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Schmuizkübel über Kieler Sfudenfensporfler „Es ist in Greifswald alles zu unserer Zufriedenheit abgelaufen." Das ist die Meinung von Karl Ulrich Meyer, 1. Vorsit zender des Allgemeinen Studentenaus seiner Rückkehr aus Greifswald, wo die Schusses der Universität Kiel, die er nach Volleyballmannschaft seiner Universität kürzlich zwei Vergleichskämpfe ausgetra gen hatte, äußerte. Die Kieler Studenten sportler sind zufrieden. Sie trafen sich mit ihren Kommilitonen aus Greifswald zu fairem sportlichem Wettstreit, führten freundschaftliche Gespräche, setzten die seit zwei Jahren währende Freundschaft fort. Sie demonstrierten ihren Willen, auch nach dem Düsseldorfer Schandbeschluß vom 16. August 1961, die sportlichen Be ziehungen zwischen beiden deutschen Staaten nicht abreißen zu lassen. Aber gerade das rief die westdeutsche Reaktion auf den Plan. Sie ist keinesfalls zufrieden. Suchte die reaktionäre West- zonen-Presse schon vor dieser Reise nach Greifswald mit gehässigen Angriffen die Kieler Studenten von ihrem Vorhaben ab zubringen, sie einzuschüchtern, so setzten nach der Rückkehr Verleumdungen übelster Art ein. Und auch der westdeutsche All gemeine Hochschulsportverband präsen tierte sich im Fahrwasser dieser antisport lichen, antinationalen Hetze, als er die Studenten der Kieler Universität von allen Studenten-Sportwettkämpfen aussperrte, obwohl die Volleyballmannschaft mit offi zieller Billigung des Kieler Studenten-Par- laments zu uns in die DDR gekommen war. Auch die Studentensportler unserer Karl- Marx-Universität wissen, wie gern sich die westdeutschen Studenten zu sportlichen Wettkämpfen mit Studenten aus der DDR treffen. Hier sei nur an die Reise unserer Universitätsauswahlmannschaft nach Mün chen erinnert. Die westdeutschen Studenten suchen und wünschen derartige Begegnun gen, weil sie Möglichkeiten zu freundschaft lichen Gesprächen bieten, weil sie sich durch sie über die wahren Verhältnisse in unserer Republik unterrichten können. Aber gerade das fürchtet Bonn. Das will Bonn verhindern. Das Beispiel der Kieler Studen ten verdeutlicht, wie das Bestreben nach Verständigung und Freundschaft auch nach jenen sport- und verständigungsfeindlichen Düsseldorfer Beschlüssen wach und wirk sam ist. Deshalb sind diese mutigen und konsequenten Studenten der Bonner Reak tion unbequem. Deshalb wird gehetzt, diffamiert, bestraft. Zufrieden ist Bonn statt dessen mit jenen 50 000 westdeutschen Korpsstudenten, die sich grölend, saufend, faulenzend und die Visage zerhackend als „Elite der Staatsbürger" titulieren und un längst im schwarzen Kanal des Westzonen- Fernsehens entsprechend gefeiert wurden. Sta. Stfot^feich beim stutzet StaffettuQ Mit 108 gemeldeten Mannschaften, unter denen sich zwei Mannschaften unserer Universität befanden, hatte der traditio nelle Harzer Staffeltag eine gute Besetzung gefunden, bei sehr guten Schneeverhält nissen, aber starkem Wind, der den Läu fern stark zu schaffen machte, erfolgte der Massenstart der Herrenstaffeln (30 Mel dungen, denen wenig später die Damen auf die nicht allzu schweren, aber zu lan gen Strecken folgten. Als Startläufer un serer 7 Herrenstaffel wurde der stämmige Peter Wagner eingesetzt, der nicht ent täuschte und den zweiten Läufer mit nicht zu großem Rückstand zum führenden ASK Oberhof auf die Strecke schickte. Unsere folgende Läufer büßten jedoch viel Bo den ein, so daß Werner Mohring einen Prachtlauf durchstehen mußte, um unsere Staffel wieder nach vorn zu bringen, ohne aber den Rückstand zu den führenden Mannschaften verringern zu können. Als Schlußläufer ging dann Michael Fuchs auf die Strecke, der nun endlich wie der einmal locker in sauberer 1 Technik die Strecke herunterlief und trotz eines ver- wachsten Brettes die Plazierung W. Moh rings hielt, so daß die Endabrechnung einen schönen sechsten Platz ergab. Dies ist gleichzeitig das beste Resultat, das unsere Läufer bisher beim Harzer Staffeltag er zielten. Aufgeregt waren unsere Damen, denn die für den Start vorgesehene Hannelore Heinrich war nicht angereist, so daß die dritte Läuferin fehlte. Aus der Not mußte eine Tugend gemacht werden und unsere Renate Werner zweimal über die Strecke gehen. Sie lief wie ein Uhrwerk. Nach 11/2 Kilometer hatte sie dann die vor ihr liegende Läuferin überholt und schaffte dann im Ziel hinter Motor Wernigerode und einer für Berlin startenden Auswahl einen guten dritten Platz für unsere Universität, klar vor der Staffel von Wernigerode und der Hasselfelder Staffel. "Vtittef im WiHtetme^tkamjif Der kleine Vogtlandort Schreckenstein sah am 11. Februar, die diesjährigen, zum zweiten Male ausgetragenen Leipziger Be zirksmeisterschaften im militärischen Win termehrkampf. Diese im Rahmen der GST durchgeführte, noch wenig popularisierte Sportart wird als Mannschaftswettbewerb ausgetragen und enthält neben einer für Herren 12 km langen Laufstrecke, zwei KK- Schießübungen — stehend und liegend frei händig — und einen Keulenzielwurf, wobei jeder Fehlschuß bzw. -wurf nach einer be sonderen Wertungstabelle mit 1 bis 5 Straf minuten „belohnt“ wird. Dazu kommen noch ein Kriechhindernis, eine Erste-Hilfe- Leistung und Verletztentransport. Die diesjährigen Meisterschaften sahen in den zugelassenen Klassen insgesamt 22 Mannschaften am Start, worunter sich auch zwei Männermannschaften der Win tersportler unserer Universität befanden. Die zweimal zu durchlaufende 6 km lange Rundstrecke wies im stetigen Wechsel lang gezogene Anstiege und Abfahrten auf und war durch einen über Nacht erfolgten Wit terungswechsel stark vereist. Sie forderte so von den Aktiven ein Höchstmaß an Technik, Kondition und Konzentration, Nach etwa 6 km erwartete die erste Schieß übung, liegend freihändig, die Mann schaften. Hier hatte unsere, erstmalig in der Besetzung Siegfried Irmscher, Gerhard Grunert und Michael Fuchs laufende Mann schaft, wie auch noch einige andere Mann schaften. das Pech, in eine dichte Nebel bank zu geraten, die die Schießscheiben nur ab und zu schemenhaft sichtbar wer den ließ und Treffer zum Zufall machte. Kurz darauf folgten das Kriechhindernis und der Keulenzielwurf, der sich ebenfalls als schwierig erwies, alle Mannschaften er hielten hier Strafminuten. Danach ging es in die zweite Runde, in der sich die Favo riten nach vorn schoben. Am Kilometer 12 folgte die zweite Schießübung und kurz danach die Erste-Hilfe-Leistung mit dem Verletztentransport bis ins Ziel. Hier lagen die Laufzeiten der ersten drei Mannschaften relativ dicht zusammen, so daß die Schieß- und Wurfergebnisse ent scheiden mußten. Die besseren Schützen waren dann die deutschen Meister Schreyer, Braun und Schellenberg (DHfK I). Zweiter wurden Unterdürfer, Stahn und Körner (DHfK II) auf Grund des besseren Keulen wurfergebnisses knapp vor unseren Stu denten Irmscher, Grunert und Fuchs. Unsere zweite Mannschaft mit Helbig, Wagner und Winkler belegte mit deut lichem Abstand den sechsten Platz. Bei den Frauen, die 6 km liefen und liegend aufgelegt geschossen, gab es einen dreifachen Erfolg für die DHfK. M. Fuchs Erste Plätze auf den Schrammsteinen Im Februar fand im Gebiet der Schramm steine (Sächsische Schweiz) der V. Wilhelm- Dieckmann-Gedächtnislauf statt, der alljähr lich zum Gedenken an den antifaschistischen Bergsteiger, der sein Leben für unsere Frei heit ließ, durchgeführt wird. Wegen des fehlenden Schnees waren die Wettkämpfer gezwungen, ohne Ski auf die verkürzt markierte Strecke zu gehen. 2 cm Neuschnee verdeckten das Glatteis der oft schwierigen Wege und steilen Stiegen, die zum Teil durch Seilgeländer gesichert waren. Schnee und Regenböen erschwerten das Laufen auf dem Schrammsteingratweg. Ins gesamt wurde ein scharfes Tempo vorgelegt. Die Bergsteiger unserer HSG konnten fol gende Plätze belegen: Weibliche Jugend (3 km) den 1. Platz für Fahr. Schramm; Damen allge mein (6 km) den 1. Platz für Schwischow, Winkler; Herren allgemein (12 km) den 6. Platz für Schnedelbach. Schulze. Schn. Kampf um die Tabellenspitze Schach: Die erste Mannschaft der HSG greift wieder im Kampf um die Tabellen führung ein. Nachdem vor 14 Tagen der Spitzenreiter Aktivist Böhlen überzeugend geschlagen werden konnte, erging es Lok Mitte II diesmal nicht anders. Mit nicht weniger als 1:7 mußten sie sich geschlagen geben. Kübart, Ribbe. Just, Richter, Strunk und Mendow siegten. Kohle und Voigtländer remisierten. I — t erfolgreiches Skihaserl Es geht wieder um Punkte Fußball: Die Punktspiele zum letzten Drittel haben jetzt begonnen. Dabei kamen unsere Fußballer gegen den Tabel lenelften, Einheit Zentrum, auf neutralem Platz in Mockau zu einem klaren 7:2-Er- folg. Sie gerieten nur einmal in Gefahr, als sie nach einer schnellen 2:0-Führung, gegen den böigen Wind spielend, dem Gegner durch zwei krasse Deckungsfehler bis zur Pause den Ausgleich gestatteten. Die zwei ten 45 Minuten gehörten dann eindeutig unserer Elf. Nur durch eine verbissene Ver teidigungsschlacht konnte Einheit Zentrum Renate Jahn Unseren herzlichen Glückwunsch der HSG-Sportlerin, die nach ihrem Erfolg bei den Deutschen Studentenmeisterschaften Zweite im Spezialslalom der Damen bei den Deutschen Alpinen Wintersportmeister schaften wurde. verhindern, daß ihre Niederlage nicht noch eindeutiger ausfiel. Die Tore schossen Junge (4), Schmidt (2) und Leopold (1). -KP' V or allen Universitätsangehörigen steht gegenwärtig die Aufgabe, unsere Universität störfrei zu ma chen. Dadurch helfen wir, unsere Republik ökonomisch und ideolo gisch zu stärken und leisten damit zugleich einen Beitrag zur Lösung der nationalen Frage in Deutschland. Es ist notwendig, daß alle Wissenschaftler und Studenten völlige Klarheit gewinnen über ihre Aufgabe und die ihr zugrunde liegende Einheit von Politik und Wissenschaft. Unter den Bedingungen des Militarismus in West deutschland, der das gesamte öffentliche Leben und damit auch die Wissenschaft seinen revanchistischen Zielen unterwirft, kann es keine „Einheit der deutschen Wis senschaft“ geben, so wie es auch im kapi talistischen Deutschland nie diese „Einheit“ gegeben hat. Ein nach dem 14. Plenum durchgeführter Lehrgang der Abteilungen Wissenschaft und Kultur beim Zentralkomitee der SED beschäftigte sich mit diesen und ähnlichen Fragen auf dem Gebiet der Ästhetik und der Kunst- und Literaturwissenschaften. Dabei wurde festgestellt, daß die Kunst- und Literaturinstitute an unseren Hoch schulen eine Schlüsselposition in der so zialistischen Kulturrevolution einnehmen. Sie haben die Aufgabe, ihre gesamte Lehr und Forschungstätigkeit auf die Entwick- lung unserer sozialistischen Nationalkultur zu orientieren und sich dabei offensiv mit allen antikommunistischen und faschisti schen Tendenzen in der westdeutschen Kunst- und Literaturwissenschaft ausein anderzusetzen. Leider muß man sagen, daß noch längst nicht alle Kunst- und Literaturinstitute unserer Universität dieser Aufgabe in vol lem Umfang gerecht werden. So besteht am Musikwissenschaftlichen Institut und in der Abteilung Musikerziehung noch eine recht unkritische Atmosphäre gegenüber westdeutscher Fachliteratur. Eine Reihe von Studenten benutzen als Nachschlage werke zur Prüfungsvorbereitung oder für wissenschaftliche Arbeiten noch immer die „traditionsreichen" Musiklexika von Rie mann und Moser und das „Lehrbuch der Musikgeschichte“, ebenfalls von Hans- Joachim Moser. Zweifellos erfreute sich z. B. das Rie mann-Lexikon bereits vor Jahrzehnten wegen seiner Exaktheit, seiner Zuverlässig keit und seiner Vielseitigkeit einer großen Popularität und ist bereits in 12 Auflagen erschienen. Aber bereits ein kurzer Ein blick in die neueste, 1961 von Willibald Gurlitt herausgegebene, Auflage zeigt, wie im heutigen Bonner Staat dieser gute Ruf zu einem schlechten Zweck mißbraucht wird. Dabei verzichtet man großzügig auf jede wissenschaftliche Exaktheit. So er fährt der erstaunte Leser, daß Schostako- witschs „Moskwa-Tscherjomuschi“ eine „Operette auf die Moskauer Boheme“ sei’) — und daß derselbe Komponist seine XI. Sinfonie „mit Chor“ komponiert habe. 2 ) Ähnlich flüchtig, wenn auch nicht im gleichen Maße sachlich falsch, werden alle bedeutenden Werke Schostakowitschs be handelt, während man einigen kaum je mals aufgeführten Frühwerken, die der Meister später selbst zurücknahm, größte Aufmerksamkeit widmet und dabei ge hässige Ausfälle gegen die Kulturpolitik der KPdSU unternimmt. Eine eingehende Würdigung erfahren die Schöpfer der seriellen Musik und der „musique concrete“ sowie lebende Kirchen musiker aus beiden deutschen Staaten, während bedeutende Komponisten wie z. B. Leo Spies oder Kurt Schwaen in dem um fangreichen zweibändigen Werk mit keinem Wort erwähnt werden. Ähnlich genau nimmt es auch Hans- Joachim Moser in seinem Musiklexikon mit der wissenschaftlichen Exaktheit. Da wird zum Beispiel Prokofjews Oper „Die Verlobung im Kloster“ kurzerhand in eine lieh zu machen und infolgedessen geschicht lich Wichtiges und mehr Nebensächliches und Wirkung (Kausalprinzip) sich verständ- wertend zu unterscheiden. So erscheint der Weg vom Entstehen zum Vergehen einer Kultur mit all ihren wesentlichen Äußerun gen als Lebenslauf eines Organismus, und nur ein kleiner Schritt führt zur .morpholo gischen' Geschichtsauffassung (Oswald Speng- ler: Der Untergang des Abendlandes. I 1920), die einem sozusagen physiologischen .Sinn der Geschichte* nachspürt und in der Wieder holung von Reifestufen Parallelen sieht, die unter Umständen zur Deutung entsprechen der* Gegenwartslagen aus der Vergangenheit beizutragen vermögen.") Damit hat Moser seine Konzeption dar gelegt. Er bekennt sich zu einer unwissen schaftlichen, idealistischen Geschichtsauf fassung, zu dem „Schein der Selbständig keit“ in der Entwicklung von Erscheinungs formen des gesellschaftlichen Bewußtseins, den Marx in der Vorrede zur „Kritik der politischen Ökonomie“ treffend widerlegt. uns die erwähnten Werke vermitteln. So ist z. B. der große musikalische Realist Mussorgski, der auch und besonders in seinen Liedern die Gabe offenbart, „die feinsten Nuancen der Volksseele zu er lauschen, mitzufühlen und sie in seiner Musik wiederzugeben“ (Dmitri Kaba- lewski)7), bei Moser „ein Mystiker bis in seine Liederzyklen hinein“ 8 ). Über die deutsche Musik belehrt uns der Verfasser, „daß ... die Deutschen seit je in der Musik eine ,Sprache* gesehen haben, die vor allem vom Religiösen und Dichterischen her dasjenige Irretionale ausspricht, was oberhalb von Begriff und Wort steht.“ 9 ) Moser läßt es sich sehr angelegen sein, seine entstellenden Behauptungen auf die großen Meister unseres kulturellen Erbes anzuwenden: „Bach ist ein echter Deutscher in der haus- väterischen, kantorenhaften Gestalt, ein Trotz kopf und behäbiger Humorist, zugleich aber der erhabenste und schärfste Denker in Wer ptlegt die Traditionen der deutschen Musikwissenschaft? „Hochzeit im Kloster“ verwandelt (wobei bereits die seit Jahrzehnten veraltete Tran skription „Prokofieff" für Mosers Miß achtung der sowjetischen Kultur bezeich nend ist. 3 ) Mancher Benutzer solcher Nachschlage werke versucht sich damit zu rechtfertigen, daß er ja nur „Fakten“ suche, die er dann natürlich selbst mit einer „marxistischen Einschätzung versehen** wolle. Abgesehen davon, daß die Zuverlässigkeit solcher „Fakten“ nach dem oben Gesagten etwas fragwürdig erscheinen dürfte, offenbart sich in dieser „Rechtfertigung“ die falsche Auffassung von einer unpolitischen „Wis senschaft an sich“. Wir fragen, kann es in der Musikwissenschaft irgendwelche „Fak ten“ ohne Einschätzung, ohne jede gesell schaftliche Beziehung geben? Lassen wir dazu Moser selber sprechen. Im „Lehrbuch der Musikgeschichte“ kann man gleich auf Seite 1 lesen: „Nur Ober flächlichkeit wird den Ablauf allen Ge schehens als Summe sinnloser Einzelfälle betrachten.“ 4 ) So weit, so gut. Doch lesen wir weiter: „Selbst wer im geschichtlichen Prozeß nicht die Auswirkung eines göttlichen Anstoßes ... oder gar das Mittel eines göttlichen Heils planes ... zu sehen vermag(l), wird es für Notwendigkeit des menschlichen Denkens halten, die unübersehbare Fülle der Einzel geschehnisse unter dem Gesetz von Ursache Doch Mosers geistige Verwandtschaft be schränkt sich nicht auf den Untergangs philosophen Spengler. Über die zeitgenös sische Musikästhetik weiß das Lehrbuch unter anderem folgendes zu berichten: „Endlich ist eine exakt forschende, na turwissenschaftliche Musikästhetik am Werk, die von den Fragen und Ergebnissen der Helmholtzschen Tonphysiologie und C. Stumpfschen Tonpsychologie her das Wesen der tonkünstlerischen Begabung und Vererbung, der musikschöpferischen Vor gänge und Verhaltensweisen zu ergründen sich bemüht. Hierzu gehören die besonders in der Gegenwart aktuell gewordenen Fragen Typologie ... und des Zusammen hangs von Musik und Rasse(!) .... für deren Fundamentierung freilich zunächst vor allem die Vorfrage nach der Vererb barkeit geistiger Haltungen ... noch immer tiefer erforscht werden muß. 6 ) Es sei nochmals darauf hingewiesen, daß Moser diese bemerkenswerten „Er kenntnisse“ in der neuesten, 1959 erschie nenen Auflage seines 1936 erstmals auf gelegten Werkes von sich gibt! Die Exi stenz einer marxistischen Musikästhetik hält er dabei nicht für erwähnenswert. Diese unwissenschaftliche, faschistische Grundhaltung, die dem Rosenbergschen „Mythos“ nahesteht, begegnet uns auf Schritt und Tritt in den „Fakten", welche Tönen, ein Christ voll leidenschaftlichen Jen seitssehens, nordisch im Hang() und mit der Fähigkeit, seine rein geistigen Kraftlinien zum dichten Gewebe zu steigern.“ 10 ) Noch offener vertritt Moser die faschi stische Ideologie bei der Behandlung des sozialistischen Gegenwartsschaffens. So liest man z. B. im „Lehrbuch“, daß die „so wjetische Gegenwartsmusik ... die Schwer mut der russischen Tonsprache planmäßig zu optimistischer Aktivität umschaltet“ 11 ), oder im „Lexikon“ zum gleichen Thema: „Es herrscht jetzt der Grundsatz der... Volksnähe, der ... eine bewußt der slawi schen Schwermut widersprechende .Nach barschaft zum Leben*... betont.“ 12 ) Wir bescheinigen dem Faschisten Moser große Sachkenntnis der einschlägigen Nazi- Terminologie, gehörten doch Begriffe wie „gleichschalten“ oder „umschalten“ zum Vokabular der „Reichsstelle für Musik bearbeitungen“ beim Goebbels-Ministerium, die Moser von 1940—1945 leitete. Wir ver wahren uns jedoch auf das entschiedenste dagegen, derartige Termini auf die Kultur politik des führenden sozialistischen Staa tes anzuwenden. Daß Moser aus der Vergangenheit keiner lei Lehren gezogen hat, beweist sein Auf ruf an die „Deutsche Sängerschaft“ am 29. 1. 1956 in Westberlin „... in der Phan tasie des Sängernachwuchses das große Gen Ostland woll’n wir reiten’ nicht ver stummen zu lassen“ 13 ), das beweisen schließlich auch seine von uns zitierten „wissenschaftlichen“ Machwerke. Man könnte außer diesen wahllos her' ausgegriffenen Zitaten Hunderte ähnlicher „Fakten“ anführen. Doch damit allein ist es nicht getan. Notwendig ist eine gründ- liehe, wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen westdeutschen Musikwissenschaft und die Entlarvung aller Erscheinungsformen antikommunistischer und faschistischer Ideologie;'notwendig ist vor allem, unsere Studenten vor dem Gitl dieser Ideologie zu bewahren. Diese Aufgabe steht vor allen Musikwissenschaftlern un- serer Republik und auch unserer Universi' tät. Sie schulden dies unserer Verantwor- tung für die Entwicklung der sozialistischen deutschen Nationalkultur, ihrer Verant wortung auch für die Pflege der humani' stischen Traditionen der bürgerlichen deut- sehen Musikwissenschaft. Wir sind die legir timen Erben dieser Traditionen und haben die historische Pflicht, sie schöpferisch 2 entwickeln und gegen alle Fälschungen durch die Ideologen des klerikal-faschistit sehen Bonner Staates zu verteidigen. Be der Lösung dieser Aufgaben helfen uns die Erkenntnisse von Wissenschaftlern aus allen sozialistischen Staaten und besonders der Sowjetunion, die, wie Prof. Kurella in seinem Vortrag vor Leipziger Studenten an 1 19. 2. 1962 sagte, heute das wahre Zentrum der abendländischen Kultur darstellt. Im Verlaufe dieser Auseinandersetzungen müs sen auch alle Studenten des Instituts fü Musikwissenschaft und der Abteil 1111 ’ Musikerziehung Klarheit über die Perspek tive der sozialistischen Musikwissenschaf gewinnen, sie müssen — um einem AuS spruch Scholochows zu variieren — zuerst Sozialisten und dann Musikwissenschaftler sein. Als künftige Mitgestalter der kom. munistischen Weltkultur haben auch si: schon heute die Aufgabe, aktiv in den Kampf gegen alle Elemente reaktionär 61, Ideologie in der Musikwissenschaft einzu" greifen. Eberhardt Lippold; Institut für Philosophie Anmerkungen: 0 Riemann, Musiklexikon. 12. Auflage Schott-Verlag Mainz, 1961, Band 2. 2) ebenda, S. 630. . 3 ) Moser Musiklexikon, Nachtrag zur 4. Aun läge, Sikorski-Verlaß Hamburg, 1958. S. 2: «) Moser. Lehrbuch der Musikgeschicht® 13. Auflage, Max-Hesses-Verlag, Berlin, 1909 Seite 1. s) ebenda. 6) ebenda, S. 418. , 7) Vgl. in Karl Laux. Die Musik in Rußlan. und in der Sowjetunion. Henscheiverlag Ben lin. 1958. S. 106. . 8) Moser Musiklexikon. 4. Auflage. Sikorsk" Verlag Hamburg 1955, S. 1038. 9) ebenda. S. 262. 10 Moser, Lehrbuch, a. a. O., S. 149. 11) ebenda, S. 371. 12) Moser. Musiklexikon, a. a. O. S. 1084. । 13) Vgl. in „Volksmusik“ Nr. 9'51, •H Deutschem Wort und Sang“, Universitätszeitung, Nr. 9, 1. 3. 1962, S. 6