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Variation IX: Don Quixote stürmt gegen zwei Mönche an - eng ver schachtelte Fagottfiguren die vor ihm flüchten. Variation X: Der Ritter von der trau rigen Gestalt unterliegt in einem Kampf einem verkleideten Freund, der ihm das Versprechen abnimmt, von weiteren Abenteuern abzuse hen. Finale: Don Quixote sieht seinen Irrtum, seinen anachronistischen Idealismus ein, er findet zu Ausge glichenheit und Ruhe. Strauss ver wandelt das erst so bizarre Thema seines Helden in eine Weise von wunderbarer Wärme und Abge klärtheit. In seiner friedvollen Ge löstheit erinnert dieser Schluß an den Abgesang des Sir Morosus aus der „Schweigsamen Frau", ei ner Sträusschen Opernfigur, der die Skurrilität eines Don Quixotes ja auch geistig verwandt ist. Sergej Rachmaninow gehört zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Die Zeitge nossen verehrten in ihm einen großartigen, international ge schätzten Pianisten und Dirigenten. Er selber sagte einmal: „Ich habe nie feststellen können, wozu ich in Wahrheit berufen bin, zum Kompo nisten, zum Pianisten oder zum Di rigenten." Heute wahrt man das Andenken an seine großen nach schöpferischen Leistungen. Das kom positorische Erbe ist geblieben, vor allem das elegant-elegische Kla vierschaffen (vier Konzerte und mehrere Sonaten), aber auch be deutende Orchesterwerke, u.a. drei Sinfonien und mehrere sinfoni sche Dichtungen. Sein unruhevoller Lebensweg führte Rachmaninow von Rußland nach Deutschland, Frankreich und zuletzt nach Ame rika. Im Gouvernement Nowgorod ge boren, besuchte er das Peters burger und das Moskauer Konser vatorium als Schüler der konserva tiven Musiker Tanejew, Arenski und Siloti. Früh wurde bei ihm der Grund gelegt zu einer tiefen Liebe zur russischen Volksmusik, deren nationale Traditionen er später in seinem Schaffen, in der elegischen Thematik, in der Neigung zur Epik, niemals verleugnete, obwohl Rach maninow nicht zur national-russi schen Schule des „Mächtigen Häufleins", vertreten u. a. durch Mussorgski und Rimski-Korsakow, gehörte. Vielmehr darf man ihn in die Linie Liszt-Tschaikowski stellen mit seiner konservativ-romanti schen, an westeuropäischer Musik geschulten Tonsprache. Rachmani nows Stil besitzt die Farbigkeit der Spätromantik. Er ist gekennzeich net durch Ausdruckstiefe, balla- deske, dunkle Pathetik, schwärme risch-pastorale Lyrik und eine Nei gung zu Moll-Stimmungen. Eine gewisse weltmännische Eleganz ist ihr eigen, auch dann, wenn die ly risch-elegische Melancholie sich zu kraftvollem, manchmal etwas wild lärmenden Pathos steigert. Rachmaninow ist zu den bedeuten den Komponisten zu zählen, die einige Jahre ihres Lebens in Dres den verbrachten und hier wichtige Rachmaninow gehört zu den vielseitigsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte.