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5. JAHRGANG Nr. 26 LEIPZIG, 27. JUNI 1961 Preis 15 Pf. Aus der Diskussion auf der Gewerkschaffs-Delegierfenkonferenz (Seite 5) Otto Winzer im Marxistischen Kolloquium: Durch Friedensvertrag revanchistischem Spuk ein Ende setzen Staatssekretär Genosse Otto Winzer, Erster Stellvertreter des Ministers für Aus wärtige Angelegenheiten der DDR und Mitglied des Zentralkomitees der SED. sprach am Montag vergangener Woche auf der Abschlußveranstaltung des Marxisti schen Kolloquiums im Großen Hörsaal des Physiologischen Instituts zu etwa 600 Wis senschaftlern über das Thema „Die Siche- rung des Friedens als nationale Hauptauf gabe des deutschen Volkes“. „Vor zwanzig Jahren rollten in diesen Junitagen in aller Heimlichkeit die letzten Transporte der Hitlerschen Wehrmacht für den Aufmarsch zum Überfall auf die So wjetunion gen Osten.“ Ausgehend von dem Beginn dieses Verbrechens des deutschen Imperialismus gegen die Völker der Sowjet union und das deutsche Volk am 22. Juni 1941 charakterisierte er diesen Krieg und auch den ersten Weltkrieg als Raubzüge des deutschen Imperialismus. An Hand der Politik Stresemanns, des führenden Politi kers der Weimarer Republik, und Hitlers sowie der in Westdeutschland betriebenen Revanchepolitik wies er nach, daß das Ziel, die Losungen und die Methoden des deut schen Imperialismus heute im Wesen die gleichen sind wie im Zuge der Vorberei tung des zweiten Weltkrieges. „Der .Schutz der Stammesgenosset Vox üe ;remndez Joch in fremden Ländern“ war in der gan- zen Zeit zwischen den Weltkriegen die Rechtfertigung für die Gebietsforderungen Prof. Dr. Budzislawski in der AIERI Die Generalversammlung der AIERI (In ternationale Gesellschaft zur Erforschung des Informationswesens) in Vevey (Schweiz) wählte den Dekan der Fakultät für Journalistik, Prof. Dr. Hermann Bud- 2islawski, in ihr Exekutivkomitee. Erfolgreiches Streitgespräch in Marburg Auf Einladung des Vertreters der Marburger Burschenschaft „Germania“. Janssen, weilten Dozent Dr. Rolf Montag und Assistent Wolfgang Bode von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät am Yergangenen Wochenende in Marburg. Sie bestritten am Sonnabend erfolgreich ein Vierstündiges wissenschaftliches Streit gespräch mit Prof. Dr. Hensel von der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fa kultät der Marburger Philipps-Universität Zum Thema „Die Wirtschaftsformen in Deutschland und das Problem der Wieder- Vereinigung". gegenüber den Nachbarländern Deutsch lands. Dieser Hetze des deutschen Imperia lismus ... ist es nicht zuletzt zu danken, daß diese zehn bis zwölf Millionen .deut schen Stammesgenossen’ nach dem zweiten Weltkrieg durch die Aussiedlung .vorn fremden Joch in fremden Ländern“ befreit wurden ... Heute aber schreien dieselben Revanchisten nach dem angeblichen Hei matrecht der Ausgesiedelten in eben diesen Ländern.“ Otto Winzer wies nach, daß diejenigen, die aus dem Blut und den Tränen des deut schen Volkes und der überfallenen Völker Europas Profite münzten, die gleichen waren, die heute in Westdeutschland wie der die Hintermänner der revanchistischen und militaristischen Politik sind, und daß Adenauer, Strauß und Brentano heute gern das gegenüber unserer Republik praktizie ren möchten, was Hitler unter der Losung des Selbstbestimmungsrechts gegenüber Österreich praktizierte. Das „Programm der Wiederherstellung des Kapitalismus in ganz Ost- und Mitteleuropa unter der Vor herrschaft der deutschen Imperialisten aber ist das Programm Hitlers“, führte Ge nosse Winzer aus, „ist das imperialistische Programm des .Dranges nach Osten“, daß dem. deutschen Volke schon unendliche • lut-ofer gekostet hat. Diese Gefahr droht mit der beschleunigten Aufrüstung West deutschlands in zunehmendem Maße. Es ist höchste Zeit, ihr Einhalt zu gebieten und auf einer Friedenskonferenz dem revanchi stischen Spuk durch den Abschluß eines Friedensvertrages ein Ende zu machen.“ Genosse Winzer wies nach, daß es not wendig und sehr gut möglich ist, Deutsch land militärisch zu neutralisieren, und daß der Friedensvertrag ein entscheidender Schritt zu diesem schönen, für das ganze deutsche Volk und Europa nützliches Ziel ist. Er zitierte Adenauers Polemik gegen das sowjetische Memorandum zum Ab schluß des Friedensvertrages und zur Lö sung des Westberlinproblems, in der'seine Furcht zum Ausdruck kommt: was da ¬ mals beim Ausgang des Krieges mit unse ren Verbündeten gegen uns vereinbart worden sei, müsse jetzt durchgeführt wer den. dann werde wieder Frieden in der Welt sein“. Otto Winzer entgegnete darauf: „Wenn Worte einen Sinn haben, so gibt Adenauer mit dieser Polemik gegen das so wjetische Memorandum zu, daß die Ab rüstung und Entmilitarisierung in West deutschland nicht durchgeführt wurde.“ Er schloß mit dem Ausdruck der festen Gewißheit, daß unsere Politik des Friedens und der Freundschaft über die Politik der Revanche und der Aggression den Sieg da vontragen wird. (Siehe auch Seite 3.) Kennwort: Friedensvertrag Wenn Willi Brandt nach Vorratskisten für Schieß- und Eierpulver schreit, um Westberlin zurechtzurüsten für drohende Blockadezeil, wenn er zum großen Sterbenmüssen in stolzer Trauer animiert - o abendländisches Gewissen, weshalb, was ist denn da passiert? \ Wenn Strauß auf mystischen Membranen schon göttlichen Befehl erhielt, der allen Bundesuntertanen den letzten Einsatz anbefiehlt, wenn Konrads infantiles Lallen, aufs unterste Niveau geriet, daß er nur noch im Bombenfallen den einz'gen Weg zur Einheit sieht - wenn alle bundesdeutschen Recken in „Welt" und „Bild'“ ein Bild der Welt voll Angst und Untergang entdecken, wodurch ist das so schlimm bestellt? Welch Unheil ist hereingebrochen, das diese Leute so schockiert? Nun denn: Vom Frieden wird gesprochen Und sie sind mit dem Krieg liiert! Und diesen Krieg nicht mehr zu kriegen ist ihrer Nöte bitt’rer Grund: So geben denn in trüben Lügen Verbrechen sich und Schwachsinn kund. Dixi Der Inhalt des Gedichtes ist nicht er funden, es sind echt westzonale — im Original allerdings ungereimte — Stim men zu den sowjetischen Memoranden. Ernennungen und Berufungen An der Medizinischen Fakultät wurde mit Wirkung vom 1. April 1961 eine Klinik ür Herz- und Gefäßchirurgie gegründet. Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Dozent Dr. med. habil. Martin Herbst ■um Professor mit Lehrauftrag für das achgebiet Herz- und Gefäßchirurgie an ner Medizinischen Fakultät. Der Rektor er- annte im Einvernehmen mit dem Staats sekretariat für das Hoch- und Fachschul- wesen Herrn Prof. Dr. med. habil. Martin Herbst zum Direktor der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie. Der Rektor ernannte im Einvernehmen mit dem Staatssekretariat für das neue Hoch- ’ und Fachschulwesen Herrn Lothar Oppermann zum Leiter der Abteilung Polytechnische Bildung, und Erziehung am Institut für Pädagogik. Mit einer Massengymnastik begann das Studentensportfest am 21. Juni 1961. Foto: Lippold Verheißungsvolles Sfüdentenspprtfeäi 3500 Studenten an der Wettinbrücke / Rektor Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Mayer eröffnete Sportfest Prorektor Dr. Möhle und Erster Sekretär der FDJ-Kreislei'tung; Hans Poerschke, bei der Massengymnastik dabei Freiluftmensa mit Erbsen und Bockwurst Schier endlos schien der Strom der Stu denten, der aus den überfüllten Bahnen quoll. Alle hatten für diesen Tag die Mappe mit dem Sportbeutel und den Füllhalter mit den Turnschuhen vertauscht.-3500 Stu denten konnte Magnifizenz Prof. Dr. Dr. h. c. Mayer schließlich, bei seiner Begrüßung zu diesem Sportfest willkommen heißen. Aufmerksam hörten die Studenten seine Worte über den Wert dieser Veranstaltung. Das nationale und politische Ethos, das der Turn- und Sportbewegung seit seinem Be ginn an innewohnt, wird am besten in der Gestalt von Friedrich Ludwig Jahn ver körpert, der die Sportbewegung als ein 'Politikum schuf, sagte unser Rektor. Die körperliche Ertüchtigung, die der Turnvater als Vorbereitung des Befreiungskampfes- forderte, ist eingegangen in das große Bil- Aus Anlaß der 20. Wiederkehr des Über falls der faschistischen deutschen Wehr macht auf die Sowjetunion richteten der Rektor der Karl-Marx-Universität, Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Mayer, der Erste Se kretär der Universitäts-Parteileitung, Hans-Joachim Böhme, der Erste , Sekretär der FDJ-Kreisleitung Karl-Marx-Universi tät,. Hans Poerschke, und der Stellvertre tende Vorsitzende der Universitäts-Ge werkschaftsleitung, Gerhard Wäsch, fol genden Brief an den Kommandanten der zeitweilig in Leipzig stationierten sowje tischen Streitkräfte, Genossen Oberst Smirnow: Hochverehrter Genosse Kommandant! Heute vor 20 Jahren überfielen die fa schistischen Truppen das friedliebende Sowjetland und brachten den Völkern der Sowjetunion unsagbares Leid. Dieser 20. Jahrestag des Überfalles auf die So wjetunion ist’ den Angehörigen der Karl- Marx-Universität Anlaß, dem großen So wjetvolk und ihrer ruhmreichen Armee Dank zu sagen für die Hilfe, die ihr Land seit der Zerschlagung der Hitlerarmee dem deutschen Volk auf allen Gebieten des ge sellschaftlichen Lebens angedeihen ließ. Die Werktätigen der Deutschen Demokra tischen Republik haben die entscheidende Lehre aus dem 22. Juni 1941 gezogen und auf ihrem Territorium den deutschen Mili tarismus mit seinen Wurzeln für immer ausgerottet. Die Herrschaft des Militaris mus. war und ist das nationale Unglück des deutschen Volkes; sie führte zur Spal- dungsidealdes Sozialismus. Die volle Aus bildung aller körperlichen und geistigen Kräfte ist eine Voraussetzung, besonders für jeden Studenten, um Größtmögliches für unsere Gesellschaft zu erreichen. Das Fest als Beitrag -in diesem Sinne wertend, schloß Prof. Dr. Dr. h. c. Mayer seine Eröffnungsrede und'wünschte allen Teilnehmern im Namen des Senats viel Erfolg. Gleich einem riesigen Ameisenhaufen kribbelten dann die Studenten auf dem Sportplatz durcheinander. Schnell hatte je- der auf Armweite Abstand gefunden und nach dem Kommando von Sportlehrern sali man bald 7000 Arme sich heben, senken, mit den Händen zusammen klatschen. Ver dächtiges Knacken in einigen Gelenken tung und verhindert die friedliche Wieder vereinigung. Das deutsche Volk ist fest entschlossen, nach 16 Jahren nunmehr endlich einen Friedensvertrag zu erhalten. Das Memorandum der UdSSR zum Ab schluß eines Friedensvertrages mit Deutsch land und die Regelung des Westberlin problems, das der Vorsitzende des Minister rates der UdSSR. N. S, Chruschtschow, in Wien dem Präsidenten der USA, J. F. Kennedy, überreichte, fand in hunderten von Aussprachen die ungeteilte Zustim mung der über 23 000 Professoren, Stu denten, Arbeiter und Angestellten der Karl-Marx-Universität. • Hochverehrter Genosse Kommandant! Die Angehörigen der Karl-Märx-Univer- sität bitten Sie, dem . Genossen Chru schtschow den Dank für seihe große Initiative im Kampf um die Sicherung des Friedens zu übermittelh. Die Angehörigen der Karl—Marx-Universität erklären, daß sich ein 22. Juni 1941 nicht wiederholen wird. Sie werden alle ihre Kräfte ein- setzen, um den in der ganzen Welt ver haßten deutschen Militarismus zu zügeln und keine Opfer scheuen, bisein Friedens vertrag mit' Deutschland abgeschlossen ist. . Hochverehrter Genosse Kommandant! Nehmen Sie bitte . am heutigen Tage unsere brüderlichen Grüße entgegen in der Gewißheit, daß die Karl-Marx-Univer sität allezeit für die feste und unverbrüch liche Freundschaft mit den Völkern der Sowjetunion eintritt. verriet, daß solch eine Gymnastik manchem Körper gut tat und etliche Entschlüsse in diesem Sinne soll es bei einigen gegeben haben. In der vordersten Reihe bei der Gym nastik sah man — ohne daß das Vorher gesagte unbedingt auf sie zutreffen soll — den Prorektor für Studienangelesenheiten, Dr. Möhle, und den Ersten Sekretär un serer FDJ-Kreisleitung. Ilans Poerschke. Nach der Gymnastik begannen die Wett bewerbe in Leichtathletik. Geräteturnen und in allen Ballspielen. Es war vor allem bei den allgemeinen Sportgruppen eine Freude zu sehen, wie sich auch Studentin nen und Studenten, die keine Spitzen leistungen zu bringen vermögen, für ihre Sportgruppe an den Wettkampfställen stritten. Der güte und wertvolle Inhalt des Wortes ..Massensport“ wurde hier hüt Leben erfüllt und damit ein erster Schritt zu den Studentenmeisterschaften getan die im Jugendkömmunique angeregt werden. Zum Mittag stärkten sich die Wett kämpfer an den reichlich vorhandenen Erbsen mit Bockwürsten., Auf den Rasen und auf Bänke hatte' sich für diesen Tag die Mensa verlagert und an Stelle von Küchendüften ...umschmeichelte“ die Essen den, diesmal die milde Juniluft und regte einzelne zu wahren Spitzenleistungen — wie man sportet, so soll man essen — an. Schon in den Nachmittagsstunden waren die Wettkampfstätten und kurze Zeit spä ter die Spielplätze wieder verwaist. Jeder hatte also' noch genügend Zeit, um sich für die Siegerehrung am Abend im Klubhaus „Kalinin“ zu restaurieren. Es war. aber auch notwendig, denn der Massensport ging wei ter. Die Tanzfläche erwies sich als viel zu klein, obwohl verständlicherweise höchstens zehn Prozent aller Sportfestteilnehmer er schienen waren, um weiter zu schwitzen. Von den erfolgreichen Mannschaften . hat ten sich auch nur die wenigsten eingefun- den. Einmal deshalb verunglückte die groß- angekündigte Siegerehrung'.und zum ande ren. weil nur die Startnummern der Sportgruppen genannt wurden. Die souve ränen Organisatoren auf dem Sportplatz wurden hier merklich unsicher und belie ßen es dann nur bei der Verkündung der Mannschaftssieger in der Leichtathletik. Das große Fragezeichen am Ende eines wirklich großen Sporttages wollen wir nun nach einer großen Wühlerei durch Listen und Zahlen versuchen, durch unsere Be richte und Ergebnisspiegel zu beseitigen. (Siehe Seite 6.) Klaus Rieck Wir werden einen neuen 22. Juni 1941 verhindern