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>W‘ FS W - DerSozalismus wird so gut, wie wie ihn gestalten UN 1 VE RS ITATSZ EITU NG 19 ORGAN DER SED-KREISLEITUNG KARL- MARX UNIVERSITÄT LEIPZIG 30. 4. 1970 14. JAHRGANG 29 PFENNIG Ein Stück Atmosphäre des be muß, daß daraus noch keineswegs Die Dynamik der Gesellschaft prägt die Schäle der 70er Jahre VII. Pädagogischer Kongreß -5. bis 7. Mai 1970- Delegation der Kar-Marx-Universität zum Kongreß ■, Eine neunköpfige Delegation vertritt die Karl- Marx-Universität auf dem VII. Pädagogischen i Kongreß. Prof. Wutzler, Prof. Kossakowski und EProf. Werner Müller sind Delegierte, als Gäste nehmen teil Rektor Prof. Winkler, Prof. Uhlig, EProf. Dietrich, Prof. Reißmann, Dr. Jahn und die ^Studentin Doris Rößling (Chemie/Mathematik). L Oie Karl-Marx-Universität überreicht dem Kon- I greß eine Ausarbeitung, in deren Zentrum Vor- ■ schlage für ein wissenschaftlich-prodpktives Studium der Lehrerstudenten stehen An den „dieser Ausarbeitung zugrunde liegenden Mate- । rialien und Untersuchungen, die mit übergeben "'erden, haben zahlreiche Wissenschaftler und I Studenten mehrerer Sektionen mitgearbeitet. E Auf einem Gespräch zum Tag der Lehrerbil- t düng auf der VI. Leistungsschau erläuterten Ver- 1 treten der Sektion Pädagogik/Psychologie Grund- I gedanken des WPS-Modells. Mit Wissenschaftlern f des Pädagogischen Instituts und des Instituts für Lehrerweiterbildung wurden dabei erste Abspra chen für eine Zusammenarbeit getroffen. vorstehenden Kongresses war schon auf der Aussprache von FDJ-Stu- denten der Lehrerfachrichtungen mit der Leipziger Bezirksschulrätin zu spüren. In zweierlei Hinsicht: Einmal, weil die künftigen Lehrer ähnlich ihren schon im Beruf ste henden Kollegen eine Menge schöp ferischer Unruhe zeigten — Kritiken, Unzufriedensein, Vorschläge. Vor allem aber, weil es die Bezirks schulrätin, Genossin Ada Ahrens, verstand, einiges von jener Dynamik erlebbar zu machen, die auch den Kongreß kennzeichnen wird, weil sie Charakteristikum unserer ge genwärtigen bildungspolitischen Ent wicklung ist. .Etwa, als sie schilderte, wie ihr selbst bewußt wurde, daß der Geo graphielehrer derzeit zu einer der wichtigsten Personen in der staats bürgerlichen Erziehung der Kinder ivird — wenn er zum Beispiel in einem Schuljahr die Stoffkomplexe Afrika, USA, Lateinamerika behan delt und sie zur Persönlichkeitsbil dung der Schüler nutzen will. Daß ihm entsprechend geholfen werden zu Ende gedachte Anforderungen an die Ausbildung, vor allem aber an die ständige Weiterbildung der Geo graphielehrer erwachse. Oder als Studenten zweifelten, ob die Mehrzahl der Lehrerstudenten naturwissenschaftlicher Fachrichtun gen ihre Diplomarbeit im Fach — Chemie, Physik, Biologie — statt auf pädagogischem oder methodi schem Gebiet schreiben müsse. Ge nossin Ahrens erzählte von ihren augenblicklichen Bemühungen, Leh rer zu finden, die ab September in der 11. Klasse die wahlweise obli gatorische Spezialausbildung in na turwissenschaftlichen Fächern oder die Leitung naturwissenschaftlicher Arbeitsgemeinschaften in der neun ten und zehnten Klasse übernehmen. „Die Schule der siebziger Jahre, die wir jetzt aufbauen, ist nicht mehr zu vergleichen mit der, die Sie be sucht habend Die Arbeitsgemein schaften werden sich nicht wie frü her mit irgend etwas beschäftigen, sondern nach vorgegebenen Rahmen programmen, als planmäßige Mög lichkeit genutzt, auf die schnelle Entwicklung von Wissenschaft und Technik in der Schule flexibel Lehrerstudenten sprachen mit der Bezirksschulrätin Zu einer Aussprache mit Genossin Ada Ah- ens, Bezirksschulrätin beim Rat des Bezirkes Leipzig, hatte die FDJ-Kreisleitung während der Lenintage eingeladen. Etwa 20 Lehrerstudenten der verschiedensten Fachkombinationen disku- tierten mit ihr, mit Prorektor Prof. Gebhardt, Dr. Jahn und Sabine Klimmek. Sekretär der FDJ-Kreisleitung, über die Aufgaben bei der Entwicklung der sozialistischen Schule in den siebziger Jahren. Zahlreiche wertvolle Vor schläge und Anregungen konnten sowohl von her Bezirksschulrätin als auch den Leitungen der Universität notiert werden. Fernsehen aus der Klasse Während des VII. Pädagogischen Kongresses werden in der 24. Ober schule Arbeiten zum Einbau einer Fernsehkamera in einem Klassen raum beginnen. Auf Initiative der Sektion Pägagogik/Psychologie wurde mit dem Bezirksschulrat und dem Direktor der 24. Oberschule ein Ver trag vorbereitet, der den Wissen schaftlern und Studenten durch di rekte Bild- und Tonübertragung aus dem Unterricht neue Forschungsmög lichkeiten eröffnet. reagieren, ohne jährlich das Lehr planwerk zu ändern. Die Schule braucht also nicht nur Lehrer, die die Methoden ihres Fachgebietes be herrschen, sondern auch solche, die auf einem Spezialgebiet weit über die Anforderungen des Lehrplan werkes hinaus zu Hause sind. Die Studenten begriffen das. Ihre vorsichtige Frage, war im ihnen das an ihren Sekiyjiien i-.eh keiner ge sagt hat — der Begriff wahlweise obligatorischer Unterricht hat (zu mindest in einigen Fachrichtungen) noch gar keine Rolle gespielt — möchten wir allerdings möglichst unüberhörbar wiederholen. Nicht nur, weil umfassende Infor mation Voraussetzung für umfas sende Mitarbeit an allen aktuellen Problemen, mit allen Konsequenzen ist. Vor allem, weil wir uns einer Möglichkeit berauben, die Schönheit, die Größe der Aufgabe, Lehrer zu sein,- allen vor Augen zu führen. Welche Aufmerksamkeit Lenin den Lehrern widmete, welchen Platz er ihnen in der Gesellschaft zuer kannte, ist sicher in diesen Tagen mancherorts gelesen und zitiert wor den. Für die Universität ergibt sich daraus unter anderem auch die Aufgabe, den Lehrerstudenten zu helfen, das erforderliche Selbstbe wußtsein, die Überzeugung vom überaus hohen gesellschaftlichen Wert ihres Berufes zu erwerben. Dazu müssen die Aufgaben klar sein — bis 197,5 Zehnklassenschule für alle Kinder und ein bisher nicht dagewesenes Niveau in die sen Klassen —, und die Dynamik, die diesen Aufgaben innewohnt, muß erkannt, begriffen, praktiziert werden. Ein Gesichtspunkt, der auch für die Auswertung des Kongresses in der nächsten Woche eine Rolle spielen sollte, Rolf Möbius 3000 Besucher Die große Zahl hervorragender wissenschaftlicher Arbeiten und die oft ausdrücklich anerkannten Bemühungen, dem Be sucher auch den Entstehungsprozeß solcher Arbeiten als An schauungsmaterial möglicher Formen des WPS, der forschungs bezogenen Lehre deutlich zu machen, sowie zahlreiche Diskus sionsmöglichkeiten an den Tagen der Sektionen führten bis Dienstag bereits 2500 Wissenschaftler, Studenten, Oberschü ler und Vertreter der Praxispartner in die Leistungsschau (vg). Seiten 5 und 6). Die Leistungsschau ist am 4. und 5. Mai noch einmal geöffnet. Unser Bild: die Forschungsstudenten Klaus Jacobs, Chemie (rechts) und Wolfgang Laßner, Physik. Foto: HFBS (Golzsch) Stark beachtete Konferenz Die FDJ-Grundorganisation der Sektion Geschichte, August Bebel, veranstaltete am 27. April 1970 im großen Konferenz saal von Leipzig-Information zu Ehren des 100. Geburtstages W. I. Lenins und des 25. Jahrestages der Befreiung vom Faschis mus eine auch in der Leipziger Öffentlich keit stark beachtete Studentenkonferenz über „Die Lehren aus dem Leninschen Werk und ihre Bedeutung für die gesell schaftliche Praxis der marxistisch-lenini stischen Partei der. Arbeiterklasse“. Die anwesenden Studenten und Wissenschaft ler, unter ihnen die Direktoren und Pro fessoren der Sektion, nahmen mit Beifall das Hauptreferat von Dozentin Dr. Maria Anders über „Lenin, Leben und Werk" und die fundierten Beiträge von Studenten, die vor dem Plenum und den Arbeitskrei sen gehalten wurden, auf. Alle Diskussionsbeiträge waren unmit telbar aus dem Lehrprozeß erwachsen und legten so Zeugnis von einem erfolgreichen wissenschaftlich-produktiven Studium an der Sektion Geschichte ab. Die in deutscher Sprache vorgetragenen Ausführungen der Hochschulgruppe des Leninschen Komso mol an der Karl-Marx-Universität bildeten einen weiteren Höhepunkt. SowjetischeStudenten ehrten Lenin Mit einer Festveranstaltung beging am vergangenen Mittwoch die sowjetische Hochschulgruppe an der Karl-Marx-Uni- versität den 100. Geburtstag Wladimir II- jitsch Lenins. In Anwesenheit von Vertre tern des Generalkonsulats der UdSSR, des 1. Sekretärs der FDJ-Kreisleitung Werner Hannig, des Direktors für internationale Beziehungen Dr. Schmidt, der Studenten der sozialistischen Länder sowie deutscher und anderer ausländischer Studenten würdigten Lidia Sacharowa und Detlev Krause den großen Genius der internatio nalen Arbeiterklasse. Lidia Sacharowa ver wies besonders auf die Aufgaben, die der Komsomol zu lösen hat, um im Leninschen Sinne, eng verbunden mit der Partei Le nins, Klassenorganisation und Kampf reserve zu sein. Universitätschor und so wjetische Studenten verliehen der Feier einen würdigen Rahmen. ch durfte als Gast an der 23. Sitzung des Staatsrates teilnehmen, die in zweifacher Hinsicht von großer Bedeutung ist — in- dem sie die bisherige Erfüllung des Polit- bürobeschlusses über die Wissenschaftsor- Eanisation in der chemischen Industrie analysierte und den gegenwärtigen Stand Verdeutlichte, und indem sie die sich dar- aus für die nächsten Jahre ableitenden Aufgaben absteckte und weitere Maßnah- men festlegte. Diese Bedeutung geht weit Über die Chemie hinaus; der chemischen Forschung und der chemischen Industrie kommt Modellcharakter bei der Verwirk lichung der Prinzipien sozialistischer Wis- senschafts- und Wirtschaftsorganisation auch in anderen Wissenschafts- und In dustriezweigen zu. Auch in der Hinsicht, daß die chemische Industrie immer mehr mit anderen Industriezweigen verflochten Verden muß — schon jetzt werden z. B. nurretwa 25 bis 30 Prozent des Wertes einer Chemieanlage vom Industriezweig Chemieanlagenbau geliefert, der Rest kommt von Zweigen wie Elektronik. Elek- trotechnik, oder wissenschaftlicher Geräte bau. Mir erscheint als das beherrschende Moment der 23. Staatsratssitzung, daß auf "er Grundlage des Politbürobeschlusses Überholen ohne einzuholen Hans-Jürgen Viehrig (Chemie), Gast der 23. Staatsratssitzung, berichtete auf der Mitgliederversammlung seiner Partei organisation. mit der Strategie des Überholens ohne ein zuholen der entscheidende Weg zu Spit zenleistungen in Forschung und Produk tion auf gezeigt wurde. Überholen ohne einzuholen heißt, wie Walter Ulbricht schon auf der 22. Sitzung erklärte, am ge genwärtigen Weltstand vorbei, auf neuen Wegen, nicht auf den bekannten, schon ge gangenen, zu neuen Lösungen zu kom men, bisher noch nicht Gedachtes zu den ken und zu verwirklichen. Grundlagen dieser Strategie sind die Anwendung neuer Wirkprinzipien, verbunden mit neuen Technologien und Automatisie rungsmethoden und mit neuen Leitungs prinzipien. Neue Wirkprinzipien in der chemischen Industrie ergeben sich zum Beispiel aus solchen neuen Wissenschaftsgebieten wie Strahlenchemie, Tribochemie, Plasma- chemie, Anwendung der Chemie biolo gischer Systeme für technologische Pro zesse ... Neue Technologien und Automatisie rungsmethoden heißt gegenwärtig vor allem Durchsetzung des einheitlichen Sy stems der automatisierten Verfahrenstech nik (ESAV)., Dabei ist wichtig, dieses System enger als bisher mit anderen Ein heitssystemen zu verbinden — abgeleitet aus der schon angeführten Verflechtung der chemischen Industrie mit anderen In- dustriezweigen. Grundlage der Anwendung neuer Wirk prinzipien ist die Prognose. Auf der 23. Sitzung wurde die Prognose als eine Forschungsaufgabe ersten Ranges bezeich net. Es ist also richtig, wenn die 'Univer sität schnell den Zustand überwindet, daß Prognose nebenbei gemacht wird. Nur die Prognose, die Aussage, was in Zukunft sein kann und sein soll, ermöglicht uns zu bestimmen, was wir in der Forschung tun müssen, um der Zukunft gerecht zu wer den. Nur auf diesem Wege kann die Uni versität zu der anzustrebenden prognose- orientierten Grundlagenforschung kommen und die bisher noch oft betriebene „Pro- duktenpflege" überwinden. Dabei bedeu tet das nicht etwa Abstriche von der Ver antwortung des Forschers für die Überfüh rung seiner Ergebnisse in die Produktion. Vielmehr muß gerade das bisherige Nach- einander von Forschung, Projektierung und Überführung' in ein Nebeneinander verwandelt werden. Das geht nicht ohne enge Zusammenar beit aller Verantwortlichen auf der Grundlage einer gemeinsam ausgearbeite ten Prognose und Forschungsstrategie. Walter Ulbricht und verschiedene Diskus sionsredner kritisierten dabei die abwar tende Haltung vieler Leiter in untereren Ebenen, die oft ausschließlich auf Vor gaben übergeordneter Organe warten und zu wenig eigene Vorstellungen über ihre Prognose und ihre Forschungsstrategie entwickeln. Weitere entscheidende Mittel zur Ver wirklichung des Prinzips überholen ohne einzuholen sind die Zusammenarbeit mit der Sowjetunion, die Weiterentwicklung und Anwendung neuer Wissenschaftsge biete — z. B. Operationsforschung und sy stematische Heuristik — und die Anwen dung neuer Leitungsmethoden. An Hand von Beispielen wurde über zeugend demonstriert, daß die Zusammen arbeit mit der UdSSR auf dem Gebiet der chemischen Industrie in eine neue Phase getreten ist. Eine große Zahl Wis senschaftler aus, der Sowjetunion und der DDR arbeitet gemeinsam an strukturbe stimmenden Komplexen — auf der Grund lage gemeinsamer Perspektivpläne. Halb jahrespläne und gemeinsamer Arbeitsnetz werke, mit Verteidigung der jeweiligen Forschungsstrategie vor den Ministerien beider Länder, in jedem Falle unter Lei tung einer einheitlichen Leitstelle, der als Leiter und Stellvertreter immer Vertreter beider Länder angehören. Dabei spielt der Austausch von Wissenschaftlern, die Mit arbeit sowjetischer Forscher unmittelbar in Forschungsgruppen der DDR und um gekehrt. eine große Rolle; ebenso die ge meinsame Nutzung von Infbrmations- und Dokumentationsmöglichkeiten. Wie die Anwendung neuer ' Wissen- schaftsgebiete zu einer erheblichen Ratio nalisierung der Forschungsarbeit, zu einer (Fortsetzung auf Seite 3)