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in erfüllte Musik umsetzten, war das Erlebnis des Abends. Und Bongartz lernte man als Orchesterführer von hohen Graden kennen, dessen Schlag technik lediglich untergeordnetes Medium geistiger Formung ist. Die Dresd ner kennengelernt zu haben, war der große Aktivposten des Abends.. . Ruhrnachrichten, Gelsenkirchener Anzeiger, 18. Januar 1956 ... Von ihr zum Ausklang der Sinfonie g-Moll, KV 550, führt dei direkte Weg. Heinz Bongartz formte vor allem die beiden Sinfonien zum Meister stück hoher Orchesterkunst, die spieltechnischen Möglichkeiten seines Kammerorchesters bis zur letzten Akkuratesse ausmusizierend. Wie er die Akzente verteilt und die Sätze aufbaut, jeden Takt mit rhyth mischer und dynamischer Feinheit erfüllt, gebührt hohe Anerkennung. Der Hörer war entzückt und berauscht. Der kongeniale Aufbau des groß artigen Werkes dürfte kaum zu übertreffen sein ... Westfälische Rundschau, Bochum, 19. Januar 1956 ... Als Gäste waren das Kammerorchester der Dresdner Philharmoniker erschienen. Das Spiel des Gastorchesters, das konnte man schon nach wenigen Takten feststellen, erfüllte alle von vornherein hochgespannten Erwartungen, und das sowohl in der prachtvollen Durchführung des Details, als auch in der bei allem klassischen Maßhalten so warmen und überzeu genden musikalischen Diktion. Hervorragend die klangliche Kultur des Streichkörpers, dessen spieltechnische Ausgeglichenheit zu beobachten eine wahre Freude war! Heinz Bongartz wirkte als Dirigent in seiner äußeren Haltung sehr sach lich, seine Zeichengebung ist sparsam und erhebt sich nur selten zu einer ausladenden Geste, dann aber mit Nachdruck und unleugbarem Tempera ment. Westdeutsche Allgemeine, Bochum ... Die eigentliche Überraschung war das Orchester. Die sonst wohl auf große pathetische und betont kraftvolle Ausdrucksmanier und deutliche Expressivität eingestellte Gemeinschaft wartete erfreulicherweise — wie es stilistisch recht war — in kleiner Besetzung auf. Und in keinem Augen blick des Abends erfuhr man eine unschöne Härte, eine störende Schärfe des Klangs. Heinz Bongartz war sich jederzeit des mozartischen Geistes bewußt — auch in der leidenschaftlichen, schmerzlichen g-Moll-Sinfonie. ... Es lag über aller Ausführung ein solch empfindsamer, feingeistiger Zug stilistischer Lockerheit und klanglich lichter Atmosphäre, daß man sich herzlichst und ehrlich bedanken muß für einen so stilvoll und köstlich musizierten Mozart.