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Goya oder: Gedanken und Gespräche Von Dr. GUNTER KATSCH, Mitglied des Redaktionskollegiums U nsere Forschungsgruppe ist ein Opfer der überaus intensiven Werbung für den Goya-Film geworden. Zunächst vereinbarten wir, gemeinsam in das Capitol zu gehen. An dem Tag, den wir uns herausgesucht hatten, wurde der Film nicht gespielt. So ging jeder individuell. Inzwischen ist selbst die Ge werkschaft munter geworden. Sie bietet eine Vorstellung zu ermäßigten Preisen an. Jetzt gehen wir doch gemeinsam, allerdings ein zweites Mal. Das halten wir auch für erforderlich, denn wir- sind miteinander zerstritten. Dabei hatten wir gar nicht beabsichtigt, uns an das berühmte Schema zu halten, das immer dann aus irgendeiner Gedächtnisschublade hervorgeholt wird, wenn die sogenannten Kulturpunkte im Plan des Kampfes um den - Ehrentitel der Erfüllung harren: „Gemeinsamer Kinobesuch mit anschließender gemeinsamer Diskussion". Muß das eigentlich immer so sein? Hinterher gleich diskutieren? Ich kann zwar so fort sagen, ob mir ein Film gefallen hat oder nicht. Zunächst benötige ich je doch Zeit, um meine Eindrücke zu ordnen, die Bilder sich verdichten zu lassen und um ein mehr oder minder abgewogenes Urteil abgeben zu können. Hätten wir eine Goya-Diskussion nach 23 Uhr organisiert — der Film dauert drei Stun den und erfordert volle Konzentration —, es wäre gewiß eine schleppende An gelegenheit geworden. So war aber alles ganz anders. Wir saßen in der Wohnung eines- Kollegen bei Bowle und Bier zusammen und hatten uns über die Thesen des Düsseldorfer Parteitages der DKP unterhalten. Zu fortgeschritte ner Zeit, als wir gerade im Aufstehen begriffen waren, behauptete doch einer, daß der Film ihm zwar ausgezeichnet gefallen habe, aber er habe seine Schwä- chen. Energischer Widerspruch. Zunächst — erste Phase der Diskussion — ging es um Eindrücke. D ie Kontrahenten verlangten energisch, daß gefälligst erklärt werde, welche Schwächen denn das seien. Ja, so hieß es, Konrad Wolf sei dem von ihm mehrfach verkündeten Anliegen nicht gerecht geworden; Es bleibe unmoti viert, warum Goya seine Pepa opfere, um den „spanischen Voltaire" Jovellanos aus der Verbannung zu befreien. Auch werde nicht deutlich, daß die Herzogin Alba nur scheinbar volksverbunden sei, in Wirklichkeit aber das Volk verachte. Das von ihr zerstörte Gemälde müsse so unverständlich bleiben. Ferner seien die Prinzipien der Scholastik, daß die schlafende Vernunft Ungeheuer gebäre und daß man den Sinn der Dinge im Verborgenen suchen müsse, einer philo sophischen Disputation wert und in dem Film fehl am Platz-. Schließlich seien die Dämonen-Szenen überdreht. Weniger hätte durchaus gereicht. Dem wurde entgegengehalten, daß Goya Pepa geopfert habe, um seinem Freund Esteve einen Dienst zu erweisen, daß Goya schließlich wohl auch aus dem Volke stamme Und von der Herzogin Alba, die ihn Bauernlümmel nannte, schwer beleidigt Worden ist und daß die „Caprichos" unbedingt der Ergänzung durch die Philo sophie bedurften. Auch seien die Dämonen-Szenen nicht überdreht, sondern in ihnen komme das Anliegen Feuchtwangers meisterhaft zum Ausdruck. Einer meinte, daß dieser Streit daher rühre, daß der eine Feuchtwangers Roman ge- DER SED-KREISLEITUNG ORGAN UNIVERSITÄTSZEITUNG KARL-MARX-UNIVERSITÄT LEIPZIG Leipzig, 8. Oktober 1971 15. Jahrgang Einzelpreis: 15 Pfennig Glückwunsch unseren Nationalpreisträgern Anläßlich des 22. Jahrestages der Gründung unserer Deutschen Demokratischen Republik wurde für seinen An teil an der Entwicklung der Herzchirurgie in der DDR, für die Verbindung der hochspezialisierten medizinischen Be treuung mit der Lösung von Forschungsaufgaben vom Vorsitzenden des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht, auf Vorschlag des Präsidiums des Ministerrates an das Kollektiv der Klinik Herz- und Gefäßchirurgie der Karl- Marx-Universität Leipzig Prof. Dr. med. habil. Martin Herbst, Ordentlicher Professor für Herz- und Gefäßchir ¬ urgie und Direktor der Klinik; Dr. med. habil. Wolfgang Ursinus, Oberarzt; Dr. med. Karin Ursinus, Oberärztin; Dr. med. Karl Emmrich, Oberarzt; Dr. med. Günter Weißbach, Wissenschaftlicher Assistent, und Dr.-Ing. Diethardt Kraft, Leiter der technischen Abteilung, der Nationalpreis der DDR II, Klasse für Wissenschaft und Technik verliehen. Auf unserem Foto während der Überreichung der hohen Auszeichnung durch das Mitglied des Staatsrates, Fried rich Ebert, Mitglied des Politbüros des ZK. , - Foto: ZB wmEMMEEH Künftig ständiger Kontakt mit den Abgeordneten Rektor Prof. Dr. sc. Winkler führte Gespräch mit Abgeordneten Gemeinschaftsarbeit wickelte Karl-Marx-Universität der standen im Mittelpunkt der Dis kussion. Auch der Fortgang der Arbeiten am Universitätsneubau und Wohnungsprobleme gaben der Gesprächsrunde Diskussions stoff. Prof. Dr. Werner Müller, Vor sitzender der Ständigen Kommis sion Bildung und Erziehung der Stadtverordnetenversammlung Leipzig, erklärte, daß die auf geworfenen Probleme die Wich tigkeit einer engeren Zusammen arbeit zwischen staatlicher Lei ¬ tung und den Abgeordneten un- . terstreichen. In Bezug auf einen reibungslosen Fortgang der Ar beiten an der Universität machte . er den Vorschlag, eine Kontroll Sprechstunden der Abgeordneten einzurichten. Das Ergebnis des Abgeordne- tengespräches ist Maßstab für ein künftiges gemeinsames Han deln. Zeit gemeinsam zu lösen gilt. Die Abgeordneten mit ihrem rei chen Erfahrungsschatz könnten sich hier unterstützend einschal ten. Fragen des Schichtbetriebes, einer besseren Auslastung der Hörsäle, Konzentration in der Forschung, höhere Qualität in der Ausbildung sowie eine ent ' Am vergangenen Donnerstag hatte der Rektor der Karl-Marx- Universität Prof. sc. Gerhard Winkler, Abgeordnete aus dem eigenen Universitätsbereich und aus den Stadtbezirken Leipzigs in das „Haus der Wissenschaft ler“ zu einem Gespräch eingela den. Prof. Winkler begrüßte 16 Abgeordnete und brachte den Wunsch für eine künftig engere Zusammenarbeit zum Ausdruck. gruppe zu bilden, die gemein sam mit dem Rektor die zustän digen staatlichen Stellen sachlich auf Mängel und Schwierigkeiten hinweist und Wege zur schnelle ren und besseren Lösung vor- schlägt. Prof. Winkler bezeich nete dies als einen gangbaren Weg und bat, für November eine erste Zusammenkunft zu vereinbaren. Prof. Dr. Hesse, Vorsitzender der Ständigen Kommission Lan deskultur äußerte, daß dieAuto- rität der Abgeordneten an der Karl-Marx-Universität. entspre chend der Forderung des VIII. Parteitages der SED erhöht wer den muß. Sein Vorschlag war, das Kollektiv der Abgeordneten zu operativen Einsätzen mit heranzuziehen sowie innerhalb Einleitend legte er die Aufga ben in Vorbereitung der Wahlen dar. Es komme darauf an, so be tonte der Rektor, diese mit der weiteren gründlichen Auswer tung der Beschlüsse des VIII. Parteitages und der Vorbereitung des Konzils als einem Höhepunkt miteinander zu verbinden. Im weiteren Verlauf des Gesprächs informierte Prof. Winkler die Abgeordneten über das Universi tätsgeschehen, den gegenwärtigen Stand und die Perspektive. Unter anderem zeigte er auch die Pro bleme auf, die es in nächster Wahl- und Konzil vorbereitung Zu den vielfältigen Initiativen bei der Vorbereitung der Volkswahlen und des Konzils gehören Jung wählerforen an den Sektionen Rechtswissenschaft und Afrika- und Nahostwissenschaften. Dem Aufruf der FDJ-Gruppe III/l . der Sektion Geschichte zum Wettbewerb um die beste Ausgestaltung der Räume des Wohnheimes Nürnberger Straße haben sich bereits andere FDJ- Gruppen angeschlossen. Die Angehö rigen des Wissenschaftsbereiches Rechnungsführung und Statistik der Sektion Polök. nahmen den Kamp um den Ehrentitel „Kollektiv der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft" auf. Der Bereich 3 des Herder-Insti4 tuts nutzte im September die Mög lichkeit, die Kosmosausstellung in Karl-Marx-Stadt zu besuchen und führte dabei wertvolle Gespräche mit den Studenten. Diese waren von den großen Leistungen der Sowjet wissenschaft stark beeindruckt; des halb wird die Veranstaltung im Unterricht, vor allem im Hinblick auf die sozialistische ökonomische Integration, ausgewertet. Die ersten Sektionsversammlungen und -konferenzen zur Vorbereitung des Konzils haben bereits stattgefun den. Auf der Delegiertenkonferenz or Sektion Tierproduktion/Vet. med. ’ög Sektionsdirektor Prof. Dr. Brandsch eine beeindruckende Bilanz und steckte die Ziele für das Jahr 1972 und den Fünfjahrplanzeitraum ab. An der Konferenz nahmen Ver treter von Praxispartnern, an der Spitze VR Dr. Schwebler vom RLN der DDR teil. Er gab in der Diskus sion wichtige Hinweise für die Kooperation in Erziehung, Aus- und Weiterbildung und Forschung. Wahlinitiative von FDJ-Studenten • Mit Beginn des neuen Studien jah- res wurde das Studium der Mate- rialien des VIII. Parteitages der SED in unserer Seminargruppe un ter Führung der Partei- und FDJ- Gruppenleitung zielstrebig fortge- setzt. Uns Studenten wurden mit der Fortführung der III. Hochschulre form neue große und schwierige Aufgaben gestellt. Eine der wesent lichen besteht neben dem Kampf um hohe Studienleistungen und -er- gebnisse in der Schaffung und Pfle ge von festen Beziehungen zur Ar beiterjugend. Zur Erfüllung dieser Aufgaben nutzen wir unter anderem den zur Zeit laufenden Studenten einsatz am Universitätsneubau. In Gesprächen mit Jugendlichen auf der Baustelle beschäftigen wir uns mit den Problemen der jungen Facharbeiter und Lehrlinge und dis kutieren mit ihnen über die Be deutung des VIII. Parteitages.. Die gewonnenen Erkenntnisse gilt es nun in den FDJ-Versammlungen und Parteigruppenberatungen aus zuwerten, um sie für unsere weite- re Tätigkeit als Propagandisten nutzbar machen zu können. Wir betrachten es als einen Klas senauftrag, die in Vorbereitung der Wahlen stattfindende Volksausspra- die zu nutzen um beizutragen, daß die Volkskammer- und Bezirkstags wahl ein wirklicher Höhepunkt un serer sozialistischen Demokratie wird. Hiermit verpflichten sich alle Studenten der Seminargruppe 111/3* die Volkswahl am 14. November als Wahlhelfer aktiv zu unterstützen. Wir fordern alle anderen Semii nargruppen auf, sich unserer Initiaj tive anzuschließen. FDJ-Gruppe 1113 der GO „Heinrich Rau“, Sektion Politische Ökonomie lesen habe und der andere nicht. Erstes Ergebnis: Der Roman muß gelesen wer den. Damit trat die Diskussion in ihre zweite Phase, und es folgten Erörterungen. I hn bewege, meinte ein Forschungsstudent, warum unsere profiliertesten Regis seure wie Konrad Wolf ihre Meisterwerke stets Themen der Vergangenheit widmen. Warum greifen sie nicht auch einmal in das volle Menschenleben der Gegenwart hinein? Feuchtwanger nannte den Goya-Roman im Untertitel «Der arge Weg der Erkenntnis". Goya mußte sich gegenüber der Inquisition Und gegenüber dem spanischen Hof behaupten. Vor ihm lagen die Mühen der Berge. Gewiß, diese haben wir hinter uns gelassen, vor uns liegen die Mühen der Ebene. Aber es sind auch Mühen, und auch wir müssen Uns be- haupten. Ist das etwa nichts? Unser Weg der Erkenntnis ist nicht'arg, oder er ist es auf eine andere Art. Deswegen ist er aber doch nicht minder einfach. Gut, wir wissen und können es aus einem bedeutsamen Dokument zitieren, „daß es keine einfache Aufgabe ist, in den alltäglichen Handlungen der Menschen im Sozialismus die großen und weltverändernden Taten zu entdecken, bewußt zumachen und so die ganze Schönheit des Lebens zu gestalten". Was wird aber Setan, um zu verändern? Stehen aber solche Fragen nicht auch vor uns als Historiker? Wieviel Nationalpreisträger gibt es denn, die auf dem Gebiet der Zeitgeschichte arbeiten? Warum erforscht denn eigentlich keiner die Entwicklung der marxistisch-leninistischen Geschichtswissenschaft der DDR, obwohl das für die Lehre unbedingt notwendig ist? Kämen wir nicht schneller voran, wenn man. eher von uns seinen ihm liebgewordenen Themen nicht nachtrauerte und ab Und an einen Blumenstrauß auf ihre Gräber brächte, sondern getroffene ‘ Ent scheidungen mit aller Konsequenz beherzigte? Plötzlich waren wir wieder bei unseren eigenen Angelegenheiten, und es war nur gut, daß unser Gewerk- .Schaftsvertrauensmann die Ruhe bewahrte und meinte, daß wir nun bestimmt die letzte Bahn verpaßt hätten. Doch so schnell ging es nicht, ünd die dritte kurze Phase der Diskussion befaßte sich mit Erwägungen. Z unächst sei es gut, meinten wir, wenn einer immer ein Notizbuch bei sich herumtrage, in daß er alle wichtigen Anregungen und Ideen einschreibe. Dieses vorwärtsgerichtete Heft sei vielleicht noch wichtiger als das rück- wörtsgawandte Brigadetagcbuch. Es wäre auch nicht übel, wenn man öfter rela tiv zwanglos zusammenkäme und das nächste Mal einige Reproduktionen von Goya-Gemälden auf den Tisch legen würde. Sollte man nicht auch die Stu- Renten offiziell anregen, sich den Film anzusehen und als stimulierendes Ele- ment sich .gleich bereit erklären, mit ihnen im .Wohnheim in der Nürnberger Straße darüber zu diskutieren? ML-Kreisschule und Abendschule eröffnet . Den Jahreslehrgang 1971/72 der Kreisschule für Marxismus-Leninis mus eröffnete am Montag der 1. Sekretär der SED-Kreisleitung, Ge nosse Werner Dordan. Er unterstrich in seiner Ansprache die große Be deutung der marxistisch-leninisti schen Weiterbildung für die poli tisch-ideologische Arbeit der Partei. Im Mittelpunkt von Seminaren und praktischen Übungen werden die Beschlüsse des VIII. Parteitages ste hen. 160 Funktionäre der Kreispartei organisationen und der Massenorga nisationen werden befähigt, eine wirkungsvolle Parteiarbeit in ihren Grundorganisationen zu leisten. Namhafte Wissenschaftler halten vor den Genossen die Lektionen. . Am 4. Lehrgang der Abendschule fü ’ Marxismus-Leninismus, die eben falls am Montag von Dr. Dietmar Keller, Sekretär der SED-Kreis leitung, eröffnet wurde, nehmen Hochschullehrer unserer Universität und anderer Leipziger Hochschulen, Führungskader des Kombinats- betriebes „Otto Grotewohl“ in Böh len und de« VEB Geophysik teil. Universitätsball 71 am 28. Oktober Das Konzil am 28. Oktober wird ab 19.30 Uhr bis gegen 0.30 Uhr der „Universitätsball 71“ in der Kon greßhalle abschließen. Zu den Mit wirkenden wird das Akademische Orchester der Karl-Marx-Universität (unser Foto) unter Leitung von Dr. Horst Förster gehören, das sich ein mal von einer ganz anderen Seite zeigen wird. Das Studentenkabarett „die academixer" unter Leitung von Jürgen Hart hält für die Tanzpause gegen 22.00 Uhr im Richard-Wag ner-Saal einige Überraschungen be reit. Die Ansage für den Abend hat Dr. Wolf, Musikdramaturg an der Leipziger Oper, übernommen. Wei- tere Mitwirkende stellen wir in unserer nächsten Ausgabe vor. Der Kartenverkauf erfolgt über die staatlichen Beauftragten für Kultur an den Sektionen und Bereichen. Der Eintrittspreis beträgt 10 Mark, für Studenten 5 Mark. Jeder Universi tätsangehörige kann zu seiner Ein trittskarte noch eine Karte für den ermäßigten Preis von 5 Mark er werben. Der Universitätsball soll an unse rer Universität zur guten Tradition werden.