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ZUR EINFÜHRUNG Unser heutiges Programm stellt anhand kürzerer, jedoch charakteristischer Kom positionen sieben Dresdner Meister aus alter und neuer Zeit vor. Den Reigen eröffnet Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, der als phantasti scher Dichter Weltgeltung erlangte, als Maler, Zeichner und Musiker ebenfalls begabt war, seinen Lebensunterhalt vor allem aber als tüchtiger Jurist verdiente. Zeitlebens ersehnte er als Komponist Anerkennung, was ihm mit der 1816 in Berlin beifällig aufgeführten romantischen Oper „Undine", die Carl Maria von Weber begeistert begrüßte, schließlich gelang. Hoffmann, von Chr. W. Pod- bielski, einem Enkelschüler J. S. Bachs, und J. F. Reichardt in der Musik unter wiesen, übernahm 1808 die Musikdirektorenstelle am Theater in Bamberg. Als Kapellmeister Johannes Kreisler schrieb er phantastische Artikel für die Leip ziger „Allgemeine musikalische Zeitung" und wurde mit seinen Musikbetrach tungen, auch für Berliner Blätter, der Schöpfer der modernen Musikkritik und Musikschriftstellerei, hierin Vorbild für Weber, Schumann und Wagner. Im Frühling 1813 nahm er einen Ruf als Theaterkapellmeister der Secondascb^Ä Schauspielergesellschaft an, die in Dresden (in einem kleinen gepachteten Voll^^ theater auf dem Linckeschen Bade) und zeitweilig auch in Leipzig spielte. In Dresden entstand nicht nur das Märchen „Der goldene Topf", sondern in den Kriegsjahren 1813/14 die Oper „Undine" (Text von Friedrich de la Fouque nach einem Szenarium Hoffmanns), über das Leben des Kapellmeisters Hoff mann in Dresden kann man in seinen Tagebüchern nachlesen („Also habe ich an demselben Platz, wo Paer zum Erstenmahl die Oper dirigierte, ebenfalls dirigiert"). Seine Dirigentenlaufbahn endete jedoch in Dresden: am 1. Oktober 1814 ging er als Richter nach Berlin. Unter seinen zahlreichen Singspielen, Opern, sonstigen Bühnenmusiken, Vokal- und Instrumental werken darf die Oper „Undine" als sein Hauptwerk gelten, das den Vergleich mit Albert Lortzings auf die gleiche Vorlage zurückgreifende „Undine" (1845) nicht zu scheuen braucht. Zu der Geschichte von dem Wasser wesen Undine, das auf die Erde kam, um durch die Liebe eines Menschen eine Seele zu erwerben, schrieb Hoffmann eine Musik in echt romantischem Geist, etwa die Mitte haltend zwischen Reichardt und Weber. Gluck, Mozart und Beethoven waren seine großen Vorbilder. Mit der „Undine" legte Hoffmann — sieben Jahre vor dem „Freischütz" — den Grundtypus der romantischen Oper fest. Die Ouvertüre in C-Dur beginnt getragen und verhalten (Andante sostenuto). Bald folgt ein rascher Teil (Allegro con spirito). In der Motivbildung wie in der harmonischen Sprache kündigt sich eine Vorahnung Weberscher Musikromantik an. Aus den Handschriftenbeständen der Musikabteilung der Sächsischen Landes bibliothek wird ein reizvolles dreisätziges Klavierkonzert in C-Dur von Joseph Schuster zu klingendem Leben neu erweckt. Der 1748 in Dresden gebore^^k und daselbst 1812 verstorbene Künstler, in seiner Heimatstadt u. a. J. G. Schürer sowie in Italien bei G. Pera und Padre Martini ausgebildet, schrieb für Neapel und Venedig Opern und wurde 1772 in Dresden als Kir- chenkompositeur angestellt. Nach wiederholten Italienreisen lebte er ab 1781 ständig in Dresden, wo er, alternierend mit J. G. Naumann, Schürer und F. Seydelmann, in Kirche und Theater dirigierte. 1787 zum kurfürstlich-sächsischen Kapellmeister ernannt, spielte er im damaligen Dresdner Musikleben eine vielseitige Rolle. Als hervorragender Klavierspieler trug er zur Popularisierung des Hammerflügels bei. Die meisten seiner zahlreichen Werke für Klavier waren für die Hofkonzerte und den Unterricht der kurfürstlichen Familie be stimmt. Mit einer Reihe von Kammermusikwerken regte er Mozart an, sich im gleichen „gusto" zu versuchen. Ein bisher Mozart zugeschriebenes Streich- RENATE SCHORLER.die heute zu den führenden jünge ren Vertretern ihres Faches in unserer Republik gehört, stu dierte bei den Professoren Heinrich Bergzog und Gerhard Puchelt. Mit 15 Jahren erhielt sie ein Diplom des Bach-Wett bewerbes, 16jährig spielte sie erstmals im Rundfunk, und im Alter von 17 Jahren wirkte sie erstmalig als Solistin in einem Sinfoniekonzert mit. 1960 ge wann sie beim VI. Internatio nalen Chopin-Wettbewerb ein Diplom und vervollkommnete anschließend während eines zweijährigen Studienaufenthal tes in Leningrad bei Prof. Pawel Serebrjakow ihr Können. 1963 nahm sie ihre Konzert tätigkeit — Klavierabende, Rundfunkaufnahmen, Orchester konzerte — wieder auf. Zwei Konzertreisen führten Renate Schorler u. a. nach Polen. LOTHAR SEYFARTH, seit Beginn der Spielzeit 1967/68 als Nachfolger Gerhard Rolf Bauers Dirigent der Dresd ner Philharmonie, wurde im Jahre 1931 in Bernsbach/Erzge- birge geboren und erhielt seit dem siebenten Lebensjahr Mu sikunterricht. Nach dem Abitur studierte er 1950 bis 1955 an der Hochschule für Musik in Leipzig zunächst Klavier, dann Dirigieren bei den Professoren Egon Bölsche und Franz Jung. 1955 ging er als Solorepetitor und Kapellmeister an das Theater der Werftstadt Stral sund. 1962 wurde er als musi kalischer Oberleiter an das Theater der Altmark Stendal berufen. 1964 bis 1967 wirkte er als Chefdirigent des DEFA-Sin- fonieorchesters in Potsdam-Ba belsberg. Gastdirigate führten ihn bisher an das Große Rund funkorchester Leipzig, an das Berliner Städtische Sinfonie orchester und zur Dresdner Philharmonie. Neben seiner di rigentischen Tätigkeit kompo nierte er Schauspiel- und Bal lettmusiken, Songs und Film musiken.