Spieldauer: ca. 22 Minuten Belä Bartök komponierte sein letz tes vor der Emigration in die Verei nigten Staaten in Europa fertigge stelltes und uraufgeführtes Werk im Auftrag Paul Sachers. Der leitete die Uraufführung mit seinem Basler Kammerorchester im Juni 1940 in Basel. Entstanden ist das für je sechs erste und zweite Violinen, vier Bratschen, vier Violoncelli und zwei Kontrabässe konzipierte Di vertimento zwischen dem 2. und 17. August 1939 in Saanen, wo Bartök Sachers Ferienhaus im Ber ner Oberland bewohnte. Ähnlich Prag ramm zettel zu der Uraufführung des Barökschen Divertimentos 4B BASLER KAMMERORCHESTER Q LErrUNGPAULSACHER (■*■■■■■■■■ fe.1l UM MUB CAHNO4AAI DMM1A0 11.MMI1ND 5. KONZERT PROGRAMM wie in der „Cantata profana" lehn te sich Bartök im Divertimento an barocke Formmuster an. So hat er selbst gegenüber dem Auftragge ber von der „Idee eines Concerto grosso" gesprochen und den tra dierten Wechsel von Concertino und Ripieno virtuos angewandt. Das gilt für die beiden Ecksätze des dreisätzigen Werkes. Im Kopfsatz (Allegro non troppo) lassen sich aber auch Bestandteile des Sonatenhauptsatzes ausma chen: Dualismus der Themen Exposition, Durchführung und Re prise. Verwoben mit diesen klassi zistischen Momenten ist Bartöks ur eigene Anverwandlung heimatli cher Volkskunst: die kirchenton harmonische Melodie des Kopf themas, der nach Art der rumäni schen Hora rhythmisierte Seiten satz mit seiner romantischen Terzenseligkeit. Dieser Idyllik stellt sich immer wieder eine rhythmi sche Querläufigkeit entgegen, die Harmonie mündet jeweils in eine Dissonanz, ein Spannungsfeld baut sich unterhalb der Oberfläche auf. Im Mittelsatz (Molto adagio) er hebt sich über dem gedämpften Streicherklang ein eindringlicher Klagegesang: eine von Bartöks un vergeßlichen Nachtmelodien. Sie versinkt im Nichts, über dumpfen Baßostinati steigen die ersten Vio linen mit schneidenden Quint klängen in ein verzerrtes Triller feld. Es ist eine Vision unheilvoll drohender Schärfe: ein Klangblick voraus in die Greuelwelt des Zwei ten Weltkriegs. Der helle Schlußsatz (Allegro assai) begehrt dagegen auf: Es ist ein schwungvoller Tanz als weltli ches Gebet um die Vermeidung al len Krieges.