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Haus und seine Bibliothek mit der zum Stich vorbereiteten Gesamtausgabe seiner Werke. Nach dem Tode Friedrich August II. (1763) wurden der verdiente Künstler und seine Frau ohne Pension verabschiedet. In Wien und schließlich wieder in Venedig fand der in ganz Europa Heimische und Gefeierte neue Wirkungsstätten, überlebte allerdings seinen allmählich verblassenden Ruhm um viele Jahre. Hasses Beitrag zur Instrumentalmusik ist zwar quantitativ begrenzt, doch künst lerisch um so bedeutender. Daß die Flöte als Soloinstrument dabei im Vorder grund steht, ist durch die Zusammenarbeit mit Quantz erklärlich. Das dreisätzige Konzert für Flöte und Streichorchester D-Dur entstammt einer Sammlung von insgesamt zwölf Flötenkonzerten, die 1760 in London bei dem Verleger Walsh im Druck erschienen. Nicht unbeeindruckt von dem Italiener Antonio Vivaldi, vermittelt das Werk mit seinem melodischen und rhythmischen Charme, seinen empfindsamen und spirituellen Zügen zwischen spätbarockem und galantem Stil. Das mit formeller Meisterschaft und Übersichtlichkeit gestcÄ tete Konzert fesselt vor allem „durch die festlich pompösen Concerto-grosso^ Wirkungen des Tuttis im ersten Satz und das an zärtlichen Vorhalten überreiche, sehr .persönliche' Expressivo des bezaubernden Sicilianos (Satz II). Das Finale mit seinen lustig dahineilenden Sechzehnteln und den plötzlichen, synkopisch betonten, riesigen Intervallsprüngen läßt zwischen den Zeilen die Bewunderung erkennen, die Hasse schon frühzeitig der Kunst Domenico Scarlattis entgegen brachte. Eine so bewußt entwickelte, auskomponierte Crescendosteigerung, wie diejenige, die sich in den Tutti-Abschlüssen des letzten Satzes findet, gehört bei Hasse zu den Seltenheiten“ (R. Engländer). Durch concertinomäßige Ver wendung zweier Soloviolinen — neben der Soloflöte — verschmelzen in dem Werk Solokonzert und Concerto grosso — eine Kombination, die für die dama lige Dresdner Instrumentalmusik bezeichnend war. Johann Joachim Quantz, Verfasser der berühmten, bis ins 19. Jahr hundert wirksamen ersten deutschen Flötenschule „Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen" und einer Autobiographie, Komponist von über 300 Flötenkonzerten und 200 kammermusikalischen Werken für dieses Instrument, meisterlicher Flötist, seit 1741 bis zu seinem Tode musikalischer Vertrauter und Lehrer sowie Kammermusiker und Hofkomponist des flötespielenden Preußen königs Friedrich II. in Potsdam und Berlin, kam 1714 als Stadtpfeifer nach Rade berg und Pirna, wo er die Bekanntschaft des Dresdner Stadtmusikus Gottfried Heyne machte, der ihn 1716 in seine Dresdner Stadtkapelle verpflichtete. Nach Studien in Wien bei J. D. Zelenka wurde er 1718 als Oboist in die Polnisd^ Kapelle August II. aufgenommen, die in Warschau und Dresden tätig war. dem ersten Flötisten der Hofkapelle, P. G. Buffardin, nahm er gründlichen Unterricht auf der Traversflöte und widmete sich fortan ausschließlich diesem Instrument. Im Umgang mit J. G. Pisendel bildete er sich auch kompositorisch weiter. In Neapel wurde er 1725 mit Hasse bekannt. Nach einer großen Italien-, Frankreich- und Englandreise (wobei er u. a. Händel kennenlernte) kehrte er 1727 über Holland nach Dresden zurück, wo er zunächst weiter in der Polnischen Kapelle wirkte, ein Jahr später außerdem noch die Position des ersten Flötisten in der königlichen Kapelle übernahm, die er bis zu seiner Übersiedlung an den Berliner Hof 1741 innehatte. Das Konzert für Flöte und Streichorchester G-Dur, das aus der Dresdner Zeit des Komponisten stammt, erweist Quantz als einen Ver-