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Weitzeritz-Zeilung Tageszeitung un- Anzeiger für DippoMswal-e, Schmieöeberg U.A. is B«zag1prei«: FAr einen Monat 2 Relchtmark K »It Zukragen, einzeln« Rmmnern IS Nelcht- Z Pfennig«. Gemeind, - Derdandt - Girokonto t Uummer I Fernsprecher: Brit DtppolLIt- ? »aide Nr. » Voflscheckkont» Dresden 12 >41 L,«« »»»»»»»» «>> »,»,»»>,,,,c,,,«»>»,»«» «ettefte Jett»», öe» Bezirk» Giese» Blatt ealhStt »le amkttcheu Dekanulmachuage« »er Amlshauplmaunschafl, de» Amisgerichk» >md de» Sladlrals zu Dippoldiswalde Anzeigenprettr Vie « MMImeter »re»« petitzeil« 2» Meichtpfennlg«. «ingefUndt » d Reklamen »» MeichSpfennige. Derantw«8ich« Redatlemr Selle Sed«. — Druck und Verlag: Sari Jeb« in Vivvol-iswalde. 94. Jahrgang Nr. 49 Montag, am 27. Februar 1928 Oertliches und Sachfisches Dippoldiswalde. Frühlingsmäßig ist's schon geworden, trotzdem wir noch im Februar leben. Warm scheint die Sonne vom blauen Himmel, Schnee und Eis sind hier bei uns schon ganz verschwunden, die Schneeglöckchen und Märzenbecher blühen schon, die Kätzchen an den Weiden er glänzen im silbrigen Weiß. Da wird auch -er grießgräm lichste Städter hinaus ins Freie gelockt. Kein Wunder, daß gestern auf allen Megen rechter Verkehr herrschte und die Ausflugsorte der näheren Umgebung ein gut besuchtes Ziel waren. Droben auf dem Gebirgskamm aber lag noch Schnee, genug, um noch dem Sport huldigen zu können. Es mußten daher auf unserer Linie einige Sonderzüge eingelegt werden, wie auch auf -er Freiberg-Moldauer Linie der Sportsonder zug verkehrte. Die warm auf den Schnee herabstrahlende Sonne lud schon zum Sitzen im Freien ein, ganz wie in Da vos oder Arosa usw. Der Sport war noch recht lebhaft, auch die Einweihung der neuen Sprungschanze im Oberhvlzhau verlief ohne Störung, ohne Beeinträchtigung durch schlechte Schneeverhältnisse. Noch ist aber der Winker nicht vorüber. Ein Rückschlag mit Schneetreiben und rauhen Ostwinden wird nicht ausbleiben, aber dennoch: Es muh doch Frühling werden. — Ein Lokomotivführer will gestern beobachtet haben, wie aus einem Auto eine Person in die Talsperre geworfen wurde. Sofort aufgenommene Streifen und Untersuchungen Haden bisher nichts ergeben. Hat noch jemand -er Aufklä rung dieses Falles dienende Beobachtungen gemacht? Dippoldiswalde. Am Sonnabend fand in der „Alten Pforte" die Hauptversammlung Les Bezirkslehrer vereins statt. Nach Bekanntgabe der Eingänge wurde von Oberlehrer Günther, Reinholdshain, über die Sitzung des Bezirkslehrerrates Bericht erstattet. Aus den Verhand- lungspunktcn seien erwähnt: Vereinfachung des Gefchäfts- betriÄ>s in -er Schulverwaltung, Denkschrift der Berufs schullehrer, Bearbeitung eines heimatkundlichen Lesebuchs für den Bezirk. Für den Unterricht recht verwendbar, wurde eine Heimatkarte, bearbeitet von Bezirksschulrat Perl, emp fohlen. 3n der Aussprache wurde auf Unklarheiten in den Zenfurbestimmungen hingewiesen. In den nächsten Mittei lungsblättern hofft man, darübet ministeriellen Bescheid dringen zu können. Sodann nahm Lehrer Hähnel Stellung zu den Leitsätzen des Verbandsthemas zur Chemnitzer Lehrerversammlung: „Geschichtsunterricht." Rach seinem Vorschläge war man mit dem Geiste der Vorlage im großen und ganzen einverstanden. Nach dem Jahresbericht des Vor stehers Gast zählte der Bezirkslehrerverein im verflossenen Jahre 137 Mitglieder (102 Zweigverein Dippoldiswalde, 35 Zweigverein Kreischa-Possendorf.) Zwei Mitglieder, Kan tor t. R. Kühn, Höckendorf, und Oberlehrer Wild, Wendisch- car^örs, find durch Ableben ausgefchieden. In Len Ver sammlungen wurde zu allen Tagesfragen, die die Schule be treffen, rege Stellung genommen und durch mancherlei Vor träge wertvolle Anregung gegeben. Der Kassenabschluß des Kolkegen Matthes wies ein günstiges Ergebnis auf. Als sehr Willkommen begrüßt man die Notbeihilfe von 375 AM. vom Bezirksverein bei Begräbnissen (im vorigen Jahre außer Kühn und Wild noch Fr. Seyfert, Kreischa, un- Frau Fleischer, Oderfrauendorf). Hatte Oberlehrer Günther Lem Vorsitzenden für sein« umsichtige, rein sachliche, bei Ent schlüssen stets -en Kern treffende Geschäftsführung in voller Uebereinstrmmung mit den Anwesenden gedankt, so war es bei der anerkannt gewissenhaften und tatkräftigen Mitarbeit der übrigen Vorstandsmitglieder nicht anders zu erwarten, als daß Gast mit seinem gesamten Stabe wiederum einstim mig aus der Wahl hervorging. Vor Schluß der Versamm lung lud Lehrer Glöckner, Hirschbach, zum Besuch einer ge selligen Konferenz am 3. März in Kleincarsdorf ein. Dippoldiswalde. Der Bußtag in der Passionszeit wird auch diesmal als kirchlicher Feiertag begangen. Er fällt auf Mittwoch, den 2d. Februar. — Nächsten Sonntag, den 4. März, begeht unsere Kirchgemeinde das Gedächtnis der im Weltkrieg Gefallenen. Lin allgemeiner Volks trauertag, der auch wirklich als stiller Tag gehalten würde, ohne öffentliche Vergnügen, hat sich zwar noch nicht durch- gesetzt. Aber vielerorts im Lande und im Reiche hält man vorläufig an der Gepflogenheit der letzten Jahre fest, am 2. " Sonntag in der Passtonszelt wenigstens in einem Gottesdienst Ser Teuren zu gedenken, die für unS ihr Leben opferten. An der hiesigen kirchlichen Feier werden stch auch eine Anzahl Vereine korporativ beteiligen. Besondere Einladung ergeht nicht. — Bußtag un- Reminiscere ist die jährliche Kollekte für di« Innere Mission zu sammeln. Ein Flugblatt, das -lese Kollekte den Gemeindegliedern ans Herz legt, wird in diesen Tagen in -en Häusern vertritt. In den Nöten der Zeit wach sen die Aufgaben -er Inneren Mission von Jahr zu Jahr. Darum bedarf dies Liebeswerk besonderer Anteilnahme und Unterstützung. Dippoldiswalde. Noch einmal, bevor die Fastenzeit beginnt, entwickelte sich am Sonnabend im Schützenhaussaale buntes Faschingstreiben. Der Saal war vom Männer- gesangvereins-Feste vor acht Tagen noch schön geschmückt. Wenn auch keine besonders hervorstechenden Maskenkostüme bei diesem Maskenball, dem letzten der Saison, zu sehen waren, so waren doch eine Reihe recht schöner Masken da. Bei der Prämiierung wurde der l. Preis zuerkannt Martha Eilenberger Dippoldiswalde, für ein Phantasiekostüm, der 2. Liese Bürger—Dippoldiswalde für ein Kostüm „Küsse meinen Nosenmund". Den 3. und 4. Preis erhielten die Geschwister Joh. und Hilde Göpfert—Naundorf als Edelknabe und Nacht und den 5. Kurt Mätze—Reinhardtsgrimma für ein originelles Kostüm als Mönch. — Diesen Mittwoch, am 29. Februar veranstaltet der Landesverein Sächsischer Heimatschutz abends 8 Uhr im Schützenhaus einen Anton Günther-Abend, in dem der ge- seirrte und beliebte Sänger des Erzgebirges seine gemütstiefen Lieder zur Lante selbst singen wird. Die Eintrittskarte kostet im Borverkauf bei Friseur Kothe, Buchhandlung Kästner und im Schützenhaus 50 Pf., an der Abendkasse l Mark. Möge niemand versäumen den prächtigen Abend Anton Günthers mit anzuhören. — Für die Teilnehmer beim 14. Deutschen Turnfest, die vor oder nach dem Turnfest beabsichtigen, Turnfohrten in das besetzte Gebiet zu unternehmen, ist es notwendig, einen Personalausweis, am besten jedoch «inen deutschen Reisepaß, mitzuführen, der bei Ler heimatlichen Ortspolizeibehörde ge gen eine geringe Gebühr ausgestellt wird. Es ist ratsam, für Lie Fahrten in Las besetzte Gebiet sich mit einem Reisepaß zu versehen. Waffen dürfen keinesfalls in das besetzte Ge biet geführt werden, auch nicht Sportwaffen irgend welcher Art. Für Köln selbst ist ein Polizeiausweis oder Reisepaß natürlich nicht notwendig mit Ausnahme von -en Teilneh mern, die aus dem Süden -es Reiches kommend, ihre Reise Lurch einen der auf das rechtsrheinische Gebiet übergreifen den Brückenköpfe vornehmen müssen. — Auch der Stadtrat Lauenstein hat beim Landtag eine Eingabe, den Ausbau der Talstraße in Lauenstein betr., abgeben lassen. Schmiedeberg. Die Freiwillige Feuerwehr Schmiedeberg veranstaltete am Sonnabend in der Buschmühle ein gut be suchtes Abendessen mit Damen. 2m Laufe des Abends wurde manch lustiges Wort gewechselt, so daß die Stimmung nichts zu wünschen übrig ließ. Schmiedeberg. Der Chorgesangverein Schmiedeberg ver anstaltete Sonnabend, den 25. L. Mts., in dem schön ge schmückten Saale von Marschners Gasthof (Frühlings erwachen -arsteltend) einen Tanzabend in bunker Kleidung. Nächst -en Mitgliedern waren auch Gäste in reichlicher An zahl erschienen. In Zwischenräumen wurde der Tanz Lurch einige Darbietungen unterbrochen. Ein spanischer Walzer wurLe vom Chor recht frisch und sicher gesungen. Auch ein Theaterstück: „Die Probe vor dem PolterabenL" gab Anlaß zu großer Heiterkeit. So verlief der Abend in außerordent lich fröhlicher Stimmung. Schellerhau. Am vorigen Donnerstag konnte der Renten empfänger Heinrich Roscher, hier, seinen 80. Geburtstag be gehen. Attenberg. Auf einer Schul-Ausfahrt mit Rodelschlitten erlitt am Donnerstag vormittag in -er Nähe des „Vorwerks" die 9 jährige Schülerin Johanna Stephan einen Beinbruch. Die vereiste Bahn mag an dem Unglück schul- sein. An dem Gebäu-e der Roßschlächterei Heinrich Wolf machen stch bedeutende Anzeichen von Bodensenkungen be merkbar, Lie jedenfalls bergbaulichen Ursprunges sind. Das Hans soll geräumt werden, da es sich nicht voraussehen läßt, ob die Bodenschwankungen aufhören oder weitere Fort schritte machen. Der Boden unter dem gefährdeten ist be kanntlich unterhöhlt. Rechenberg-Bienenmühle. Sonnabend vormittag brach im Sägewerk Heinrich Biermann, hier, -le erst im vorigen Jahre erbaut« Krananlage während des Betriebes in ihrem mittleren Teil, der die beiden Seitenteile rechts un- links verbindet, aus bisher noch nicht festgesteltten Gründen zu sammen. Der dort beschäftigt« Schlosser Erich Helbig aus Neuclausnitz wurde von dem zusammenbrechen-en Eisenge stänge erfaßt und fand dabei den Tod. Helbig ist 19 Jahre alt. Das Unglück ereignete sich gerade, als der Zug von Freiberg her im Bahnhof Bienenmühle einlief. Dresden. Der am 5. März zusammentretenLen evangeli schen Landessnode ist die Vorlage'einer Abänderung -es Kirchensteuergesetzes vom 10. März 1927 zugegangen. Da nach wird die Kirchensteuer in Form von Zuschlägen zur Ein kommensteuer erhoben, jedoch mit -er Maßgabe, daß -er Zu schlag auf Grund einer vom Ministerium für Volksbildung erteilten Ausnahmebewilligung nach dem vollen Satze Les vom Steuerpflichtigen an seinem Wohnsitze zu entrichtenden Einkommensteuerbettages zu berechnen ist. Eine weitere Vorlage sieht wiederum 4 Proz. der Reichseinkommensteuer als Landeskirchensteuer vor, wozu die Zuschläge der örtlichen Kirchenbehörden kommen. Der Haushaltplan der Landes kirche für 1928 balanziert mit 7 75717k AM. Aus -er Landeskirchensteuer wird ein« Einnahme von K911976 RM. erwartet. Unter Len Einnahmen befinden sich weiterhin zwei Posten aus Staatsmitteln, und zwar 350000 RM. für die Pfarrerbesvl-ung und 494 000 RM. für ehemals staatliche Kirchenbehörden. Außerhalb des Etats stehen noch verschie dene Leistungen des Staates an die Kirche, z. B. Ruhege hälter für die pensionierten Geistlichen, Zuschüsse für die Superintendenturen, Kosten für Lie Synodalsitzungen. Auf Ler Austzabenseite Les Etats befinden sich die Gehälter der Geistlichen mit einem Gesamtbeträge von 5,35 Millionen M. Für kirchliche Baubeihilfen sind 750000 RM. vorgesehen. Das der Synode zugegangene Kirchengesetz zur Aenderung -es Pfarrbesoldungsgesetzes bringt in der Hauptsache eine Angleichung an die Beamtenbesoldungsordnung. — Wie die L. N. N. aus Dresden erfahren, hat sich bei dem früheren Geschäftsführer des Volkopfers in Sachsen, Meißner, in seiner Gefängnishaft in Bautzen eine schwere Hastpsychose herausgebildet, die sich u. a. dahin äußert, daß er sich selbst im Gefängnis nicht mehr orientieren kann. Auf Grund dieser Beobachtungen ist Meißner vor kurzem nach der Heil- und Pflegeanstalt nach Waldheim übergeführt worden, ohne daß der Strafvollzug unterbrochen wird. Für Anfang März wird ein Gutachten der Fachärzte über ihn erwartet. Es sei nicht unwahrscheinlich, daß dieses Gutachten zu einem Anttage auf Haftunfähigkeit wegen Geistesgestört heit führen werde. In diesem Falle würde der Strafvoll zug unterbrochen und Meißner in eine private Irrenanstalt übergeführt werden. Köttewitz. Unter den Folgen des Barmatkraches war auch die Papierfabrik Köttewitz in Konkurs geraten. Der Zenkrumsabgeordnete Lange-Heegermann hatte sie mit Hilfe von Geldern, die er vom Zentrums-Postminister Dr. Höfle er halten hatte, an stch gebracht. Mit schweren Mühen ist es in jahrelanger Arbeit gelungen, die aus dem Zusammenbruch entstandenen Schwierigkeiten zu überwinden. Wie aus Dresden gemel-et wird, ist -er Konkurs über die Köttewitzer Papierfabrik soeben aufgehoben worden. Freiberg, 25. Februar. 2n vollständig betrunkenem Zu- , stand erschien gestern vor dem hiesigen Amtsgericht ein Maler , aus Roßwein. Zur Verhandlung stand die Privatklagesache des Malers gegen einen Roßweiner Schlosser. Gleich nach Beginn mußte die Verhandlung wegen der Trunkenheit des Klägers auf 2 Stunden vertagt werden. Nach Wieder aufnahme der Sitzung betrat der Kläger wieder sinnlos be trunken den Gerichtssaal und erging sich in schweren Be leidigungen gegen den Gerichtshof, so daß er wiederholt zur Ordnung gerufen werden mußte. Eine Leibesvisitation des Betrunkenen, die schließlich vorgenommen wurde, förderte eine Flasche Likör zutage. Die Verhandlung endete schließlich mit )er Zurücknahme der Berufung durch die Parteien. Grimma, 25. 2. Das hiesige Seminar entließ am heutigen tage seine letzten Seminaristen, um bann seine Pforten für mmer zu schließen. Mit Ler Entlassung war die Schluhfeier verbunden, zu der Hunderte von ehemaligen Schülern er- chienen waren. Grimma ist eines der ältesten sächsischen Se minare. Fast 90 Jahre (am 8. Oktober 1838 wurde es ge gründet) ist es alt geworden und hat in dieser Zeit etwa 2»/- Tausend Lehrer vorgebildek. Schüler Les Grimmaer Semi nars waren auch der frühere bekannte Leipziger Pfarrer Sparwald und der jetzige Leipziger Professor und Lhormeister Wohlgemuth. Grimma ist auch die Ursprungszelle für die Seminare Rochlitz, Frankenberg und Bischofswerda gewesen. Crimmitschau. Auf der Eisenbahnbrücke nahe der Mum- mertschen Malzfabrik in Neukirchen (Ortsteil Naundorf), deren Pfeiler jetzt ausgewechfelt werden, verunglückte Ler 41 Jahre alte Polier Peukert aus Dresden. Als Ler 3.43 Uhr nachmittags ab Crimmitschau nach Werdau fahrende Personenzug die Baustelle passierte, wurde P. von Ler Ma schine gestreift, er hatte aber die Geistesgegenwart, sich anzu klammem und würde so bei langsamer Fahrt etwa 30 Meter fortgeschleift. Die Verletzungen bestehen in Rippenbrüchen und Quetschungen.