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in der Ukraine. Tschaikowski wohnte damals auf dem Gut Kamenka bei Kiew, bei der Familie seiner Schwester. Hier fand er Gelegenheit, die Eigenart des ukrainischen Volksliedes zu studieren. Einflüsse dieser Begegnung mit der ukrainischen Folklore zeigen mehrere in jener Zeit entstandene Kompositionen wie die Oper „Wakula der Schmied“, das 2. Quartett, das Klavierkonzert Nr. 1 und die 2. Sinfonie, die einst von den Zeitgenossen Tschaikowskis mit großer Zustimmung aufgenommen wurde. Als der Komponist sie 1872 im Hause Rimski-Korsakows vortrug, riß ihn „die ganze Gesellschaft“, unter der sich auch Meister wie Mussorgski und Borodin befanden, „fast in Stücke vor Begeisterung“, wie der Komponist seinem Bruder mitteilte. Der Beifall des Publikums konnte jedoch Tschaikowski nicht davon abhalten, sein Werk 1879 einer ausfeilenden Bearbeitung zu unterziehen. In dieser endgültigen Fassung - besonders der erste Satz wurde einschneidend verändert - erklingt die Sinfonie heute. Den ersten Satz, einen Sonatensatz, eröffnet eine langsame Einleitung (Andante sostenuto), deren thematische Grundlage die ukrainische Version des russischen Volks liedes „Mütterchen Wolga“ bildet. Ein energievoll-stürmisches Hauptthema kenn zeichnet das anschließende Allegro vivo. Auch ein schwermütiger Seitengedanke spielt eine gewisse Rolle. Die Themen des Allegroteiles und der Einleitung liefern das Ma terial der dramatischen Durchführung. Mit dem Volksliedthema der langsamen Ein leitung schließt der Satz in verhaltener Stimmung. Der zweite Satz (Andantino marciale quasi moderato) erweist sich als ein grotesker Marsch, dessen Hauptthema Tschaikowski seiner eigenhändig vernichteten Jugend oper „Undine“ entnahm. Auch hier begegnet ein zweiter musikalischer Gedanke, dessen vorwiegend melodische Anlage breit ausgesponnen wird. Dem ariosen Mittel teil liegt wieder ein russisches Lied zugrunde. In sprühender Bewegung läuft das Scherzo (Allegro molto vivace) vor dem Hörer ab. Für das Trio benutzte Tschaikowski ein ukrainisches Scherzlied. Wie in seiner 1. und 4. Sinfonie stellt sich auch das Finale seiner „Zweiten“ als die farbenprächtige Schil derung eines Volksfestes dar. Thematisch wird der Satz in erster Linie von dem ukrainischen Tanzlied „Der Kranich“ getragen, dem sich später ein lyrischer Gedanke hinzugesellt. Ein temperamentvoll dahinwirbelnder Volkstanz krönt die Sinfonie. Dr. Dieter Härtwh VORANZEIGE Solistin Dirigent Donnerstag, den 24. März 1983 4. KONZERT Eleonore Wikarski, Klavier (Berlin) Hans-E. Zimmer Programm Richard Wagner „Meistersinger“-Vorspiel Hine Roj Klavierkonzert - UA Franz Schubert Sinfonie Nr. 6 C-Dur