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I 10. DEZ 1962 Für die Wissenscbait, die dem Sozialismus dient! UNIVERSITÄTSZEITUNG DER KARL MARX-UNIVERSITÄT ORGAN DER SED-PARTEIEEITUNC 6. JAHRGANG NR. 21 LEIPZIG, 24. MAI 1962 PREIS 15 PF Prof. Wildführ: Was das nationale Dokument von einem Medizinstudenten verlangt (Seite 3) Gedanken, Meinungen Erfahrungen - im Austausch und im Streit Von Günter Lippold mummmmmmmwmi Seit acht Wochen führen die Wissenschaft- • ler und Studenten in der „Universitätszei tung'' die Diskussion zurr* Thema „Wissen schaft und Nation", zum nationalen Doku ment. Die bisher allein in unserer Zeitung veröffentlichten Beiträge zeigen, daß wohl noch nie ein politisches Dokument derart leb hafte Zustimmung bei Menschen verschieden ster Herkunft, Weltanschauung und Profession hervorgerufen, derart zum überdenken des eigenen Lebens angeregt und derart unmit telbar zu praktischen Folgerungen geführt hat, wie es gegenwärtig das zur Aussprache un terbreitete Dokument des Nationalrats über all und auch an unserer Universität tut. W/ ir erinnern uns an die Feststellung von W Professor Schubert, Direktor des Ostasia tischen Instituts, daß sich die DDR sichtbar als das wahre Vaterland der deutschen Wissen schaft erweist, an die Verpflichtung, alle Mög lichkeiten zur Stärkung der DDR zu nutzen, die Professor Hensel von der Landwirtschaft lichen Fakultät aus dem nationalen Dokument ableitete; daran, daß Professor Fischer aus der Sicht seines Fachgebietes, der Slawistik, die beispielhafte Förderung der Wissenschaft in der DDR im Gegensatz zu der Wissenschaft in Westdeutschland hervorhob. Der Gerichts- mediziner Professor Dürwald charakterisierte das Bonner System, indem er auf die Milita risten im Bonner Staatsdienst, auf den faschi stischen Militärstrafrechtler Schwinge und nicht zuletzt auf die KZ-Ärzte wie Oberheuser und Blome verwies, die in Westdeutschland Unbehelligt praktizieren. Und auf der in der Diskussion der Thesen der UPL zur Erziehung Und Ausbildung- der Studenten von vielen ge wonnenen Erkenntnis aufbauend, daß der Hochschullehrer maßgeblich für die Erziehung der Studenten verantwortlich ist, schlußfolgerte er unter anderem: „Unseren Studenten immer wieder zu zeigen, wie der Imperialismus den Ärzteberuf geschändet hat, das sollte ein Wesentliches Anliegen des Lehrkörpers sein." I Jnsere Beiträge zum Thema „Einheit der • deutschen Wissenschaft", die unter den gegenwärtigen Bedingungen ein Trugbild ist, macht sichtbar, daß wir nichts gemein haben mit der „Wissenschaft", die im Solde der im perialistischen Politik steht, daß wir aber auch mit allen aufrechten, humanistisch gesinnten Wissenschaftlern in Westdeutschland eine ge meinsame Sprache finden können. Besonders deutlich wurde wohl am Beispiel des faschistischen Militärstrafrechtlers und Kriegsgerichtsrates Professor Dr. Schwinge und des Thälmann-Mörders Otto, der in dem westdeutschen Ort Geldern als Lehrer wirkt, welche Pflöcke in Westdeutschland heraus gerissen werden müssen, um die deutsche Na tion vor einer dritten Katastrophe zu retten. I n diesen Wochen unmittelbar vor dem Na tionalkongreß gewinnt die Diskussion an un serer Universität an Breite und an Gehalt. Delegierte zum Nationalkongreß äußern sich in der Zeitung. So schlußfolgerte der Herzchirurg Professor Herbst aus dem natio nalen Dokument, die Wissenschaftler müßten ihre Leistungen so einrichten, daß die Über legenheit der sozialistischen Gesellschaftsord nung immer sinnfälliger bewiesen wird. Und der Theologe Professor Wiesner verlangt Ent scheidung für den Frieden und für die Nation von denen, die es ernst meinen mit dem christ lichen Glauben. Das nationale Dokument wird mehr und mehr — und hierbei verweisen wir auf die Bei träge von Professor Dr. Wildführ und Profes sor Dr. Holzapfel in der vorliegenden Aus gabe - zum Ausgangspunkt umfassender Überprüfungen der Arbeit der Fakultät oder des Instituts, zum Ausgangspunkt von Ver änderungen und neuen Schritten in der For schung und der Lehre. Für die Jurastudenten war das Dokument Anlaß, sich höchste Anforderungen im Stu dium zu stellen und die Noten 1 und 2 als Maßstab für den sozialistischen Studenten zu setzen. Ihr Beispiel macht gegenwärtig in den verschiedensten Bereichen der Universität Schule. Kurz, aus der Bilanz, die das nationale Do kument für unsere ganze Nation zieht, und die immer mehr jeder einzelne Wissenschaft ler und Student für sein persönliches Leben, sein Institut, seine Fachrichtung zieht, erwach sen in der Diskussion immer stärker konstruk tive Gedanken für den Fortschritt der Wissen schaft in der DDR. G leichzeitig wird die Debatte vielstimmiger, und es zeichnen sich die Ansätze eines vor wärtshelfenden Meinungsstreites ab. Einige unserer Leser hielten allerdings die Veröffent- (Fortsetzung auf Seite 3) zu uns Auf den Arbeiter- Jugendkongreß ver weisend, sagte Jupp Angenfort bei - der Kundgebung auf dem Markt, daß viele junge westdeutsche Arbeiter zu Pfingsten nach Leipzig kommen wer den. „Helft ihnen! Gebt ihnen die Zuver sicht in die Zukunft. Zeigt ihnen, was ein Arbeiter-und-Bauern- Staat bedeutet." Die einfachen Men schen, sagte er, „sind in der Lage, die Welt zu verändern, eine Welt des Kommunis mus zu bauen, ein Le ben in Glück für das ganze Volk zu schaf fen. Und so werden Wir auch in West deutschland verän dern, wenn wir alle am gleichen Strang ziehen, wenn die Ar beiter der DDR alle Anstrengungen unter nehmen, ihre Republik als Vaterland aller gu ten Deutschen stark zu machen. Je ange sehener die DDR, desto leichter die Her beiführung einer Wende zur Einheit, zu Demokratie und So zialismus in West deutschland. Foto: Gerig IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIillllllllllllllllllllH Egon Krentz, Sekretär des Zentralrates der FDJ, auf der Aktivtagung unseres Kreisverbandes: „Kämpft um das Wissen für die sozialistische Praxis!“ Unsere Studenten, die als gute Soziali sten und hochq.ualifizierte Fachleute im Sozialismus die Möglichkeiten haben wer den, alle Reichtümer und Geheimnisse der Welt zu erschließen, brauchen dazu höch stes Können. Der Staat gibt ihnen Während des Studiums alle Bedingungen, die sie brauchen, um sich darauf vorzubereiten. Sich nicht um entsprechend hohe Leistun gen bemühen, hieße den Staat auszu beuten. Trägheit, schlechte Leistungen sind ein „Pflock zurück" im Kampf gegen den Todfeind unserer Nation, ■ den westdeut schen Militarismus. Ihm ist mit lauen. Ak tionen, mit „Mittelmäßigkeiten“ nicht bei zukommen, während ihm Qualitätsarbeit wohl zu schaffen macht. Von diesen Gedanken ging die Aktiv tagung unseres FDJ-Kreisverbandes, die am 16. Mai stattfand, aus. Referat und auch einige Diskussionsbeiträge, besonders von Egon Krentz, Sekretär des Zentralrates und Genossen Klaus Höpcke, Vertreter der Universitäts-Parteileitung, argumentierten dazu, warum es nationale Pflicht eines Stu denten der DDR ist, nach dem Vorbild der Arbeiter im Produktionsaufgebot Höchst mögliches zu vollbringen. Viele Studenten haben begriffen, daß es im Wesen des So zialismus liegt, daß das Allerbeste für die Gesellschaft gerade genügt. „Nur der wird ein sozialistischer Fachmann, der sich die Erfordernisse der fortgeschrittensten Wis senschaft aneignet und mit der revolutio nären Theorie des Marxismus-Leninismus ausgerüstet ist“, betonte Egon Krentz. „Ihr seid bemüht, den Forderungen des Jugend verbandes näherzukommen, und euer' Fortkommen zeigt. sich in der . konkreten Losung.eurer Juristen... diese Losung, die nur Sinn hat, wenn sie auf dem nationalen Dokument basiert,, ist wedel’ ein Zeitschla ger noch eine Kampagne — sie ist das Programm für eine lange Periode unserer Arbeit.“ Längst sind es' die Juristen nicht mehr allein, die als Ergebnis des gründ lichen Nachdenkens darüber, was der stu dentische Beitrag, für den Sieg des Sozia lismus ist, die „Eins“ und die „Zwei" auf ihr Banner schrieben. Besonders die Veteri närmediziner, Gruppe III/3, hatten in ihrem Brief an die Parteidelegiertenkonferenz be gründet, weshalb ihr Maßstab nur die Besten sein können. Damit niemand die Eins und Zwei so versteht, als sei die Zeit der „Streber“ ge kommen, muß 1 man sich-immer wieder den Inhalt- der Losung der Juristen vor Augen halten und in uns — wie Genosse Klaus Höpcke, im Auftrag der Universitäts-Par teileitung in seinem Diskussionsbeiträg sagte — das Bewußtsein der historischen Verantwortung durch den politischen Mei nungsstreit bewußt machen. Wir müssen uns gründlicher mit der Geschichte be fassen, die Schwinges, Ottos entlarven und darauf aufbauend unsere Ideologie vervoll kommnen, .uns gegenseitig zum Klassen bewußtsein erziehen. Dazu hilftuns der konkrete gesellschaft liche Auftrag. Die Aufforderung, daß jeder einen übernimmt, ist neben der Aufforde rung nach höchstem Fachwissen das, was die Juristen mit ihrer Losung meinen. Die Aktivisten unseres FDJ-Kreisver bandes trugen viele interessante Ideen zu sammen, wie man den Kampf um das Beste organisiert und was uns dabei noch hemmt. Daß die Juristen von der Diskussion um höchste Noten und ihrer politischen Be deutung zu ihrer Organisierung überge gangen sind, wurde im Diskussionsbeitrag ihres Eisten Sekretärs, Heinz Meißner, deutlich: In der Parteileitung wurde eine Ar beitsgruppe gegründet, der die FDJ-Grup- pensekretäre angehören, die wöchentlich den Stand der Leistungen einschätzt und kontrolliert. Die Kontrolle erstreckt sich auch darauf, inwieweit jeder einen kon- (Fortsetzung auf Seite 4) Delegierter zum *" S Nationalkongreß Prof. Dr. Wiesner: Ethisches Verhalten fordert Entscheidung Professor Dr. theol. Kurt Wiesner, Direktor des Instituts für Religions soziologie und Zweiter Direktor des Instituts für Systematische Theo logie an der Theologischen Fakultät, Träger des Vaterländischen Ver dienstordens, der als Delegierter zum Nationalkongreß am 16. und 17. Juni gewählt wurde, schrieb uns: Das nationale Dokument geht im letzten Sinne jeden Bürger der Deut schen Demokratischen Republik, aber auch jeder Bürger der westdeutschen Bundesrepublik an — so auch die Christen Denn welcher Christ, der v ‘ich mit semem Glauben ernst macht, könnte an dem Satz vorüber gehen: „Es geht um den Frieden und die Rettung der Nation!“ An der Stellung zu diesem Satz schon wird sich erweisen, wieviel ethisches Ver halten, wieviel Verantwortung aus seinem Glauben dem Christen zu eigen ist. Denn das ethische Verhal ten wird ihn immer neu in eine Ver antwortung hineindrängen und seine Entscheidung fordern. Und gerade um diese Entscheidung geht es in der Frage des Friedens ebenso wie in der Frage der Rettung der Nation. Hier muß jeder einen klaren Standpunkt beziehen. Um aber einen klaren Standpunkt zu beziehen, muß jeder begriffen haben, daß ..niemals wieder die Kräfte der Vergangenheit von ganz Deutschland Besitz ergreifen wer den“. Und wir müssen uns auch im mer wieder darum kümmern, daß „nur die Deutschen selbst, und vor allem die friedliebenden und demo kratischen Kräfte in Westdeutsch land durch ihren entschlossenen und erfolgreichen Kampf den Weg im Kampf um den Frieden und die Ret tung der Nation abzukürzen ver mögen.“ Wie das im einzelnen möglich ist, das haben das Gespräch des Vorsit zenden des Staatsrates mit Christen am 9. Februar 1961 und die damit zusammenhängenden Ergebnisse im Laufe der vergangenen Jahre gezeigt. Es ist eben so: „Das Christentum und die humanistischen Ziele des Sozia lismus sind keine Gegensätze.“ Das muß immer mehr erkannt und immer besser verwirklicht werden. Johannes-R.-Becher-Medaille Anläßlich des 61jährigen Geburtstages des Dichters erhielten die Johannes-R.- Becher-Medaille in Gold u. a. Frau Prof. Dr. Eva Lips, Direktor des Julius-Lips instituts, und Heinrich Schwartze, Do zent m. W. am Institut für Philosophie; mit der Auszeichnung in Silber wurden geehrt: Kurt Klein, Dozent am Herder-Institut; Arthur Scheffel, Dozent m. W. am In stitut für Erwachsenenbildung; Dr. Wolf- Dietrich B e e r, Wissenschaftlicher Ober assistent am Zoologischen Institut; Dr. Er hard John, Dozent m. W. am Institut für Philosophie, und Prof. Dr. med. Dietfried Müller-Hegemann, Direktor der Neurologisch-Psychiatrischen Klinik.