Wendigkeit, um diese Werke zu voller Geltung zu bringen. Tschaikowsky ist den größeren musikalischen Kreisen außerhalb Rußlands durch seine reizenden Clavier-Compositionen längst vorteilhaft bekannt, auch einige seiner Werke für Kammermusik fanden in Deutschland gerechte Würdigung, während ein Orche sterwerk von ihm, das die Königl. Kapelle vor einigen Jahren in einem ihrer Con- certe brachte, nur wenig Anklang fand. Eines vollen Erfolgs hatte sich jedoch seine vierte Sinfonie (F-moll) zu erfreuen, mit der das fünfte Philharmonische Concert eröffnet wurde ... Eine glänzende Aufnahme fanden sowohl Tschai kowskys Werke, als auch die Darbietung des Herrn Sauer. Nach der Sinfonie ward deren Componist mit einem Tusch vom Orchester gefeiert" (F. Gleich). Tschaikowski fuhr von Dresden weiter nach Berlin, Leipzig, Genf, Hamburg, Paris und kehrte über London in die Heimat zurück. Zur Erinnerung an Tschai kowskis Dresdner Interpretation der „Vierten" beschließt das Werk das 2. Zyklusg Konzert. Der Komponist widmete die Sinfonie seinem „besten Freunde", seine! Gönnerin Nadjeshda von Meck, die ihm seit 1877 als verständnisvolle, seine Musik bewundernde Freundin zur Seite stand. Ihr teilte er in einem Briefe mit, daß die „Vierte" programmatisch zu deuten sei. Danach enthält die Einleitung des an dramatischen Auseinandersetzungen reichen ersten Satzes „den Keim der ganzen Sinfonie, ohne Zweifel die Kernidee." Der Triolengedanke des An fangs symbolisiert das „unerbittliche Fatum, jene Schicksalsgewalt, die unser Streben nach Glück hindert, die eifersüchtig darüber wacht, daß Glück und Friede nicht vollkommen und ungetrübt seien". Melancholische Erinnerungen werden im zweiten Satz wach. Bilder, „wie sie uns beim Einschlafen durch den Sinn huschen", begegnen uns im Scherzo: ein betrunkenes Bäuerlein, ein Gassen hauer, „dann zieht irgendwo in der Ferne Militär vorüber“. Variationen über das russische Volkslied „Auf dem Feld die Birke stand" bringt das Finale, das mit der Schilderung eines frohen Volksfestes schließt. Dr. Dieter Härtwig Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1967/68 - Chefdirigent Kurt Masur Redaktion : Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 41639 III 9 5 1,25 1167 ItG 009/89/67