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nach wie vor einen ersten Platz in der stolzen Reihe der deutschen Sinfonie-Orchester. Es war darum gut, diese Tatsache durch eine Konzert reise des Orchesters dem deutschen Westen wieder einmal ins Gedächtnis zu rufen. Das Mozart-Programm, das die „Dresdner“ in der Niedersachsonhalle ab solvierten, war so recht auf die Besonderheit dieses Orchesters zugeschnit ten. In Heinz Bongartz hatte es überdies einen Dirigenten, geeignet wie bemüht, diese Vorzüge ins hellste Licht zu rücken. Schon mit den ersten Takten der B-Dur-Sinfonie, KV 319, war der Stil des ganzen Abends ge prägt und festgelegt, er hieß: klassisches Maß und kammermusikalische Gehaltenheit, Schwerelosigkeit und Durchsichtigkeit. Stets dominierten, der klassischen Intention entsprechend, die mit subtilster Phrasierung geführten Geigen. Bewundernswert die sich mit größter Selbstverleugnung ein- und unterordnenden Bläser. Niemals ging das Abnehmen und Weiter führen einer Phrase dynamisch auch nur um Haaresbreite über die Linie hinaus, welche die Geigen vorgezeichnet hatten!... Westdeuische Allgemeine vom 18. Januar 1956 Seit je erfreut sich die Dresdner Philharmonie des Rufes, eines der ersten deutschen Orchester zu sein. Die Gäste waren — den mozartischen An forderungen entsprechend — in der Besetzung des Kammerorchesters gekommen. Um so offener lag also die Qualität ihres Spieles zutage. Wer jemals Mozart gespielt hat, weiß, daß die saubere Interpretation seiner Musik gefürchtete Anforderungen an die Konzentration der Aus führenden stellt. Und jene Spieler erreichen den höchsten Grad an Güte, die solche heiklen Probleme vergessen und mozartische Musik in ihrer ganzen Klarheit schlackenlos erklingen lassen. Dieser Art waren die Dresdner. Ihr Programm allein ließ den Mozart-Freund die Ohren spitzen: Eingerahmt von den Sinfonien B-Dur, KV 319, und g-Moll, KV 550, erklangen die Kleine Nachtmusik, das Klavierkonzert B-Dur, KV 450, und die Serenata notturna für zwei Orchester in D-Dur, KV 239, — ein Musterprogramm schlechthin. Es ist in der Tat überflüssig, ins einzelne zu gehen und zu versuchen, diese oder jene Schönheit besonders unterstreichen und mit Worten um reißen zu wollen. Das Genie des Salzburger Meisters war in diese Musi kanten gefahren, die der unbeschwerten köstlichen Fracht der Kleinen Nachtmusik oder der nächtlichen Serenade den gleichen apollinischen Glanz verliehen wie der bekenntnishaft sinfonischen Erfüllung in g-Moll. Wie dieser Streichkörper mit unerhörter Feinnervigkeit, diese Bläser unter edelster Tongebung die zuweilen nur andeutenden Gesten, dann aber wie der befeuernden dynamischen und rhythmischen Akzente ihres Dirigenten