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N 'N 'LN s 8 nachrichtigte, daß sein Gemälde von einem amerikanischen Kunstfreund erworben worden sei, der nicht den geringsten Versuch gemacht habe, etwas von dem hohen Kaufpreis herunterzuhandeln. Der freigebige Zankes, der den ziem lich nichtssagenden Namen Brown führte, hatte sich aus der Durchreise in der Ausstellungsstadt befunden, hatte das Bild auf der Stelle bezahlt und Auftrag gegeben, es ihm nach Schluß der Ausstellung durch Vermittlung eines von ihm beauftragten Kunsthändlers zukommen zu lassen. Und dieser Kunsthändler, einer der angesehensten seines Berufes, schien noch eine ganze Anzahl ähnlicher Mäcene an der Hand zu haben; denn er hatte nicht nur im Lause der nächsten Monate noch zwei weitere Gemälde Rodecks j auf Ausstellungen gekauft, sondern er war eines Tages j persönlich in seinem Atelier erschienen, um unter den dort angesammelten Werken des jungen Künstlers Umschau zu j halten und für eine ganze Anzahl von ihnen anstandslos i zu bewilligen, was Rodeck nicht ohne ein gewisses Zagen ' zu fordern wagte. Dabei hatte er ihm eine Menge der schmeichelhaftesten Dinge gesagt, hatte ihn für einen der „kommenden Männer" erklärt und ihm versichert, daß er auch weiterhin das wärmste Interesse für sein Schaffen bewahren würde. Es war nun wirklich dahin gekommen, daß auf jeder Aus stellung die Rodeckschen Bilder zu den ersten gehörten, an denen das von seinen minder glücklichen Kunstgenossen viel- beneidete Schildchen mit der Aufschrift „Verkauft" prangte, und daß er sich manchmal geradezu wie ein Krösus vorkam. Hatte er doch bereits ein ganz nettes Sümmchen zurück gelegt, und war es ihm doch möglich gewesen, für seine Sammlung einige Stücke zu erwerben, mit denen er lange geliebäugelt, die er aber immer als für seine Verhältnisse unerschwinglich betrachtet hatte. Unendlich viel wertvoller freilich war ihm die durch die veränderten Verhältnisse ermöglichte Erfüllung eines anderen Lieblingswunsches, den er seit Jahren im Herzen getragen. Er wollte ein Bild i großen Umfanges malen, wollte ein Werk schaffen, das zum s ersten Male all sein Können offenbaren, und das für ihn selbst gewissermaßen der Prüfstein werden sollte für die s Echtheit seines Talents. Schon längst war er mit sich darüber ins reine gekommen, daß es eine figuren- und farbenreiche Szene aus dem Leben der Lukrezia Borgia werden müsse, und er hatte sich für eine Darstellung ihrer Hochzeit mit dem unglücklichen zweiten Gatten, dem Fürsten Alfonso von Bisceglia, entschieden. Viele Skizzen und Entwürfe, sowie zahllose Einzelstudien zu diesem Bilde zeugten von dem Eifer, mit dem er die Idee ver folgt hatte, an ihre endgültige Ausführung aber hatte er sich bisher nicht gewagt, weil er recht wohl wußte, daß die einmal begonnene Arbeit ihn nicht wieder loslassen würde, und Laß er nicht daran denken dürfe, während dieser Schaffensperiode auch noch andere Arbeitspläne zu verfolgen. Und den Luxus, ein ganzes Jahr oder viel leicht auch zwei ausschließlich auf ein Werk zu verwenden, das höchstens in einem Museumssaal unterzubringen sein würde und darum kaum auf einen Käufer rechnen dürfe — diesen Luxus hatte er sich bei seinen bisherigen Ein- kommensverhältnissen nicht zu leisten vermocht. Nun aber glaubte er es zu können. Bei der Bescheidenheit seiner Ansprüche hatte er für zwei Jahre vollauf zu leben und konnte während dieser Zeit aus alle anderen Bilderver käufe verzichten. Seit Wochen schon arbeitete er an einem in der halben Größe des beabsichtigten Gemäldes gehal tenen Entwurf, den er bis in die kleinsten Einzelheiten auszuführen gedachte, ehe er das eigentliche Werk be gann. Und sein Atelier war ganz angefüllt mit lebens großen Studien für die einzelnen Figuren des Bildes. Nach allen Richtungen hin hatte er in seinen Muße- stunden die Stadt durchstreift, immer auf der Suche nach geeigneten Modellen. Er hatte in seinen Skizzenbüchern reiche Ausbeute heimgebracht, und er war so glücklich ge wesen, einige Männer mit prachtvollen Charakterköpfen aufzutreiben, die sich gegen gute Bezahlung bereiterklärt hatten, ihm in seinem Atelier zu sitzen. (Fortsetzung folgt.) suchung zu erschütternde Beharrlichkeit imponiert, mit der er in rastlosem Fleiß an Ler Entwicklung seiner künstle rischen Fähigkeiten arbeitete. Auch ihm war das Suchen und Tasten nicht erspart geblieben; auch er batte erst über Len Umweg mannigfacher Irrtümer die klar und bestimmt vorgezeichnete Bahn gefunden, die er nach der Art seiner persönlichen Veranlagung gehen mußte, um das vorgesteckte Ziel zu erreichen. Dann aber hatte er sich durch nichts mehr von dieser Bahn ablenken lassen, und das Ausbleiben des lauten Erfolges wie des ma teriellen Gewinnes hatte ihn nicht einen Augenblick beirrt. Er hatte sich weder einer Clique zugesellt, noch hatte er die Gönnerschaft einflußreicher Kunstkritiker gesucht. Und da seine Kunst nicht von der aufdringlichen Art war, die sich von selbst marktschreierisch in den Vordergrund drängt, war die große Menge darum bis jetzt fast teilnahmslos an seinen Schöpfungen vorübergegangen. Nur ein paar Kunsthändler, Lie gescheit genug waren, die innere Kraft und Größe Les hier um den Sieg ringenden Talents zu erkennen, hatten sich alsbald an ihn herangemacht, um die Gewinnstmöglichkeiten auszunutzen, die ihr kluger Geschäftssinn witterte. Sie hatten ihm nahegelegt, seine Richtung zu ändern und sich dem Geschmack des kauf kräftigen Publikums anzupaffen, und sie hatten es dabei nicht an greifbaren Anerbietungen von recht ver lockender Natur fehlen lassen. Aber Hermann Rodeck hatte sie kurz und unzweideutig abgewiesen. Er hatte . ihnen, da er doch schließlich leben mußte, seine Bilder, nachdem sie von so und so vielen Ausstellungen unverkauft zurückgekommen waren, für den geringfügigen Preis überlassen, den sie ihm boten; aber er hatte sich nie dazu verstanden, das zu malen, was sie als zug kräftige Marktware von ihm verlangten und mit Gold aufzuwiegen versprachen. Bei seinem außerordentlichen Fleiß hatte er auf solche Art noch immer nicht nur sein Leben zu fristen vermocht, sondern er hatte auch noch > Geld genug übrigbehalten, um wenigstens innerhalb be- /I scheidener Grenzen seiner Liebhaberei für das Sammeln von Werken der Kleinkunst aus der Renaissancezeit nach gehen zu können. Er war durch eifriges Studium und Lurch eine gewissermaßen angeborene Sicherheit des Ur- l teils nachgerade ein ausgezeichneter Kenner dieser Epoche geworden; er ließ sich nicht leicht durch Fälschungen täuschen oder durch die Schlauheit eines Antiquitäten händlers üöerlisten, und wenn die von ihm innerhalb einiger Jahre zusammengetragenen Schätze auch noch keinen Vergleich aushalten konnten mit den von reichen Sammlern angelegten kleinen Renaissance-Museen, so bildeten sie doch für ihn selbst eine nie versiegende Quelle höchsten künstlerischen Genusses und ließen ihn kaum jemals vermissen, was für andere Leute von seinem Alter und seiner strotzenden Lebenskraft den Inbegriff irdischen ! Glückes bedeutete. j So hätte er ein Dasein, wie er es jahrelang geführt , hatte, recht wohl noch viele Jahre lang weiterführen können, ohne sich als ein vom Schicksal Vernachlässigter zu fühlen. Er spürte fast bei jedem neuen Merke das Reifen und Wachsen seiner Kunst, und er war glücklich in diesem Bewußtsein, das ihm immer sehr rasch über die kleinen Anwandlungen des Zweifels hinweghalf, von Lenen das wahre Talent niemals ganz verschont bleiben kann. j Da aber war plötzlich eine unerwartete Wendung ge- i kommen, ein überraschender Aufschwung, dessen erste An- j Zeichen er ohne übergroßes Entzücken als bloße Laune Les Zufalls hingenommen hatte, bis ihn die Beharrlich- j leit Les Erfolges nach und nach wohl eines anderen be lehren mußte. ! Ungefähr Lrei Monate nach dem Tode seines Oheims ? war von einer Ausstellung weg eines seiner Bilder ver kauft worden — ein Bild, für das er mehr aus Uebermut als in der Hoffnung, wirklich einen verschwenderisch frei« j gebigen Käufer zu finden, einen unverhältnismäßig hohen j Preis angesetzt hatte. Er hatte denn auch kaum seinen ll Augen trauen wollen, als ihn die Ausstellungsleltung be- s