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Schaltea-Mratsriam Amerika;? London, 21 Oktober. Wie „Lim« "unter allem Vorbehalt und unter Hinwei« darauf, daß eine Bestätigung nicht zu erreichen sei, au» Washington meldet, soll nach dort umlaufenden Gerüchten von gewissen Kreisen, zu denen in erster Linie der Sekretär d« Schatzamts Mellon, der Unkerstaakssekrelär Ogden Mills, der Letter der Federal Reserve Bank von Rewyork George Harrison gehören, der Plan eine« Moratorium« für die Schuldenzahlungen der früheren Alliierten an die vereinig ten Staaten erörtert werden. Diesem Plan, so berichtet der Korrespondent, würde natürlich nur eine bedingte und theoretische Bedeutung zu kommen, und es dürfte sich mehr um die Frage handeln, ob ein solcher Entwurf überhaupt später einmal den tatsäch lichen Verhältnissen angepaßt werden könne, als daß di« in ihm vorgesehenen Bedingungen im Augenblick schon An wendung finden könnten. Aber die kaum mehr als theore tische Bereitschaft der amerikanischen Regierung, solche Maß nahmen in Erwägung zu ziehen, müßte allein schon alle die jenigen ermutigen, die von der Notwendigkeit einer ent schlossenen Aktion seitens der Vereinigten Staaten in einer nicht allzu fernen Zukunft überzeugt sind. Silbert; irrige SMMgermgen Berlin, 21. Oktober Der Schlußbericht des früheren Agenten für Revara- tionszahlungen in Deutschland wird jetzt veröffentlicht. In den Schlußbetrachtungen wird darauf hingewiesen, daß der neu« Plan von Deutschland nunmehr unter eigener Verantwortung ohne Ueberwachung durch Auslän der zu erfüllen ist. Von unterrichteter Seite wird mit Hinblick auf diese Bemerkung auf die Regierungserklärung im Reichstag Un gewissen, die in wörtlicher Uebereinstimmung mit den Be stimmungen des neuen Planes die Losung des Reparations problems nicht nur als eine Aufgabe Deutschlands, sondern als im Interesse aller beteiligten Länder liegend bezeichnet wird und die Zusammenarbeit aller interessierten Länder erfordere. «erMrster Arbettszeitto«!«» Vie Verhandlungen im Ruhrbergbau gescheitert. Esten, 21. Oktober Die Verhandlungen zwischen Zechenverband und Verg- arbeiterverbänden über das Arbeikszellabkommen, da» von den Gewerkschaften gekündigt worden ist, verliefen ergebnis los. Die Gewerkschaften bestanden auf ihrer Forderung nach «ner Verkürzung der Arbeitszeit unter Tage um sink Stunde. Der Iechenverband mußte, wie er erklärt, jede Ar beitszeitverkürzung ablehnen, weil mit ihr eine solche Stei gerung der Selbstkosten verbunden sein würde, dah die Ab satzlage des Ruhrberabaues weiter verschlechtert und weile« Entlastungen und Snllegunaen ihre Folge kein würden- An« fang November wlick der Schlichter sich der Frage cmnehWm- Mrzuvg der LandtagsdiSten in Preubeu Berlin, 21. Oktober. Der Hauptausschuß des Preußischen Landtags nahm astern abend einen Antrag an, den Präsidenten des Land »gs zu ersuchen, die Kasse des Landtags anzuweisen, di« Aufwandsentschädigung für Landtagsmitglieder vom 1. No- pember 1930 ab um zwanzig Prozent und die Entschädigung wr Ausschußsitzungen an plenarsitzungsfreien Tagen untei Berücksichtigung der Herabsetzung um SO Prozent bis zui Anderweitigen gesetzlichen Regelung zu kurzen. Die deutsch-rumänischen Handelsvertrags verhandlungen Bukarest, 21. Oktober. Nach den Vereinbarungen beim Abschluß des deutsch rumänischen Handelsprovisoriums sollten die Verhandlung« jpun Abschluß des endgültigen Vertrages in der zweiten Ok toberhälfte beginnen. Deutschland hat nunmehr angeregt, dü Klärung der schwebenden weltwirtschaftlichen Fragen durck Nie Genfer Besprechungen im November abzuwarten. Rumä nien wird sich wahrscheinlich in der dieser Tage zu «war Knden Antwort mit der Verschiebung des Verhandlungs termins bis nach den Genfer Besprechungen einverstanden «klären. Gegen deutllhe Tonfilme in der Tschechoslowakei Prag, 21. Oktober. Der Landesverband der Kinobesitzer hat beschlossen, vor Vufig keine deutschen Tonfilme zu spielen. Die Mehrzahl der Kinobesitzer hat diesen Beschluß mit geschäftlichen Grün den motiviert, da man sich der jeweils im Publikum Herr schenden Stimmung anpassen und aus Rücksicht auf die hei mischen Produzenten eine „Masseninvasion des deutscher Tonfilms" verhindern müsse. Einige Kinobesitzer stellten fick auf den rein nationalistischen Standpunkt und erklärten, ihr, Ehre als Tschechen gestatte es ihnen nicht, deutsche Tonfilm' zu spielen. Die Wahlen in Hamdurg-Laad Hamburg, 20. Oktober Bei den am Sonnlag im hamburgischen Land- veble< vorgenommenen Kommunalwahlen, die erste Ivabl im Reiche nach den Reichslagswahlen, haben die Sozialdemokraten und Kommunisten meist ihre Mandate behauptet, während die burgerlichcn Parteien und die Staatspartei durchweg Verluste aufzu weisen haben. Al» Sieger gingen überall die Nationalsozia listen, die bei den letzten Sommunalwahlen im Jahre 1927 «Ine Stimmen erhalten hatten, hervor. Zm vergleich zu den - Reich»kag»wahlen haben aber auch die Nationalsozialisten , ihre Stimmenanzahl nicht behaupten können t Elsässische Eemeinderatswahle«, Straßburg, 20. Oktober. Bei den Ersatzwahlen für die Gemeinderät« in Straß- vurg und Kolmar siegte im Straßburger Ostkanton der Autonomist Schall mit 4349 Stimmen über seinen Gegner der nationalen Einheitsliste Hincker, der 3824 Stimmen er hielt. Im Westkanton gewannen die Kandidaten des Auto- nomistenblocks die beiden Sitze, die noch bei den Gemeinde ratswahlen von 1929 durch die nationalen Parteien gehal ten wurden. Nur im Nordkanton konnte die nationale Ein heitsfront sich den einen Sitz erhalten. Die Autonomisten haben in Straßburg von den vier neu zu besetzenden Sitzen drei Sitze erobert, also um zwei Sitze mehr als bisher. In Kolmar hat dagegen die nationale Koalition (Radi kale, Sozialisten, Demokraten, Unabhängiges über die Auto nomisten und Kommunisten gesiegt. Der Autonomlfi Rosst und der Kommunist Didier wurden geschlagen. Der r«m«nische Spiomgestmdal Bukarest, 21. Oktober Zahlreiche Namen der Führer der Spionageorganisa- tion sind inzwischen bekanntgegeben worden. Der Leiter soll «in Ingenieur namens Gustav Mader sein, der vor einst gen Jahren bei Sowjetorganisationen in Paris und Berlin tätig gewesen sein soll. Auch der Berliner Ingenieur Alberi Ludwig ist verhaftet worden, ferner der stellvertretende Ehef der technischen Sektion des rumänischen Kriegsminist«' riums Kapitän Butoiu. Des weiteren wurden fünf Reserve offiziere in Haft genommen, die zu den Königsmanövern fuhren, unterwegs aber eine Autopanne erlitten und bei det nächsten Bahnstation den Organen der Geheimpolizei ver dächtig erschienen. Schließlich wurden noch die Namen von Agenten aus Siebenbürgen, darunter auch zwei Frauen, b«- kanntgegeben. In Temesvar, Hermannstadt und Jassy wur den zahlreiche Haussuchungen und Verhaftungen vorge nommen. Der grobe Metaäarbeiterltreil Da» Reichsarbeilsministerium versucht zu vermitteln. Berlin, 21. Oktober. Zm großen Berlin« INetallkonslikt ist die Lage immei noch unverändert. Immerhin erwartet man, daß es den Reichsarbeilsminifi« alsbald gelingen wird, dem Streik ei« Ende zu bereiten. Das Reichsarbeilsministerium hat nack dem Beschluß de» Reichstags, demzufolge der Schiedssprucs nicht für verbindlich «klärt werden soll, vorsichtig Verbin düngen mit den beiden Parteien angeknüpft. Der Reichs arbeitsininifker versucht gegenwärtig, für neue vergleich» Vorschläge sich Gehör zu verschaffen. Aller Voraussicht nach werden in der zweiten Wochen Hälfte Nachverhandlungen stattfinden. Die Aus sichte» einer Einigung werden jedoch recht skeptisch bo urteilt, besonders von den Arbeitgebern. Diese erklären eine eventuelle Verringerung der Lohnsenkungsspanne vo» etwa 8 und 6 aus 6 und 5 Prozent sei höchstens dann akzep tabel, wenn die Gewerkschaften von sich aus einen solche» Vorschlag machen. 31 Schiffe ia China verbrannt 40 Menschen verbrannt oder ertrunken. Rewyork, 21. Oktober. Rach ein« Meldung aus Kanton brach in Wutschar in einem Restaurant, das sich auf einem Schiffe befindet ein Brand aus, der rasch aus andere Schiffe übersprang Z1 chinesische Schiffe wurden zerstört. Hunderte von Chine fen sprangen von den brennenden Fahrzeugen ins Wasser Ein Teil von ihnen erreichte schwimmend das Ufer, die an deren wurden von Helfern aus dem Wasser geborgen. Vo» den Personen, dle sich an Bord des Schiffsrestaurants be fanden hatten, werden 40 vermißt. Man glaubt, daß sst entweder verbrannt oder ertrunken sind. Dispens für Prinzessin Giovanna Rom, 21. Oktober, Das päpstliche Schriftstück, das die Dispenserteilung füi die Hochzeit des Königs Boris und der Prinzessin Giovanni enthält und von der Prinzessin persönlich angefordert ward« war, ist dem italienischen Hof zugestellt worden. In den Schreiben wird der Dispens unter den vom Kanonisch« Recht gestellten Bedingungen erteilt. Erfolge der Aufftaadifchen in Brasilien Buenos Aires, 21. Oktober. Aus Porto Allegro wird gemeldet, daß die Aufständi- schen-Streitkräfte auf der hangen Front vorrücken. Sst sollen an mehreren Stellen die Flüsse Parana und Pamenc überschritten haben und in den Staat Sao Paulo eingedrun gen sein. Die Regierungstruppen weichen vor ihnen zurück und vermeiden jede Schlacht. Es bestätigt sich, daß der nörd lich von der Bundeshauptstadt liegende Staat Espirito Sank« völlig in den Händen der Aufständischen ist. TanNahn explodiert Troy (New Pork), 21. Oktober. «u, einem auf dem Hudson-Fluß am Pier liegender Gaiolin-Tanktahn ereignete sich gestern eine Explosion, durck die z w e i M a n n der Besatzung getötet und zwei schwel verletz! wurden. Zwei neben dem Tankschiff liegende Schlep per wurden zerstört. Die Gewalt der Explosion war derart baß die ganze Stadt erschüttert wurde und Tausende von Fen sterschelben in Trümmer gingen. In der Nachbarschaft det Lxplosionsstelle brach eine Panik aus. und Dutzende geäng stigter Mütter eilten nach der nahegelegenen Schule, da sic fürchteten, daß das Schulgebäude zerstört worden sei. Beginn des ostpreuhifchen Landvolk Prozefies Am Montag begann vor dem Erweiterten Schöffenge richt in Königsberg die Hauptoerhandlung in der Straf sache gegen Friedrich Dö^ner-Sameluckrn und Genossen Im : ganzen wlvo gegen acht Angeklagte wegen Landfriedens» ! oruch» bezw. Aufruhrs verhandelt. Die Verhandlung, M der ' 7S Zeugen geladen sind, wird mehrere Tage in Anspruch ! nehmen. Dem Verfahren liegen die Vorgänge im Frühjahr 1930 s zugrunde, als die Bauernbewegung „Schwarze Fahne" ' Zwangsversteigerungen gewaltsam verhindern wollte. Ueber- i griffe kamen damals vor bei Terminen in Ragnit, In- i st« rburg und Pillkallen während sich bei den ersten ! Ausschreitungen nur Beschimpfungen der Exekutivbeamten § und des Gerichts ereigneten, kam es in Pillkallen und später ! auch inLabiauzu tätlichen Angriffen gegen Polizei und Gericht. . Die Haupttäter wurden darauf verhaftet. Nach ! durchgeführter Voruntersuchung wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. In der Verhandlung wurde ein Vertagungsantrag des Rechtsanwalts Klutke, der mit dem einstweiligen Fehlen des Hauptverteidigers, Rechtsanwalt Dr. Lütgebrune, begründet war, abgelehnt. Rechtsanwalt Klutke gab nunmehr die Er klärung ab, daß er auf Wunsch der Angeklagten die Ver teidigung niederlege. Dann trat das Gericht in die Verneh- ni'nz der Angeklagten ein. Angeklagter von Weiß-Gr. Plauw sprach im Namen der Männer, die die Bauernbe- tvegww '"führt haben. Alle hätten Exzesse, wie sie zur An klage st nicht gewollt und verurteilt. EM Mko««Mqge gegen d« UM Vor dem Landgericht l in Berlin wivd gegenwärtig Hn bemerkenswerter Prozeß verhandelt. Der Reichsoerban» fier Mhlhausindustrie bat nämlich einen Tchadenersakvro- ' SW gegen das Deutsche Reich angestrengt wegen des Gesner- ! fleischöinfuhrvschotes, das im April dieses Jahres ist Kraft , üetveten ist. Die Kühlhausindustrie begründet ihr« Schaden- ' «satzklaae gegen das Reich mit der Behauptung, daß km i di« Regierung im Jahve 1923 erklärt habe, daß vor End« ; M3 auf keinen Fall ein« Einschränkung der Gefrierfleisch- j Anfuhr voraenommen werden würöe. Deshaw habe di« i Küylhausindustrie ihr« Anlagen modernifkü und eine An- Uhl neu« Einrichtungen gebaut, um die Einlagerung des Gefrierfleisches vornehmen zu können. Nachdem jetzt die weitere Gefri«rfleischeinslchr gesperrt worden sei, ständen die Kühlhäuser leer und der ganze Betrieb, der unter großen Kosten aufgezogen worden sei, rentiere sich nicht mehr. De» der Kühlhausindustrie entstandene Schaden wird von ihn« auf ungefähr 40 600 000 Mark geschätzt. Allerdings wiA mit Rücksicht aus die Kosten zunächst nur ein kleiner Toll betrag eingeklagt. Mordprozeb Kramer Di« Ermordung des Direktors der Bergwerksgesellschaft Eoncordia, Kramer, im Februar d. I. bildet den Gegen stand des Prozesses, der vor dem Halberstädter Schwurg«- - xicht gegen den vierzig Jahre alten Heilgehilfen Otto Koch i aus Hoym begann. Zu der Verhandlung sind etwa 50 Zeu gen und sieben Sachverständige geladen. Hauptbelastungs zeugin ist die Ehefrau des Angeklagten, die ihren Mann als den Mörder Kramers bezeichnet hat. Der Angeklagte bestreitet entschieden, den Mord begangen zu haben oder von der Tat zu wissen. ! FliMms MWttkSllllM bei Men. 22 Tote, 30 Verletzte. Alsdorf bei Aachen, 21. Oktober. Am Dienslagmorgen gegen 6,45 Uhr ereignete sich im Wilhelmschacht der Grube Anna des Eschweiler Bergwerksvereins in Alsdorf ein furchtbares Unglück. Eine Stichflamme, begleitet von rle- ' siegen Rauchwolken schoß aus dem Schachte hervor. Zwei Förderkörbe sausten in die Tiefe. In kurzer Zeil war der Schachtaufbau dem Erdboden gleich gemacht. In der Nähe der Unglücksstelle stürzten mehrere Häuser ein. Der Um fang der Katastrophe ist bisher noch nicht zu übersehen. Rach den letzten Meldungen wurden 22 Tote geborgen; 30 zum Teil Schwerverletzte sind im Bardenberger Kranken hause untergebracht. Ob es sich um eine Schlagwetter explosion handelt, steht noch nicht fest. Ettva20VVBergleuteeingeschlosseit Dev Schacht bvennt. Alsdorf, 21. Oktober. Das entsetzliche Bergwerks unglück scheint Außmaße anzunehmen, die bisher in Deutsch land noch nicht vorgekommen sind. Man vermutet, daß das Unglück auf eine Dynamit-Explosion zurückzuführen ist. Der ganze Schachtaufbau stand sofort in Flammen und stürzte zum Teil in den Schacht hinein. Dauernd werden Berlehle geborgen, deren Zahl sich bisher noch nicht an nähernd feststellen läßt. Im unterirdischen Betriebe waren zur Zeit der Katastrophe etwa 2000 Bergleute beschäftigt, über deren Schicksal bisher noch nichts bekannt ist. Man kann nicht zu ihnen vordringen, weil der brennende Schacht noch nicht paffierbar ist. Die Löfcharbeiten werden mit allem Nachdruck betrieben, um den Bergleuten die Aus fahrt zu ermöglichen. Zu Tausenden umstehen Neugierige und Angehörige der noch eingeschloffenen Bergleute das Schachtgelände und warten auf Nachrichten. Sämtliche Aerzke, Sanitäter usw. von Alsdorf, Aachen und den um liegenden Slädlen sind zur Unglücksstelle abkommandiert, um Hilfe zu leisten. Ler Titel macht e; nicht! „Ein Titel muß sie erst vertraulich machen", läßt Faust >en Mephisto sagen. — Ist dieser Anspruch nicht di« Richt- chnur aller Gauner, Hochstapler, falscher Baroninnen, Grä- innen, und Pseudo-Prinzen geworden? Uebt nicht schon ms kleine Wort „von" eine Anziehungskraft auf gewisse Menschen? — Ein Titel, eine Würde, verbunden mit feiner llufmachung, schaffen noch heute unmöglich Scheinendes, »arren nicht nur die Dummen. Wie ist das zu erklären? Seit langen Zeiten sieht das deutsche Volk mit Achtung, khrfurcht, auf den Titel. Es gehl ein eigener Glanz von