Volltext Seite (XML)
L«ls Moe ÄMWMit 302 Notverordnungen vor dem RUnisterrat. Paris. 31. Oktober. Oie Mitglieder des französischen Kabinetts waren zu einem Mnisterrai unter dem Vorsitz des Staatspräsidenten zusammengelrcken, dem nach einem Bericht des Minister präsidenten Laval über die außenpolitische Lage 302 Not verordnungen zur Unterzeichnung vorlagen. Es handelt sich um Reformen der inneren Verwaltung des Staates, der Departements und der Gemeinden wie zum Beispiel die Aufhebung der Teneraldirektion für elsaß- lothringische Angelegenheiten und ihre Angliederung an das Ministerpräsidium, ferner um die Neuregelung des Ge treide- und Futtermittelmarktes und um eine ganze Reihe von Erlassen für die Gesundung der Landwirtschaft. Ferner wurde für die Verwaltung Luftschutz ein neuer Kredit er öffnet, dessen Höhe jedoch noch nicht bekannt ist. Bon gestern bis heute Diplomatenempfänge beim Führer. Der Führer und Reichskanzler empfing oen Gesandten des Königsreichs Irak, Seine Königliche Hoheit Emir Zeid- el-Hussein, ferner den neuernannten lettischen Gesandten, Herrn Celmins, zur Entgegennahme ihrer Beglaubigungs schreiben. An dem Empfang nahm teil der Reichsminister des Auswärtigen, Freiherr von Neurath, und die Herren der Umgebung des Führers. Emir Zeid ist der erste Ge- l sandte seines Landes in Deutschland, nachdem Irak vor ' Einiger Zeit seine staatliche Selbständigkeit erlangt hat Einberufung des Memeler Landtags. Die Einberufung des neuen Memelländischen Landtags wird nunmehr auch amtlich bestätigt. Durch Akt vom 31. Oktober 1935 hat der Gouverneur des Memelgebiets die erste Sitzung des neuen Memelländischen Landtags für Mittwoch, den 6. November, vormittags 10 Uhr, in den Räumen der Memeler Stadtverordnetenversammlung an- ! beraumt. i Regierungsumbildung in der Tschechoslowakei. Der tschechoslowakische Staatspräsident Masaryk Hai , der von dem Ministerpräsidenten vorgeschlagenen Umbil- ; düng der Regierung zugestimmt unter der Voraussetzung, daß es zu keinen größeren Aenderungen komme. Er wird jedoch zunächst den in Aussicht genommenen künftigen Mi nisterpräsidenten Dr. Hodza empfangen, um sich von ihm seine Pläne darlegen zu lassen. Ebenso sind den Ministern ! die Absichten der tschechischen Agrarier zur Kenntnis ge- > bracht worden. Sie werden darüber den übrigen Regie- I rungsparteien berichten. Mit dem förmlichen Rücktritt der : Regierung ist daher erst zu rechnen, wenn alle diese Be- ; sprechungen in zustimmendem Sinne abgeschlossen sind s Wieder eine Lügenmeldung. In ausländischen Blättern sind Meldungen verbreitet, r denen zufolge das Propagandaministerium seine Nachgeord neten Dienststellen angewiesen habe, die Namen im Kriege gefallener Juden von Kriegerdenkmälern und Gedenktafeln ! zu entfernen. Gegenüber diesen Meldungen wird amtlich - festgestellt, daß eine solche Anweisung nicht ergangen ist Georg II. wartet Volksentscheid ab. Aus der Umgebung des Königs Georg von Griechen- , land wird mitgeteilt, daß noch keine endgültigen Beschlüsse > über seine Rückkehr auf den griechischen Thron gefaßt seien, s Wenn der Volksentscheid günstig laute, werde König Georg j voraussichtlich nach Italien reisen und von dort an Bor!' < eines griechischen Kreuzers nach dem Piräus fahren. - Allerlei Neuigkeiten ! Rundfunksender für die Bayerische Ostmark. Zur Ver- l besserung der Rundfunkempfangsverhältnisse in der Bayeri- ! schen Ostmark beabsichtigt die Deutsche Reichspost, einen ! Rundfunksender mit einer Leistung von 5 kW. zu errichten. ! Die Ermittlungen für den günstigsten Aufstellungsort des Senders sind im Gange. Der Sender wird, da Einzclwellen nicht verfügbar sind, an ein bestehendes Gleichwellennetz angeschlossen werden. Die „Vergnügungssucht" der Londoner. Eine Rede des arbeiterparteilichen Londoner Stadtpräsidenten, Morrison, der sich über die Moral der Londoner Bevölkerung beklagte, hat in Lon-on Aufsehen hervorgerusen. Vor dem Londo ner Stadrat erklärte Morrison, daß London vergnügungs süchtiger als Paris geworden sei. Er glaube sogar, daß Lon don die am wenigsten religiöse Stadt in der Welt sei. Es sei erwünscht, daß der Londoner Stadtrat die Vergnü gungssucht der Bevölkerung „abbremse". Spanischer Dampfer ausgebrannt. Der spanische 3000- Tonnen-Dampfer „Zabalbide" geriet bei der Einfahrt in die Dockanlagen von Garston (Lancaster) in Brand und wurde fast vollständig vernichtet. Das Schiss hatte eine Ladung von Esparto-Gras an Bord. Die Besatzung konnte rechtzeitig an Land gebracht werden. Nach stun- denlanger Arbeit gelang es den Feuerwehren, ein Ueber- greifen des Brandes auf andere Schiffe zu verhindern. Zusammenstoß zweier Flschdampfer. Nachts stießen an der portugiesischen Küste bei Praia do Mindelo zwei Fisch dampfer zusammen. Dabei wurde der eine Dampfer, „Tro ja", so schwer beschädigt, daß er sofort sank, während das andere Schiff, „Guia Velh< nur leicht beschädigt wurde und die Besatzung des gesunkenen Schiffes übernehmen konnte. , . ' Geheime Erdölleitung in Argentinien? Aufsehenerre gende Gerüchte über das Bestehen einer geheimen Rohrlei tung zum Transport von Erdöl an der argentinisch-bolivia- nischey Grenze haben eine gewisse Bestätigung dadurch er- fahren; daß der Präsident der Republik die staatlichest argen tinischen Petroleumbetriebe mit der Durchführung einer eingehenden Untersuchng beauftragt hat. Nach den vorlie genden Meldungen soll diese geheime Erdölleitung der „Standard Oil Co." gehören und von den bolivianischen Pe troleumgebieten nach der argentinischen Grenzprooinz Salta führen. Trauerfeier für Letzte Ehrung des groben KürWers Im Theater am Horst-Wessel-Platz in Berlin fand eine erhebende Trauerfeier statt, mit der die Mitglieder der Neichstheaterkammer ihrem ersten Präsidenten, Ministerial rat Otto Laubinger, in Gegenwart des Reichsministers Dr. Goebbels und der engsten Angehörigen des Verstorbenen die letzte Ehre erwiesen. Inmitten der Bühne, vor einem riesigen umflorten Banner des Reiches, war auf hohem Katafalk der Sarg aufgebahrt. Berufskameraden hielten s dem Heimgegangenen die Totenwache. Feierlich ertönten die Klänge des Trauermarsches aus der „Götterdämmerung", von den Philharmoniker» unter Prof. Raabe meisterlich oorgetragen. Beethovens ergrei fender Anruf der Ewigkeit „Die Himmel rühmen des Ewi gen Ehre", von Heinrich Schlusnus gesungen, gab der feier- , Uchen Stimmung sinnfälligen Ausdruck. Den Dank aller deutschen Theaterleiter an den Ver storbenen sprach Generalintendant Oskar Walleck aus, in dem er an die großen Verdienste Otto Laubingers um den Neuaufbau des deutschen Theaters in schwerster Zeit er innerte. Dem vorbildlichen Berufsgenossen und Kameraden vor allem sollten die Abschiedsivorte gelten, die Eugen Klöpfer dem Heimgegangenen nachrief. Eine letzte Würdigung des Künstlers und politischen Kämpfers für dis kulturellen Ziele des Dritten Reiches gab ^-ickisdramaturg Dr. Rainer Schlösser. In bewegten Worten faßte Reichrminifter Dr. Goebbels all oas zusammen, was Otto Laubinger dem deutschen Thea ter als erster verantwortlicher Führer der Neichstheater kammer, der Kulturpolitik des neuen Reiches durch seine unerschütterliche Treue und Tatfreudigkbit, Sachkenntnis und vorausschauende Zielsetzung, seinen Kameraden durch seine selbstlose Hilfsbereitschaft, seinen Freunden durch seine I vorbildliche menschliche Haltung gegeben und bis zum letzten ' Augenblick durch unvergeßliche Taten bewiesen hat. Selten sahen wir einen, sagte der Minister u. a., der > mit so glühendem Idealismus wie er seiner Aufgabe diente, j dessen Kämpfermut unerschrockener, dessen rührende Güte > größer und unerschütterlicher, dessen kameradschaftliche Ver- > bundenheit bedingungsloser und dessen soziale Hilfsbereit- j jchaft wärmer und opferfähiger gewesen wäre als die seine. '> Er war ein Freund unter den Freunden in des Wortes § wahrster und tiefster Bedeutung. Der Künstler Otto Lau- s binaer zoa seine Lauterkeit und prägnante Schlagkraft aus > Mo Laubinger Ver tiefen Menschlichkeit, die ihn erfüllte. Seine Künstler schaft war aktives Bekennertum. Für ihn war das Thea ter nicht Stätte de» Luxus oder des Amüsements; er Iah in ihm eine Erziehungsanstalt für das ganze Volk. Sein Leben und Wirken dienten der Erreichung dieses Zieles. Es schien, als sei mit dem Durchbruch der nationalsoziali- stischen Revolution nun auch die Erfüllung seines Lebens traumes gekommen. Jetzt hatte er die Möglichkeit, seine kühnen und weitreichenden Pläne in die Wirklichkeit zu übersetzen. Ideen blieben nicht Ideen, sondern wurden Realitäten. Gedanken wie der der Reichstheaterfestwoche oder der der Heidelberger Nationalfestspiele entsprangen seiner unermüdlichen Phantasie. Die Zusammenfassung aller am Theater schaffenden Kräfte in einer einheitlichen Organisation war sein Lebenswerk. Im Aufbau des Deut schen Nationaltheaters im Schillerschen Sinne wollte er ihm die letzte Krönung geben. Mitten im Werk und kurz vor seiner Vollendung ist er nun in den Sielen gestorben. Tiefe Traurigkeit erfüllt uns alle, die wir hier um seine Bahre versammelt stehen. Er ist von uns gegangen und hat uns nur seine Aufgabe als Vermächtnis hinterlassen. Sein Andenken wird bei mir und bei allen, die ihn kannten, unvergeßlich sein. Sein Leben und Wirken steht unaus löschlich in unserem Gedächtnis eingeschrieben. Nun lebe wohl, Du guter Kamerad. Unsere Trauer und Wehmut begleiten Dich. Dann nahm der Schauspieler Friedrich Kayßler mit den eindrucksvollen Worten Stephan Georges „Erhebung" Abschied von seinem Kollegen und Kameraden. Die Herzen aller Trauergäste schwangen mit, als das Berliner Phil harmonische Orchester zum Schluß Griegs Weisen von Aases Tod aus „Peer Gynt" intonierte. — Von den Brettern, die den Anfang der Laufbahn Otto Laubingers und den Inhalt seines Lebens bis zuletzt bildeten, begann dann die letzte Fahrt nach Stahnsdorf, wo er inmitten des schönen Waldfriedhofes seine letzte Ruhestätte fand. Das Beileid des Führers Anläßlich des Hinscheidens des Präsidenten der Reichs- theaterkammer, Ministerialrat Laubinger, hat der Führer und Reichskanzler an die Gattin des Verstorbenen das fol gende Telegramm gerichtet: Auf das tiefste bewegt von dem Unglück, das sie betroffen hat, bitte ich Sie, meine herzlichste Teilnahme entgegennehmen zu wollen. Besteyung Otto Lau bingers aus dem Stahns dorfer Friedhof. Nach der Trauerfeier im Theater am Horst- Wessel-P.latz wurde der erste Präsident der Reichstheaterkammer, Ministerialrat Otto Lau binger, aus dem Wald- sricdhos in Stahnsdorf feierlich beigesetzt. Weltbild (M). Aus demGevichtslauL Durch den Führer begnadig». Die Iustizpressestelle Breslau teilt mit: Der Führer und Reichskanzler hat den wegen Mordes an der ledigen Frida Stein vom Schwurgericht in Glogau zum Tode verurteilten Franz Poczatek aus Sedschin zu lebenslänglichem Zucht- j Hause begnadigt. Der Gnadenerweis ist ergangen, weil Poczatek, der bis dahin unbestraft war und sich eines guten Rufes erfreute, den Entschluß zur Tat in verzweifelter Stimmung gefaßt hat. Todessprung eines Schwerverbrechers. Die berüchtigte Einbrecherbande des Johann Wittenberg wurde von der Duisburger Großen Strafkammer wegen der vielen schweren Einbrüche abgeurteilt, die sie im Rhein land verübt hat. Der Bandenführer Johann Wittenberg er hielt sieben Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverlust. Sein erster Mitarbeiter bei den Raubzügen der Bande, der vielfach vorbestrafte Schwerverbrecher Fritz von Zabienski, konnte allerdings nicht mit den übrigen Komplicen zugleich bestraft werden. Er hat sich der irdischen Gerechtigkeit ent zogen. Nach einer Vernehmung durch die Kriminalpolizei hat er sich über das Treppengeländer geschwungen und bei dem Sturz vom dritten Stockwerk in die Tiefe den Tod ge funden. «Nimm«- W grantteM, „dellen Polizisten" Paris, 31. Oktober. Der „Fall Bonny", der seit dem rätselhaften Tod des Gerichtsrats Prince die französische Oeffentlichkeit beschäftigt, ist vor dem Pariser Schwurge- richt mit der Verurteilung' des Gangsterpolizisten zu drei Jahren Gefängnis mit Bewährungsfrist endgültig beendet worden. Bonny Ist jener zweifelhafte Inspektor, den der ehemalige französische Innenminister Charon al» den „größ ten Polizisten Frankreichs" bezeichnete, und der sich schon ' kurz darauf als einer der unzuverlässigsten Beamten des i sranzo,i,chen Polizeistabes entpuppte. Miiangeklagt war ein litauischer Jude Volberg, der als lästiger Ausländer aus Frankreich ausgewiesen war und Bonny bestochen hatte, um diese Ausweisung wieder rückgängig zu machen. Die vollendete Bestechung ist an den zu hohen Forderungen des Gangsterpolizisten gescheitert. Volberg erhielt zwei Jahre Gefängnis mit Bewährungsfrist. Er wurde freige lassen und sofort aus Frankreich ausgewiesen. settbftmord eines Mörders vor dem Urteil In dem Mordprozeß gegen die Gebrüder Willi und Anton Huebsche, der vor dem Dortmunder Schwurgericht verhandelt wird, kam es kurz vor der Urteilsverkündung zu einer überraschenden Wendung. Der Staatsanwalt teilte mit, daß sich Anton Huebsche am Mittwochabend in der Ge fängniszelle erhängt habe. Unter dem Eindruck des Todes seines Bruders hat sodann Willi Huebsche ein vollständiges Geständnis in einer eineinhalbstllndigen Selbstbezichtigung abgelegt. Das Schwurgericht verurteilte Willi Huebsche wegen Ermordung des Kaufmanns Krahn zum Tode und zu lebenslänglichem Ehrverlust; wegen versuchter Tötung und wegen der vollendeten und versuchten Diebstähle er kannte das Gericht auf 15 Jahre Zuchthaus und ordnete außerdem die Sicherungsverwahrung an. len hompel zu 3 Jahren Gefängnis verurteile In der Strafsache gegen den ehemaligen Generaldirek tor der Wiking-Werke Dr. h. c. Rudolf ten Hompel, hat die Erste Große Strafkammer des Landgerichts in Münster das Urteil verkündet. Der Angeklagte wurde wegen han delsrechtlicher Untreue und Vergehens gegen das Gesek über die Gesellschaften mit beschränkter Haftung zu einer! Gesamtstrafe von drei Jahren Gefängnis und zu einer Geld- trafe von 22 000 Reichsmark, ersatzweise zwei Monaten Ge- ängnis verurteilt. Die erlittene Untersuchungshaft wird n Höhe von lechs Monaten auf die erkannte Strafe unge rechnet. .... '