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Montag, den 15. Januar 1979, 19.30 Uhr, im Festsaal des Kulturpalastes Dresden Konzert der Dresdner Philharmonie Dirigent: Herbert Kegel Solisten: -Celes-tmer-Gosapietra, Italien'Berlin, Sopran Walter Hartwich, Dresden, Violine -■Helmut Oertol,-Berlin, Klavier— PROGRAMM Bela Bartök 1881-1945 Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 op. posth. Andante sostenuto Allegro giocoso Franz Schubert 1797-1828 Igor Strawinsky 1882-1971 äume ( /Collin (F. Rückert) uh (F>Rückert) Nacht der Lachen und Du bist di Erster erlust (J. W. v, stlose Liebe (J. W. v. Goet 7 Lieder für Sopran und Klavier— retchen am Spinnrad (J. W. v. Goe er Mignon: Nur Lie wer di ehnsucht kennt (J. W. v. Goethe) Pause Suite aus dem Ballett „Der Feuervogel" Introduktion und Tanz des Feuervogels Tanz der Prinzessinnen Tanz des Kaschtschei Wiegenlied und Finale ZUR EINFÜHRUNG Bela Bartdk schrieb sein erstes Violinkonzert, ein Jugendwerk, zwischen dem 1. Juli 1907 und dem 5. Februar 1908. Dieses Konzert, das erst nach dem Tode des Komponisten veröffentlicht wurde, widmete Bartök seinem Jugendideal, der Geigerin Steffi Geyer (1888—1956), aus deren Nachlaß das Manuskript erst malig an die Öffentlichkeit gelangte und im Rahmen des Bartök-Festes in Basel am 30. Mai 1958 mit Hans-Heinz Schneeberger als Solisten unter der Leitung Paul Sachers uraufgeführt wurde. (Ein zweites Violinkonzert schrieb der unga rische Meister erst in den Jahren 1937/38.) Das Jahr 1907, in dem Bartök sein erstes Violinkonzert zu schreiben begann, war für den Komponisten eine Zeit der inneren Erlebnisse und Entscheidungen, vollzog sich doch zu jener Zeit die Wandlung in seinem Schaffen, die endgültig zu der Kompositionsweise führte, die wir heute „bartökisch" nennen. Neben intensivster Auseinandersetzung mit der ungarischen Folklore, Volksliedstudien aber auch in anderen Ländern, er folgte die Begegnung mit dem musikalischen Impressionismus. Durch die Beru fung des erst 26jährigen als Professor für Klavierspiel an die Budapester Musik akademie war auch in den äußeren Lebensumständen eine Wende zum Guten eingetreten, die es erlaubte, alle Kräfte nunmehr auf die Entwicklung seines künstlerischen Schaffens, seiner eigenen musikalischen Sprache zu konzentrieren. Ansätze dieser Entwicklung zeigt das erste Violinkonzert, dessen erster Satz übrigens identisch ist mit dem ersten Satz des unmittelbar danach entstandenen Werkes „Zwei Porträts" (1908) — beides Kompositionen, die noch von der Aus einandersetzung mit dem Geiste Berliczscher und Lisztscher Monothematik zeu gen. Bereits die nächste Komposition, die „Vierzehn Bagatellen für Klavier" op. 6, brachte dann einen fertigen neuen Stil. Aus der Entstehungszeit des ersten Violinkonzertes stammen einige aufschluß reiche Briefe Bartöks an Steffi Geyer, obwohl er sonst sowohl brieflich wie münd lich sehr wortkarg und wenig mitteilsam war. Die schon damals hochberühmte, kaum 20jährige ungarische Geigerin spielte jedoch nicht nur menschlich in seinem Leben, sondern auch in seiner musikalischen Welt eine beachtliche Rolle, notierte er doch in einem Brief vom 11. September 1907 eine melancholische Melodie und schrieb über ein Motiv von vier Tönen: „Dies ist Ihr Leitmotiv." Dieses musikalische Leitmotiv gewann endgültige Gestalt im ersten Satz des ersten Violinkonzertes, mit dem das Werk vom Soloinstrument eröffnet wird, und taucht noch in verschiedenen anderen Kompositionen Bartöks aus jener Zeit auf (u. a. in den „Zwei Porträts" op. 5 für Orchester, in den „Vierzehn Bagatellen für Klavier“ op. 6). Um einen Eindruck von der Stimmung Bartöks zu vermitteln, aus der heraus jenes Leitmotiv Steffi Geyers und der darauf basierende erste Satz des Violinkonzertes geboren wurde, sei der erwähnte Brief nochmals notiert: „Als ich Ihren Brief gelesen hatte, setzte ich mich an