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DWMllMr Sport ATV. Dippoldiswalde — Sportvereinigung Elsterwerda 0 :1 (2 :1). Der Auftakt für das Spieljahr 1937/38 verlies gut. Man merkte cs den Elsterwerdaern an, daß sie. diesmal mm Siege kom men wollten; auch ihre Mannschaft ist jetzt durch einige neue Kräfte verstärkt worden. Der ATV. muhte voll aus sich heraus- aehcn, ehe er den Widerstand brechen konnte. Technisch und im Zusammenspiel war der ATV. die bessere Mannschaft. Zn Anbe tracht der langen Spielpause war die Mannschaftsleistung gut, bis auf die gewohnte schwache Viertelstunde nach der Halbzeit, in der Elsterwerda im Vorteil war. Den Führungstreffer für den ATV. holte Winkler heraus, doch bald glich Elsterwerda aus. Bis auf ein weiteres Tor von Göhler hielt die stabile Abwehr der Gastgeber ihr Tor bis zum Seitenwechsel rein. Dann kam der ATV. stark ins schwimmen. In dieser Drangperiode der Elster werdaer hielt der ATV.-Hülcr unter anderem auch einen Elf meter. Doch dann klappte cs plötzlich wieder und vier weitere schöne Tore von Görner, Müller (Strafstoß), Görner und aber mals Müller stellten ein dem Spielverlauf nach verdientes End ergebnis her. In gleicher Besetzung spielt der ATV. auch am nächsten Sonntag das erste Punktspiel gegen Sportlust in Dip poldiswalde. ATV. 2 — Sportvereinigung Elsterwerda 2 7 : 2 (2 :1). Auch in diesem Spiel war das Ergebnis trotz starker Ueber- lcgenheit des ATV. bis zur Halbzeit knapp. Den Torreigen cr- tsssncle der ATV. mit einem bildschönen Selbsttor. In der zwei ten Spielzeit fielen auch hier für den ATV. die nötigen Treffer zum einwandfreien Sieg. Für den ATV. waren Alfred Bell mann (3), Wolf (2), Scharfe und Hering erfolgreich. Beide Spiele stand der ATV. bis zum Schluß besser durch als die Gastgeber. ATV. Jugend — 04 Glashütte Jugend 17 :4 (4 :2). In ganz großer Form war die Jugend des ATV. in ihrem ersten Spiel nach der Spielpause. Blendende Kombination und gute Torschüsse brachten ein lischt alltägliches Ergebnis. Deutschland-Wand 4:1 Königsbergs großes FiißballereigniS Königsberg und der ostprenstische Spörl erlebten am ^onntag mit dem NuSscheidungökamps zur FnHbaüwctt- meisterschnft, den die deutsche Nationalelf, gegen Estland be stritt, ihr bisher wohl größtes sportliches Ereignis. An der ausvcrlanstrn Horst Wessel-Kampfbahn gewann Deutschland den Kamps, der uns die Berechtigung für die weitere Teilnahme an der lonunrnden Wellmeisterslhasl cintrng, mit 4:1 (0:1) Toren. , Wie das Ergebnis zeigt, waren die Esten ein starker Gegner, der in der ersten Hälfte sogar mu einem Tor in Führung ging, da cs bei den Deutschen nicht recht klappen wollte. Nach der Pause stellte Lehner bald den Ausgleich her Zwei Minuten später eroberte Gauchel sür Deutschland die Führung. Dann konnte Lehner einen Eckball direkt zum Tor verwandeln, und schließlich war cs noch »inmal Gauchel. der das Endergebnis von 4:1 hcrstellte. Deutscher Boxsieg über Italien Ländcrkampf in Triest mit 10 :6 für Deutschland. In Triest feierten die dcntschen Amateurboxer gegen Italien einen schönen Sieg im Ländcrkampf mit 10:6 Hnnk- ren. Die starken Italiener, die damit znm viertcnmal gegen Deutschland unterlegen sind, waren durchaus nicht zu unter schätzende Gegner. Sie gewannen im Fliegen-, Bantam- nnd Weltergewicht durch Zncca, Olympiasieger Sergo und Pittori, während in den übrigen Gewichtsklassen Miner, Europameister Nürnberg, Baumgarten, Pietsch nnd Olympiasieger Runge für Deutschland stegreich blieben. Murach, Deutschlands zweiter Europameister, kam allerdings nur durch ein Fehlurteil um den Sieg gegen Pttwri. Sieg der Fubballstudenten Reue Erfolge der Deutschen in Paris. Bei den akademischen Wettspielen in Paris haben die veulschen Studenten bis zum Schluß ihre große Ucberlegcnhci« bewiesen, auch an den letzten beiden Tagen gewannen sic eine ganze Reihe von Wenbewcrben und verbesserten damit ihre» großen Punktvorsprung in der offiziellen Gcsamtwcrtnng noch erheblich. F n ß b a l l w e l t m e i st c r wurde Deutschland durch einen 2:0 <l :0> Sieg über Ungarn. Im Hockey gewann unsere Mannschaft lm Schlußlamps gegen Frankreich mit 4:l <3:1) Wasserballsiegcr wurde Ungarn Fu der 3X1000 Meier-Lagenslassel der Frauen siegten Schmmcte. Matches und Schumann sür Deutschland Ganz großartig war die Leistung des deutschen Zehntampfmeistcrs Müller «Gifhorn» der im leichtathletischen Fünskamps mit 3624 Punkten cinen neuen Weltrekord ausstellte und die frühere Höchstleistung Stücks um l64 Punkte verbesserte. Gisela Mauer mayer gewann das Kugelstoßen mit 12,55 Meier, und im Wcilsprung siegle Traute Göppner «Danzig) mit 5,39 Meter In den Läufen der Männer gab eS englische Siege. Am Schlußlage gab es durch den Sieg des Deutschen Darr über 400 Meter Hürden eine große ilcberraschung. Lettland gewann das Basketlballturnler, und die nächste lleberraschung war dann der Siez Oesterreichs Im Hand- ballcnvsptel mit 9:8 Toren über Deutschland. Im Tcnntsendspiel schlug der Franzose Destremeau den auch in Deutschland bekannten Tschechoslowaken Cejnar. Kampsretch verliefen die Stasseln der Leichtathleten. Eng- land gewann ln 41,8 Sek. dte 4X100 Meier der Männer vor Deutschland. Dte gleiche Stasfcl der Frauen konnle Deuisch» land in 49,8 Sek vor England gewinnen. Mii einer Höhe von 1,95 Meier konnle der Deuische Meister Weinkötz, der Sieger des Hochsprungs, einen neuen Sludenienwelirctord aufsiellcn. In der 4X4OO-Metcr-Slasfel siegle Enaland vor Frankreich und Deutschland. Zum Schluß gab es noch einen deutschen Tennis steg, da Richter und Hildebrandt das Endspiel im Männer doppel gegen die Franzosen Troncin-Abdesselan gewannen. Sr hat sich die deutsche Streitmacht an diesen Weltspielen Wiede: mit denkbar größtem Erfolg beteiligt. Die Länderwertung, di- Dcuischland vorgeschlagen hatte, wurde zwar nicht offiziell ein geführt, sie hätte jedoch einen ganz überlegener? Sieg unsere: Studenten im Gesamtergebnis erbracht. Neichsstudentenführci Dr. Scheel hat an den Führer und Reichskanzler zu» Abschluß aus Paris jolgcndcs Telegramm gesandt: „Mein Führer! Melde überragenden Gesamtstes der dcut schen Studenten nnd Studentinnen vor 24 Nationen bei de» Studentenwcltspielen in Paris. Deutschland führt mit 53' Punkten vor Frankreich (392 Punkte) nnd Ungarn (212 Punkte und erhielt in zwölf Sportarten 26 Goldene, 13 Silberne unt 19 Bronzene Medaillen. Scheel, RcichSstudcntcnführcr " Kretschmann wieder Fünstammmeister Die alten Titelträger erfolgreich. Lic Fünskampfmcistcrschasl der Polizei, die in Plaue, zum siebenten Male zur Durchführung gebracht wurde, bracht einen vollen Erfolg. Nach den Ergebnissen der beiden erste. Tage bcdeuicle cs eine große lleberraschung, daß in alle, drei Klasten die Titelverteidiger sich erfolgreich durchsetze, lonmcn. In sämilichen fünf Hebungen, dem Handgranaten weitwurs, 300-Nieter Schwimmen. Pistolenschießen, Weitsprun« und 3000 Nieter-Laus, wurden bessere Leistungen als in de, früheren Jahren erzielt. Fünskompfincincr der Polizei wurd, wieder der Berliner Kr. Ast. Kretschmann mi, 87 Punkte, -wr Kr Ass. E. Hildebrand, «Berlin) 107,5 u. Obwm. Freymun «Chemnitz) 108 Punkte. In den anderen beiden Klassen siegt: Nev. Obwm. Grönevcld «Bremen) und Hwm. Mnill Lochner wurde Kunstflugmcister. In Dortmund wurde dlt vor Zwei Wochen wegen schlechten Wetters abgebrochen« Deutsche Kunsislugmeisterschafi zu Ende geführt. In Al» Wesenheit des zur Zeil in Amerika befindlichen Grafen Haqcn- vurg holte «ich Rudolf Lochner aus Bncker-Jungmeotcr der Titel vor ^alderbaum und G Friedrich, die beiden ebenfalls den Bucker-Jungineistcr flogen. Der Große Preis von Baden, der im Rahmen der inter nationalen Rennwoche in Baden-Baden dnrchgcsührl wurde und mit seinen 42 000 Mark eines der wertvollsten Rennen ist, brachte einen zweifachen ansländischen Sieg. Der Franzose Dadji gewann das Rennen sicher vor dem Italiener Gaio und dem als bestem deutschen Pferd überraschend gut gelau fenen Ricardo, hinter dem sich erst Blastns plazieren konnte. Ferrari «rennt sich von Alfa-Romeo. Die langjährige Ver bindung zwischen dem italienischen Autowerk Alfa-Nomco und dem „Rennstall" Ferrari ist plötzlich getrennt worden, da Fer rari sich durch gewisse Maßnahmen des Werkes geschädigt fühlte. Wie es heißt, soll Alfa-Romeo den Rennwägenbau atts geben, während Ferrari schon seit längerer Zeit an der Kon- strnktion eines neuen Wagens arbeitet. Uun-knnk DicnStag, 31. Anglist 6.30: Aus Berlin: Frübkonzerl. — >0.00: Aus Hamburg: Deutsches Volkstum Land der Friesen. — I0.30: Fröhlicher Kindergarten — 1100: Sendepause — 11.30: Sendepause — 11.40: Heilkräuter und Gewürzpflanzen. Was in unseren Gär ten wächst. Anschließend: Wetterbericht — >2.00: Aus Stutt gart: Musil zum Mittag. Das Große Rundfunkorchester, Hans Hanus und Eduard Pöltne, und die Stuttgarter Volksmusik. — 15.15: Aus deutschen Opern «Jndustrieschallplaiien.» — 15.45: Wo drückt der Schub? Die soziale Belriebsarbeiterin Hilst - 16.00:Mnsik am Nachmittag Orchester des Deutschland, sendcrs In der Pause von 17 00 bis 17.10: Kinderherzen nm Diana. Von Marlo Seil de Brentani — 1800: Berglieder von Ludwig Maurict. - 18.20: Politische Zeitungsschau des Draht losen Dienstes — >840: Jndnstricschallplatten. - 18.55: Di« Ahnentafel Wir forschen nach Sippen und Geschlechtern — 19.00: Wir bitten zum Tanz! Kapellen Frederick Hippmann und Georg Neltelmann. — 20.10: Wir bitten zum Tanz (Fort setzung.) — 21.00: Deuischlandccho. - 21 15: Der Tag klingt aus in einem Wiedersehen mit einer kleinen Stadl — 22 20: Dcuisch- landccho. — 23.00 bis 24.00: Tanz und UnlerhaUung. (Indu- strieickallvlailen ) RetchSscndcr Leipzig Dienstag, 31. August 6.30: Aus Frankfurt: Frühkonzerl. — 8.30: Aus Köln:! Morgenmusik. Hermann Hagestcdl mit seinem Orchester. — >.30: Vom tätigen Leben. — 10.00: Aus Hamburg: Land der Friesen. Eine Hörfolge. — 11.50: Heule vor . . . Jahren. — 12.00: Aus München: Mittagskonzert. Das Große Unterhal tungsorchester — 14.15: Musik nach Tisch (Jndnstrieschaü- Katten nnd Ansnahmen des Deutschen Rundfunks.) Klassische Operettenmelodien — 15.00: Im Flug nach Athen. — 15.20: -kleine Sachen, die uns Freude machen (Ausnahmen des Dcut- 'chen Rundfunks.) - 15.40: Musik und Musikgeschichte im neuen steich. Buchbericht. — 16.00: Vom Deuischlandsender: Musi» nn Nachmittag Das Orchester des Deutschlandsenders. — 17.50: Kunstberichl. — 18.00: Isländischer Volksglaube. — 18.20: Konzerlstunde. — 18.40: Blick In Zeitschriften. — l9.00r ilmschau am Abend. — 19.10: BolkStumsabrnd deS „Heimat- werk Sachsen". — 21.00: Vom deutschen und vom türkische»! Lulenspiegel, von Schildbürgern und anderen Schelmen. «Jn- »ustrieschallplatten und Aufnahmen des Deutschen Rundfunks.» - 22.30 bis 2400: Aus Hamburg: Unterhaltung und Tanz, Orchester des Reichssenders Hamburg, Balalaikaquintett Boris Romanoss und Eva Schlee «Gesang). (35. Fortsetzung.) „Aber du Dummes, Kleines, wie kannst du bloß solche Ausdrücke gebrauchen. Wenn wir verheiratet sind../ „Wir sind aber noch nicht verheiratet.* „Leider! Du wolltest ja nicht. Wir hätten uns auf der» Schiff trauen lassen sollen." „Nein — in Rio hast du mich nur sehr weich und -an schmiegsam kennengelernt! Da hatte ich auch genug Nacken schläge vom Schicksal bekommen. Aber bekanntlich heilt die Zeit alle Wunden, wenn man nicht gerade immerzu an den Narben herumkratzt. Seit ich wieder in Deutschland gesunde Luft atme, will ich durchführen, was ich mir vvr- genommen habe." „Erstens bist du unangenehm selbständig, und zweitens hast du mich nicht lieb." Er betrachtete mit zärtlicher Weh mut ihre kleinen Hände, die außerordentlich energisch wirkten. Das Mädchen sah zum Fenster hinaus. „In meinen ersten Freund, dew Primaner Rolf, war ich auch sehr ver liebt und habe Hstzdem als sechzehnjährige Göre meine Tasse Schokolade allein bezahlt." „Der Primaner Rolf bekam das Geld von seinen Eltern, mit denen du gar nichts zu tun hattest, während ich es mir selbst verdiene, und da ich außerdem dein zukünftiger Mann bin, habe ich wohl das Recht dazu, deine Tasse Kaffee zu bezahlen. Im übrigen begreife ich schließlich, daß du vor unserer Hochzeit noch in den Arbeitsdienst gehen willst — bloß ich hab' dich nun mal so lieb, daß ich dich bald meine Frau nennen will. Aber das verstehst du wohl nicht?" „Rein, wirklich nicht, Ernst! Lieben heißt für mich, daß man reif wird, daß man eine Persönlichkeit für sich wird, um eines anderen willen. Dann erst kann man sich ver einen, aufgeben, hingeben. Vorher wäre es nur eine Ver- elnigung von Unfertigem, ja Ungeordnetem. Dn brauchst mir darauf gar nicht zu antworten. Man kann daraus er widern, daß man auch aneinander zur Persönlichkeit werden kann, daß die Frau überhaupt nichi in dem Maße Persönlichkeit sein darf und so weiter. Ich habe jedenfalls den anderen ItSndpunkt, und damit mnßt du dich ab- finden. Gerade so wie mit dem Arbeitsdienstlager. Als die ersten Nachrichten in den deutschen Zeitungen davon in Rio auftauchten, habe ich mir sofon glühend gewünscht, diese Gememschas, ver Arbeit am eigenen Leibe kcnnenz»- jerne». Also kannst du dich daraus verlassen, daß ich mich sofort melde, sowie wir in Berlin eingetroffen sind." „Sollst du ja auch!" Decken blies unmerkbar die Luft durch die Nase. „Aber jetzt wollen wir ins Abteil zurück." „Nein, Ernst, bitte, bleib noch einen Augenblick!" Jie hielt ihn an der Jacke fest. „Im Abteil können so viel Leute zuhören, und ich möchte dir noch was Wichtigeres sogen als über Bratkartoffeln, das Wetter, Klavierspielen oder Schweizer Käse." „Und — mein Lörekind?" Der Mann setzte sich wieder. Die blauen, die ticsblauen Augen von ihr waren so wunderschön, daß er, wenn sie ihn bittend ansah, allen Groll und Aerger vergaß. „Du weißt, ich bin aus Prinzipien zusammengesetzt", sing sie langsam an. „Du gibst dir Mühe, aus Prinzipien zusammengesetzt zu sein", warf der Mann ein. „Die werden mit der Zeit auch noch ins Wanten kommen." Lore zuckte die Achseln und ihr Blick wurde wieder Hari und eiskalt wie Bergseen. „Ich habe vorhin gesehen, wie du dieser kleinen schwarzen Frau nachschautest. Und das wollte ich dir sagen: Auch darin kenne ich keine Kom promisse." Die Worte kamen wie Maschinengewehrfeuer. Ernst dachte: Wie anders war doch Ann-Christin gewesen! Trotz dem war die Lore ein fabelhafter Kerl. Ernst von Decken hatte sie sogar mehr und mehr schätzen gelernt. Aber es war manchmal so, als wären sie in einer großen Wohnung zusammen, hatten auch Sehnsucht, zueinander zu kommen; »her riesig große Zimmer voll verschiedenen Erlebens trennten sie — Jahre — Generationen. „Ich glaube, du hast mehr in meinen Blick hinein- gesehen als drin lag", begann Ernst von Decken vorsichtig. „Ich dachte nur: so schwarzes Haar habe ich autzer bei Ann-Christin noch nie gesehen." Lore blickte auf ihre Hand. Sie ließ die Finger einzeln auf den Tisch schlagen, die Muskeln und Adern spielten auf ihrem Handrücken. „Ich glaube, du liebst deine ehe malige Frsu immer noch." „Du wirst lachen, ich habe sie me geliebt — aber qcrad« darum war ich wohi ziemlich glücklich mit ihr/' Lore ließ jetzt nur den Mittelfinger auf den Tisch klopfen. „Du bist ein alter Znntker. Und jetzt wollen wir doch in unser Abteil gehen." Ernst von Decken schwieg. Er war eigentlich froh, daß er nicht weiter zu antworten brauchte, Um 5.35 Uhr nachmittags fuhr der Hamburger Zug auf dem Lehrter Bahnhof ein. Karthefius und Lizzy, Ernst von Decken und Lore Buchhöfel kamen in Berlin an. q- Ein paar Wochen der Ruhe waren für Änn-Christin vergangen, sei« sie Schutz im Häufe Gronert gesucht hatte. Die Nächte, in denen sie vor dem Morgendämmerv aus wachte, wurden seltener. Jie sah keine bleichen Finger mehr an den Vorhängen entlang schleichen und sie zum Erzittern bringen. Sie sah keine düsteren Schauen mehr in schwarzen phantastischen Formen in die Winkel des Zimmers kriechen und dort niederkauern. Es wurde auch am Tage immer seltener, daß Ann- Christin fürchtete, Karthesius oder einer seiner Helfer lauerten ihr auf. Aber sie mochte doch nicht in ihre Woh nung zurück. Einmal am Tage kam die alte Marie und brachte die Post, die dort eingetrossen war. Und eines Tages brachte sie die gerichtliche Vorladung, wegen Fund unterschlagung zum fünfzehnten Dezember. Sechs Wochen waren cs noch bis dahin, sechs schreckliche Wochen! Als Ann-Christin das Formular in den Händen hielt, kroch wieder eine große Angst in ihr hoch. Dagegen« gut» es keine Flucht und keine Zuflucht, das mußte sie im Leben, allein bestehen. Das Papier entfiel ihren Fingern, es flatterte auf den Teppich und raschelte dabei leise. Ann-Christin, setzte, sich, auf den ihr zunächst stehenden Stuhl und vergrub ihr. GL- sicht in den Händen, als sei sie dadurch geschützter. Sie- hatte vergessen, daß die alte Marie noch im Zimmer war; sie überhörte das Anklopfen. Die junge Inge stand im Zimmer. Sie wollte auf Ann-Christin zustürzen, aber sie hielt inne im Schritt. Dann wandte sie sich zur Marie- die dunkel, klein und bescheiden in einer Ecke saß. Sie machte eine fragende Bewegung mit den Schultern, die Marie antwortete nicht. Als aber das junge Mädchen, plötzlich das Briefsormular auf der Erde sah daraus zu» trat, es ausheben wollte, da war das alte Mädchen- flink wie ein Wiesel, dazwischen gesprungen und hatte das Schreiben an sich gerissen. Auf der glatten Stirn der jungen Inge zeigten sich bitter böse Fallen. Sie wollte schon den Mund zu einem häßlichen Worb aufmachen, da hob Ann-Christin den Kopf: „Jngelein, du — komm, bring' ' mich hin. Ich habe ja jetzt wohl eine Stunde zu geben in der Fasünenstraße." Ihr Blick fiel auf Marie: „Und du, vu gute Seele, wirst langsam die kleine Wohnung richten, ich werde heimkommen!" „Aber Ann-Christin, nein, das ist doch nicht wahr!" Inge war ganz aufgeregt, schaute von einer zur anderen. „Nun bist du mir endlich eine große Schwester geworden und wir haben doch so schön zusammengelebt, und nun - willst du weg. Nein, nein — das gibt's nicht, das muß ich gleich der Mutti sagen!" Sie stürzte,hinaus. Die junge Frau lächelte glücklich hinter ihr her: „Sag, Marie, ist das nicht schön, wenn man so geliebt wird! Und wenn ich mit Gefängnis bestraft werde — dixse Menschen hier, in diesem Hause, werden mich weiter lieb haben. Fertig werden muß ich natürlich allein damit; aber ich werde es iebt schon schaffen." ^Fortsetzung sollt.) ,