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quartett konnte neuerdings als Arbeit Schusters ausgewiesen werden. Die Begabung Schusters äußerte sich auch in vielen witzigen Buffoopern, von denen der Einakter „Der Alchymist“ eines der populärsten Werke des deut schen Singspiels wurde. Das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur, das vom Unterzeichneten aus seinem Bibliotheksschlaf „erlöst" wurde, unterstreicht nachdrücklich Schusters Bedeutung als Instrumentalkomponist und als Propa gandist des „Fortepiano, auf welchem er großer Meister ist" (D. Schubart). Das Werk macht zugleich deutlich, daß sich Schuster in einem musikgeschicht lich entscheidenden Augenblick bewußt der Wiener Klassik näherte, deren Geist er damit in die Dresdner Instrumentalmusik der 80er und 90er Jahre des 18. Jahrhunderts trug. Daß Mozart über Schusters „Divertimenti da camera a Cembalo e Violino" äußerte, „sie sind nicht übel", sollte man sich auch beim Anhören des Klavierkonzertes C-Dur vergegenwärtigen, das die natür liche Musizierfreudigkeit und das melodische Talent des Komponisten sinn- und ohrenfällig demonstriert. Mit dem festlichen Hauptthema der Orchester einleitung beginnt der erste Satz (Allegro). Mit demselben Gedanken eröffnet auch das Soloinstrument den konzertanten Dialog. Innig, ausdrucksvoll ist d^j Charakter des F-Dur-Andantes, das vom Solisten begonnen wird. Freundlic^B heiter gibt sich das Finale (Allegro). Bei aller Bedeutsamkeit des Schusterschen Beitrages zur Dresdner Musikge schichte war doch die zentrale Gestalt des musikalischen Dresden zwischen Hasse und Weber sein Mentor und „Chef“: Johann Gottlieb Nau mann, zugleich eine der angesehensten Persönlichkeiten des europäischen Musiklebens am Ende des 18. Jahrhunderts überhaupt. 1741 in Blasewitz geboren, wo noch heute eine nach ihm benannte Straße an seine Person erinnert, 1801 in Dresden verstorben, hat dieser Künstler, der sich nach dem Besuch der Dresdner Kreuzschule in Italien bei G. Tartini, Padre Martini und Hasse ausbilden ließ, eine wahrhaft internationale Karriere' gemacht, u. a. in Italien, in Stockholm (seine Oper „Gustaf Wasa“ galt bis ins 19. Jahrhun dert hinein als schwedische Nationaloper) und Kopenhagen. Seine Dresdner Verpflichtungen, die immer wieder durch Auslandstätigkeiten unterbrochen wurden, begannen 1764, als er auf Empfehlung Hasses als zweiter Kirchen- kompositeur an den Dresdner Hof engagiert wurde, um bereits im folgenden Jahr zum Kammerkompositeur zu avancieren. Im Februar 1776 erfolgte seine Ernennung zum kurfürstlichen Kapellmeister, 1786 trat ein neuer, günstigerer und lebenslänglicher Vertrag in Kraft. Naumann war eine vornehme, geistvolle Persönlichkeit. Als Kapellmeister und Organisator leistete er Vorzügliches und war der ihm anvertrauten Kapelle wie einst Schütz oder Hasse ein warmherzi ger, väterlicher Chef, das Leistungsvermögen des Orchesters stets auf hoher Stufe haltend. Um 1800 war ein Stand erreicht, der an Hasses große Zeit er innerte. In zahlreichen Opern und Kirchenmusiken — Instrumentalwerke schrieb er verhältnismäßig wenig — ging Naumann zunächst von der Hasse-Tradition aus, verarbeitete als Zeitgenosse Haydns, Mozarts und Beethovens Stile^B mente der Wiener Klassik, strebte aber in Harmonik und Orchesterklang imm^F mehr eine intim-gefühlvolle Haltung an, so daß er als Vertreter einer frühen Romantik angesehen werden kann, die der Dresdner Opernromantik eines Weber und Wagner den Weg ebnete. Einer ausgeprägten Naturschwärmerei und einem erhöhten Freundschaftskult (im Kreise um Gottfried Körner) huldi gend, war für seine romantische Haltung auch die intensive Pflege des Glas- harmonikaspieles charakteristisch. Ein bezeichnendes Beispiel seines empfindsam-melodischen Stiles ist die viersätzige Ballettsuite aus der 1789 von ihm in Berlin uraufgeführten Oper „ Protes i I a o" , deren erster Akt in der ersten Fassung von J. F. J. G. NAUMANN E. T. A. HOFFMANN J. SCHUSTER