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1 0. DEZ 1962 ' _ Für die Wissenscbait, die dem Sozialismus dient! U NI VE RSITATSZ EITU NG ORGAN DER SED PARTEIUITUNG DERKARLMARX-UNIVERSILAT Einen Weg dazwischen gibt es nicht (Seite 5) Kulfurfortschritt oder Selbstlauf? (Seste 6) — ’ 6 JAHRGANG, NR. 11 LEIPZIG, 15. März 1962 Preis 15 Pf Wanrend der Messe stand dieser Zeiß-Rechenautomat ZRA 1, von dem unser Foto das Steuer- Pult zeigt, noch im Zeiß-Pavillion. Binnen kurzem wird er dos Herz des neugebildeten Rechen zentrums der Karl-Marx-Universität sein. Foto: HFBS Universität erhält Rechenzentrum Ausgehend von der Notwendigkeit, die Wissenschaftliche Forschungsarbeit mit Hilfe der fortgeschrittensten Technik und Surch Anwendung modernster Methoden Produktiver zu gestalten, beantragte der Senat der Karl-Marx-Universität beim Staatssekretariat für das Hoch- und Fach schulwesen. an der Karl-Marx-Universität ein Rechenzentrum einzurichten. Dadurch wird das Niveau der Ausbildung Von Studierenden der Fachrichtungen Mathematik und Wirtschaftsmathematik gehoben. Forschungsvorhaben sind auf niese Weise exakter zu bearbeiten und schneller abzuschließen. Die Ausbildung Von Fachleuten auf dem Gebiet der Rechen technik, zum Beispiel von Programmierern gehört ebenfalls zu den Aufgaben des Rechenzentrums. Durch die Übernahme von Aufgaben für die sozialistische Wirtschaft auf dem Gebiet der Rechentechnik hilft das Rechenzentrum gleichzeitig die Arbeits produktivität in den sozialistischen Betrie- Pen zu steigern und die Planung zu ver bessern. Vorbehaltlich der Zustimmung des Staatssekretariats beschloß der Senat: Mit Wirkung vom 1. April 1962 wird an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Karl-Marx-Universität ein Rechenzentrum als selbständiges Institut gebildet. Die Leitung des Rechenzentrums obliegt einem Direktor. Der Direktor des Rechenzentrums gehört mit Sitz und Stimme dem Rat der Mathematisch-Natur wissenschaftlichen Fakultät an. Der Direktor des Rechenzentrums wird vom Rektor im Einvernehmen mit dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fach schulwesen ernannt. Zur Unterstützung des Rechenzentrums ist als beratendes Organ ein Beirat zu bil den, der es sich angelegen lassen sein sollte, die Anwendung moderner mathe matischer Methoden und Hilfsmittel in der Forschung zu popularisieren. Dem Beirat gehören vorerst an: Der Prorektor für Forschungsangelegenheiten, der Leiter der Fachrichtung Mathematik, der Direktor des Rechenzentrums, der Direktor des Instituts für Wirtschafts mathematik, der Direktor des Instituts für Statistik, je ein Vertreter der Medizini schen, der Veterinärmedizinischen, der Landwirtschaftlichen und der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät, ein Vertreter des Wirtschaftsrates des Bezirkes Leipzig sowie zwei Vertreter von Vereinigungen volkseigener Betriebe. Die Mitglieder und der Vorsitzende des Beirates werden vom Rektor berufen bzw. ernannt. Der Beirat erarbeitet ein Arbeits programm sowie eine Arbeitsordnung, die vom Rektor zu bestätigen sind. Leser äußern sich zu einem Artikel Ein Sohn schreibt aus West- deutschland an seinen Vater: KEINERLEI RÜCKSICHTEN AUF DIE FAMILIE... Wir haben den Artikel von Prof. Dr. Fe lix-Heinrich Gentzen in der UZ vom 22. Februar 1962 mit reger Anteilnahme im Praktikum diskutiert. An diesem Beispiel können wir einmal mehr erkennen, welche unseligen Auswir- kungen die neo-nazistische Entwicklung in Deutschland hat. Das wirkt sich nicht nur in Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport aus, sondern dringt bis in das per sönliche Leben und bringt erschütternde Familienschicksale mit sich. Häufig ist es noch der Fall, daß die familiären Bin- dungen zu Blindheit und Inaktivität füh ren. Es ist die tiefe Tragik der westdeut schen Verhältnisse, daß unter denen, die auf uns gehetzt werden sollen, der leib liche Sohn oder Bruder sein könnte. Die bundesdeutsche Erziehung in dieser Rich tung läßt nichts zu wünschen übrig. Bundespräsident Lübke forderte: „Der Bundeswehrsoldat muß ein rasanter Kämp fer sein. Er muß bereit sein, auf eigene Landsleute zu schießen.“ Deutlicher kann es wohl kaum gesagt werden. Sollen wir ruhig zusehen, wie der Feind seine Waffen schärft? Sollen wir glauben, daß der Befehl auf uns zu schießen, von den Bundeswehrsoldaten nicht ausgeführt wird? Nach dem faschistischen Drill zum Kadavergehorsam in der NATO - Wehr macht ist das wohl eine Illusion. Unsere Meinung ist, daß es auch für jeden Westdeutschen notwendig ist, eine konsequente Haltung für unseren Arbeiter- und-Bauern-Staat einzunehmen. Den Ver wandten im Westen Deutschlands muß die Gefährlichkeit dieser Entwicklung immer wieder vor Augen geführt werden, da man sie durch die Propaganda in West deutschland davon ablenken will. Aus die sem Grunde verfälscht man die Geschichte der Nazizeit, macht Mörder zu Helden. Erika Uhlig, Roland Kunze, Günther Hager, Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Genosse Prof. Kurt Hager, Kandidat des Politbüros und Sekretär des ZK der SED, spricht im Marxistischen Kolloquium über das Thema: Wissenschaft und Nation $ - ? 26. März 1962, 18 Uhr, Großer Hör saal des Physiologischen Instituts, Liebigstraße. Dds Praktikum ist zu Ende, und die Erfahrun-, Vgen aus dieser Zeit werden uns bei den Vorbereitungen auf die kommenden FDJ-Wahl- Versammlungen helfen. Mit ihnen wollen wir die politische Aussprache untereinander ver stärken. Das erste und zweite Studienjahr der Fakul tät für Journalistik hat schon gewählt. UZ in terviewte ihren Ersten Sekretär der FDJ-Grund- einheit, Jürgen Kramp. Wie habt ihr — die Freunde der Grund einheitsleitung — die Gruppenwahlen poli tisch-ideologisch vorbereitet, und welche Grundfragen wurden, von euch, in die Gruppenversammlungen getragen? Als wir uns in der Leitung die Thema tik der Wahlversammlungen erarbeiteten, orientierten wir uns sofort auf das bren nendste Problem, daß an der Fakultät die mangelhafte politische und wissenschaft- liche Arbeit verursachte: Die Rolle des ge sellschaftlichen Grundstudiums für den Journalisten ist nicht allen Studenten klar. Das wurde bisher nicht von allen als Pro blem begriffen, weil sie die schöpferische Aneignung des Marxismus nicht als die Voraussetzung für das Verstehen aller weiteren Probleme erkannten. Wir waren uns darüber einig, daß im Mittelpunkt aller Gruppenversammlungen die Frage „Wie erziehen wir uns gegenseitig zur Liebe zum Marxismus?“ stehen muß. Wir schufen ein Beispiel, das heißt, eine Gruppe wählte eine Woche eher als die anderen. Es war die SG 4, eine Gruppe, deren Partei- und FDJ-Arbeit gut war, die den Aufruf zum Wettbewerb zur Verbes serung der politischen und wissenschaft lichen Arbeit an der Fakultät erließ, die aber nach Weihnachten in ihrer Initiative nachließ, weil die Leitungsarbeit ins Schwimmen kam. Indem wir mit dieser Gruppe ein Beispiel für eine gute Wahl versammlung schufen und damit Erfah rungen für die anderen Gruppen sammeln wollten, halfen wir gleichzeitig der Gruppe, wieder nach vorn zu kommen. Wie habt ihr in der Leitung methodisch bei der Vorbereitung der Wahl gearbeitet, und auf welche Weise wurde das Beispiel verallgemeinert? Günter Raue und ich — also zwei Lei tungsmitglieder — haben uns vor der Wahl versammlung mit der Gruppenleitung der SG 4 in zwei Leitungssitzungen beraten. W issenschaiiler helfen der Landwirtschaft Arbeitsgemeinschaft zur Gesunderhaltung der Tierbestände Agrarwissenschaftler gehen in die LPG Die Gruppe örtliche Pharmazie des In stituts für Pharmakologie und Toxikologie der Veterinärmedizinischen Fakultät hat sich zu Ehren des VII. Deutschen Bauern kongresses mit Mitarbeitern des Ministe riums für Landwirtschaft, Erfassung und Forstwirtschaft, Abteilung Veterinärwesen der WB Pharmazeutische Industrie und des mit staatlicher Beteiligung arbeitenden Betriebes OHK Pharmasan Halle zu einer sozialistischen Arbeitsgemeinschaft zu sammengeschlossen. Damit wollen sie einen Beitrag leisten, unsere pharmazeu tische Industrie störfrei zu machen und der sozialistischen Landwirtschaft bei der Ge sunderhaltung ihrer Tierbestände zu hel fen. Zwei Mitarbeiter des Instituts für Land wirtschaftliche Betriebs- und Arbeitsöko nomik Gundorf, das unter Leitung von Prof. Dr. Rosenkranz, Direktor des Insti tuts für Betriebs- und Arbeitsorganisation in der Landwirtschaft an der Landwirt schaftlichen Fakultät steht, wurden in die in ihrer Entwicklung zurückgebliebenen LPG Bredow im Kreis Nauen delegiert. Sie wurden Mitglieder der LPG, bleiben aber darüber hinaus weiter Angehörige des In stituts. Die Leitung des Instiuts übernimmt gemeinsam mit dem LPG-Vorstand alle in der Genossenschaft zu lösenden Aufgaben.' Weiterhin haben Wissenschaftler der Landwirtschaftlichen Fakultät vor, die Leitung der LPG Krippehna, Kreis Eilen burg, zu übernehmen. Genosse Dr. Kesselbauer Stellvertreter des Ersten Sekretärs der UPL Die Universitätsparteileitung wählte Ge nossen Dr. Günther Kesselbauer zum Stell vertreter des Ersten Sekretärs der UPL. Er ist verantwortlich für Wissenschaft und Kultur. Genosse Dr. Kesselbauer studierte an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fa kultät der Humboldt-Universität Fachrich tung Politische Ökonomie (Wirtschafts geschichte) und promovierte 1958 zu Pro blemen der Entwicklung des Kapitalismus in Deutschland. Er kam 1958 an unsere Uni versität, wurde mit der Wahrnehmung einer Dozentur an der Wifa beauftragt und arbeitete als Leiter der Abteilung Wirt schaftsgeschichte. Genosse Dr. Kesselbauer war bereits in Berlin drei Jahre Erster Sekretär der Fa kultätsparteileitung und übte diese Funk tion seit dem Frühjahr 1959 an der Wifa unserer Universität aus. Seit 1960 ist Ge nosse Dr. Kesselbauer Mitglied der UPL. In diesen Leitungssitzungen und einer ebenfalls zur Vorbereitung der Gruppen wahlversammlung einberufenen Partei gruppenversammlung erarbeiteten wir uns theoretische Argumentationen über das Wesen der nationalen Frage. Anschließend trafen sich die besten Freunde zur Aktiv- tagung der Gruppe und erarbeiteten, wel che Fragen im Mittelpunkt der Wahlver- sammlung stehen müssen. Im Aktiv wurde die Diskussion über die nationale Frage Meimengsstreit über die Grundfragen weitergeführt, und zwar unter dem Ge sichtspunkt „Welche Aufgaben haben die Gesellschaftswissenschaftler bei der Lösung der nationalen Frage?“ Dann leiteten wir ab, was das Studium des Marxismus als Weltanschauung für uns Journalisten be deutet. Einen Tag nach der Wahlversammlung der Gruppe 4 sprachen ihre Leitungsmit glieder und die Grundeinheitsleitung vor allen FDJ-Aktivmitgliedern der Fakultät darüber, wie sie inhaltlich und methodisch die Wahlversammlung durchgeführt hatten und schätzten Referat und Diskussion ein. Welche Fragen tauchten in dieser Wahl versammlung auf, und woran wurde deut lich, daß eure Orientierung richtig war? Die lebhafte kritische Diskussion in der Gruppe zeigte, daß sich dort längere Zeit eine gewisse Überheblichkeit gegenüber den Grundfragen gehalten hatte. Udo Wandtke, Renate Kaiser und Chri stel Köhler betrachteten den Marxismus als etwas, um das man „eben während des Studiums nicht herumkommt“. Christel Köhler äußerte: „Man muß alle Seminare gleich gut vorbereiten — aber es' gibt Fächer, die man mehr und andere, die man weniger mag.“ Wir, haben uns nun nicht allein mit diesen Freunden auseinandergesetzt oder gar von ihnen formale Stellungnahmen verlangt. Es kam ja darauf an, an solchen Auffassungen das Problem der gesamten Gruppe, der Fakultät zu zeigen, was im ungenügenden Studium des Marxismus be steht und sich im fehlenden Meinungs streit über die politischen Grundfragen äußerte. So wurde in der Gruppe diskutiert, daß der Marxismus kein „Fach unter Fächern“ ist, sondern wir ihn als Weltanschauung brauchen. Das richtige Studium der Grund lagen ist uns eine Hilfe, alle anderen wis senschaftlichen Probleme selbständig und tiefer zu durchdenken. Daß dieser Zusam menhang zwischen dem Begreifen des Marxismus und der Erhöhung der wissen schaftlichen Leistungen auf der Versamm lung so zu recht betont wurde, entnahmen wir auch aus Günter Scholz’s Worten: „Ich hetze durch die Literatur. Um alles zu schaffen, lese ich alles, aber mit studieren hat das nichts mehr zu tun.“ Diese Hauptfragen standen auch im Mit telpunkt des Referats, das die wichtigsten Etappen des Gruppenlebens — vor allem die Entwicklung der einzelnen dabei — exakt analysierte. Kritisches wurde dort auch zur fehlenden Kollektivität der Lei tung und zur Unterschätzung der Rolle der Mitgliederversammlungen gesagt. Wie schätzt ihr die durchgeführten Ver sammlungen ein, und worin seht ihr die Hauptaufgaben der neuen Leitung? Es war richtig, das Problem „Liebe zum Marxismus“ in alle Gruppen zu tragen und die Diskussion über die Grundlagenfächer in den Mittelpunkt der Wahlversammlun gen zu stellen. Für unsere FDJ-Arbeit waren die Wahlen insofern ein Durch bruch, weil es uns erstmalig gelungen ist, den politisch-ideologischen Meinungsstreit in den Gruppen durchzusetzen. Im Verlauf dieses Meinungsstreites sollen alle Studen ten begreifen, daß sie den Marxismus stu dieren, um überhaupt als Journalisten arbeiten zu können. Dieser Prozeß ist mit den Wahlversamm lungen noch nicht zu Ende. Ihn weiter zuführen ist Aufgabe der neuen Leitungen. Beispielsweise werden sie die Prüfungs vorbereitung so organisieren, daß das Stu dium der Grundlagenfächer im Mittel punkt steht.