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lycur, (mit 50—100 Louisdor) die Erwerbung de» Bürgerrechts bezahlt wird, der kann das NnbiMge jener Federung nickt verkennen. Der Platz, wel chen die Felsberger jetzt zum Anbau gewählt, erfodert eine Korrektion de» Rhcinuferö, die mehr als 100,000 Gulden kosten dürfte, und daß wir unser Geld nicht gern unnöthigerweise inS Wasser werfen lassen, ist wol verzeihlich. Daß wi» nichtsdestoweniger die bedeutenden Unterstützungen aus Deutschland zu schätzen wissen, darf man überzeugt sein.— Unser großer Rath wird in der Jesuitenfragc wol den Mittelweg einschla- gen und Luzern einladc», jene Schwarzröcke wieder fortzuschicken; unsere Interessen im Canton St.-Gallen gehen zu sehr mit dem Frieden Hand in Hand, als daß sich ein bestimmterer Entschluß erwarten ließe, wo jener dadurch bedroht werden könnte. Das Volk ist übrigens der Mehrzahl nach den Jesuiten feind, denn was diese im Lande sollen, ist Allen eine unbeantwortete Frage. Wir haben einheimische Lehrer und Prediger aller Confessioncn genug, und da wir so von keiner Seite einen Nutzen für uns erblicken, müssen wir ihn wol auf der andern Seite vermuthen. Das ist bei uns schon ein unvermeidlicher Verdacht, und daß die Jesui ten diesen nicht wenigstens anfänglich von sich abgewendet, beweist eben nicht große Taktik. — Nach der augsburger Allgemeinen Zeitung wäre die waadter Re volution in der That durch berner Geld bewerkstelligt worden. Es wären 15,000 Schweizcrfranken von Bern an einen Führer dortiger Radicalen gesendet worden. — St.-Gallen hat für bloße Einladung der luzerner Regierung zur Entlassung der Jesuiten instruirt. D ür kei. * Konstantinopel, 12. Febr. Der Proceß wegen des griechischen Knaben in der Vorstadt Has-Köi, der zum Islamismus übcrgetretcn war, und des deshalb stattgefundencn Volksauflaufs (Nr. 44), ist nun be endigt. Der Knabe hatte zu wiederholten Malen vor dem Staatsrathe standhaft erklärt, daß er Muselmann geworden sei und nicht zum Christcn- thume zurückkehrcn wolle. Da er bereits das 16. Jahr erreicht hatte — früher hatte man ihn fälschlich für 12 —14 Jahre alt ausgcgcben — so entschied der Staatsrath, daß er das zu einer freien Rcligionswahl er- fodcrliche Alter gehabt habe, und daß er nicht gezwungen werden könne, wieder Christ zu werden. Der eine Priester, drei Kirchendiener und ei nige andere bei dem Volksauflaufe verhaftet? Personen wurden in Frei heit gesetzt. Nur der Diakonus, welcher dem Capitain der Wache den Säbel entrissen und zerbrochen hatte, wurde von dem Untersuchungsgefäng nisse dem griechischen Patriarchate mit der Weisung überliefert, ihn we gen dieses Vergehens gegen die öffentliche Sicherheitsbehörde streng zu bestrafen. Der Capitain der Wache wurde zum gemeinen Soldaten dc- aradirt. Das bei ähnlichen Gelegenheiten übliche Verfahren der hiesigen Geistlichkeit mochte wol hauptsächlich den Knaben zu seiner ernsthaften Weigerung bewogen haben. Obengenannte Priester und Kirchendiener wa ren nämlich mit der Kette und dem eisernen Halsbande in den Händen vor das türkische Haus gekommen, erklärend, daß der Knabe geisteskrank sei und in das griechische Narren- und Correctionshaus auf der Prinzcn- rnsel gebracht werden müsse. Dort in dem Kloster St.-Georgi, welches schon zu den Zeiten des Byzantinerthums selbst büßende und verstoßene Kaiser und Kaiserinnen eingeschlossen hatte, pflegt man dergleichen Subjekte zur Besserung und.Heilung unterzubringcn. Mit der langen Kette am Halse klirren sie als Narren mit klarem Verstand in den öden Kloster hallen umher, und schauen sehnsüchtig über die Mauern nach dem lebens frohen Stambul und seinen Genüssen — das Kloster liegt auf einem Berge und hat eine wundervolle Aussicht — herüber. Es sind Beispiele vorhanden, Laß leichtsinnige Personen durch die Jnlriguen ihrer geld- oder rachgieri gen Verwandten von dem Patriarchate zu dieser Abschließung von der Welt verdammt wurden. Auch das armenische Patriarchat hat eine solche Correktionßanstalt, deren Dasein uns durch einen erst vor kurzem erfolg ten ähnlichen Fall ins Gedächtniß zurückgcrufcn wurde. Ein schismati- scher Armenier, der zum Katholicismus überzutreten beabsichtigte, wurde von dem Patriarchen als geistesvcrwirrt in dieses Haus cingesperrt. Sein Bruder wendete sich deshalb an den Minister des Aeußern. Als Schc- kib-Efendi den Patriarchen wegen dieser gesetzwidrigen Einsperrung zur Rede stellte, zeigte dieser einen Ferman aus den ersten Zeiten der Ne gierung Sultan Mahmud's, nach welchem sich die Behörden nicht in die religiösen Angelegenheiten der armenischen Nation zu mischen hätten. Schekib - Efendi erwiderte ihm, daß dieser Ferman nicht auf jenen Fall bezogen werden könne und daß die Zeiten einer solchen Willkür und Barbarei vorüber seien, und befahl ihm, den Mann auf der Stelle in Freiheit zu setzen, was erfolgte. Nach der Verkündung des Hattischerifs von Gul- Hane, welcher jede willkürliche Einkerkerung ohne vorhergegangcne gericht liche Untersuchung und Aburtclung verbietet, war cs grade die höhere griechische und armenische Geistlichkeit, die zuerst RMid-Pascha hiergegen Einwendungen machte, ihm bemerkend, daß sie hgüfig durch die Beichte und andere religiöse Wege zur Kenntniß von VergeHen gelange, welche keine Untersuchung zuließen und doch eine Bestrafung erfodertcn. Ob gleich wir schon öfters unsere Stimme zum Besten der Christen des os manischen Reichs erhoben und auf eine Verbesserung ihrer socialen und politischen Verhältnisse von Seiten der Pforte drangen, so können wir doch nicht umhin, bei dieser GelMnhcit cinzugcstehen, daß eben diese Christen auf einer der niedrigsten Stufen der moralischen und wissenschaftlichen Bildung stehen. Die Haupturfache hiervon ist in der Geistlichkeit zu su chen, in deren Händen das Loos dieser Völker liegt. So lange sie selbst noch in der graffesten Ignoranz befangen, von dem rücksichtslosesten Re- ligionsfanalismus, der noch heftiger ist als der muselmännische, aber jetzt nicht mehr die Macht hat zu wüthen wie dieser, durchdrungen und nur auf ihre eignen Interessen bedacht ist, läßt sich da wol eine wohlthätige Rückwirkung von ihr auf das Volk erwarten? Der türkisch» Gesandt« in Achen, Hr. Mufsuri», steigt täglich mehr in der Gunst der Pforte. Sic hat ihm djeft Woche einen neuen brillantenen Nischan und die auf die Münzreform geprägte goldene Me daille von einem schmeichelhaften Schreiben begleitet überschickt. Die schon über ei»Jahr hinauSgeschöbene Angelegenheit der Aufent halt Serl au bniß für die hellenischen Untertyanenist endlich beendiat. Der türkische Commissar Emin-Efendi und der hiesig« griechische Consul haben bereits begonnen, die von den türkischen Behörden unterzeichneten Aufenthaltskarten auSzutheilen. Ihre Anzahl wird sich auf mehr als 7000 belaufen, d. h. für Manner; Weiber und Kinder sind in dieser Zahl nicht mit inbegriffen. Bis jetzt wurden bei dieser Operation schon an 200 mit hel lenischen Passen versehe» gewesene Rajas als Pseudohellcnen ausgeschieden. Gestern sind Nachrichten aus Beirut vom 4. Febr. hier cinaetrof- fcn, nach welchen die größte Gährung im Libanon herrscht. Die Druse» hatten sich in der Anzahl von mehr als 2000 in einem Dorfe zwei Stun den von Deir-el-Kamar versammelt, und dieMaronitrn in nichtminderer Anzahl in Deir-cl-Kamar selbst. Beide Parteien schnauben Wuth und Rache, und es ist jede Stunde zu erwarten, daß der erste Angriff erfolge, worauf dann der Bürgerkrieg wieder von neuem im Gebirge auflodern wird. Perfonalnachrichteu. Sonsuln. Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach. Hr. S- Cahlmann ist zum Consul in London ernannt worden. zvkben. Äurhessen- Hausorden vom goldenen Löwen, Großkreuz: der Fürst zu Jsenburg-Birstein; Cqmmandeurkreuz 2. Kl-: der Rcgierungs- director Frhr. v. Dörnberg zu Marburg, derObergerichtSdirector Engel hard, der Oberfinanzkammerdirector Meisterlin, der Oberzolldirector v. Schmerfeld; Ritterkreuz: der geh. Justizrath Giese, der Major Hopffe, der Rcsidenzpolizeidirector Morchutt, der Oberstlieutenant v. Wurmb- Wissenschaft und «Kunst. * Berlin, 26. Febr. vr. DönnigeS hat im wissenschaftlichen Verein- einen Bortrag über Communismus im Allgemeinen gehalten. Sein Vortrag, war jedoch kaum etwas Anderes als ein historisches Referat. Auf die neuer» communistischen Bewegungen kam er kaum zu sprechen, jedoch wurde der Schneider Weitling von ihm zwar der revolutionairste, aber auch der ehr lichste Communist genannt. — Von dem Schriftsteller M- Heß circulirt hier jetzt der Prospect einer neuen, von ihm unter dem Namen „Gesellschaftsspie gel" herauszugebenden Monatsschrift- Sie will „die Vertretung der besitz losen Klassen" zu ihrem Zwecke machen. — Die Studirenden der Hochschule Zürich haben den Professoren Geib- und Löwig einen Fackelzug gebracht, Jenem aus Anerkennung für seine» Entschluß, den an ihn ergangenen Ruf der preußischen Regierung nach Greifs wald abzulehnen, Diesem aus Dank für seine ausgezeichneten langjährige» Leistungen als Doccnt der Chemie. Die Zahl der Studirenden im gegenwär tigen Wintersemester ist nach amtlichen Berichten 101 Jmmatriculirte und einige 20 nicht Jmmatriculirte. Handel «nd Kn-nstrie. *A«S Schlesien, 25. Febr. Der fortdauernde Begehr leichter baum wollener Waaren beschäftigt unsere Fabriken, also auch die Weber, sehr- Die Vereine haben kürzlich viel verbessertes Arbeitsgeräth auSgegeben, und- eö wäre zu wünschen, diese Wohlthat würde überall angemessen anerkannt und gewürdigt. Der rauhere Winter hat die Vorräthe an groben Wollenwaarcn, deren durch die mildern Jahre 1842/43 verminderter Verbrauch sic sehr hatte anhäufen lassen, aufgeräumt, und auch hier wird neuer Vorrath ge schafft, und eine Menge Hände finden darin Beschäftigung- Verhehlen dür fen wir uns nicht, daß auch dieser Geschäftszweig dadurch immer kümmer licher wird und ganz einzugehen droht, daß wir wie in der Lcinweberev nicht nur nicht fortgeschritten sind, sondern gegen die andern Vereinsländer zurückstehen. Mit wenigen Ausnahmen halten die schlesischen Friese keine Ver gleichung mit andern aus; was sie noch hält und ihren Absatz in größer» Massen noch ermöglicht, ist ihre Wohlfeilheit. Um so erfreulicher ist das- Vorschreiten in anderer Beziehung. Wir haben Meublesdamaste aus Langen- bielau und Wüste-Waltersdorf gesehen, Vie gut, schön und im Preis ange messen billig sind. * Berlin, 25. Febr. Von je her haben die Schwankungen im Geldum läufe für den Handel, die Industrie, den Besitz und den öffentlichen Wohl stand überhaupt die nachtheiligsten Folgen herbcigeführt, und die Abstellung derselben ist vielfach Gegenstand der angelegensten Sorge für die Staatsmän ner geworden. Zeigt sich als die natürliche Ursache dieser Schwankungen de» Mangel an currentem Gelde, so erscheint als das einfachste Mittel der Ab- hülfe die Vermehrung der im Umlaufe befindlichen Summen. Dieses Mittet ist denn auch beständig in Anwendung gebracht. Die Staaten haben auf die Garantie ihres factischen Bestehens verzinsliche und unverzinsliche Papiere als Geldwerth emittjrt; Handelsgesellschaften haben Verschreibungen aus ihr- Capitalvermögen auSgegeben; Vereine ländlicher Grundbesitzer haben sich durch Creditbriefe auf den Werth des Bodens die Mittel zur Betreibung ihre» wirthschaftlichen Unternehmungen gesichert. Bei solchen Vorbildern ist eS un begreiflich, wie bisher die städtischen Grundbesitzer noch nicht auf die Idee gekommen sind, sich ihren mannichfachen Geldverlegenheiten durch ähnliche An lagen zu entziehen. Die Geldschwankungen und der Mangel disponibler Ca- pitalien machen sich besonders in neuerer Zeit den städtischen Besitzern dop pelt fiihlbar, wo alle Kräfte vorzugsweise industriellen Unternehmungen zu gewendet werden; und vor Alldm Berlin macht gegenwärtig in dieser Bezie hung Erfahrungen, welche ein besserndes Eingreifen als dringende Pflicht er, scheinen lassen. Die städtische Hypothekenordnung entspricht keineswegs de» Bedürfnissen; sie ist mehr auf den Schutz der Gläubiger als auf die wirkliche Unterstützung der Geldbedürftigen berechnet. Sollen auf «in Gebäude Hypo theken eingetragen werden, so wird allgemein der sogenannte Feucrkassenwerth als Grundlage der Sicherheit angenommen. Dieser Feucrkassenwerth bezieht sich aber nur auf das Material, auf das Holz und die Steine, aus denen das Gebäude aufgeführt ist, und erreicht den wahren Werth desselben niemals auch nur annähernd; auf das Grundstück dagegen, welches dem Material