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20. März 1907. Bücherschau. Stahl und Eisen. 431 wichtigen Verbindungen dieser Elemente. Im An schluß an den Kohlenstoff ist die Technologie des Methans, Aethylens, Buthylens, Azetylens, Kohlen oxydes, der Kohlensäure und des Leuchtgases dar gestellt. Alle diese Elemente und Verbindungsgruppen werden je nach ihrer Wichtigkeit nach einem gewissen Schema behandelt, das sich auf folgende Begriffe zu rückführen läßt: Vorkommen, Geschichtliches, Zu sammensetzung, Darstellungs- und Zerlegungsmethoden, physikalische und chemische Eigenschaften. Nur aus dem Titelblatt geht hervor, daß das Buch Studien- Behelfe für den Unterricht darstellen soll. Wenn auch die Gruppierung des Stoffes lobenswert und die Ausdrucksweise sehr klar ist, so wäre doch ein genauerer Hinweis auf die beabsichtigte Verwendungsweise er wünscht. Denn beim Unterrichte für den Fachmann wird man stets nach Spezialwerken greifen, und für eine allgemeine chemische Technologie ist die Behandlung und Auswahl des Stoffes oft zu knapp. E. £ Ehrenberg, Hans, Doktor der Staatswissen schaft: Die Eisenhüttentechnik und der deutsche Hüttenarbeiter. Stuttgart und Berlin 1906, J. G. Cottasche Buchhandlung Nachf. 4,50 6. Bei dem Versuch, eine technisch-wirtschaftliche Geschichte des deutschen Hüttenarbeiters zu schreiben, hat der Verfasser ein erfreuliches Entgegenkommen bei der Direktion des Hörder Vereins gefunden, die es ihm möglich machte, die Verhältnisse einer einzel nen Unternehmung wirklich gründlich zu studieren. Er spricht ihr dafür im Vorwort seinen aufrichtigen Dank aus, fügt aber überflüssiger- und unserer Meinung nach ungerechterweise hinzu, daß ein solches Ent gegenkommen in Deutschland leider noch ganz un gewöhnlich sei. Diese Behauptung ist um so verkehrter, als eine ganze Reihe anderer bedeutender Werke mit größter Zuvorkommenheit nationalökonomischen Schriftstellern Einblick in die Verhältnisse ihrer Unternehmungen gestattet hat. Aber die Zahl derer, die in Deutschland Bücher schreiben wollen, ist leider so groß, daß nicht Aller Wünsche befriedigt werden können; denn die Leiter unserer Werke haben wirk lich auch noch etwas anderes zu tun, als lediglich den Wünschen schreiblustiger Autoren zu entsprechen. Die vorliegende Arbeit ist eine gründliche und bringt reichhaltiges Material, das namentlich auch nach der geschichtlichen Seite hin in dieser Zu sammenstellung wertvoll ist. Wertvoll ist auch die Feststellung des Verfassers, daß „die Hüttenarbeiter zu den bestbezahltesten“ — in richtigem Deutsch müßte es „bestbezahlten" heißen — „Arbeitern Deutsch lands gehören“. Die Anregung zu seiner Arbeit erhielt Hans Ehrenberg nach seiner eigenen Versicherung von seinem „hochverehrten Lehrer Lujo Brentano“, dessen sehr fördernder Unterstützung bei seinen Studien er mit besonderer Dankbarkeit gedenke. Wir können nur wünschen, daß der genannte Lehrer die Arbeit seines Schülers mit großer Aufmerksamkeit studiere; zweifellos steht manches darin, was Hr. Brentano bis dahin noch nicht gewußt hat; denn sonst hätte sein Urteil über das Unternehmertum vielfach anders lauten müssen. Dr. w. Beumer. Simmersbach, Bruno, Hütteningeneiur: Die Entlöhnungsmethoden in der Eisenindustrie Schlesiens und Sachsens. Berlin 1906, Leon hard Simion Nf. 2,40 .ib. In der Reihe von „Untersuchungen über die Ent löhnungsmethoden in der deutschen Eisen- und Ma- schinenindustrie“, die auf Veranlassung des Zentral- Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen ver öffentlicht werden, bildet die vorliegende Arbeit das 5. Heft. Es bringt aus sachkundiger Feder zunächst ein Kapitel über die allgemeinen Verhältnisse der schlesischen und sächsischen Eisenindustrie, bespricht sodann die Technik der einzelnen Betriebe und die Beschäftigungsweise der Arbeiter in ihnen, um darauf zur Darstellung der einzelnen Lohnformen und ihrer Anwendung überzugehen. Das Ergebnis kommt darauf hinaus, daß das Akkordlohnsystem sich am besten bewährt hat. Jede Arbeit, die nur eben sich nach diesem System bewerten läßt, findet im Akkord ihre Bezahlung, weil man überzeugt ist, auf diese Weise dem Arbeiter in der gerechtesten Form den jenigen Lohn zu bezahlen, den er re vera verdient hat. Anderseits hat auch der Arbeiter bei dieser Löhnungsmethode das sichere Gefühl, denjenigen Lohn zu erhalten, der ihm zusteht. Das Halseyprämien- System hält der 'Verfasser für viel zu kompliziert, als daß es unter deutschen Verhältnissen in Frage kommen könnte. „Ein Lohnsystem, welches Aussicht auf erfolgreiche Einführung in große Industriezweige mit abertausenden Arbeitern haben soll, muß vor allem eine unbedingte Klarheit des Systems und der Berechnungsmethode aufweisen und darf nicht durch komplizierte Berechnung dem Arbeiter das Verständnis für eine solche Lohnmethode benehmen. Versteht aber ein Arbeiter nicht sofort auf den ersten Blick eine Löhnungsform vollständig, so mißtraut er ihr stets, sie bietet ihm Anlaß zu fortwährenden Be schwerden und schließlichen Mißhelligkeiten.“ Gegen den Lohn mit Gewinnbeteiligung führt der Verfasser dieselben Bedenken an, die wir bereits an dieser Stelle bei Besprechung des Bosselmannschen Buches* über die Entlöhnungsmethoden in der südwestdeutsch luxemburgischen Eisenindustrie seinerzeit hervor gehoben haben. D,. w. Beumer. Das Deutsche Patentrecht. Ein Handbuch für Praxis und Studium. Von Dr. F. Damme. Geheimer Regierungsrat, Direktor im Kaiser lichen Patentamt zu Berlin. Berlin 1906, Otto Liebmann. 10., geb. 11 6. Der Verfasser gibt mit dem vorliegenden Buche den Extrakt seiner zehnjährigen Erfahrungen im Kaiserlichen Patentamte. Das Werk, das auch die neuesten Entscheidungen berücksichtigt, bietet dem in der Praxis Stehenden eine wertvolle Hilfe, wenn auch, infolge der vom Patentamte gehandhabten Praxis, die dem freien Ermessen des Einzelnen einen großen Spielraum läßt, die in dem Buche nieder gelegten Gesichtspunkte keineswegs vom Amte selbst stets als richtig anerkannt werden. Trotzdem dürfte es in vielen Fällen sich als vorteilhaft erweisen, im Verkehr mit dem Patentamte sich auf diese An sichten eines seiner Direktoren zu beziehen. Der Ver fasser führt alle Bestimmungen und Gesetze auf den Leitsatz zurück: „Der Erfinder soll sein Recht er halten, weil und insofern er Lehrer der Nation ist.“ Hiervon ausgehend verteidigt er, allerdings wenig glücklich, die viel und besonders von Jürgensohn er folgreich bekämpfte Gebührenhöhe, das Progressiv system der Patentgebühren sowie den frühzeitigen Ver fall der meisten Patente (nach der Statistik von 1905 erreichten nur 2,7 0/o das Alter von 15 Jahren, wäh rend die durchschnittliche Lebensdauer nur 4 bis 5 Jahre beträgt). Erfreulich ist die freimütige Kritik, die der Verfasser an einigen Einrichtungen, z. B. an der Klasseneinteilung, übt. Der vorliegende Band ist eingeteilt in zwei Bücher: 1. Geschichtlicher Rückblick auf die Ent wicklung des Patentwesens, 2.'Das geltende deutsche Patentrecht, 3. einen Anhang, der die einschlägigen * „Stahl und Eisen“ 1906 Nr. 9 S. 569.