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Stahlhelm zur Reichsreform. Auf der !n Flensburg vom Stahlhelm veranstalteten Nordmark-Kundgebung hielt der Bundesführer Seldte eine Ansprache, in der er seine in Koblenz ausgestellte Forde rung zum Kamps gegen Preußen wiederholte, und das Volksbegehren in Aussicht stellte mit dem Ziel, die marxi stischen Einflüsse in Preußen auszuschalten. Im Anschluß an die Ausführungen des Bundcssührers Seldte wurde eine Entschließung zur Neichsresorm angenommen, soweit Schleswig-Holstein betroffen wird, und in der ein unge teiltes Schleswig-Holstein sowie leine Selbständigkeit für die Zukunft gefordert wird. Angriffe gegen das britische Luftfahrlministerium. James u. Douglas fordert in einem Artikel des Sun- day Expreß eine Säuberung des Luftfahrtministeriums we gen der Katastrophe des R. 101. Der Verfasser glaubt nicht, daß bei der amtlichen Untersuchung über das Unglück die volle Wahrheit zutage treten werde, „weil eigentlich das Luftfahrtministerium" auf der Anklagebank sitze und seine Verurteilung sein Ende bedeuten würde." Douglas behaup tet, es sei öffentliches Geheimnis in gut unterrichteten Krei- fen Londons, daß R 101 nicht lusttüchtig oder sturmtüchtig war, und daß einige der wissenschaftlichen Sachverständigen dies gewußt bäten. Herve zur Antwort des „Croix de Feu". Gustave Herve erklärt zu der ablehnenden Haltung der französischen Frontkämpfervereinigung „Croix de Feu auf seine bekannten Vorschläge, er sei mehr denn je von der Notwendigkeit einer deutsch-französischen Aussöhnung über zeugt. Deshalb richte er jetzt selbst an den Stahlhelm die Frage, was er auf der Grundlage der Heroischen Vor schläge von einer aufrichtigen deutsch-französischen Aussöh nung denke. Zwei Verhaftungen in Tammerfors. Die Polizei verhaftete in Tammerfors den Direktor Haarla und den Redakteur ReLola, die verdächtig sind, an der Entführung des Bürgermeisters Hakkila im Juli d. I. beteiligt gewesen zu sein. Sächsisches. Dresden. Senkung der Stadtverordneten- Von konservativer Seite ist im Stadtoerordneten- der Antrag eingeganaen, die Diäten der Stadtver ordneten um zwanzig Prozent herabzusetzen und den Rat zu Der „Schiencn-Zeppelin". Auf der Bahnstrecke Hannover—Celle wurde, wie gemeldet, dei ^neue Schnellbahntyp mit Propellerantrieb zum ersten Male vor -geführt. Eine Geschwindigkeit von 180 Stundenkilometern wurdi erreicht, wobei der Wagen vollkommen ruhig auf den Schiene! lag und keine merklichen Erschütterungen zu vernehmen waren Der 26 Meter lange, neu ausprobierte Schnellbahnwagen, der 4t bis 50 Fahrgästen Platz bietet. s ersuchen, bezüglich dir ehrenamtlichen Mitglieder des Tlavt- rats dasselbe zu beschließen. Neustadt i. Sa. Gutsbrand. Im benachbarten Krumhermsdorf brannte nachts das Anwesen des Be sitzers Grützner vollständig nieder. Es konnte nichts ge rettet werden: der Besitzer ist nicht versichert. Man vermutet B r a n d st i f t u n g. Pillnitz. Tödlicher Motorrad Unfall. Der 24jährige Willi Förster aus Groß-Sedlitz fuhr am Sonn- tagnachmittag mit seinem Motorrad gegen ein Baum und erlitt einen Schädelbruch, an dessen Folgen er am Montag im Krankenhaus verstarb. Seine Mitfahrerin liegt ebenfalls "chwerverletzt im Krankenhaus. Leipzig. In der Guslav-Adolf-Straße wurde die 73 Jahre alte Frau Hoffma n u und ihr 50 Jahre alter Sohn gasvergiftet rot aufgcfundcn. Der Sohn hatte seine kranke Mutter besucht und war über Nacht geblieben. Vermutlich hatte er beim Zubettgehen den Gashahn der verdeckten Lampe nicht ganz geschlossen, so daß Gas ausströmen konnte. Leipzig. Unruhiger Sonntag. Die Nationalso zialisten hatten für Sonntagvormittag zu einem Umzug durch i die westlichen Leipziger Vororte Plagwitz und Lindenau ! aufgerufen. Darauf hatten die Kommunisten am Sonnabend > durch die „Sächsische Arbeiter-Zeitung" als Gegenkundge- i bung zu einem „Roten Kampfaufmarsch" auf dem Linden- auer Markt aufgefordert. Nur durch großes Polizeiaufgebot > konnte verhindert werden, daß die beiden Züge zusammen- menstießen. Einmal marschierten die beiden Züge direkt auf- ! einander zu. Der kommunistische Zug wurde von dem Füh- i rer der Polizeibereitschaft abgelenkt, um dem Zug der Na- ' tionalsozialisten, der polizeilich genehmigt war, das Durch kommen zu ermöglichen. Wiederholt mußte die Polizei mit dem Gummiknüppel eingreifen. Eine Anzahl Personen wurde festgestellt. Nachmittags gegen 2 Uhr wurde ein Na- ' tionalsozialist in Zivil von mehreren Kommunisten in der ' Kaiserstraße in Lindenau verfolgt, gleichzeitig kamen aus der ' Merseburgerstraße etwa 15 Kommunisten hinzu. Beide Gruppen nahmen den Nationalsozialisten in die Mitte, schlu gen ihn nieder und traktierten ihn mit Fußtritten, so daß er bewußtlos sortgeschafft werden mußte. Leipzig. Lastenaufzug abgestürzt. Ein schwe rer Unglücksfall ereignete sich Montagvormittag auf einem Neubau in der Arndtstraße. An einem dort benutzten La- Das mechanische Hirn des Kraftwerkes. Einem mechanischen Hirn gleicht der Kommniidvrnum, von den aus der Betrieb der Hochspannungsnetze großer Elektrizität^ Unternehmungen geleitet wird. Der Kommandoraum der Haupt- schaltstelle Brauweiler bei Köln, der größten Schaltanlage dei Welt penaufzug riß plötzlich die Kette, so daß der Kasten herab stürzte. Ein in der Nähe befindlicher Arbeiter erlitt schwere Rückenverletzungen und mußte in Krankenhaus gebracht wer den. Limbach. Sympathiestreik. Infolge einer von der hiesigen Ortsgruppe des Metallarbeiterverbandes gefaßt ten Entschließung haben 450 von 530 Metallarbeitern, di< am Montagmorgen 7 Uhr in den Betrieben hätten erscheinen ollen, erst um 9 Uhr die Arbeit ausgenommen. Die ven pätete Arbeitsaufnahme soll eine Sympathiekundgebung ft» )ie streikenden Berliner Metallarbeiter darstellen. Chemnitz. Die am Montag stattgefundenen Beratungen der Arbeitgeber des sächsischen Transportgewerbes haben über die Annahme oder die Ablehnung des Schiedsspruches, der einen Abbau der tariflichen Wochenlöhne um fünf Pro zent, die 48-Stundenwoche, die Festsetzung der Ueberstunden- zuschläge auf 20 bis 25 Prozent und für Sonntag- und Nacht arbeit auf 50 Prozent ab 1. November vorsieht, noch keine Entscheidung getroffen; es soll erst die Stellungnahme der Arbeitnehmer abgewartet werden. Chemnitz. DieStraßeistkeinSpielplatz. In der Bernsdorfer Straße geriet ein zehnjähriger Schulknabe, der aus einer Gruppe ballspielender Kameraden über die Fahrbahn lief, um den Ball zu Haschen, unter einen Kraft wagen des städtischen Abfuhrbetriebes. Das Kind wurde so schwer verletzt, daß es am gleichen Abend im Krankenhaus verstarb. Chemnitz. Am schrankenlosen Bahnüber gang der Linie Chemnitz—Oberfrohna wurde der siebzig jährige schwerhörige Rentner Schenkvon einem Zug ange fahren und zur Seite geschleudert; Schenk war sofort tot. Oelsnih. Scheunenbrand. In Hartmanns grün ist abermals eine große Scheune des Rittergutes in Schutt und Asche gelegt worden, wobei Heu, Getreide und landwirtschaftliche Maschinen ein Raub der Flammen wur den. Das angrenzende Wohnhaus konnte durch angestreng tes Arbeiten der anwesenden Wehren aus der Umgebung gehalten werden. Die Brandursache ist noch nicht geklärt, doch rechnet man mit Bestimmtheit mit Brandstiftung. Treuen. Güterwagen entgleist. Montagfrüh gegen 4 Uhr entgleisten auf dem hiesigen Bahnhof zwei Wa gen eines Güterzuges, wodurch erhebliche Verspätungen im Zugverkehrs entstanden. Ein Hilfszug aus Zwickau nahm die Eingleisungsarbeiten vor. Zwischen Herlasgrün und Treuen mußte ein Pendelverkehr eingerichtet werden Die Verionen- Men errichtet ein Gustav Akahlcr-Deukmal. Auf Beschluß dos Arbeitsausschusses dos Gustav Mohler-Denkmal Komitees wird ein vom Archiloilen Peter Behrens gemeinsam mit dem Bildhauer Auchu Hane!' ongefertiztes Model! des Dent me!) ausgesöhrt. ZV tLl. Fo-tp-hong^ ELLEHSHtzH „Ich möchte aus diesem Grunde den Herrn Regierungsrw auch untertänigst um meine Entlassung aus dem Dienst ge beten haben." „Kerl! Sind Sie verrückt?" „Nein, denn ich bestätige hiermit meine Bitte!" Der Regierungsrat war sprachlos. Er konnte nicht be greifen, wie man eine solche Versetzung mit solchen Aus sichten für die Zukunft ablehnen und sogar noch um Ent lassung bitten konnte, nur, weil man damit einem Kollegen wehe getan, der es doch redlich verdient hatte. „Gehen Sie erst einmal nach Hause und schlafen fick) aus Sie scheinen heute nicht ganz zurechnungsfähig zu sein." „Ich muß diesen Vorwurf als unberechtigt zurllckweissn Herr Regierungsrat. Ich bin vollkommen nüchtern." „Gut, dann reichen Sie Ihren Antrag schriftlich ein." Der Regierungsrat drehte seinem Untergebenen der Rücken zu. Dalberg verbeugte sich und verließ eiligst da« Zimmer. Auf dem Gang, er traute seinen Augen kaum, traf er Fräu lein Mertenz. „Ist es wirklich möglich? Sie hier? Guten Tag, Fräuleir Mertenz!" „Guten Tag, Herr Kollege, ich gratuliere zur Versetzung!" .Kollege?" „Gewiß, denn ich bin schon feit Jahren Angehörige des gbitfahndungsdienstes." „Und Scheveningen? „Dort war ich lediglich zu Ihrer und van de Loos Deckung " „So waren Sie auch die alte Dame in Zevenaar?" „Gewiß Aber wollen wir nicht lieber unser Wiedersehen Irgendwo anders feiern?" „Ich stehe gerne zu Ihrer Verfügung." Und — als Dalberg am Abend von ihr schied, waren sie «reits die besten Freunde, zusammengekettet durch gemein- pme Erlebnisse und Erinnerungen. „Gerda! Darf ich Sie wiedersehen?" „Ihr und Ihrer lieben Schwester Besuch wird mir stets t«e große Freude sein." Sie reichte ihm zum Abschied die feine Hand das beuchten ihrer Augen war Verheißung. 27 Oberzoliunnehuier Ku-zig harte sich im Gefängnis das geben genommen. Eines Morgens fand ihn der Wärter an nnem der eisernen Fenslerstubs hängend tot. Auf seinem Tische lag ein Blatt Papier, auf dem der Ein nehmer bat, seine Familie zu schonen, da diese unschuldig sei. Lr machte ein umständliches, schriftliches Geständnis. Der Untersuchungsrichter hatte tags zuvor vergeblich versucht, ihn )azu zu bewegen. Die Leiche des Beamten wurde unauffällig nach dem Kran- ienhause geschafft und dort aufgebahrt. Der junge Wessels wurde wiederum vor den Unter- Pchungsrichter geführt. „Nun, Herr Wessels, wollen Sie sich immer noch nicht zu nnem Geständnis bequemen?" „Nein, denn ich habe keines zu machen." „Sie missen doch, daß Sie die Aussage des einen Kraft vagenführers schwer belastet." „Das ist mir bekannt." „So geben Sie also die Richtigkeit derselben zu?" „Ich gebe überhaupt nichts zu Ich protestiere nach wie wr wiederholt gegen meine ungerechtfertigte Verhaftung!" Der Untersuchungsrichter klappte sein Lineal auf den Tisch and gab ein Zeichen Zwei Beamte nahmen den an den Hän- )en Gefesselten zwischen sich und führten ihn hinaus zu einem )ort wartenden Kraftwagen. Der Richter stieg ebenfalls ein. Im Keller des Willibrordushospitals stand der junge Wessels dem toten Beamten gegenüber. Er zeigte keine Er legung Da führte man ihn zum Auto zurück und fuhr nach Elten. Dort stellte man ihn wieder in der kleinen Kapelle des Mar- unus-Hospitals einem Toten gegenüber. Es war -ein Vater Still und friedlich lag er im Sarge zwischen Kerzen und Blumen. Wie von einem Schlage getroffen wankte der junge Mann and sank aufschluchzend in die Knie. „Vater! lieber Vater!" stöhnte er. Der Richter trat an den jungen Mann heran. „Das ist das zweit« Opfer Ihres Auftraggebers, Herr Wessels. Im Angesichte Ihres toten Vaters fordere ich Sie ruf, den Namen zu nennen, damit auch ihn sein Schicksal rreile." Andreas schluchzte laut. „Ich will alles sagen doch lassen Sie mich noch ein wenig bei meinem Vater " Den beiden Beamten, die sich sofort zur Bergvilla begaben, Zffnete die sechszehnjährige Tochter des Hauses. „Kriminalvolnei!" Dio Tür flog zu. Blitzschnell zog der Beamte seinen schweren Revolver, hielt ihn vor das Schloß. Krachend flog die Türe ruf. „Hände hoch!" Das zu Tode erschrockene Mädchen und der herbeigceilte Hausdiener standen ruhig. „Wo ist Herr Smetcn?" „Verreist!" „Wohin? Nasch!" „Nach Holland schon seit einer Woche." Die Untersuchung des Hauses war ergebnislos. Es würd' nichts Belastendes gefunden. Der Hausherr hatte vor seins Flucht alle Papiere vernichtet Nur einige leere Paßformu lare und eine Sammlung nachgemachter Amtsstempel fan den sich, die er in der Eile vergessen hatte. „Aha! Endlich die Paßfälscherzentrale entdeckt!' Die Beamten nahmen den Hausdiener in ihre Mitte. Der selbe wurde jedoch nach am Nachmittag wieder frei gelassen, da er auf Grund des umfassenden Geständnisses dei jungen Wessels an den Schiebungen seines Herrn nicht be teiligt war. Von Stund an überwachte Tag und Nacht ein besonderei Kriminalbeamter als Telephonist auf dem Amt die Post uni die Leitungen der Bergvilla, so daß man auf dem Amtsgerich wie auf dem Hauptzollamt Euwer den Aufenthaltsort der Smeten genau wußte. * * * Plötzlich waren der alte Steengracht und seine Tochter wb vom Erdboden verschwunden Niemand wußte, wohin. I» der Dämmrung eines frühen Dezemberabends hatte ihn uni seine karge Habe ein geschlossenes Auto abgeholt und wa> dann in der Richtung nach Wesel durchgefahren. Die van de Looschen Weinberge bei Rüdesheim Hatter einen neuen Aufseher bekommen, einen älteren Mann schon der mit seiner bildhübschen Tochter das freundliche Wächter haus am Wingert bezog Hier verlebte der alte Steengrach in Ruhe und Frieden seine letzten Tage. 4- * 4- Der Winter kam und ging Das Frühjahr 1926 war im Land gezogen. Droben im Gebirge schmolz unter der erwachenden Früh lingssonne der Schnee. In unzähligen Rinnsalen schoß da- Wasser den Bächen zu, die, reißenden Strömen gleich, du Massen der Ebene entgegenwälzten und zum Meere drängten Drunten am Niederrhein war alles im tiefsten Frieden Noch ahnte niemand das drohende Unheil. Tiefdunkle Nacht. Geisterhaft stand am Himmel der Mond Ruhe ringsum Keine Weide flüsterte «SchUch folgt.)