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Bela Bartök Leben und Werk Bela Bartök, 1940 (letztes in Budapest aufgenommenes Foto) Bela Victor Jänos Bartök wurde am 25. März 1881 in Nagyszent- miklös, Ungarn (heute Sinnicolau, Rumänien) geboren. Nach einer Grundausbildung durch seine Mut ter erhielt er in Preßburg von Läszlö Erkel (1844 bis 1896) Kompo sitionsunterricht. An der Musikaka demie in Budapest war er Klavier schüler von Istvän Thomän und Kompositionsschüler von Hans Koessler; er entwickelte sich zum Klaviervirtuosen. Seine komposito rische Tätigkeit, die er bereits in Preßburg aufgenommen hatte, in tensivierte sich um das Jahr 1905. Er orientierte sich anfänglich an Franz Liszt, verließ aber bald die To nalität, so daß scharfe Gegensätze zu Kritik und Publikum nicht ausblie ben. Er erhielt zwar 1907 eine Klavierprofessur in Budapest; die Aufführung seiner Kompositionen wurde aber verhindert. Sein Plan, mit einigen jungen Komponisten eine neue Musikgesellschaft zu gründen, verwirklichte sich nicht, daher zog er sich 1912 von jeder öffentlichen Tätigkeit zurück und widmete sich neben seinen Konzert reisen als Pianist nun mehr der Kom position und der Volksliedfor schung, indem er echtes ungari sches Volksgut sammelte und bear beitete - was bisher als „ungarisch" angesehen wurde, waren zumeist rumänische oder slawische Weisen, die die Zigeuner spielten. Seinen Wohnsitz in Budapest behielt er vor läufig bei. Im Herbst 1940 emigrierte er unter dem Eindruck des wachsenden Ein flusses und der Gefahr durch den deutschen Nationalsozialismus in die USA. Es fiel ihm schwer, sich in der neuen Heimat durchzusetzen, weil er zu stark in der alten verwur zelt war, um sich neuen Verhältnis sen anzupassen. Er erhielt einige Konzert-, Kompositions- und For schungsaufträge, aber sein Gesund heitszustand hinderte ihn an einer intensiven Arbeit. Er starb am 26. September 1945 in New York als eine der größten Gestalten der Mu sik des 20. Jahrhunderts. Es war zum „Qualitätskriterium" geworden, ob ein Kunstschaffen der von den Machthabern geduldet wurde oder nicht. Das sah auch Bela Bartök. Er schrieb, als man in Berlin offenbar zögerte, ihn zu ver bieten, zumal er doch kein Jude, sondern Angehöriger des mehr oder weniger freiwillig befreunde ten Ungarns war, daß er es als Dis kriminierung empfände, nicht unter die „Entarteten" eingereiht zu wer den. Das Verbot, seine Werke in na tionalsozialistischen Ländern aufzu führen, sprach er selbst aus. Das Lebenswerk Bartöks gliedert sich in drei Stilphasen. Die spät- romantisch-impressionistische Phase endete mit seiner einzigen Oper „Herzog Blaubarts Burg" im Jahre 1911; sie lag auf der Linie Franz Liszt - Richard Strauss -Claude De bussy. Die folgende expressionisti sche Phase reichte ungefähr bis zum Jahre 1930 und zeichnete sich durch die Verwendung vielfältiger Stilmittel aus: Kirchentonarten, Pen tatonik, Bitonalität, Chromatik, kon-