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Das Praktikum als Bestandteil des einheitlichen Systems von Ausbildung und Erziehung Erfahrungen aus dem 1. Jahr der Durchführung des neuen Studienplanes aus der Landwirtschaftlichen Fakultät / Von Prof. Dr. habil. Gerhard Winkler- Vor mehr als einem Jahr wurde bereits in der UZ über den neu vorgesehenen Studienplan berichtet. Nachdem dieser Plan nun an der Leipziger Landwirtschaftlichen Fakultät konsequent verwirk licht wurde, ist es an der Zeit, einzuschätzen, ob die damit verbun dene Zielsetzung erreicht worden ist. Im allgemeinen kann dazu festgestellt werden, daß der neue Studienplan ohne Zweifel bedeu tende Fortschritte in der Ausbildung und vor allem in der Erzie hung der Studenten ermöglichte. Natürlich ist nach einem Jahr nicht zu erwarten, daß bereits alle Probleme gelöst werden konn ten* Dazu waren sie zu umfangreich und oft auch zu kompliziert. Notwendigkeit und Zielsetzung des neuen Studienplanes Vergegenwärtigen wir uns zunächst noch einmal die Ausgangssituation in der der neue Studienplan diskutiert und schließ- lieh eingeführt wurde. Die schnelle Ent wicklung unserer sozialistischen Landwirt schaft in den letzten Jahren und das rela tive Verharren in der Ausbildung und Erziehung unserer Studenten, führten zu Widersprüchen, die sich immer mehr zu verschärfen drohten. Sie wurden vor allem dadurch offenbar, daß die Studenten nicht genügend auf ihre spätere Tätigkeit in der sozialistischen Praxis vorbereitet wurden, und demzufolge zum Teil nur nach einer längeren Anlaufzeit in der Lage waren, den an sie gestellten Anforderungen ge recht zu werden. In Erkenntnis dieser Widersprüche und in Auswertung der Be schlüsse des 14. Plenums und des VII. Deut schen Bauernkongresses rief die Grund organisation der SED der Landwirtschaft lichen Fakultät der Karl-Marx-Universi tät zur Diskussion und Beratung eines neuen Studienplanes auf. Grundlage und zugleich wesentliche Vor aussetzung der erfolgreichen und ausführ lichen Diskussion war die hartnäckige Orientierung auf die exakte Formulierung des Ausbildungszieles, weil dadurch auch die Klärung einer Reihe politisch-ideologi scher Fragen, wie: die Perspektive der sozialistischen Land wirtschaft, die Rolle der Agrarwissen schaft beim umfassenden Aufbau des So zialismus in der Landwirtschaft und die daraus resultierenden Schlußfolgerungen für die Fakultät vorangetrieben wurde. Völlige Klarheit in allen Bereichen der Fakultät wurde da durch allerdings noch nicht erreicht. Die dabei aufgetretenen Unklarheiten konzen trieren sich im wesentlichen auf folgende Fragen: 1. Warum wird der Studienplan schon wieder verändert, obwohl Komplexprak tika eingeführt worden sind und die Lehrveranstaltungen nicht zuletzt dadurch wesentlich praxisbezogener gestaltet wer den konnten? 2. Muß wirklich jeder Diplom-Landwirt in der Lage sein, Produktionsabschnitte in der sozialistischen Landwirtschaft zu leiten und können alle Studenten zu Lei tern von Arbeitskollektiven erzogen War den? Werden nicht auch andere Spezia listen gebraucht? 3. Ist es möglich, alle Studenten zur Ausübung der genannten Tätigkeiten zu befähigen? Auf die vielfältigen weiteren Meinungen kann hier nicht im einzelnen eingegangen werden. Nur einige wesentliche sind hier zu nennen. Zu Beginn der Studienplandiskussion beherrschte das Argument „Immer wieder mal was Neues“ breite Kreise der Fakul tät. Hierin kam eine gewisse Negierung der Verbesserung von Ausbildung- und Erziehung zum Ausdruck, die letztlich daraus resultierte, daß viele Angehörige der Fakultät die Politik und Agrarpolitik von Partei und Regierung nicht verstan den oder sogar Vorbehalte hatten. Das zeigte sich besonders in starkem Maße vor und auf dem Forum mit den LPG-Vor- sitzenden Döhler und Himpel und dem Leiter des Büros für Landwirtschaft bei der Bezirksleitung der SED, Genossen Ehrlich. Wenn heute die Entwicklung an der Fakultät insgesamt eingeschätzt wird, so kann man feststellen, daß zweifelsohne eine wesentliche Verbesserung gegenüber der früheren Einstellung zu verzeichnen ist. Das erwies die letzte Aussprache im Rahmen der Vorbereitungen auf die Wah len zur Volkskammer und zum Bezirks- Ehe jedoch ausführlicher auf die Ver änderungen im zweiten und dritten Stu dienjahr — in diesen Studienjahren waren die kompliziertesten Probleme zu bewälti gen — eingegangen wird, seien in gebote ner Kürze ein paar Bemerkungen zur Um gestaltung des Studienplanes in den ande ren Studienjahren gestattet. Als wesentliche. Hilfe erwiesen sich bei der Verwirklichung der neuen Zielsetzung die vom Rat der Fakultät beschlossene Einsetzung von Professoren und Dozenten als Studienjahresleiter. Diese Studienjah resleiter tragen eine erhebliche Verantwor tung für die Gestaltung des einheitlichen Ausbildungs- und Erziehungsprozesses in dem von ihnen betreuten Studienjahr. Die Umstellung im ersten und fünften Studienjahr vollzog sich reibungslos. Es kann sogar festgestellt werden, daß die Erziehungsarbeit im ersten Studienjahr auf Grund der erfolgreichen Arbeit des unter Leitung von Professor Dr. Schu ster stehenden Erzieherkollektivs in kei nem Jahr solche Fortschritte gemacht hat wie 1962 63. Das zeigt sich unter anderem auch im Ansteigen der Leistungsdichte der besten Studenten, deren Durchschnittsnote tag mit dem Leiter des Büros Landwirt schaft bei der Bezirksleitung Genossen Ehrlich und dem Vorsitzenden des Land wirtschaftsrates des Bezirkes Leipzig Ge nossen Elschner im Oktober 1963. Die hier offenbarte Bereitschaft an der Lösung der in der Praxis drängenden Probleme mitzuarbeiten, war eindeutig. Nicht zuletzt ist das auf die Verbesserung der massen politischen Arbeit an der Fakultät zurück zuführen. Vor allem, weil die Erarbeitung und Durchsetzung des neuen Studienplanes immer wieder mit der Klärung der Grund fragen verbunden wurde. Im Rat der Fa kultät begann die Auseinandersetzung um die Zielsetzung des neuen Studienplanes mit einer Diskussion über das Problem Produktivkraft Wissenschaft. Im Verlauf der weiteren Erörterung dieser Fragen kam es zur Erarbeitung des Ausbildungs zieles, das von folgenden Leitgedanken ausgeht. Die inhaltliche Verbesserung des Land wirtschaftsstudiums hat die Studenten zu befähigen, später selbständig sozialistische Arbeitskollektive in unserer Landwirtschaft zu leiten und im Rahmen einer Abteilung oder eines Betriebes die Produktion aus- gezeichnet zu organisieren. Diese Ziel setzung umschließt die Forderung, daß der künftige Diplomlandwirt eine politische Persönlichkeit sein muß, die mit allen Kräften dazu beiträgt, daß zur Lösung der Produktionsaufgaben bei allen Genossen schaftsbauern schnellstens vollkommene Klarheit über die sozialistische Perspek tive geschaffen wird. Er muß aber auch fähig sein, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt in seinem Bereich durchzu setzen. Die Leitung sozialistischer Land wirtschaftsbetriebe und ihrer Produktions abteilungen ist also nicht in erster Linie Organisation technischer Prozesse, Ver waltung von Sachen, sondern Leitung des Kollektivs im Produktionsprozeß. Dabei bilden die politisch-ideologische Funktion, die ökonomische Funktion und die technisch- wissenschaftlich-organisatorische Funktion der Leitung ein untrennbares Ganzes. Keine der drei Funktionen kann ohne die anderen wirksam werden. Diese Einheit der Leitung vermag den Studenten an der Fakultät nur theoretisch dargelegt zu wer den. Die praktische Verwirklichung können sie allein im sozialistischen Landwirt schaftsbetrieb erleben. Die Leitung voll zieht sich im Umgang mit den Menschen und die Menschenführung ist das Haupt problem. dem der Absolvent in der LPG gegenübersteht. Er muß deshalb frühzeitig diesen Umgang mit den Menschen und die Menschenführung lernen, d. h., daß sich unsere Studenten ihrer Verantwortung im sozialistischen Landwirtschaftsbetrieb von Anbeginn an bewußt sind. Im Jugendkommunique des Politbüros des ZK der SED ist zum Ausdruck ge bracht worden, daß es erforderlich ist, der Jugend Vertrauen und Verantwortung zu schenken. Verantwortung zu tragen ist nicht leicht und wir müssen unsere Stu denten befähigen, später einmal große Verantwortung tragen zu können. Hierzu ist gerade das Sommerpraktikum im 2. und 3. Studienjahr nach dem neuen Ausbil dungsplan wie keine andere Ausbildungs etappe im Verlaufe des Studiums geeignet. Gilt es doch hier nicht nur unter Beweis zu stellen und den Genossenschaftsbauern zu zeigen, daß Studenten auch bei körper licher Arbeit ihren Mann stehen, sondern daß sie bereits in den ersten Studienjahren gelernt haben, schöpferisch zu arbeiten, d. h. erworbenes theoretisches Wissen sinn voll in der Praxis anzuwenden. 1,0 bis 1,8 ist. In Aussprachen legten sie dar, wie sie zu den guten Leistungen kamen. Ebenso wurden andererseits die Ursachen der unbefriedigenden Studien leistungen der schlechtesten Studenten er mittelt. Im Interesse der kontinuierlichen Förde rung der besten Studenten sowie der Hilfe für die schlechteren Studenten erfolgte zu Beginn des neuen Studienjahres die Über gabe des Studienjahres vom Erzieherkol lektiv des ersten an das Erzieherkollektiv des zweiten Studienjahres. Es ist vorge sehen, diese Praxis auch für die anderen Studienjahre zu verallgemeinern. So wird ein gezielter Einsatz der Studenten in den Praktika möglich. Diejenigen Studenten, die sich in den Sommerpraktika besonders auszeichneten und die im 2. und 3. Stu dienjahr die besten Ergebnisse erreichten, sollen künftig die Möglichkeit erhalten, sich solche LPG im Betriebspraktikum auszusuchen, in denen Funktionen von Be triebspraktikanten besetzt werden können, die ihren Punschen entsprechen. Gleicher maßen zu verfahren soll der Einsatzkom mission für die Tätigkeit nach beendetem Studium vorgeschlagen werden. Diese Art der Einsatzvermittlung wird übrigens in der Sowjetunion bereits seit geraumer Zeit mit bestem Erfolg geübt. Erst wenn die 10 besten Studenten ihre Wahl ge troffen haben, erfolgt die Einsatzvermitt lung der übrigen Studenten. Das verlangt natürlich auch ein exakteres Arbeiten der Einsatzkommission. Auch das vierte Stu dienjahr erwies sich sowohl hinsichtlich des neu eingeführten theoretischen Seme sters als auch in bezug auf das sich an schließende einjährige Praktikum als außerordentlich erfolgreich. Ein erheblicher Teil der Betriebsprakti kanten bekleidet selbständige Funktionen als Agronom. Zootechniker oder Produk tionsleiter in den Genossenschaften. Zum Teil wurden sie für die Dauer des Prak tikums Mitglied der LPG und in Vollver sammlungen in entsprechende Funktionen gewählt. Daß sie hier die ihnen zustehende Vergütung erhalten, die hier und da auch bereits die Vergütung unserer wissen- schaftlichen Assistenten erreicht, sei nur am Rande erwähnt. Wenden wir uns nunmehr einigen Pro blemen der produktiven Tätigkeit im zwei ten und dritten Studienjahr zu. Die Rolle der produktiven Tätigkeit Die Studenten haben hier grundsätzlich mit den Genossenschaftsbauern zusammen gearbeitet und wurden nicht als selbstän dige Brigade eingesetzt. Der Kontakt war allgemein sehr gut. Die Studenten wurden wegen ihres Fleißes und Einsatzes allge mein'sehr gelobt. Die körperliche Arbeit war nur teil weise eine sinnvolle und notwendige Er gänzung der theoretischen Ausbildung. So fern die Studenten Lücken hinsichtlich manueller Fähigkeiten hatten, konnten und sollten sie in diesem Ausbildungsab schnitt geschlossen werden. Jedoch darf dieser nicht vorrangig dem Ausgleich der Mängel der Grundausbildung dienen. Es ist vielmehr notwendig, daß die Studenten mehr als es bisher in einigen LPG der Fall war, kleinere Leitungsaufgaben über tragen bekommen. Der Einsatz unserer Studenten an und auf Maschinen befriedigte vielfach nicht. Er war besonders dort gewährleistet, wo wenige Arbeitskräfte zur Verfügung stan den. In einigen LPG erfolgte der Einsatz nur in der 2. Schicht, also als Lücken büßer, in zwei Betrieben war sogar über haupt kein Einsatz mit Maschinen möglich. Die Studentinnen wurden lediglich in zwei Betrieben voll mit der Technik eingesetzt. Zwangsläufig ergibt sich daraus die Schluß folgerung, auf solche Betriebe zu verzichten und andere Ausbildungsbetriebe zu ge winnen. Die tägliche Arbeitszeit war in den ein zelnen LPG sehr unterschiedlich und stark vom Arbeitskräftebesatz abhängig. Sie schwankte zwischen 8 bis 14 Stunden. In einigen Fällen überwog das Streben nach Arbeitsverdienst, während das theo retische Studium zurücktrat. Diese Ten denz einiger Studenten, das Praktikum vorwiegend zum Geldverdienen auszu nutzen. wirft ein wichtiges ideologisches Problem auf. Beleuchtet es doch die Lebensauffassung solcher Studenten, die nur aus dem Grund studieren, um später einmal mehr Geld zu verdienen, als es ohne Studium möglich wäre. Ihrer Mei nung nach ist daher die Möglichkeit zum Geldverdienen schon während des Stu diums unbedingt zu nutzen. Andere Stu denten arbeiteten körperlich ebenfalls gut, ohne daß sie den oben genannten Beweg grund hatten. Sie zogen die körperliche In Auswertung der gewonnenen Erfah rungen aus dem ersten Jahr der Arbeit nach dem neuen Studienplan können dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fach schulwesen von Seiten der Fakultät fol gende Vorschläge für die weitere Verbesse rung des neuen Studienplanes unterbreitet werden. 1. Die theoretische Ausbildung muß in noch stärkerem Maße auf die Praxisabschnitte orientieren. Die Studenten müssen einen gründlichen theoretischen Vorlauf vor Ein tritt in die praktischen Studienabschnitte haben. Es ist zu prüfen, in welchem Um fang die ökonomische Ausbildung vorge zogen werden kann, um die Studenten besser als bisher zu befähigen, den ökonomischen Ablauf des Betriebsgeschehens verstehen zu können. 2. Der Inhalt der Praxisabschnitte ist stär ker auf die Technologie in den Bereichen der Feld- und Viehwirtschaft zu orientieren. 3. Bei der technischen Ausbildung ist dar auf zu achten, daß die Studenten auf der Grundlage fundierter Kenntnisse auch die künftigen Probleme der Meß-, Steuer- und Regeltechnik bewältigen können. Als Bestandteile der Berufsausbildung sind Fahrerlaubnis und Berechtigungsscheine für Großmaschinen sowie das selbständige Ar beiten mit diesen Maschinen zu fordern. 4. Die mathematische Ausbildung sollte mehr als bisher die konkreten Anwendungs möglichkeiten der Mathematik in der Land wirtschaft insbesondere auch im Betrieb dar legen. 5. Wissenschaftlich produktive Tätigkeit im Praktikum 5.1 Zwischen produktiver Arbeit und Aus- bildungsphase ist wochenweise zu wechseln. 5.2 Neben der manuellen Tätigkeit sind die Studenten in Leitungsfunktionen einzube ziehen. 5.3 Von jedem Praktikanten ist eine auf die Lösung betrieblicher Probleme gerichtete Be legarbeit anzufertigen und im Betrieb zu ver teidigen! Arbeit aus einem anderen Grund vor. Wir können hier von einer Flucht in die körperliche Arbeit sprechen. Ging man doch bei intensiver’ körperlicher Mitarbeit oft schwierigen Diskussionen um die Durch führung neuer wissenschaftlicher Metho den aus dem Wege. Albrecht Röder, Student im 3. Studienjahr an der Land wirtschaftlichen Fakultät, charakterisierte das in seiner Veröffentlichung vom 12. Oktober 1963 in der Leipziger Volks zeitung wie folgt: „Natürlich, es ist zweifelsohne ein facher, selbst ausgezeichnet zu pflügen, als sich mit solchen Traktoristen ausein anderzusetzen, die das noch nicht tun. Es ist auch leichter. 12 oder 14 Stunden am Tage zu arbeiten und dabei gutes Geld zu verdienen, als eben die Arbeit früher zu beenden, um noch Zeit zu haben, den Mitgliedern einer schlecht arbeitenden Kommission der Genossenschaft in ihrer Tätigkeit zu helfen.“ Hier sei angemerkt, daß A. Röder im Sommerpraktikum 1963 damals noch Stu dent im 2. Studienjahr, als Feldbaubriga dier in der LPG „Glück auf“ in Zwochau, Kreis Delitzsch, gearbeitet irat. Kritisch ist festzustellen, daß noch nicht alle Studen ten des ehemaligen zweiten und dritten Studienjahres von dieser Klarheit durch drungen sind. Das beweisen nicht zuletzt auch die Diskussionen der Studenten die ser Studienjahre. Dabei muß einmal mit aller Offenheit gesagt werden, daß es nicht nur in der gegenwärtigen Etappe oder gar nur bis 1965 darum geht, verantwortungs bewußte Menschen zu erziehen, die in der Praxis für ihre Erkenntnisse einstehen, die sozialistischen Arbeitskollektive schmieden und daß es später einmal genüge, nur ein guter Spezialist oder Organisator der Pro duktion zu sein. Menschen, die in der Aus einandersetzung das Neue durchsetzen helfen, die für die Erfüllung ihrer Pläne kämpfen, brauchen wir immer. Höchste Leistungen in der Landwirtschaft zu er reichen, wird nie bequem sein und wird sich nie nur durch rein organisatorische Maßnahmen erreichen lassen. Es ist für unsere Studenten aber ebenso notwendig zu begreifen, daß man nicht sozusagen über Nacht allein durch die Arbeit in der Produktion zum Kämpfer wird. Diese Er kenntnis ist aber bereits an der Fakultät zu vermitteln. An den Lehrkörper muß daher jetzt, wie es im Jugendkommunique richtig heißt, die Forderung gestellt wer den, solche „sozialistischen Menschen mit .Rückgrat* zu erziehen, die für ihre Er kenntnisse einstehen und für ihre Pläne kämpfen, die den Streit nicht scheuen und der Arbeit nicht aus dem Wege gehen“. Diese und viele andere Probleme er gaben sich bei der Auswertung des Prak tikums. Sie werfen zugleich die Frage auf, welche Rolle hat die Fakultät, oder noch konkreter, welche Rolle haben die Be treuer der Studenten im Praktikum ge spielt? Welche Bedeutung kommt den Konsultationen im Praktikum zu? Die Arbeit der Fakultät Es kann festgestellt werden, daß ein be trächtlicher Teil der Lehrveranstaltungen nicht nur dem neuen Studienplan ange paßt, sondern den neuen Forderungen ent sprechend direkt verändert wurde. Das ist in den Fächern des Bereiches Feldwirt schaft stärker geschehen, als in dem Be reich Viehwirtschaft. Besonders hervorzu heben ist dabei das Fach Voratspflege und Voratsschutz, für das Herr Prof. Dr. Quaas verantwortlich zeichnet. Er er klärte bei einer Diskussion im Rahmen der Fakultät, daß er auf Grund des neuen Studienplanes gezwungen sei, in die Pra xis zu gehen, um aktuell zu sein. Denn 6. Konsultationen 6.1 Konsultationen sind als Guppen- und Einzelkonsultationen durchzuführen. 6.11 Gruppenkonsultationen entsprechend dem Konsultationsplan in Übereinstimmung mit dem jahreszeitlichen Ablauf des Produk tionsprozesses. 1 6.12 Einzelkonsultationen zur Anleitung bei der Anfertigung der Belegarbeit und Lösung anderer betrieblicher Probleme. 6.2 Exkursionen* sind als besondere Form der Konsultationen zu gestalten, wenn die betreffenden LPG kein entsprechendes An schauungsmaterial bieten. 6.3 Die Gruppenkonsultationen sind weit gehend als Komplexkonsultationen vorzu sehen. 6.4 Praktische Übungen sind unter Produk tionsbedingungen durchzuführen (einschließ lich Feld- und Stallbegehungen). 6.5 Es ist anzustreben, daß die Konsultatio nen ähnlich wie im Betriebspraktikum weit gehend von einer Person in einem Betrieb durchgeführt werden. 7, Betreuung der Praktikanten 7.1 Es ist anzustreben, daß die Betreuer ständig im Betrieb anwesend sind. Sie müs sen den Betrieb kennen und das Betriebs geschehen einschätzen können. Der Kontakt zum Betrieb ist auch im Winterhalbjahr auf rechtzuerhalten. Noch während des Ausbil dungsabschnittes an der Fakultät sind die Studenten durch die Betreuer auf die Pro bleme der Betriebe hinzuweisen. Es ist anzu streben, daß die Betreuer über mehrere Jahre im gleichen Betrieb tätig sind. 7.2 Es ist zu prüfen, ob nicht ein neuer Typ der mittleren wissenschaftlichen Kader geschaffen wird, der ausschließlich für die Betreuung der Studenten vorgesehen ist. Als Beispiel können die Stützpunktleiter im Be triebspraktikum dienen. 8. Prüfungen Prüfungen sind am Ende des praktischen Studienabschnittes durchzuführen. Inhaltlich ist die Prüfung au die Ausbildungs- und Erziehungsziele des neuen Studienganges ab zustellen. Es soll die Fähigkeit geprüft wer- nur hier könne er erfahren, welche Fra» gen seines Fachgebietes im sozialistischen Großbetrieb neu auftauchen, die es früher im einzelbäuerlichen Betrieb überhaupt nicht gab. Er erklärte direkt, daß er, wenn er früher seine Lehrveranstaltungen wis senschaftlich exakt durchführen wollte; keine Rücksicht auf einzelbäuerliche Be triebe nehmen konnte. Beim sozialistischen landwirtschaftlichen Großbetrieb hingegen hat die Vorratspflege und der Voratsschutz ein solches Gewicht bekommen, daß er unbedingt die Probleme des Betriebes in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stel len muß. Es wurden jedoch sowohl aus dem Be reich der Landwirtschaft als auch der Viehwirtschaft Beispiele bekannt, wo in der Praxis durchgeführte Konsultationen besser als Vorlesungen und Seminare in Leipzig gehalten worden wären. Das war zum Teil durch die irrige Auffassung be dingt, daß Konsultationen im Praktikum Studienersatz für die reduzierte Vor lesungszeit an der Fakultät sei. Auch im Bereich der mittleren wissen schaftlichen Kader ist der Sinn des neuen Studienplanes noch nicht immer richtig verstanden worden. Der erzieherische Ein satz der Assistenten und Oberassistenten ließ in solchen Fällen dann auch zu wün schen übrig. Man begnügte sich oft mit der Lösung organisatorischer Aufgaben. Die Unklarheit über die Zielsetzung einer Konsultation in den Betrieben bewirkte verschiedentlich, daß hier neue Fakten vermittelt wurden, ohne daß auf die Pro bleme, die die Studenten bewegten, einge gangen wurde. Hier wurde der Erfolg der Konsultation von vornherein in Frage ge stellt. Das beste Ergebnis konnte dort er reicht werden, wo die Konsultation kom plex aufgefaßt und durchgeführt wurde; d. h. wo z. B. die Probleme sowohl vom Standpunkt des Acker- und Pflanzen baues, der Landtechnik, des Pflanzenschut zes und auch der Arbeitsökonomik be trachtet wurden. Dafür gab es zahlreiche positive Beispiele. In nicht wenigen Fällen wurden gemeinsame Konsultationen von den Instituten für Acker- und Pflanzenbau; Landtechnik und von der Abteilung Ar beitsökonomik des Instituts für Betriebs- und Arbeitsorganisation durchgeführt. Bei der Durchführung der Konsultatio nen zeigten sich über die genannten noch eine Reihe anderer ideologischer Probleme. So trat bei einem Mitglied des Lehrkör pers ein unmittelbarer Widerspruch in seiner Einstellung zur Praxis auf. Einer seits wird der Praxis bei der Veränderung der Produktionsverhältnisse in einer gro ßen LPG eine wirksame und echte Hilfe erwiesen, während andererseits von den Studenten bei der Konsultation verlangt wird, daß sie ausschließlich seine Meinun gen zu bestimmten Fragen wiedergeben. Probleme und Erfahrungen der Studenten aus der Praxis bleiben hingegen unberück- sichtigt. Es liegen aber auch unzählige Beweise dafür vor, daß eine richtige Auf gabenstellung und eine wirklich wissen schaftliche Durchführung der Konsultatio nen unsere Studenten befähigte, in ihren Praktikums-LPG Aufgaben zu lösen, die dort wohl seit längerer Zeit bekannt waren, trotzdem aber nicht bewältigt wor den sind. So gab es viel Initiative im 3. Studienjahr, wenn es galt, die Ver gütung nach dem Endprodukt durchzu setzen oder den Wettbewerb zu organisie ren. Auf Grund exakter Arbeitsanalysen vermochten Studenten in einer LPG den Arbeitsablauf so zu verändern, daß bei gleichbleibender Arbeitskräftezahl die Ar beit nunmehr bewältigt wurde und das Stallpersonal zu einem freien Tag in der Woche kam. den, wissenschaftlich zu denken, Zusammen hänge im Betrieb zu erkennen und die dort aultretenden Probleme wissenschaftlich exakt zu lösen. Die Bewertung der Leistungen darf nicht auf der Grundlage angelernten Wissens erfolgen, jedoch ist ein Grundbestand an exaktem Fachwissen unbedingte Voraus- setzung für die schöpferische Arbeit der Stu denten. Die Verteidigung der Belegarbeiten ist in die Bewertung einzubeziehen. Auf Grund der Ergebnisse des vorhergehenden Praxisabschnittes sowie der Leistungen an der Fakultät erfolgt ein zielgerichteter Ein satz im nächstjährigen Sommer- oder Be triebspraktikum. Es ist weiter zu prüfen, ob in Einzelfällen im Betriebspraktikum ein un mittelbarer Einsatz bei der Lösung wissen schaftlicher Probleme im Betrieb oder im Bereich des Landwirtschaftsrates unter An leitung der Institute erfolgen kann. 9. Vergütung Im Interesse der optimalen Nutzung des Sommerpraktikums als Ausbildungsphase im 2. und 3. Studienjahr ist zu prüfen, in wel chem Umfang den Studenten während des gesamten Praktikums Stipendium gezahlt werden kann. Darüber hinaus sollten die Studenten durch Prämien oder andere Ver gütungen auf höchste Leistungen in der pro duktiven Arbeit, der Leitungstätigkeit und in der wissenschaftlichen Lösung von Pro blemen des Betriebes in der Belegarbeit orien tiert werden. 10. Die Anforderungen an die Ausbildungs betriebe sollten folgende Gesichtspunkte be rücksichtigen 10.1 Einstellung der Leitung zur Ausbildung. 10.2 Qualifikation des Leitungskollektivs. 10.3 Möglichkeiten des Einsatzes der Stu denten in verantwortlichen Funktionen. 10.4 Materielle Voraussetzungen für die Unterbringung und das Studium der Studen ten. 10.5 Geeignete Ausbildungsbetriebe sollten durch die staatliche Anerkennung als .Lehr und Versuchsbetriebe“ ausgezeichnet werden. Universitätszeitung, Nr. 45, 7. 11. 1963, S. 4 Erste Ergebnisse der Umgestaltung des Studienplanes Vorschläge für weitere Verbesserung des neuen Studienplanes