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Einführung zum Sinfoniekonzert mit zeitgenössischen Werken am 2. November Der heute 59 jährige, iu Genf geborene, jetzt in Amsterdam lebende Komponist Frank Martin ist verhältnismäßig spät zur europäischen Berühmtheit emporgewadisen. Aufmerksam wurde die musikalische Welt durch seine Kantate „Der Zaubertrank“, die den Tristanstoff auf eine neue, behutsame Art behandelt. Das andere Werk, das weit hin die Menschen aufhorchen ließ, war die „Kleine konzertante Sin fonie“. Diese Sinfonie überrascht zunächst vom Klanglichen her, ist sie doch ein Stück für Saiteninstrumente: für Harfe, Cembalo. Klavier und zwei Streichorchester. Es ist verständlich, daß sich an diesem klanglichen Apparat die Phantasie eines Komponisten entzünden kann, wie es bei Martin auf eine bezaubernde Art eingetreten ist. Hinzu kommt, daß der lange Zeit in Genf lebende und wirkende Komponist dem französischen Kulturkreis der Schweizer Musik an gehört. daß infolgedessen die Ausdrucksmittel des französischen Im pressionismus einen starken Einfluß auf ihn ausühten, daß aber auch die lateinischen Formkräfte in ihm spürbar werden. Schönberg und Strawinsky zollte er allerdings auch seinen Tribut. Anlagen, Einflüsse und eigene schöpferische Absichten lassen Frank Martin zu einem gehärteten Impressionismus hin entwickeln. Martin ist .außerordent lich empfindlich, begabt mit einem sensiblen Gefühl. Er ist aber auch ein denkender Mensch. Beide Seiten seines Wesens gehen eine glück liche Verbindung ein und prägen das Bild seiner Persönlichkeit. In den drei Sätzen, die ineinander übergehen, 6ind eigentümliche, reizvolle und zauberhafte Klänge zu hören. Schon die Möglichkeiten, die zwei Streichorchester gegeneinander ausspielen zu lassen: das