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1. Beilage z« Nr. 285 des Dresdner Journals Mittwoch, 8. Dezember 1909 w8Uhr. hterr leutnant ' ' e ist). rldmann ^.-Afrika eber in «ickless sohanna Hr. Eh. ig mit wlarsee. int Carl Beiers- Gehlen n; Frl. ie Kohl- grau ling in Haupt- r Claus r Frl. ieipzig: lSOJ.) der in den 50er Jahren wieder nachließ. Die Korps hatten in den 30er Jahren daS landsmannschaftliche Prinzip ganz zugunsten des der individuellen Aue Wahl aufgegeben. Auch zahlreiche neue Verbindungen, zum Ter! an die Namen e »meiner Schulen anknüpfend, zum Teil die alten Bezeichnungen al- Landsmannschaften aufnehmend (Plavia, Ruchenia, Lipsia, Asrania u. a.), bildeten sich im zweiten Drittel de- letzten Jahrhundert- Starken Abbruch taten diesen Korporationen die neuen zur Pflege bestimmter Zwecke gestifteten Vereine, wie die akademischen Gesangvereine (Paulus 1822, Arion 1849), die Turnvereine, dann im letzten Viertel des 19. Jahr- hunderts die wissenschaftlichen Vereine, in neuester Zeit die Organisation der Finkenschaft. Im Anschluß an den Vortrag sprach Hr. Prof. Wilhelm Scheffler über die Symbole und Devisen der Verbindungen, die allerdings nach Bruchmüller- Erwiderung in früherer Zeit wenig feststehend sind. Der zweite »Vorsitzende Geh. Hofrat Prof. Or. Gurlitt wie- auf einen bei der Jnventari sation der Universitü slirche gemachten Aktenfund zur Geschichte der Lausitzer Predigergesellschaft hin. L. Wissenschaft. Aus Leipzig wird gemeldet: Geh. Hosrat Prof. Wilhelm Ostwald hat sich aus Einladung des Komitees der Nobelstiftung nach Stockholm begeben, um am morgigen Freitag den auf ihn fallenden Nobel preis entgegenzunehmen. — Der erste Internationale Entomologen kongreß wird vom 1. bis 16. August 1910 in Brüssel während der dort stattfindenden Weltausstellung tagen. — vr. Tooks langerwarteter Bericht über seine Expedition zum Nordpol soll durch seinen Sekretär Lonsdale nun endlich der Kopenhagener Universität überreicht worden sein. Eine besondere Prüfungs kommission ist bereit- gebildet worden; sie setzt sich aus einer Reihe bekannter Professoren der Astronomie, Mathematik, Geographie, Biologie und einer Anzahl arktischer Forscher zusammen. Man erwartet in Kopenhagen, daß die Prüfung keine großen Schwierigkeiten ergeben wird, Uchen durch, die Lust am Charakterisieren, wie er sie mit aus Italien gebracht hatte. Da singen die Engel, nur von zwei Violen begleitet, die Hirten, von zwei Flöten und einem Fagott gestützt. Die Hohenpriester und Schriftgelehrten charakterisiert ein vierfach geteilter Boßchor, dem sich nur zwei Posaunen Hinzu ges, llen us.f. Welch ein feines Stimmungsbild ergibt sich, wenn zu dem Gesänge des Engels: „Siehe, ich verkündige euch große Freude!" zwei Violen in kanonischer Imitation eine beschauliche, pastorale Weike bring n und in der Tiefe der Baß ununterbrochen zwischen Leiteton und Tonika hin und her schaukelt. „Worunter bisweilen de- Christkindleins Wiege mit ein geführt wird" steht als programmatische Erklärung den aandjchrifllichen Stimmen beigefügt. Bon solchen feinen Zügen ist die Partitur überreich. Fast scheint es, als sei Schütz nicht ganz ohne Bedenken darangegangen, die neue Kunst in dieser Weise in den Dienst kirchlicher Musik zu stellen, denn ein Vorwort gestattet ausdrücklich die Möglichkeit, die Partie des Evangelisten nach der ge bräuchlichen Weise „choraliter" ohne Mensurierung zu singen, wenn jemand Bedenken gegen den neuen Stil habe, und in den beiden später gejchriebenen Passionen greift er sogar selbst auf die alte Form zurück, gleichsam als habe er sich gescheut, die heitere italienische Kunst mit dem heiligsten Texte, den sein frommes Gemüt kannte, in Berührung zu bringen. Arthur Liebscher. Heinrich Schütz und sein Weihnachtsoratorlum. Am morgigen Donnerstag wird sich in Dresden ein Ereignis vollziehen, dem weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus die Musikfreunde mit freudigem Interesse entgegensehen: der Kreuzkirchenchor unter seinem um die Pflege alter Kirchenmusik besonders verdienten Leiter, Hrn. Musikdirektor Richter, wird an diesem Tage das mehr als -00 Jahre verschollen gewesene Weihnachts oratorium von Schütz zum erstenmal wieder ausführen. Wer war Heinrich Schütz? Manche werden von ihm nicht viel mehr wissen, als daß er als Hofkapellmeister in Dresden gewirkt hat, manche vielleicht auch das noch nicht einmal. Und doch war Sachsen einst stolz aus diesen Mann, um dessen Besitz zwei Fürsten, der Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen und Landgraf Moritz von Hessen, jahrelange Verhandlungen gepflogen hatten, bis ihn der letztere seinem Freunde erst für wenige Jahre und 1617 endlich als Hofkapellmeister auf Lebenszeit überließ, obwohl ihm der Verzicht auf diesen Künstler schwer genug fiel. Denn der Ruhm des jungen Mannes war außerordentlich schnell über die Grenzen Hessens hinausgedrungen, wenn man natürlich auch in Wirklich keil von der tatsächlichen Bedeutung Schützens kaum die richtige Vorstellung gehabt haben dürfte. Heute hebt sich vor unserem Blick ferne überragende musikalische Persön lichkeit so bedeutend über die Zeitgenossen hinaus, daß wir in ihm den größten Musiker des 17. Jahrhunderts verehren, und wenn wir in den alten Notenschätzen blättern, so drängt sich uns nach langer Pause wieder einmal das Bewußtsein auf, vor einem Genie zu stehen. In Italien hatte man damals bei den Versuchen, das alte griechisch. Drama neu zu beleben, einen neuen Stil gefunden, der an Stelle de- bisher allein herrschenden melodischen Prinzips bei dem in den Schlingen des polyphorten Stimmengewebes der Ausdruck des sprachlichen Akzeptes zugrunde ging, das deklamatorische setzte. Schütz kam, als er vom Landgraf von Hessen nach Italien geschickt wurde, mitten hinein in oas Ringen nach neuen Ausdrucksformen, und niemand anders als er war es, der den neu gefundenen dramatischen Stil nach Deutschland brachte und die erste deutsche Oper „Daphne" schrieb. Sie wurde 1627 zur Vermählung der Prinzessin Sophie von Sachsen aufgeführt, ist aber in ihrem musikalischen Teile leider nicht mehr erhalten. Was unS jedoch heute interessiert, ist weniger der Umstand, in Schütz den ersten deutschen Opernkomponisten zu er blicken, als der, daß es derselbe Schütz war, der das moderne Stilprinzip nachdrücklich auf die Kirchenmusik übertrug. Das Weihnachtsoratorium, vor dessen Wieder, aufführung wir stehen, legt Zeugnis davon ab. Als Spitta 1885, dreihundert Jahre nach der Geburt Schütz's, den ersten Band der großen Gesamtausgabe erscheinen ließ, da konnte er vom Weihnachtsoratorium nicht mehr als eine einzelne Stimme, die des Evangelisten, bringen. Alles andere war verschollen und die Hoffnung auf eine Wiederausfindung ganz gering, denn 1760 war der gesamte Schütz'sche Nachlaß verbrannt worden, und was in Kopen hagen lag, wo Schütz längere Zeit als Kapellmeister ge wirkt hatte, war 34 Jahre später gleichfalls den Flammen zum Opfer gefallen. Um so größer war die Freude aller musikalisch Interessierten, als Arnold Schering im vorigen Jahre in der Zeit- schrift der Internationalen Musikgesellschast mitteilen konnte, daß es ihm gelungen sei, das gesamte fehlende Notenmaterial, mit Ausnahme einer leicht zu ergänzenden Posaunenstimme und dem Chor- und Orchesterpart der Introduktion, in der Universitätsbibliothek zu Upsala aufzufinden, wo es unter andere alte Noten geraten und als ein Werk von Jo hannes Teile katalogisiert worden war. Jetzt, nachdem Schering das Fehlende ergänzt und den Eingangschor rekonstruiert hat, liegt das Weihnachtsoratorium sowohl in der Originalgestalt (Supplement zur Gesamtausgabe) als auch in der Neubearbeitung vor und läßt einen Schluß auf seinen Wert zu. Weder in den Chören noch in den Rezitationen steht es hinter den Schütz'schen Passionen und den 7 Worten am Kreuz zurück. Ersteren nähert es sich auch in der Form. Der Text ist der Bibel ent nommen und wird nur am Schlüsse durch einen an- rehängten Chor: „Dank sagen wir alle Gott!" erweitert. Zn der gebräuchlichen naiv-frommen Weise des l6. und 17. Jahrhundert- singt noch der Chor als Ein- eitung die Überschrift: „Dre Geburt unseres Herrn Jesu Christi, wie sie beschrieben wird von den heiligen Evan gelisten." Der Erzähler aber singt nicht wre in den anderen Passionen mit Ausnahme der sieben Worte am Kreuz, in der traditionellen psalmodierenden Weise, andern im st^Io reeitativo. Ebenso fortschrittlich sind >ie übrigen Einzelpersonen behandelt, die wirklich al- Einzelpcrsonen auftreten, und denen nicht, wie früher, mehrstimmige Gesänge in den Mund gelegt werden. Nur wo viele Personen gleichzeitig sprechen, tritt der thor in seine Rechte. Die dramatische Wirkung de- Nanzen wird durch den modern-italienischen Gebrauch >es Orchesters gehoben. Die ouov« musiodo hat - ihm sichtlich angetan, überall bricht die Freude am Klang- Kunst und Wissenschaft. König!. Sächsischer «ttertumsverein. Vortrag des Hrn. vr. Bruchmüller (Leipzig): Die Entwickelung des studentischen Verbindung«- wesen- in Leipzig bis in die Mltte des 19. Jahr- dundertS. Anknüpfend an die Stiftung der Universität Leipzig am 2. Dezember 1409, deren 500jährige- Be stehen vorausgreifend schon im Juli 1909 gefeiert wurde, gab der Vortragende einen Überblick über die Gliederung der älteren mittelalterlichen Universnäien. An den ita lienischen Hochschulen bestanden freie Genossenschaften, die ihren Angehörigen Schutz und Unterstützung ge währten, für gemeinsame Feier kirchlicher Feste, Pflege kranker und Beerdigung gestorbener Landsleute sorgten, ihre gemeinsame Kasse und selbstgew hlte Vorstände hatten, bekannt ist z. B. die bedeutende Stellung der nativ Iboutorüva in Bologna. Die französischen Uni versitäten hatten keine Nationeneinteilung; die älteren deutschen Universitäten, die meist nach französischen Bor- l bildern sich richteten, entbehren daher auch dieser Gliederung und zerfallen in die vier Fakultäten; die älteste von ihnen, Prag, teilt jedoch trotz ihrer sonstigen Anlehnung an Paris ihren Lehr- und Lernkörper in vier Nationen, und dasselbe tut Prags Tochteruniversität Leiprig mit ihrer Verwaltungs- und verfassungsrechtlichen Scheidung in die vier nationes Llisnsnsium, Laxoruw, Lavarorum und kolonorum, neben der zugleich eine Scheidung nach den Lehrgegenständen rn die vier Fakultäten besteht. Jene vier Nationen entsprechen aber nicht lediglich studentischen Korporationen, sondem auch die betreffenden Dozenten gehören dazu. Die Prager Universiiät bildet anfangs eine unrvvrsitas maglstrorum et sobolarium, in der die Studenten nicht nur das passive Wah'reckt zum Rek torat, sondern auch in der oongregatio universitatis gleiche Stimmen mit den Magistern hatten, bis 1371 die Hoch schule zu einer univervitas maßistrorum umgebildet wurde; in Leipzig konnte von einer universitas magistrorum «t »vdolarium überhaupt nicht die Rede sein, obwohl auch hier die Studenten mindestens das passive Wahl recht bei der Rektorwahl hatten. Die Erstarkung der Territorialstaaten führt allmählich zu immer strafferer Ein- und Unterordnung der Universitäten im Staats- vrganismus; damit schwinden auch die Vorbedingungen für das Bestehen freier Verbände mit gew ssen Selbst - bestimmungsrechten innerhalb der Studentenschaft mehr und mehr. Landsmannschaftliche Korporationen, ähnlich den alten italienischen, finden wir aus deutschem Boden zuerst in Rostock, doch ohne Beziehung auf das Kneip wesen und ohne Zusammenhalt für das Leben nach dem Abgang von der Universität. In Leipzig sorgten schon die großen Internate, die Bursen für landsmannschaftlichen Zusammenhang; jede Natton hatte ihre Lurs»; das große Frauenlolleg war vorwiegend für Schlesier be- stimmt. Nach dem Herabsinken der Bursen von ihrer früheren Bedeutung finden sich im 16. Jahrhundert für Leipzig nur spärliche Andeutungen studentischer Kor porationen, wie in Udeilus kormularis (zwischen 1495 bis 1533), ferner in einzelnen Vorgängen der Jahre 1514, 1521, 1533, bei Reibereien einzelner Mitglieder der Nationen mit Fremden wie 1550, 1555. Erst das 17. Jahrhundert läßt sie stärker hervortreten. Die Ver wilderung während des großen Krieges, die Verrohung der studentischen Sitten, die Ausbildung des Pennalis mus, des Sauskomments u. a. erhöhten bei den einzelnen Wehrlosen das Gefühl der Schutzbedürftigkeit, wohl oder übel mußte er sich einer Landsmannschaft anschließen. Ein gutes Bild dieser Zustä.rde gerade in Leipzig gibt die „Oowoeäia vom Studentenleben" des Leipzigers Johann Georg Schoch von 1657, worin der Senior der Meißner sich für seine Pennäler mit zwei Nichtmeißnern schlägt. Die Behörden schritten wiederholt scharf ein; 1661 erging ein kurfürstliches Mandat gegen den Pen- nalismuS und die Konventikel der Nationen, 1682 fand eine große Untersuchung statt, die mit Landesverwei ung der Anführer endete. Im 18. Jahrhundert hatte sich der Typus des Leipziger Studenten völlig verändert, er galt als ganz abgefallen vom alten, urwüchsigen studentischen Treiben. In dessen zweiter Hälfte finden sich aber wieder landsmannschaftliche Gruppierungen, besonders die Liv- und Kurländer unter einheimischen Adligen treten hervor, doch wird nicht mehr der Zu sammenschluß möglichst vieler Landsleute erstrebt, sondern das aristokratische Prinzip der Auswahl gut veranlagter Leute, besonders auch guter Schläger, ist ausschlaggebend in diesen neuen Bildungen, den Orden, deren Blütezeit in die 1780er und 1790er Jahre fällt. Der Vortragende besprach das Aufkommen ver schiedener Orden und Korporationen, so der Harmonie, der Konstantisten, Amizisten, Unitisten, Jnsolubilisten, der Lausitzer Predigergesellschast (1716 gestiftet, 1755 zuerst in ordenartiger Form, 1763 Symbol der Triangel mit der Inschrift „Loradorum saluti"). Orden und Lands mannschaften treten gelegentlich, wie 1803, bei dem kro-xatri» Skandal zwischen Halle und Leipzig, gemein- sam für Leipzigs Ehre ein, stehen aber sonst oft im Gegensatz. Auch mit der „adligen Fechtgesellschaft" (8u1- pburi») gerieten die Landsmannschaften unter Führung oes Thüringerseniors Theodor Körner 1811 in scharfen Konflikt. Gegenvereinigungen, wie die Otto- aus Meißen, die Abschaffung der Duelle, Errichtung eines Ehren gericht-, Pflege des wissenschaftlichen Lebens forderte, hielten sich nicht lange. Die Landsmannschaften, die Vor gänger der heutigen Korps, blieben vorherrschend, bis ihnen die Burschenschaften das Feld streitig machten, deren erste in Leipzig am 7. Juni 1818 gestiftet wurde. Sie erstrebte die Vereinigung der gesamten Studenten schaft unter Betonung des Christentums, Deutschtums und der persönlichen Ehrenhaftigkeit, fand bei den Lands Mannschaften nur in geringem Grade Entgegen kommen, bald jedoch scharfe Feindschaft, bis 1820 ein Abkommen zwischen ihr und den Korps Lu- satia und Saxonia getroffen wurde. Die reattio- nären Maßregelungen der 20er und 30er Jahre trafen die Burschenschaft schwer, aber in der demokratischen Periode der 40er Jahre nahm sie parken Aufschwung, Philharmonisches Konzert. Bei der Rangstellung, die Eugöne Ysaye unter den Geigern der Gegenwart einnimmt und bei der groß n Beliebtheit, deren sich seine Kunst hier seit langem erfreut, war es nicht zu verwundern, daß der Gewerbehaussaal gestern noch voller besetzt war als sonst. Kein Wunder auch war es, daß der Beifall am Schluffe des Abends außergewöhn liche Dimensionen annahm; denn der Künstler hatte so schön gespielt wie nur jemals zuvor. Bei ihm ist die Frage, wie er spielte, überdies mehr und mehr in den Hintergrund getreten, man weiß das zu gut, man fragt jetzt gewöhnlich zunächst, was er spielte. Mit Brahms Violinkonzert begann er. Soll durchaus eine kritifche Bemerkung fallen, so schien uns, daß er den ersten Satz ein wenig zu langsam nahm, aber dafür übergoß er die kantabilen Stellen mit einer Weichheit und Süßigkeit des Tons, die bestrickend wirkte, und das Adagio würde man überhaupt nicht schöner spielen hören können. Daß er Brahms seiner Herbheit etwas entkleidet, liegt im Wesen seiner Kunstbetätigung. Man darf nicht vergessen, daß er Belgier von Geburt ist, Schüler des Lütticher Konservatoriums (seiner Vaterstadt) und Vieuxtemps'. Programmgemäß spielte der seltene Künstler noch ein langatmiges phrasenhaftes Poeme von Chausson und Saint-Säens Rondo capriccioso. Daran schloß sich ein Nachkonzert von reichlich halbstündiger Dauer. In der Sängerin der Veranstaltung begrüßten die Dresdner die Tochter des ehemaligen Muster-Papagenos unserer Hofbühne und ihres tüchtigen Regisseurs, des nachmaligen Jntendanzrats Jensen: Frau Paula Werner-Jensen. Ihre Ausbildung hat sie in Frankfurt a. M , deren Oper jetzt ihr Vater vorsteht, bei Bellmidt erhalten. Ein den echten Altstimmen zuzurechnendes Organ von Wärme des Timbres und großem Volumen nennt sie ihr eigen und überdies eine starke musikalische Intelligenz H rvorragend wirkte die Sängerin vornehmlich im getragenen Genre. Bruchs „Penelopes Trauer" als erste Nummer war für sie eine überaus günstige Wahl, auch Schuberts „Greisengesang" und Arnold Mendelssohns stimmungs- schöneS „Weihnachtslied". Für das leichtere, vewegte und heitere Genre ist die pastose Stimme von Natur weniger geeignet, und ihre Ausbildung hat auch die Mo dulationsfähigkeit weniger ins Auge gefaßt. Der Ansatz ist in der Höhe wie in der Tiefe nicht völlig frei, und die Tongebung beeinträchtigt bisweilen noch die Atem führung. Hr. Pretzsch begleitete am Klavier mit größter Delikatesse, und die Leistungen der Gewervchaus- kapelle (Leitung: Hr. Willy Olsen) ließen auf sorgfältige Proben schließen. O. S. Bolkssingakademie. (Kammermusikabend). In Verfolgung ihrer überaus dankenswerten volkserziehe rischen Bestrebungen veranstaltete gestern in den üblichen vorgerückten Abendstunden die Leitung der Volkssing akademie im Volkswohlsaale einen Kammermusik abend. Das rühmlich bekannte Neustädter Trio, d. h. die Herren Walter Bachmann, Rudolf Bärtich und Arthur Stenz, hatte seine Kunst in den Dienst der edlen Sache gestellt, und reicher Lohn dürfte den Künstlern der warme spontane Beifall gewesen sein, den ihnen eine nach vielen Hunderten zählende Hörerschaft in reichstem Maße spendete. Die Künstler spielten Rubinsteins L 6ur- Trio, die Schumann verwandte Züge zeigenden Noveletten (^ moll op. 29) von Niels W. Gade) und schlossen auf besonderen Wunsch mit Hayans ttebeaS- würdig-heiterem O ckur-Trio ox. 1. Unter der temperament vollen Führerschaft des Hrn. Bachmann, der recht eigentlich das Haupt dieser trefflichen Künstlervereinigung und ein ganz ausgezeichneter Vertreter seines Instruments ist, kamen sämtliche Werke in hervorragend schöner Aus führung zu Gehör. O. S.