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Beilage zum Krzgeö. Molksfreund 1911. Mittwoch, den 18. Januar Sie >/ // io schreiben S>e m.s, und wir werden Ihnen t,tintvkr oav ^ie leiten. ginnen, erfahr«», »vo ich meinen Wohnsitz habe, er würde mich oevfolM fürchten mutz." „Das Zuchthaus!" niurmelte sie, während ihr Blick starr in die Ferne gerichtet war. „Wären wir nur schon fort von hier! Was füll ich machen, wenn Sttetchtr mich an der Abreise verhindert?" So schicke zu mir, ich werde Dich von diesem Lump MSMSSSW» Nr, 14 „Diese Gewißheit haben wir eben nichts warf die Witwe «in, „sie wird angegriffen werden." „Von wem?" „Mutz ich diese Frage beantworten?" „Wenn ich Ihre Interessen vertreten soll, so mutz ich doch wissen, ob und welche Angriffe ich zu erwarten habe." „Ter Herr Doktor hat Recht", sagte Ferrand rasch. „Der Makler Streicher wird die Vollmacht angreifen, viel- teicht auch gerichtlich gegen den Verkauf des Dauses prote stieren. Er wird einwenden, daß Madame Reinhard ihm gegenüber Verpflichtungen habe, die vor ihrer Abreise nicht erfüllt worden seien. Dieser Einwand ist unbegründet, solche Verpflichtungen existieren nicht- freiwillige Ver- sprechungen können jederzeit zurückgenommen werden." „Vorausgesetzt, daß sie nicht schriftlich gemacht worden sind!" sagte Riese. „ES existiert nur ein Testament zu seinen Gunsten, da> ich vor mehre»eu Jahren ausgesertigt habe," erwiderte dw Wt.we- „kann ich dieses Testament als null und nich tig erk.änn?" „Gewiß! Ist es notariell ausgefertigt worden?" „All rdlNgS." ,,-ciNu wmde ich Ihnen raten, auch die Nichtigkeit«» erk äruiig und ebenso die Vollmacht für mich notariell aus- ferligen zu lupeu," sagte der Doktor- „ich erhalte dadurch Dvlumcme, die nicht angefochten werden können." 'Pierre verland schüttelte äcger.tch das Haupt. Sie war mit diesen Worten hinautgtgangen, lieh den Schleier über das Gesicht fallen und schritt durch den vunk- len Korridor rasch auf die Treppe zu. Den kleinen Dok tor, der in der Nähe der Tür in der dunkelsten Ecke de« Ganges stand, bemerkte sie nicht. (Fortsetzung folgt.) folgt ist Wenn eine uotartelle Urkunde unbedingt not- wrnülg ist, kann sie Zhuen ja ans etiler andern Stadt zusammen, im nächsten Moment entwich ein heiseres Hohn» ua^grMckt werden!" lachen seinen Lippen. „Ja, wie damals!" sagte er. „Wenn es sich nicht anders machen lägt —" j Die hagere Frau stand schon au der TÜv — aus „Rem, wir haben keine Zeit, um sie hier noch aus- ihren grauen, ruhelosen Aügen traf ihn ein angstvoller fertigen zu lassen. Allf Grund dieses Dokuments können Blick. Sie ja den verkauf des Hauses uns des Mobiliars ein- .... , . . -i „Wenn ich fortan mit Dir leben soll, so darfst Du Sollte der Makler einen Prozeß deshalb b«.! niemals die alten Geschichten wieder erwähnen. Willst io schreiben S»e uns, und wir werden Ihnen Du nur das geloben?" WrShalb nicht?" erwidert« er achselzuckend. „Ich i,. aber Dem« ging hinaus. „Die Würfel sind nun gefallen, Bertha," sagte Ferrand, während er die unterbrochene Wanderung durch das Zimmer wieder aufnahm, „übermorgen abend reisen wir ab. Nimm weiter nichts mit, als Deine Papiere. Deine Garderobe kann der Doktor uns nachschicken." „Wenn wir nur erst fort wären!" seufzte sie. „Pah, Du findest Dich kurz vor sieben Uhr auf dem Bahnhof ein, eine Viertelstunde später fährt der Zug ab, und der Makler erfährt vielleicht erst am nächsten Tage daß wir fort find. Er wird allerdings wüten, aber doc heimlich froh sein, wenn er unS to» ist." „Weshalb?" fragt« sie. „Sein Gewissen kann ruhig sein, und sollte die alte Geschichte noch einmal zum Aus- trag kommen, so ruht auf ihm der geringste Teil der Schuld." „Der Hehler ist so strafbar wie der Stehler, Bertha Uebrtgens denke ich nicht an diese Möglichkeit- über die alten Geschichten ist. lAngst GraS gewachsen, und Streicher wäre der Letzte, von dem wir Enthüllungen zu fürchten hätten. Mag er wüten und toben, seine Wut ist ohn mächtig- prozessieren kann er nicht, und fällt es ihm ein, uns zu verfolgen, so mag er sich vor mir in Acht nehmen." „Um des gütigen Heiland- Willen, sprich solche Worte nicht, Peter!" rief die Witwe entsetzt. „Sie wecken furcht bare Erinnerungen in mir, die mich noch wahnsinnig machen werden." Pierre Ferrand sah sie betroffen an, ein böser Ge danke schien plötzlich sein Gehirn zu durchzucken. „Jeden falls muß das Testament notariell widerrufen werden," murmelte er. „Was sagst Du?" fragte sie mißtrauisch. „Nichts. Mit Deiner lächerlichen Angst marterst Du nur Dich selbst. Du siehst am Hellen Tage Gespenster, und wenn es wirtlich eine Möglichkeit der Gefahr für uuL gibt, so beschwörst Du sie herauf. Bleib' die beiden Tage hindurch ruhig in Deinem Zimmer- stellt der Makler Forderungen an Dich, so gib scheinbar nach und tröste Dich damit, daß Du bald von ihm erlöst sein wirst." Die hagere Frau war von ihrem Sitz aufgestanden, sie strich mit dem Taschentuch über die Stirn. „Dürfen wir diesem Doktor wirklich volles Vertrauen schenken?" fragte sie. „Er könnte uns um das Geld betrügen —" „Sei ohne Sorgen." „Wir hätten uns lieber einem Notar anvertrauen sollen —" „Durften wir von ihm Verschwiegenheit fordern? Mußten wir nicht erwarten, daß er diesen immerhin zweifelhaft erscheinenden Auftrag ablehnen würde? Dann würde Streicher gewarnt, während wir von diesem armen Schlucker alles verlangen und erwarten dürfen. Und selbst wenn er uns betrügt, so bleibt uns immer noch genüg, aber er wird eS nicht tun, »veil er das Zuchthaus Jede Schuld rächt sich. Roman von Ewald August König. (Nachdruck verbot,».) (48. Fortsetzung. Gr trank langsam die Flasche au». Die Stund«, di« Ferrand ihm bestimmt hatte, war jetzt nahe. Er verließ Vie Schenke und trat den Weg zum Haus« des Bäcker meisters an. Im Hausflur begegnete er seinem „blonden Engel". Die Purpurglut, die bet seinem Anblick die Wangen Röschens übergoß, erfüllte seine Seele mit Wonne. Die bo» ihm die Hand und lud ihn et«, in die Wohnstube zu treten- mit schwerem Herzen mußte er diese Ein ladung avlehnen. „Zuerst das Geschäft und dann bas Vergnügen," sagte er lelie- „heute ist es mir ganz unmöglich mit Ihnen ein Stündchen zu verplaudern, aber lch komme bald, unddana werde ich nur Ihnen mich widmen." Röschen warf schmollend die Lippe auf. „WaS haben Sie nur mit dem Herrn da oben zu verhandeln?" fragte sie. „Amtsgeheimnisse!" flüsterte er. „Ein Advokat darf nichts ausplaudern!" „Amtsgeheimnisse? Vorhin ist eine verschleierte Dame hin aufgegangen —" „Tann werde ich schon erwartet." „Von der Dame?" „Holder Engel meines Lebens, mir ist bisher nur eine Dame gefährlich geworden", scherzte der Doktor, „aber wer diese eine Dame ist, das sage ich Ihnen später." Er nickte ihr zu und stieg rasch die Treppen hinauf, und als er nach kurzem Anklopfen in das Zimmer Ferrand« trat, fi«i sein erster Blick auf die Witwe Reinhard, die «uf dem Divan saß und ihn mit einem raschen, scharfen Blick Musterte. , L a^u b ewc uns keine Zett," erwiderte er, seiner Schwester einen beveututtgsvolien Blick zuwerfend- „wir w«uen morgen, jpatenetts übermorgen abcetseu, und über- „»so iwnre zu mir, «u wr»»c d»es darf oer Makler aus verichiedeuen Gründen von befreien, müßte ich auch, wie damals — dieser Abrede erst dann iienntnis erhalten, wenn sie er- Schon lange wollte ich Sie über die Fortschritte, die ich bei sehr regelmäßigem Gebrauch Ihres „VisUetVM" gemacht habe, benachrichtigen. Absichtlich wartete ich damit etwas länger, da ich schon viele angepriesene Mittel er folglos anwandte und dadurch auch gegen „Bisnervik" mißtrauisch war. Ich kann nur heute mit großer Friude und vielem Danke bestätig«», daß ich sehr gute Erfolgs erzielt hübe. Mein Nervenleiden, verbunden mit großer Herzschwäche, Schlaflosigkeit, Gereiztheit gegen Gträusche, war wirklich hochgradig. Ich bin für die 6 Wochen, t» denen ich „Gisnerotn" einneyme, sehr gebessert und danke herzlichst für dieses vorzügliche Mittel. Ich erhoff« die Besserung für andauernd und werd« b«stimmt meine Be kannten, die an diesem qualvollen Leiden «krank stad, auf „BiSnervin" aufmerksam machen. Marte Hatz, München. Da» sind nur zwei Beweise für die vortrefflich« Wirk samkeit des „Visnervtn", e« liegen aber, wie gesagt, tausende ähnlich« vor. Das „Visnervin" enthält die größte Menge r« n«S Lecithin, die überhaupt vom Organismus mit Nutzen ver wertet werden kann und was den Preis betrifft, so ist derselbe erstens im Verhältnis zu anderen Präparaten sehr billig, zweiten« kostet ein Versuch für die Leser dieser Zeitung überhaupt nichts. Man schreibe einfach an vr. Arthur Erhard, G m 5. H-, Berlin 35/?. LOS, daß mau durch diesen Artikel auf das „Visuervln" aufmerksam geworden sei, aber gern «st einen Versuch damit mache» wolle, ehe man Mehr davon kauft. Man erhält dann ohne jede Kosten eine Probt- dos« mit Gebrauchsanweisung portofrei zugesandt und ugleich ein für jeden Norvenieidende» sehr interessant«» Such, welche« vortrefflich geeignet ist, auch den Laren Üb« ie Beschaffenheit des Nervensystems und üb« die Krank- eite« desselben in leicht faßlicher Welse aufzuklären» Schon um dies« kostenlosen Aufklärung willen sollta k«in Leidender zügrrn. sich eine Probe senden zu lassen, <mz abgesehen davon, daß er ohne «inen Pfinntg Unkosten in Mittel versuch«» kann, welche« so zahlnich«» Loipen», «nosftn v>« längst v«Mtch gesuchte Hilfe brachte. Also lcht aufschkbw, sondern sofo« sch« Eingebildete oder wirkliche Krankheit? Kopfschmer»««, Gliederreißen, Zuckungen, Rück««- schmerzen, GestchtSschmrrzen, Schmerzen im Hal-, Armen und Gelenken, Augenflimmern, Blutwallung««, Herzklopfen, Schlaflosigkeit, sehr lebhaft« oder schwer« Träume, Beklemm ungen, Schwindelanfälle, Angstgefühl«, adermäßige Em pfindlichkeit gegen Geräusche, Reizbarkeit, besonders früh nach dem Aufstehen, Unruhe, Launenhaftigkeit, Vsrsagen de» Gedächtuifs«», gelbe Hautflecke, Klopfen in den Ader», Gefühl von Taubheit in d«a Gliedern, Zitter« der Hände uad Kniee bet Erregungen, blaue Ringe um die Augen, Ohrensausen, sonderbare Gelüste und Abneigungen, Im potenz, Schreckhaftigkeit, Neigung zu Trunksucht und anderen Ausschweifungen und viele weniger auffällige Erscheinungen sind Anzeichen, daß die Nerven «eh« oder weniger erschöpft sind, werden aber teils nicht als Krankheit, teil» al» „pure Einbildung", betrachtet. Faktisch sind sie aber sehr ernst zu nehmen, denn da Gehirn und Rückenmark die Hauptmasse de« Nervensystems bilden, so sind Nervenleiden schlechthin Gehirn» und Rücken marksleiden. Ueberarbettung, Aufregung, heftige Gemüts bewegungen, Sorgen, aber auch Ausschweifungen aller Art, greifen das vielleicht vo« Geburt an nicht allzu stark« Nervensystem aufs heftigste an und eine» Tages zeigen sich einige der oben ausgezähltett Erscheinungen. Was soll man Nun dagegen tu«? Wenn möglich, soll man die Ursache der UeberanftteNgung beseitigen. DaS ist freilich meistens leichter gesagt, als getan. In jedem Falle gibt es aber für ein überanstrengtes Organ zur Stänung der Nerven noch ein anderes Stärkungsmittel Mit» das heißt „bessere Ernährung". Die Muskel« verbrauchen bet ihr« Arbeit Eiweiß, das Nervensystem verbraucht Lecitytn, eine organifch« PhoSphorverbtndung, die auch ttt den metfteu Nahrungs mitteln, allerdings nur tn winzige« Mengen, vorhanoen ist Glücklicherweise ist es jetzt nun gelungen, da» Lecithin in konzentriertem Zustande zu gewinnen und eS tu Stütz Form zu bringe», in der es vom Organismus verwertet werden kann. Dieses viel empfohlene Lecithin-Präparat ist unter dem Namen Vr. Erhards „BiSnervin" bekannt und seine guten Wirkungen werden ttt Tausenden von dt» geisterten Zuschriften bestätigt, wie z. B. in folgenden: Mit Freuden kann ich Ihnen Mitteilen, vag mir 5 Tonikum „BiSnervin" vorzügliche Dienste geleistet I Ich litt im Frühjahr sehr an Nervosität, halt« tiM Herzklopfen, Kopfschmerzen, Zitter«, auch Angstgefühl. Morgens war ich immer müder wie abends. Heute, nach Gebrauch von 3 Dosen „BiSnervin" bin ich wie Neugebo ren, wofür ich Ihnen meinen besten Dank aussprech«. Ich werde Sie tn meinem Bekanntenkreise nach etg«ner Et« fahrung bestens empfehlen. W Koch, Helmshofen. Pierre Ferrand stand in der Mitte des Zimmers, er stützte sich leicht auf den Lisch, auf dem einige Papiere lagen. „Da ist unser Mann", sagte er, „Herr Doktor Riese, er ist mir von mehreren Seiten als zuverlässig empfohlen. Nehmen St« Platz, Herr Doktor,' und lesen Sie dieses Dokument, das ich für Sie auSgeferttgt habe. Sie werden am besten beurteilen können, ob in dieser Vollmacht allen gei«tzltchen Formen genügt ist." Simon Riese las die Vollmacht'sehr aufmerksam, dann und wann schweifte sein Blick verstohlen über den Rand de« Papiers hinüber, um die Beiden zu beobachten. „Sie genügt vollständig", nahm er endlich das Wort, „nur fehlt noch die Unterschrift." „Muß diese Unterschrift von der Behörde beglaubigt werden?" fragte der Brasilianer. „Besser wäre das allerdings, aber wenn Sie die Gewißheit haben, daß niemand diese Vollmacht angreifen wird —" >»cs L e v>: iuieii." „Sie w«rde« ihm das virschwetgen, so lange Sie können", fuhr Ferraud fort- „wie gesagt, ich glaube nicht, daß Sie aus ernste« Widerstand stützen werden, wenn Sie ihm die Zähne zeig«». Lass«» Di« daS Mobiliar sofort versteigern und verkaufen Sie daS Hau« so gut wie möx lich. Vier ist eine genau« Lift« d«» Mobiliars, hier am elne amtlich« Tare des Hauks n«bst all«n ErlSutrrunae«, die Jhn«n beim verkauf al» Richtschnur dien«« Müssen. Die Geldbeträge, die Sie erzielen, senden Sie nach Ein gang unverzüglich an Madame Reinhard. Uebrigen» werd« ich vor unserer Abreise «och einmal mit Ihnen beraten, ich habe Ihnen wahrscheinlich einig« Forderungen zu Über tragen, bte Sie auf gerichtlichem Wege für mich Anziehen sollen." „Wann darf ich wieder vorsprechen?" fragte der Doktor ruhig, während die Witwe die Vollmacht unter zeichnete. „Hm, ich kann vor übermorgen nicht reisen," erwiderte Ferrand ärgerlich, „ich muß vorher noch einige Geschäfte «rledtgen. Mir ist da» sehr fatal, aber e» läßc sich nicht anders machen. Komme» Sie Übermorgen in der Mittag- stunde hcerher- es bietbt vielleicht «och manches zu be sprechen, woran wir in diesem Augenblick nicht denken. Also Verschwiegenheit vor allen Dingen, Herr Doktor!" Ein herablassender und zugleich befehlender Hanvwink verabschiedete Simon Rtese. Er schob das Dokument in seine Brusttasche, verbeugte sich tief vor der Dame und Schweige!" Es klang wie ein SchreckenSrus, Ferrand fuhr sichtbar n, im nächsten Moment entwich ein heisereS Hohn- writttrkr uow, oav Lie auch lpäter verschwiegen finde so wkliig Vergnügt« daran, wie Dn .sein MistM", jagte di« hagere Frau, während ihr Unstüter kindisch« Angst t«iw ich nicht. Also übermorgen av«nd Blick d«n Dok»or flüchtig strrifce- „dir Makler darf nicht kürz vor sieben Uhr auf dem Vahnhofe — verg'ß eS er ahn», wo ich meiilSn Wohnsitz habe, er würde mich nicht!" ^Jch W«de kommt«!;