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misch abgewogenen Linienführung. Besonders reizvoll waren dabei die Zeit maße modifiziert, obwohl Bongartz unentwegt an der jeweiligen Grund bewegung festhielt. Die liebenswürdig-schöne Serenata notturna, KV 239, und die tragische g-Moll-Sinfonie, KV 550, boten Bongartz und das Orchester ebenfalls mit betonter Hervorhebung der Formgebung und dem im musikalischen Gebilde eingeschlossenen seelischen Elementen dar. So konnte abschließend fest gestellt werden, wie sehr das Orchester seit seinem letzten Hamburger Besuch gewachsen ist und in welchem Maße es gerade das Werk Mozarts — als ideales Gemeingut — gepflegt hat. Das Echo, Hamburg, den 23. Januar 1956 ... Die Gäste kamen mit einem ausgesucht schönen Mozart-Programm (Sin fonien B-Dur, KV 319, und g-Moll, KV 550, Kleine Nachtmusik und die Serenata notturna, KV 239). Das genügte, um die Musikhalle bis auf den letzten Platz zu füllen. Prof. Heinz Bongartz musiziert Mozart aus sehr sicherem Formgefühl und zuverlässiger Stilkenntnis eines Musikers, der dem Genius Mozart dient. Die Dresdner Philharmoniker sind ein mit Hingabe sich einsetzendes Orchester. Wer nach Vergleichsmöglichkeiten sucht, findet sie bei den Wiener Sinfonikern ... Hamburger Anzeiger, den 23. Januar 1956 ,,. Die Dresdner waren mit 42 Musikern angetreten und wollten damit beweisen, daß sie Mozart kammermusikalisch zu interpretieren gedachten. Diese theoretische Absicht wurde praktisch erhärtet. Unter allen Konzer ten, die sie uns bisher unter ihrem Prof. Heinz Bongartz boten, war die ser Mozart-Abend der feinste und nobelste, der im Klang gepflegteste, im Ausdruck dezenteste. Bongartz dirigierte unauffällig, aber mit einer Klar heit und vor allem jener Intensität, die mehr durch ihre innere Ausstrah lung als durch die äußere Gestik und ihre sichtbare Gewalt deutlich wird. Singendes Espressivo, gleitende Tempi, die ruhige und in keinem Takt forcierte Atmung einer Musik, deren feingliedriger Organismus so leicht zu vergröbern und zu verzerren ist, gaben dem Programm in jeder Einzel heit eine vorbildliche Ausdeutung... Abendblatt, Hamburg, 23. Januar 1956 •.. Selbstverständlich, daß eine Musikstadt vom Rang und von der Tra dition Dresdens auch in der Mozart-Pflege ein Wort mitzureden hat. Dies mal wurde uns der „Dresdner Mozart“ von den viel reisenden Philhar-