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logische Fragen und betätigte sich präpa ratorisch in verschiedenen Museen und Zoologischen Gärten. Ursprünglich beab sichtigte er das Studium der Zoologie durchzuführen, vielleicht angeregt von sei nem älteren Bruder, dem späteren bekann ten Zoologen Prof. Friedrich ALVERDES. 1919 entschied er sich jedoch für das Medi zinstudium und besuchte die Universitäten Halle und München. Nach Ablegung des Staatsexamens, der Doktorprüfung und kurzer klinischer Tätigkeit übertrug ihm Roux 1923 im Anatomischen Institut Halle eine Assistentenstelle. Ab 1924 setzte ALVERDES die Ausbildung für mehrere Jahre am Anatomischen Institut in Königs berg unter Heiss fort. Von hier aus rei ste er zu einem Studienaufenthalt nach den USA. Professor Harrison am Osborn Zoological Laboratory in New Haven ver mittelte ihm Grundlagen für tierexperi mentelle Transplantationen. 1928 hatte ALVERDES bereits zahlreiche vergleichend-anatomische Arbeiten, insbe sondere auf dem Gebiet des männlichen Genitalsystems abgeschlossen, so daß er sich, von seinem Amerikaaufenthalt nach Königsberg zurückgekehrt, habilitieren konnte. Anschließend war er hier als Pro- Sektor tätig. 1934 erfolgte die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor. In den nächsten vier Jahren bekam der Prosektor ALVERDES mehrmals die ehrenvolle Auf gabe der Vertretung planmäßiger Lehr stühle, so 1935 in Königsberg, 1937 in Jena und 1938 in Halle. 1938 erhielt er die Be rufung als planmäßiger Professor und Ab teilungsvorstand nach Halle. 1942 bis 1943 hielt er für B e n n i n g h o f f in Marburg den' anatomischen Unterricht. ALVERDES nahm auf wissenschaft lichem Gebiet schon mit der Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde Verbin dung mit der Anatomie auf, und sich dar aus ergebende nachfolgende Themen be schäftigten ihn lange Zeit. Oft bemerkt man heute in unserem Fach Einschränkun gen der vergleichend-anatomischen For schung. Aber gerade sie gibt den Dokto randen und Assistenten die Möglichkeit, die makroskopische Anatomie des Men schen genau zu erlernen. Im histologischen Handwerk bietet sie Vorteile in Auswahl und Fixierung des Materials, zeigt beste Ergebnisse und bringt dem Untersucher reiche Erfahrungen über die wichtige Färbe technik. ALVERDES hatte das Glück, durch Bearbeitung von Fragestellungen der vergleichenden Anatomie, sich ein festes Fundament für die Anatomie des Menschen zu schaffen. Mehrere Veröffentlichungen 2 klären Struktur und Funktion von Neben hoden und samenableitenden Wegen ver schiedener Tiere. Er erwarb sich umfas sende morphologische Kenntnisse über den Nebenhoden des Menschen, verschiedener Säuger und Sauropsiden. Mit den Ergebnis sen dieser Arbeit habilitierte er sich 1928, von dem Ordinarius für Anatomie in Kö nigsberg, Prof. Heiss, vorgeschlagen, für das Fach Anatomie, Histologie und Embryo logie. Über Drüsen im menschlichen Organis mus konnte ALVERDES vor 30 Jahren we sentliche Ergänzungen mitteilen. Außer den in der Haut des menschlichen Körpers verbreiteten Schweißdrüsen gibt es soge nannte apokrine Drüsen in bestimmten Ge bieten der Körperoberfläche mit speziali sierten Haaren. Unter apokriner Drüsen absonderung verstehen wir die Abschnü rung von granulierten Zellteilen in die Drüsenlichtung, die dann als Sekret ausge stoßen werden. ALVERDES beschrieb als erster apokrine Drüsen im Nasenvorhof. Alle Befunde erhob er mit Hilfe einer außerordentlich genauen mikroskopischen Technik. Wie immer genügte es ihm nicht, auf Grund einiger histologischer Präparate seine Entdeckung mitzuteilen, sondern zahlreiche, selbst hergestellte große Schnitt reihen benutzte er, um graphische Rekon struktionen und schwierige Plattenmodelle zu formen. In monatelanger Kleinarbeit übertrug er unzählige 10 u dicke Gewebe schnitte zu Wachsmodellen in einer 100 bis 200fachen Vergrößerung. Wenn auch diese Zeit verlangende und anstrengende Me thode die Zahl der zu untersuchenden Prä parate einengte, nahm er auf allen Alters stufen und von beiden Geschlechtern Kon trollen vor. Man kann deshalb den Vor wurf, der manchmal den Anatomen ge macht wird, sie würden nur einen morpho logischen „Idealmenschen“ kennen und leh ren, keinesfalls auf ALVERDES beziehen. Es muß hier verzichtet werden, die mikro skopisch-anatomischen Befunde über die apokrinen Drüsen näher zu besprechen. Wie wertvoll sie für die Anatomie sind, möge der Satz eines Referenten aussagen: „In der Arbeit sind noch eine Reihe bemer kenswerte Angaben enthalten“ (Mathis, Innsbruck), Die Drüsen des Nasenvorhofes werden heute genannt: Glandulae vestibu läres nasi, Alverdes. Nach der umfangreichen ersten Drüsen arbeit erforschte ALVERDES die Entwick lung der von ihm entdeckten Organe. Mit beispielhafter Beharrlichkeit wertete er das embryologische Untersuchungsgut aus. Weitere Berichte über im Deckgewebe des