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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITATSZEITUNG BmneHacim aehaed-asszsezam-gamywarn Lendbb’obek I .71962 ORGAN DER SED -PARTEILEITUNG Fdh9 DER KARL-MARXUNIVERSITÄT 6. JAHRGANG, NR. 14 LEIPZIG, 5. APRIL 1962 Preis 15 Pf DDR - Vaterland der Wissensdialt Wissenschaftler unserer Universität zum Dokument des Nationalrates Prof. Dr. Walther Martin, Direktor des Instituts für Anglistik und Amerikanistik 1813 schuf Ernst Moritz Arndt sein Ge- dicht „Des Deutschen Vaterland“. Uns stören darin heute die .durch das Ent- stehungsjahr bedingten franzosenfeind- liehen und einige allzu treudeutsch biederen Formulierungen. Arndt, gehört aber trotzdem ganz sicher in die große nationale Tradition des deutschen Volkes hinein, die Walter Ulbricht in seiner gro ben Rede „An alle Bürger der Deutschen Demokratischen Republik! An die ganze deutsche Nation!“ mit den Stationen: Fich- les „Reden an die deutsche Nation“ — Kom- munistisches Manifest — Programm der KPD von 1930 - Aufruf der KPD vom 11- Juni 1945 charakterisierte. Arndts selbst gestellte Frage: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ kann heute nur noch beant- Wortet werden: Die Deutsche Demokrati sche Republik ist das Vaterland aller Deutschen. Gerade der zutiefst nationale Deutsche, der den internationalen mono polkapitalistischen Schwindel von Bonn durchschaut, wird sih heute auf die Seite Oer fortschrittlichen' Klasse, der Arbeiter und Bauern, stellen und sich damit für die Deutsche. Demokratische Republik ent scheiden. In den Monaten nach dem Zusammen bruch .ist nur der Aufruf der KPD vom 11 Juni 1945 richtungweisend geworden. •Ch sehe nun heute in dem Dokument „Die Der Arierfragebogen" Man stelle sich folgendes vor: Ein Insti tutsdirektor an einer Universität hat sich an die vorgesetzte Verwaltung mit der ! Bitte gewandt, ihm die Einstellung von vier medizinisch-technischen Praktikantinnen zu genehmigen, er erhält postwendend ein 3 Schreiben, in dem ihm eröffnet wird, daß ; ihm die Ausbildung der Praktikantinnen nicht gestattet ist, wenn er nicht nachweise, : • daß er „deutschen oder artverwandten . Blutes“ sei. Außerdem müsse er oder seine I Gottm von einer Abstammung sein, auf Grund der er überhaupt erst Beamter wer den könne. Hat sich das im Nazireich zugetragen? Diese Frage kann man tatsächlich nicht ' mit Nein beantworten, obwohl der geschil derte Fall keine 14 Tage alt ist. Bei dem ; Institutsdirektor handelt es sich um Prof. ' Dr. Glees vom Institut für Histologie und Neuroanatomie der Universität Göttingen. 5 Prof. Glees war nach der Machtüber nahme Hitlers seiner Frau und seiner poli- tisshen Überzeugung wegen nach Groß- . britannien emigriert und hatte jahrelang • en der Universität Oxford gelehrt. Frau Glees ist jüdischer Abstammung. Im April 1961 war er mit großen Verspre- Jungen nach Göttingen geholt worden. Im November des gleichen Jahres mußte er mit einem Vorlesungsstreik seine Forderun- gen nach tragbaren Raumverhältnissen für iein Institut, das er als „Kellerinstitut“ be- eichnete, durchsetzen. . Der unverschämte Brief stammt nicht von einem Witzbold, sondern vom bundesdeut- shen Regierungspräsidenten in Hildes- heim und beruft sich offiziell auf. Paragra phen, die im Reichsgesetzblatt Nr. 32 des Jahres 1940 standen. Wir wundern uns über diesen Vorfall nicht. Hier wird erneut in krasser Weise bestätigt. was im Dokument des National- tes klar festgestellt wird: In der west- deutschen Bundesrepublik wird ... alles konserviert und belebt, was es in der deut schen Geschichte an Rückständigen, Bar- borischen und Unmenschlichen gibt. Wenn Globke, der die barbarischen Ju- dengesetze für Hitler selbst entworfen und kommentiert hat, heute wieder der mäch- ne Mann des Bonner Staates ist, wen pill es da wundern, daß seine schmierigen Poragraphenverse von seinen heutigen Untergebenen prompt ausgeführt werden? Ein System, das mit Rufmord und Ras- sengeetzen gegen die Wissenschaft und ehre humanistische Bestimmung vergeht, hat mit der deutschen Nation nichts mehr 2u tun.. . Ute ungeheuerliche Diskriminierung eines antifaschistischen Wissenschaftlers n Westdeutschland ist ein bezeichnendes 3mptom für die „Pflege" offen faschisti- Cher Methoden im Bonner Staat. An ihren Fragebogen sollt ihr sie erkennen. ’ Rö geschichtliche Aufgabe der Deutschen De mokratischen Republik und die Zukunft Deutschlands“, das ich freilich zunächst nur überfliegen konnte, die durch die Ent wicklung der dazwischen liegenden sieb zehn Jahren notwendig gewordene Konse quenz und erkenne einmal mehr — und nun wirklich mit überwältigender Klar heit — die Richtigkeit der Politik unseres jungen Staates. Für „Wanderer zwischen beiden Welten“ ist kein Raum mehr. Das „Hic et Nunc“ unseres Arbeiter-und- Bauern-Staates ist eine geschichtliche Re alität. Wenn man an Euripides — Hof mannsthai — Richard Strauß erinnern darf, möchte man sagen: Hier ist die echte He lena, die andere wird wie ein Meteor ver puffen, ein (Wirtschafts)-Wunder-Gespinst höchst zweifelhafter Solidität. Die Frage, ob die trojanische Helena — und das wäre in unserem Vergleich Westdeutschland — nun wirklich schöner ist (was sich so viele dort einbilden) als die ägyptische — in unserem Vergleich die DDR, — möchte ich mit Nein beantworten; denn die trojanische ist eine irreale, erlogene, bestenfalls eine „Traum“-Schönheit. Die ägyptische aber ist die Realität, die Wahrheit, die Zukunft. Prof. Dr. Rudolf Fischer, Direktor des Slawischen Instituts In der Erklärung der Nationalen Front wird zu Recht festgestellt, daß noch nie mals in der deutschen Geschichte die Ju gend solche-Lern-, Bildungs- und Ausbil- dungsmöglichkeiten hatte wie in der Deutschen Demokratischen Republik. Was im besonderen an unserer Karl- Marx-Universität junge Wissenschaftler dank der staatlichen Förderung schaffen und publizieren konnten, findet in der Welt und auch in Westdeutschland immer mehr Beachtung. So z. B. wird von einem Göttinger Gelehrten im Jahrbuch des Ver eins für niederdeutsche Sprachforschung (Band 84. S. 131) anerkannt, daß aus Leip zig „in den letzten Jahren so viele gute Arbeiten hervorgegangen“, daß man sich ernstlich fragen müsse, ob die Forscher in der Bundesrepublik hinterherhinken wol len. Der Göttinger Gelehrte schreibt wei ter: „Wo gibt es bei uns ein Institut mit den Mitteln und den eingearbeiteten Mit-, arbeitern wie in Leipzig. Wir krebsen, krebsen und freuen uns, wenn einmal der eine oder der andere Doktorand finanziell gefördert werden kann,“ — Im Arbeiter- und-Bauern-Staat aber werden Scharen von Doktoranden nicht nur finanziell ge sichert, sondern darüber hinaus plan mäßig betreut und zur Habilitation ge führt. Wir Älteren, die wir in den früheren Systemen eine solche Hilfe nicht erhielten, haben den tiefen Wunsch, daß unsere jungen Menschen der Deutschen Demo kratischen Republik sich dankbar erwei sen und dazu beitragen, daß ganz Deutsch land ein blühendes , Land der friedlichen Arbeit werde! Brief nach Heidelberg Am 28. März jährte sich zum zweitenmal der Tag, an dem Wissenschaftler der Rup recht-Karl-Universität Heidelberg auf Ein ladung des Rektors unserer Universität, Prof. Dr. Dr: h. c. Meyer, in Leipzig zu einer Aussprache weilten. Aus Anlaß die ses zweiten Jahrestages richtete Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Meyer einen Brief an den Rektor del Ruprecht-Karl-Universität, in dem er Vorschläge zur Weiterführung von Gesprächen über 'die entscheidenden die deutsche Nation 1 bewegenden Fragen unter breitet. ERNENNUNGEN UND BERUFUNGEN Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Dozent Dr. rer. nat. habil. Gottfried Schuster, zum Professor mit Lehrauftrag für das Fachgebiet Botanik an der Land wirtschaftlichen Fakultät; Dr. rer. nat. habil. Hans Luppa, bisher wissenschaftlicher Oberassistent am Anato mischen Institut der Martin-Luther-Univer sität Halle, zum Dozenten für das Fachge biet Histologie an der Mathematisch-Natur wissenschaftlichen Fakultät. Weiterhin beauftragte der Staatssekretär: Dr. rer. oec. Günter Pawelke mit der Wahrnehmung einer Dozentur für das Fach gebiet Binnenhandelsökonomik; Dr. rer oec. Helmut Planitzer mit der Wahrnehmung einer Dozentur für das Fachgebiet Arbeitsökonomik an der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät Am schulpraktischen Tag Fote: HFBS Der Lehrerstudent, sein ßeruf und die ^Zukunft Deutschlands ... „aber für mich kommt doch nur der Bezirk Leipzig in Frage! Wir haben hier eine Wohnung in Aussicht, mein Mann arbeitet als Diplomchemiker in Leuna, wenn ich nicht in Leipzig einge setzt werde — ja. dann warte ich lieber ein Jahr, oder so lange, bis hier eine Stelle frei ist.“ Dies sagte sehr erschrocken, beinahe wütend Helga Drechsel, Lehrerstuden tin der Fachrichtung Chemie/Biologie im 5. Studienjahr, der Einsatzkommis sion, die mir ihr beriet, wo sie nach be standenem Staatsexamen in wenigen Monaten arbeiten wird. Während der Beratung ging Helga nicht auf das Angebot der Kommission ein, im Bezirk Halle zu arbeiten. Soweit diese Tatsache. Wir wollten Helga selbst kennenlernen und spra chen mit. ihr. Sie versucht zu erklären: „Wissen Sie — ein fünfjähriges Stu dium bringt doch allerhand Entbehrun gen mit sich. Um so mehr schmiedet man Pläne. Ich bin jung verheiratet, wir ken nen uns jetzt schon seit fünf Jahren. Wir haben uns so auf unsere Wohnung in Leipzig gefreut. Und nun heißt es auf einmal: Bezirk Halle! Der Bezirk ist doch riesengroß! Am Ende lande ich noch in Frankenhausen oder sonstwo. Wenn wenigstens garantiert sei, daß ich direkt nach Halle komme. Sonst setze ich lieber eine Zeitlang aus. Das käme auch meinem Manne gelegen. Natürlich, wir haben uns verpflichtet, dorthin zu gehen, wo wir gebraucht werden. Das sehe ich schon ein. Aber wir denken, Lehrer werden doch über all gebraucht — also auch in Leipzig. Ich suchte alle Mittel und Wege, ob es nicht doch in Leipzig klappt. Übrigens, was unser Versprechen zu Beginn des Studiums betrifft — damals war so eine Stimmung: Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ob wir in der Gruppe mal über un sere Verantwortung als Lehrer gespro chen haben? Große Auseinandersetzun gen gab es eigentlich nie. Wir dachten, uns sei die Bedeutung unseres Berufes klar, wozu hätten wir ihn sonst ge wählt? Wir haben uns immer' darauf gefreut, in einer erweiterten Oberschule dis Lehrer zu arbeiten. Das letztere bestätigten die Freunde Helgas Seminargruppe- Und beim Ein satzgespräch sagte Christoph Schüttel u. a.: „Ich bin gern Lehrer — aber wenn es darum geht, sonstwohin geschickt zu werden, übernehme ich zu Hause lieber die Bäckerei." Oder Manfred Weber: „Ich muß vor her wissen, ob ich eine gesicherte Exi stenz habe, wenn ich z. B. in den Be zirk Frankfurt (Oder) oder Magdeburg soll. Sonst gehe ich wieder in meinen früheren Beruf als Chemiefac’iarbeiter zurück!" Was sagt ihr dazu7 • Die Liebe zum Lehrerberuf beteuern — und doch lieber Bäcker, Chemiearbeiter oder gar „Hausfrau" sein? f ." • i I • Glaubt ihi unseren Freunden, daß ihnen ihre Verantwor tung bewußt ist, Menschen zu erziehen, deren geschichtliche Aufgabe es ist, ganz Deutschland zu neuer Blüte zu führen? • Die Geschicke der Nation zum Guten wenden — danach zu streben, ist Aufgabe jedes bewußten Sozialisten und hochqua lifizierten Fachmannes. Haben wir schon alle unsere nationale Verantwortung begriffen? Wie zeigt sich das in unserer Ein stellung zum Beruf? Also: ‘Dishatieren wir!