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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 6.1962
- Erscheinungsdatum
- 1962
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-196200007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19620000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19620000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust. Heft 9-10 in falscher Reihenfolge eingebunden, fehlerhaft gezählt.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 6.1962
-
- Ausgabe Nr. 1, 4. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 11. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 18. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 25. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 1. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 8. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 15. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 22. Februar 1
- Ausgabe Nr. [10], 8. März 1
- Ausgabe Nr. [9], 1. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 15. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 22. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 29. März 1
- Ausgabe Nr. 14, 5. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 12. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 19. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 26. April -
- Ausgabe Nr. 18, 3. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 10. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 17. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 24. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 1. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 7. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 14. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 21. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 28. Juni 1
- Ausgabe Nr. 27, 5. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 12. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 19. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. August 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. August 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. August 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. August 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. August 1
- Ausgabe Nr. 36, 6. September 1
- Ausgabe Nr. 37, 13. September 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. September 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. September 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. November 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. November 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. November 1
- Ausgabe Nr. 47, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 48/49, 29. November 1
- Ausgabe Nr. 50, 6. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 51/52, 13. Dezember 1
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Band
Band 6.1962
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Menschheits- und wissenschaftsfeindlichen Zielen der Imperialisten entgegentreten Brief an die Wissenschaftler der Universitäten Westdeutschlands W iederholt haben in der jüngsten Ver- ’ ’ gangenheit Rektor und Senat der Karl- Marx-Universität zu Leipzig, eingedenk des reichen humanistischen Erbes unserer Uni versitäten und Hochschulen und im Bewußt sein der hohen, aus ihrer Stellung in Staat und Gesellschaft sich ergebenden Verant wortung, zu den Lebensfragen der deutschen Nation Stellung genommen. Wenn der Lehrkörper der Karl-Marx- Universität in dieser Stunde seine mah nende und warnende Stimme erhebt und das Gewicht seiner Autorität in die Waag schale der Geschichte legt, so geschieht dies in bewußter Fortführung der großen, in Na men wie Kant und Fichte sich verkörpern den nationalen Tradition. Mag auch — ge messen an dem Aktionsradius der ihrer historischen Sendung innegewordenen Ar beiterklasse — der Einfluß der Wissenschaft ler auf den Gang der Geschichte auf den ersten Blick gering erscheinen, so läßt die nähere Betrachtung der Wissenschafts geschichte die Mannigfaltigkeit und Inten sität der Wechselbeziehungen und Wechsel wirkungen zwischen Wissenschaft und Ge sellschaft und damit die hohe Verantwor tung des Wissenschaftlers sichtbar werden. Aus dem Wissen um diese zum Schaden unseres Volkes nicht immer klargesehenen Zusammenhänge glauben wir das Recht und der Pflicht ableiten zu dürfen, uns in einem Augenblick an Sie zu wenden, in dem der Kanzler der Bundesrepublik, anstatt die Politik der vermeintlichen Stärke, deren völliger Bankrott am 13. August 1961 jedem sehenden Auge offenkundig geworden ist, zu liquidieren, erneut die Forderung nach atomarer Bewaffnung der Bundeswehr stellt* und damit in verhängnisvoller Verkennung des realen Kräfteverhältnisses in der Welt und in Deutschland Hie Kriegsgefahr er höht. Es hieße — von uns aus gesehen — Eulen nach Athen tragen, wollten wir die Gegensätzlichkeit der politischen, wirt schaftlichen und kulturellen Entwicklung in den beiden deutschen Staaten hier auch nur skizzenhaft darzustellen versuchen. In dessen scheint es uns angesichts der gegen wärtigen, vornehmlich durch den wieder erstandenen westdeutschen Imperialismus Aus dem Ausland 1000 Lateinamerikaner erhalten Stipendien in Kuba In Übereinstimmung mit der Politik der kubanischen Regierung auf dem Gebiet der Volksbildung hat der Studentenrat ent schieden, Stipendien für 1000 Studenten aus verschiedenen lateinamerikanischen Län dern bereitzustellen, die an kubanischen Universitäten studieren. Die Studenten, die diese Unterstützungen erhalten, können an einer der drei kuba nischen Universitäten Havanna, Las Villas oder Oriente studieren. Es werden Studen- , ten aufgenommen, welche die Abschluß prüfung an einer Mittelschule in einem lateinamerikanischen Land abgelegt haben, unabhängig von Geschlecht, Rasse, Natio nalität und religiösem Glauben. und Militarismus verschuldeten weltpoli tischen Lage geboten, auf die vielen von der Regierung und der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik der Regierung der deutschen Bundesrepublik zugeleiteten konstruktiven Vorschläge für eine friedliche Lösung der Deutschland- und Westberlinfrage sowie auf den Deutschen Friedensplan und die erneuten Vorschläge der 14. Tagung des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands zu verweisen und mit diesen ehrlichen Be mühungen um die Sicherung des Friedens die sterile, jede Verständigung im vorhin ein ablehnende Haltung der Bonner Regie rungskreise zu konfrontieren. Mit wachsender Besorgnis verfolgen wir IVI die in Westdeutschland mit hektischer Eile betriebene Aufrüstung, die Militarisie rung der Wirtschaft, die Faschisierung des Staatsapparates sowie der Justiz und last not least die Bestrebungen der Militaristen und Imperialisten, die Wissenschaft ihren menschheits- und damit zutiefst wissen schaftsfeindlichen Zielen dienstbar zu ma chen. Angesichts dieser bedrohlichen, jeden friedliebenden Menschen beunruhigenden Erscheinungen möchten wir nicht verfehlen, die Tatsache in das Bewußtsein der Wis senschaftler und Kulturschaffenden in West deutschland zu rufen, daß große Teile der Intelligenz zweimal im Verlaufe eines hal ben Jahrhunderts sich ihrem humanisti schen Auftrag, alles in ihren Kräften Ste hende einzusetzen, um dem Vorbild Imma nuel Kants folgend, den Krieg als Instru ment zur Lösung strittiger zwischenstaat licher Probleme aus der- Politik auszuschal ten, versagten, vielmehr ihr Wissen und Können dem aggressiven deutschen Im perialismus zur Verfügung stellten und da mit letztlich das wissenschaftliche Leben schwersten Belastungen aussetzten. W ir teilen nicht den geschichtsphilosophi schen Pessimismus Hegels, dem die Ge schichte nichts anderes zu beweisen schien, als daß die Menschen aus ihr nichts ler nen; wir glauben vielmehr, den wachsen den Widerstand der westdeutschen Bevöl kerung und eines Teiles der Intelligenz ge gen die antinationale, verständigungsfeind liche Politik der Bundesregierung als er freuliche Anzeichen einer zunehmenden Einsicht in die von dieser dem Frieden drohenden Gefahr, wie sie erneut in der jüngsten Regierungserklärung vor dem Bundestag zum Ausdruck kam, bewerten zu dürfen. Die Deutsche Demokratische Republik hat sich seit ihrem Bestehen als ein Boll werk des Friedens, als eine Pflegestätte der Wissenschaft und als Hort des gesellschaft lichen Fortschritts erwiesen. Unbeirrbar durch auftretende Schwierigkeiten bauen ihre Werktätigen in Stadt und Land eine neue, schönere und gerechtere gesellschaft liche Ordnung, den Sozialismus, auf. Die Entwicklung in Westdeutschland ist andere Wege gegangen. Unbeschadet dieser Gegen sätzlichkeit ist und bleibt die Erhaltung und Festigung des Friedens ein gemeinsames Anliegen aller Gutgesinnten in beiden deut schen Staaten. Indem wir uns zu dieser Aufgabe bekennen und unsere Arbeit als / Lehrer, Forscher und Erzieher in ihren Dienst stellen, reichen wir Ihnen über alles Trennende hinweg hierzu die Hand. Ist erst der Friede gesichert, werden wir uns über die Fragen der Wiedervereinigung und die aus ihr resultierenden Probleme leichter verständigen. V or die Alternative „Friedliche Koexistenz oder Krieg“ gestellt, kann es für den seiner Verantwortung bewußten Wissen schaftler nur die Entscheidung für die fried liche Koexistenz geben. Sie bejahen, heißt alle auf den Abschluß eines Friedensvertrages mit beiden deut schen Staaten gerichteten Bestrebungen und die Forderung nach allgemeiner, voll ständiger Abrüstung unterstützen. Was eine Welt ohne Waffen, eine Welt ohne Krieg mit den aus einem solchen Zu stand sich ergebenden Umschichtungen im Haushalt der Staaten für die Entfaltung der Wissenschaften bedeuten würde, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, daß zur Zeit über ein Drittel des Volkseinkommens in der Bundesrepublik für Zwecke der Rü stung ausgegeben wird. Die Bejahung der friedlichen Koexistenz schließt aber auch den Kampf gegen den Antikommunismus ein, unter dessen tar nender Flagge — wie wir uns schaudernd erinnern — die schändlichsten Verbrechen verübt wurden, und dies nicht nur an Kom munisten, sondern an Vertretern demokra tischer und humanistischer Gesinnung schlechthin. Im Namen des Antikommunismus und einer menschenfeindlichen Rassentheorie wurden am 10. Mai 1933 auf dem Opern platz der Reichshauptstadt die Scheiter haufen errichtet, auf denen die Werke von Karl Marx. Albert Einstein. Heinrich Heine, Thomas Mann und anderer großer Denker und Schriftsteller verbrannt wurden. Hat die westdeutsche Intelligenz, haben insbe sondere ihrer Wissenschaftler vergessen, daß der Antikommunismus schon ginmal als Mittel der ideologischen Kriegsvorberei tung diente, der dann der Überfall auf die Sowjetunion folgte, jenes aus Verblendung und verbrecherischem Leichtsinn geborene militärische Abenteuer, das mit eherner Folgerichtigkeit zum totalen Zusammen bruch des Hitlerfaschismus führte? Vestigia terrent! Tst es angesichts des drohenden Infernos 1 eines dritten Weltkrieges nicht die unab weisbare Gewissenspflicht eines jeden Wis senschaftlers, die Front der Friedenskräfte durch ein klares mutiges Bekenntnis zum Frieden und durch die Unterstützung aller auf seine Bewahrung gerichteten Bestre bungen zu stärken?! Unter diesem Aspekt möchten die Wis senschaftler der westdeutschen Universi täten das jüngste dokumentarische Zeugnis aufrichtiger Bereitschaft zur Verständigung, zur friedlichen Koexistenz, zur Sicherung des Friedens, das Minimalprogramm der ( Regierung der Deutschen Demokratischen Republik mit der Aufmerksamkeit studie ren, die seinem Inhalt und dem Ernst der gegenwärtigen Lage gemäß ist. Hier scheint sich uns eine Plattform ab zuzeichnen, auf der sich die Wissenschaft- ler beider deutscher Staaten zu verantwor tungsbewußtem Zusammenwirken für die Sache des Friedens und damit auch für die Förderung der Wissenschaft vereinigen kön nen. Leipzig, im Dezember 1961 Diesen Brief unterschrieben Profes soren und Dozenten, an ihrer Spitze der Rektor, Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Mayer, und der Akademische Senat der Karl-Marx-Universität E s sind nicht eigentlich Fragen, sondern vielmehr konkret-realistische Feststel lungen, die der westdeutsche Autor Chri stian Geißler über die bundesrepublikani sche Wirklichkeit formuliert und seiner Romanhandlung zugrunde legt. Der Buch titel „Anfrage“ dürfte sich daher weniger vom Inhalt als von einer — bei allen handgreiflichen Tatsachen — offengeblie benen Grundfrage des Schriftstellers her rechtfertigen. Aber der Reihe nach. * Die Tatsachen, die Geißler verarbeitet, sind von Gewicht. Sie fundieren seine er greifende Anklage gegen Militarismus, Antisemitismus und Revanchismus, Re faschisierung und reaktionären Klerika- lismus im westzonalen Staat. Sie ist die Stimme jener Menschen dort, die der Ge fährlichkeit der Entwicklung am eigenen Erleben inne geworden sind und diesen Weg aus überzeugt humanistischer Gesin nung verurteilen. In dieser Gesinnung identifiziert sich der Autor mit seiner Hauptgestalt, mit dem jungen Physiker Klaus Köhler. Das Physikalische Institut ist das ehe malige Heim einer großen jüdischen Fa milie. Zurückgegeben konnte es nicht wer den. denn es war „dem Bauherrn, auch seiner Frau, einer schönen Frau, vom Schicksal, wie sie es nannten, gütig ver gönnt gewesen, rechtzeitig sanft zu ent schlafen. Kinder und Kindeskinder da gegen wurden vergast ... Ein Rest konnte fliehen, starb aber draußen dann namen- los vor der Zeit, ohne Hoffnung, ohne Tränen, verbannt gegen innen und außen, jahrtausendealt.“ Diese Reminiszenzen an seinem un mittelbaren Arbeitsplatz, ihre ständige Be lebung durch die menschenfeindlichen Symptome des westdeutschen Alltags und schließlich ihre Vertiefung durch eigene nazideutsche Erziehungserlebnisse sind die Komponenten, die Klaus Köhler sich zur Aufgabe stellen lassen, den letzten Über lebenden der ausgerotteten jüdischen Fa milie, den Dr. Joachim Valentin zu finden. Von dessen Existenz in der gleichen Stadt erfährt er durch den ehemaligen Gärtner der Valentins dem Joachim mitgeteilt „Anfrage" als humanistische Entscheidung hatte, daß er weiterhin aus Furcht (!) anonym lebe. In den äußeren und inneren Begleit umständen dieser Suche des Klaus Köh ler nach dem verfolgten Verschollenen, um sich zu diesem als Mensch und Bruder stellvertretend für die vielen schuldig schweigenden „Väter“ zu bekennen, zeich net der Autor scharf konturierte Züge der antihumanen westzonalen Wirklichkeit. Er zeichnet den staatsoffiziellen und den pri vaten Antihumanismus (den Zusammen hang beider leider jedoch nicht!). Da ist der Fotograf, für den die Juden immer noch „halt doch anders als wir“ sind, und: „der Führer hat das so auch nicht haben wollen“. Die Mäuse im Garten einer Frau Otti „vermehren sich wie die Po- lacken“. Im Städtischen Wiedergut machungsamt tönt Gesang durch die Wände: „Wir werden weitermarschieren, bis alles in Scherben fällt...“ Es werden Wahlkandidaten ihrer mili taristischen Vergangenheit wegen den Wählern besonders empfohlen; und in öffentlichen Läden werden faschistische Orden feilgeboten. Nazi-Oberst Rudel läßt sich feiern mit dem Horst-Wessel-Lied. Und Geißler läßt seinen Köhler dabei denken: „Und die Gräber tun sich nicht auf, weder die Massengräber in Wilna und Minsk, noch sonst ein Grab.“ An offener Parteinahme wie dieser läßt es der Autor oftmals nicht fehlen, aber es klingt doch auch seine schwache Seite hier an: den Taten der Lebenden wird kein Ziel gewiesen — obwohl sich die Gräber nun einmal nicht öffnen werden. Mit dieser Bemerkung sollen nicht die Allegorien des Werkes bekrittelt werden. Daß aber durch Begriff und Symbol bei Geißler letztlich nur im ideellen Pro und Kontra das gesellschaftliche Aktionsfeld aufgewiesen wird, das erfährt in einer Art Anleitung zur Lektüre, die Geißler selbst voranstellt, zusätzlich eine Bestätigung. So kann der Held Klaus Köhler einerseits das Ende des Krieges als Befreiung vom Faschismus verstehen und andererseits über das Wesen des imperialistischen Krieges in naivstem Dunkel tappen: „Kriege wer den gemacht durch falsches Denken, so wie ,Freiheit' nicht das ,Feuer' ist, sondern richtiges Denken.“ Seinem Helden ähnlich spricht auch der Autor in seiner Vorbemerkung davon, daß zwar über die bloße Hoffnung hinaus „ge arbeitet“ werden muß, aber auch diese Arbeit bescheidet sich darin, „an unserem gesellschaftlichen Bewußtsein zu arbeiten“. * Interessanterweise stoßen wir allerdings auf das Phänomen, daß das Werk und der gestalterische Schwung gerechter Liebe und gerechten Hasses den Inhalt und seine Impulse weiter reichen lassen als die Au torenratio offenbar sich selbst zugestan den. Die Beweise liegen sowohl offenkun dig in der Vehemenz der Anklage über haupt als auch in einzelnen Unmißdeut barkeiten wie diesen: „Erst die Ratten be kämpfen, erst den Lageplan finden.“ „Solange weder im Keller noch auf dem Dachboden Ordnung ist, sind in der Mitte die herzigen Blumenzimmer Pulverkam mern. Solange darüber und darunter Zeit zünder ticken, danke!“ Wenn Geißler in seinem Vorwort von Gefährliche Politik auf morschen Pfeilem Aus einem offenen Brief der FD J-Leitung der Chemischen Institute an den Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) der Ruprecht-Karl- Universität Heidelberg. Im Juli dieses Jahres haben wir den Kommilitonen der Fachschaft Chemie in Heidelberg unsere Auffassung über die gegenwärtige Lage in Deutschland und über die Verantwortung der aka demischen Jugend für die Sicherung des Friedens und den Abschluß eines Friedensvertrages mit beiden deutschen Staaten dargelegt. Damit sollte ein sachlicher Gedankenaustausch der Che miestudenten beider Universitäten ein geleitet werden. Es ist gewiß nicht un sere Schuld, wenn statt unserer Kom militonen in Heidelberg der dortige AStA den Briefwechsel aufgegriffen und durch gekürzte Wiedergabe unse rer Ausführungen sich in unsachlicher und verleumderischer Weise eingeschal tet hat. Wie groß muß die politische Unselbständigkeit der Studenten, und wie gefährlich stark muß der Einfluß Bonner Regierungsstellen auf das akademische Leben in Westdeutschland sein, wenn nur die Herren Hans Die ter Friedt und Hans Dieter Schmidt zu antworten befugt sind. Dazu beruft man sich auf einen imaginären Aufruf angeblicher Studenten ■ der Humboldt- Universität. Anonymitäten können in Zeiten der Neuorientierung, der Aus einandersetzung mit dem Alten und Überlebten einiges Unheil anrichten, schlagen aber letzten Endes doch auf ihre Urheber zurück, weil sie sich vor der Überzeugungskraft der Wahrheit immer als Fälschungen entlarven. In einer imperialistischen Welt, in der Hitlers Banknotenfälscher Skorzeny un gehindert sein schmutziges Handwerk fortsetzen kann, ist auch die Fälschung des Standpunktes der Studenten der DDR durch das Ministerium des Herrn Lemmer kein unlösbares Problem. Diese Irreführung der akademischen Bürger an den westdeutschen Univer sitäten wird auch dann nicht zur Wahr heit, wenn sie durch den Verrat des Herrn Treibs gefestigt werden soll, jenes Mannes, den wir Studenten der Leipziger Chemischen Institute jahre lang öffentlich seine politische Über zeugung von der Richtigkeit der Poli tik der DDR vertreten sahen, und der jetzt als angeblich Verfolgter beim Bon ner Staat um ein Gnadenbrot bettelt. Wir haben jedenfalls nicht vergessen, daß er vor uns oft genug die Politik der westdeutschen Machthaber verur teilt hat und können ihn für seine gegenwärtige Gesinnungslumperei nur unserer tiefsten Verachtung ver sichern. Es sind wirklich sehr morsche Pfei ler, auf die man sich im AStA der Uni versität Heidelberg stützt, um das ge sunde nationale Denken der akadami- schen Jugend im Interesse der Rüstungsmonopole zu verwirren. Eine solche Hochschulpolitik hat im XX. Jahrhundert schon zweimal dazu geführt, daß große Teile auch der stu dentischen Jugend in Deutschland phy sisch vernichtet wurden und daß die Überlebenden schwere geistige und moralische Krisen durchzumachen hat ten. In der gegenwärtigen Periode der Vorbereitung eines dritten Weltkrieges zur Erreichung der alten Ziele hat der raubgierige Imperialismus wiederum rücksichtslos die westdeutschen Univer sitäten eingespannt, darunter mit an erster Stelle die Heidelberger Univer sität. Gerade in den letzten Tagen er fuhren wir aus der Presse von der Ver urteilung der beiden Heidelberger Stu denten Peter Sonntag und Walter Naumann in der Sowjetunion als be auftragte Spione des CIC, die als An werbeort die Stadt Heidelberg angaben. Wir kommen durch diese und viele analoge Tatsachen zu der Feststellung, daß imperialistischer und faschistischer Ungeist immer fester Fuß an den westdeutschen Universitäten fassen. Nach ausführlicher Darlegung der jüngsten Vorschläge im Brief Minister präsident Otto Grotewohls an Bundes kanzler Adenauer heißt es weiter: Es lohnt sich für jeden guten Deut schen, für jeden Wissenschaftler und Studenten, für die Verwirklichung die ser Vorschläge einzutreten und gemein sam mit der DDR für die Zukunft der deutschen Nation zu wirken; denn während das Bonner Regime die Nation schmählich preisgegeben hat, verkör pert unsere erste Arbeiter-und-Bauern- Macht auf deutschem Boden die Zu kunft der deutschen Nation. Eine Par teinahme für diese Zukunft wird auch Sie aus Ihren Gewissensnöten heraus führen zur wirklichen Freiheit der Per sönlichkeit, zur Freiheit im Sinne aller humanistischen Traditionen der deut schen Wissenschaft. Wir Studenten der DDR sind im vol len Besitz dieser Freiheit, alles zu tun. was dem Frieden und dem Gedeihen der deutschen Nation nützt. „einflußreichen Kreisen“ in Westdeutsch land spricht, die ihn „wegen Landesverrat unter Strafe zu stellen“ vorhaben, dann sollte er eigentlich in diesen Kreisen jene „Ratten“ seines Romans erkennen. Geißler aber will mit ihnen „in realer Hoffnung“ diskutieren. Den Helden seines Buches in dessen läßt er schon weiter sein. Wohl muß Köhler, als er einen der Henker der Valentins auffindet, der ganz der alte Nazi geblieben ist, den Versuch individu eller Rache in sich bekämpfen, aber er verzichtet auf jede sinnlose Diskussion. Die „Anfrage“ Geißlers, als „legiti me“ Waffe der Op position von ihm ver standen. wird von re gierender Seite, vom westdeutschen Mono polkapital kaum mit den erwarteten „Kor rekturen“ beantwor- tet werden. Dessen ungeachtet liegt diese „Anfrage“ als aufrüttelnde An klage vor, und die Antwort werden die geben, von denen Geißlers Held Köh ler selber sagt, daß sie „en mässe“ alle Kultur machen, wenn sie gerecht handeln! Diese handelnden Massen akzeptiert auch Geißler als seine Verbündeten. Ist un sererseits auch in be zug auf die Gestalt des „Kommunisten“ Steinhoff — denn er ist kein Kommunist — Ernsthaftes einzu wenden, so ist seine Errettung durch die sowjetischen Truppen doch für die Hand lung von Bedeutung, und wenn die Haupt person Köhler diesen „Kommunisten“ zum einzigen Freund hat, dann ist das für einen Roman im Staate des plattesten und wil desten Antikommunismus schon bemer kenswert. Denn welchen sinnigen (Film-) Werbetitel hatte doch Physiker Köhler dem Bild „des einzigen deutschen Bundes kanzlers“ an der Wand beigegeben? „So lange Du da bist...“! Wir sollten dieses Buch — Symptom sich fortsetzenden westdeutschen Umdenkens — einmal lesen. Dr. H. Willmann Universitätszeitung, Nr. 1, 4. 1. 1962, S. 5
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