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durchaus nicht wesensfremd ist und für Franck Anregungen seiner Zeit genossen Brahms und Wagner als auch Bachs geistig und formal von großer Bedeutung waren. Der 1822 in Lüttich geborene Kompo nist gelangte früh in den Bannkreis von Paris. Frühzeitig mit Preisen für Klavier- und Orgelspiel ausgezeichnet, blieb dem reifen Komponisten die gebührende An erkennung versagt. In ärmlichen Verhältnissen lebte er als Musikleh rer und Organist in Paris, bis ihm 1872 eine Professur am Pariser Konservatorium angetragen wur de. Erst etliche Jahre nach seinem Tod (1890) begannen sich seine Werke durchzusetzen. Die musika lische Sprache der Romantik, ins Romanische transponiert, eine an vorklassischen Meistern geschulte Formklarheit und eine mit französi scher Delikatesse behandelte In strumentation sind die Wesens merkmale der Musik Francks. „Psyche", die letzte seiner vier sin fonischen Dichtungen, wurde 1887/88 komponiert, also in un mittelbarer Nähe der Sinfonie d-Moll, und erlebte am 10. März 1888 in Paris ihre Uraufführung. Das zu den Höhepunkten im Schaf fen des Komponisten gehörende Werk offenbart seine ganze schöp ferische Eigenart, die menschlich künstlerische Reife seiner Spätzeit, den Reichtum seiner melodisch-har monischen Erfindung. Obwohl an einigen Stellen des Stückes zum Orchesterklang der Chorgesang (Text von Sicard und Louis de Four- caud) tritt, handelt es sich um keine Kantate; das inhaltliche Gesche hen wird ausschließlich vom Or chester getragen. Die Chorrolle ist der des Chores in der antiken Tragödie vergleichbar. Er hat keine dramatische Funktion, sondern er kommentiert nur das Geschehen und trägt zur allgemeinen Atmos phäre des Ganzen bei. Die Bässe fehlen, wodurch der Chor einen transparenten, schwebenden Klang erhält. Als Vorwurf diente dem Komponi sten der antike Mythos von Eros und Psyche. Das Werk besteht aus drei Teilen: „Psyches Schlaf"; „Die Gärten des Eros"; „Psyches Ver stoßung, Leiden und Verklärung". Wie in Wagners „Lohengrin" Elsa das Verbot bricht, nach Nam' und Art ihres Ritters zu fragen, so wird die unschuldige Psyche dadurch schuldig, daß sie das Antlitz des Spieldauer: ca. 45 Minuten Cesar Frank