtage zum ersten Maie jene große Obstruktionsschlacht lieferten, die dann für das Abgeordnetenhaus vorbildlich wurde. Als Ministerpräsident hat Graf Thun bei den Deutschen kein angenehmes Andenken zurückgelassen. Von dem Gedanken einer deutsch-tschechicheu Koalition ausgehend, siel er bald ganz auf die rechte Seite. Es ist bekannt, daß im vorigen Frühjahre der Thronfolger an eirein Tee beim Prinzen Alain Rohan teilnahm, wobei zwischen den versammelten Aristokraten der feudalen und der verfassungs treuen Richtung die Notwendigkeit einer deutsch-tschechischen Verständigung eingehend eröriert wurde. Das war die Geburtsftund: der großeu AnSgleichsaktion, die im letzten Jahre der Hochadel Böhmens unternahm und die zu Beginn dieses Jahres an der Begehrlichkeit der Tschechen vorläufig gescheitert ist. Wenn Graf Thun Statthalter von Böhmen wird, dann wird er es mit dem ausdrücklichen Auftrage, dieses Vermittelungswerk fortzuführen. Was die Kenntnis der böhmischen Verhältnisse anlangt, so ist er sicher der geeignetste Mann dazu- aber ob es ihm als Statthalter leichter fallen wird denn als Führer des feudalen Adels, das Ausgleichswerk durchzuführen, daS be- zweifein auch diejenigen, welche die Dinge in Böhmen nicht durch die Brille der Partei betrachten.