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Für die Wissenschaft, die dem Sozialismus dient! U NI VE RS ITATSZ EITU NG ORGAN DER SED PARTE ILEITUNG 5. JAHRGANG / Nr. 21 LEIPZIG, 25. Mai 1961 Preis 15 Pf. Sächsische Lcoce biblohek DER KARL MARX UNIVERSITÄT | ’ 1-11961 Wohin gehen die jungen Nationalstaaten ? (Seite3) 1 I ■■■■■■■■III" II I _ im I „ ■■■■iw— ■■„■■■■ Oie beiden Mitglieder der Delegation des kubanischen Jugendverbandes Andres Rodriguez (links) und Eddy Hernandez (rechts) im Gespräch mit Hans Poerschke, dem Ersten Sekretär unserer FDJ-Kreisleitung. Foto: Drabe/Ziehnert Begegnung mit Jungen Rebellen Rektor, Angehörige des Lehrkörpers und Studenten führten im Senatssaal ein freundschaftliches Gespräch mit Führern des kubanischen Jugendverbandes Nelson Gutierrez, Eddy Hernandez, Andres Rodriguez und Milton McDonald, delegiert Vom Verband der kubanischen Jugend, den Jungen Rebellen, hatten schon viel gesehen 'n den wenigen Tagen ihres Aufenthaltes 'n unserer Republik: die Hauptstadt der DDR, das Kraftwerk Trattendorf, die Schwarze Pumpe, die Jugendhochschule, eine LPG usw. Nun waren sie am 18. Mai für wenige Stunden Gast der Karl-Marx-Universität. Zwanglos und herzlich war die Begrüßung im Senatssaal zwischen Professoren und Studenten und den jungen Kubanern. Rek tor Prof. Dr. Dr. h. c. Georg Mayer fand Wer macht mit im Filmaktiu? „Filmenthusiasten" herhören! Die UZ greift eine Anregung der Universitäts-Parteileitung ouf und ruft alle Universitätsangehörigen - Wissenschaftler und Studenten, Arbeiter und Angestellte - die sich dem Film verschrieben haben oder verschreiben wollen, die für den Film durchs Feuer gehen, zur Gründung eines zentralen Filmklubs der Karl-Marx-Universität, dessen Anliegen es sein müßte, neue und alte Filme - vom Spielfilm bis zum Dokumentar film — zu verbreiten und vielfältig nutzbar zu machen. • Das Aktiv könnte dafür sorgen, daß Filme besser genutzt werden in Lehre und Erziehung, bei Versammlungen und Lehrgängen, in Som- Verlagern usw. Es könnte Filmbesuche für FDj. Grundeinheiten und Gruppen, Gewerk schaftsgruppen usw. organisieren oder auch bei der Beschaffung fremdsprachlicher Filme behilflich sein und entsprechende Anregungen geben. • Das Aktiv könnte Diskussionen über inter essante Filme veranstalten. * Es könnte zur Propagierung wertvoller Filme an der Universität durch Wandzeitung, UZ u. a. beitragen. ° Die Mitglieder des Filmaktivs haben die Möglichkeit, regelmäßig Dienstag 15 bis 18 Uhr die Vorführungen der jeweils neuesten Spiel- und Dokumentarfilme zu erleben, und sich anschließend darüber auszutauschen. Um das zentrale Aktiv könnte sich ein Film klub scharen, in dessen Rahmen monatlich der gemeinsame Besuch und Diskussion von Fil men erfolgt. Meldungen für Mitarbeit im Filmaktiv und Filmklub der Karl-Marx-Universität nimmt die Redaktion der „Universitätszeitung'' bis zum 10. Juni entgegen. sofort Kontakt zu den Gästen, als er in der Begrüßung von seinem Besuch in Kuba im Oktober vergangenen Jahres berichtete. Er führte im Auftrage des Staatssekretariats Gespräche mit dem kubanischen Volksbil dungsminister, und noch bevor er selbst wieder in Leipzig eingetroffen war, hatten 15 junge Kubaner am Institut für Auslän derstudium ihre Ausbildung begonnen. Der Rektor schilderte das Kuba, wie es sich ihm im Herbst 1960 darbot: als Schul beispiel für das Hinüberwachsen der natio- naldemokratischen in die sozialistische Re volution. Er schloß mit den Worten: Wenn bislang die DDR der am weitesten vorge schobene Vorposten des sozialistischen La gers war, so ist die Westflanke jetzt an die Republik Kuba übergegangen. Nach der Begrüßung durch den Ersten Sekretär der FDJ-Kreisleitung, Hans Peorschke, begann ein interessanter Mei nungsaustausch. Wie studieren unsere kubanischen Stu denten hier an der Universität, erweisen sie sich würdig? war die erste Frage des Lei ters der Delegation- Prorektor Möhle konnte bestätigen, daß sie ihre erste Aufgabe, die deutsche Sprache zu erlernen, mit gutem Erfolg erfüllen. Fünf von ihnen werden bei uns in diesem Herbst »ihr Fachstudium be ginnen. „Sie machen uns sehr viel Freude in ihrem Studium“, bestätigte die Direktorin des Instituts für Ausländerstudium, Frau Professor Harig. Sie wies darauf hin, daß Kuba in großem Maße Lehrer für Hoch- und Fachschulen brauche, deshalb sollten die kubanischen Freunde hier nicht nur studieren, sondern auch prüfen, welche un serer Erfahrungen sie eventuell später in Kuba anwenden können. Genau erkundigten sich die Jungen Re bellen über die Struktur unserer Universi tät, über die Verbindung von theoretischer Ausbildung und praktischer Arbeit im Stu dium sowie über das Ausländerstudium, worauf ihnen sachkundig und ausführlich Antwort zuteil wurde. Der dunkelhäutige Milton McDonald fragte spaßeshalber, ob er hier zum Stu dium der Medizin aufgenommen werde. Aber darauf wurde ihm durchaus ernste Antwort zuteil. Die Medizinstudentin Trau- del Bächer berichtete, daß an ihrer Fakul tät bereits 8000 DM gesammelt wurden, um über das vorgesehene Kontingent hinaus einem Kubaner das Medizinstudium in un serer Republik zu finanzieren und daß die Studenten ihrer Fakultät jetzt 1000 Spen denkarten zu einer DM mit dem Bild Fidel Castros verkaufen. Sie bat die Gäste, daß der Verband der Jungen Rebellen einen Studenten für dieses Studium auswählen möge. Nicht nur die Kubaner, auch unsere Stu denten hatten viele Fragen auf dem Her zen, die der Begeisterung für den Befrei ungskampf und den -Beginn der sozialisti schen Entwicklung Kubas entsprangen. Wie verwirklicht die sozialistische Volks partei ihre führende Rolle in der Revolu tion? Nelson Gutierrez beantwortete diese Frage klar: Die Sozialistische Volkspartei spielte und spielt eine außerordentlich wichtige Rölle im revolutionären Prozeß. Schon im Kampf gegen die Batista-Diktatur stand sie in vorderster Reihe, und die Par tei fand aus jeder schwierigen Situation einen Ausweg. Ständig war ihr Wirken für die Einheit aller Werktätigen im Kampf gegen die Diktatur spürbar, und .wenn heute eine feste Einheit des Volkes besteht, dann ist das in großem Maß das Verdienst der Sozialistischen Volkspartei. Die Einheit der revolutionären Kräfte beruht in Kuba nicht auf formalen Abmachungen zwischen eini gen politischen Gruppen, sondern ist das Ergebnis des Kampfes aller fortschrittlichen Kräfte und deshalb unzerstörbar. Warum ist Fidel Castro nicht Mitglied der Volkspartei? Die kubanischen Freunde baten uns darum, dies nicht schematisch zu betrach ten. Wenn auch Fidel Castro nicht das Mit gliedsbuch der Volkspartei trägt, so hat er doch den Aufbau des Sozialismus verkün det und ist praktisch Sozialist. Sie wiesen darauf hin, daß sich der Zusammenschluß der fortschrittlichen Kräfte auch immer weiter fortsetzt. So gibt es heute in Kuba bereits einen einheitlichen Jugendverband, eine einheitliche Frauenorganisation usw. Und so vollziehe sich auch eine immer stär kere Annäherung zwischen den Parteien, der Volkspartei und Fidel Castros „Bewe gung des 26. Juli“. Reich mit Geschenken und Grüßen an das tapfere Volk Kubas bedacht, wurden die Jungen Rebellen verabschiedet, um an schließend mit den kubanischen Studenten am Ausländerinstitut zusammenzutreffen. ERNENNUNGEN UND BERUFUNGEN Der Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen ernannte: Prof. Dr. rer. nat. habil. Günther Sterba zum Professor mit Lehrstuhl für das Fach gebiet Zoologie an der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät; Dr. jur. Ingo Wagner zum Dozenten für das Fachgebiet Wissenschaftlicher Sozialis mus am Institut für Marxismus-Leninis mus. In Heidelberg darüber einig: Koexistenz und Abrüstung tun not Gespräch mit Teilnehmern an einem gesamtdeutschen Seminar über „ökonomische Aspekte der Koexistenz“ Wie bereits kurz gemeldet, war vor kur zem eine Studentendelegation der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät Gast der SDS-Gruppe der Universität Heidelberg. Die Mitglieder unserer Delegation hiel ten die drei Referate in dem gemeinsamen Seminar über ökonomische Aspekte der Koexistenz. Wir halten Gelegenheit, mit zwei Teil nehmern am Seminar, Dozent m. W. Dr. Steinitz und dem FDJ-Sekretär der Wirt schaftswissenschaftlichen Fakultät. Kurt Stingl, der die Delegation leitete, ein Ge spräch zu führen, in dem sie für UZ und „Forum“ über ihren Besuch in Heidelberg berichteten und die im Abschlußkommuni que (siehe unten) getroffenen Feststellun gen erläuterten. Unsere erste Frage lautete: Welche Dis kussion gab es zu dem Referat von Hanne lore Tausch aus dem 3. Studienjahr über den Inhalt der Kategorie Koexistenz und ihre Bedeutung für die Entwicklung der beiden sozialökonomischen Systeme in der Welt? Antwort: Im Referat wurden die Prin zipien der Koexistenz dargelegt, so wie sie Lenin entwickelte, und es wurde nachge- wiesen, daß sie die einzige Lösung für die jetzige Weltsituation darstellen. Es wurde nachgewiesen, daß nach dem zweiten Weltkrieg diese Prinzipien in das Völker recht eingegangen sind, und es wurde auch gezeigt, daß sich Koexistenz und Klassen kampf nicht ausschließen, sondern sich un ter den Bedingungen der friedlichen Ko existenz der gesellschaftliche Fortschritt zum Sozialismus vollzieht. Wie im Kommunique zum Ausdruck ge bracht ist. stimmten unsere Heidelberger Gesprächsteilnehmer mit uns grundsätzlich darin überein, daß nicht Krieg, sondern friedliche Koexistenz wünschenswerte Grundlage der Beziehungen zwischen sozia listischen und kapitalistischen Staaten sei. Von diesem gemeinsamen Standpunkt aus wurde die Diskussion ein echtes Bemühen zur Klärung noch offener Fragen. Aller dings hatten einige westdeutsche Kommili tonen Bedenken, ob die von den sozialisti schen Staaten betriebene Politik der fried lichen Koexistenz auch ehrlich gemeint sei, da sie doch letztlich zum Sieg des Sozialis mus führe. Sie fragten, ob das nicht eine Bedrohung der Bevölkerung der kapitali stischen Länder bedeute. Es konnte aber nachgewiesen werden, daß die sozialistischen Länder nicht aus egoistischen Interessen eine. Politik der friedlichen Koexistenz betreiben, sondern weil es um das Schicksal der Menschheit, um Krieg oder Frieden geht. Deshalb set zen sich heute auch viele bürgerliche Kräfte und die jungen Nationalstaaten für die friedliche Koexistenz ein. Und sie tun das nicht zuletzt auch deshalb, weil die Politik der friedlichen Koexistenz u. a. die Nichteinmischung in die inneren Angele genheiten anderer Staaten zum Prinzip hat und so diesen Völkern die Frage nach dem gesellschaftlichen Fortschritt selbst überläßt. Obwohl die Heidelberger Studenten z. T. an der Möglichkeitzweifelten,daßdiePolitik der friedlichen Koexistenz unter den ge genwärtigen Bedingungen zu verwirklichen sei. wurde sie von ihnen jedoch grundsätz lich bejaht. Frage: Im Referat von Kurt Stingl über den ökonomischen Wettbewerb zwischen Ost und West, seine gegenwärtige Situation, seine Tendenzen und seine ökonomischen Grund lagen wurde u. a. nachgewiesen, daß der Sozialismus den Kapitalismus ökonomisch überflügelt. Welche Meinungen gab es dazu im Seminar? Antwort: Diese an Hand der Wachs tumsraten der Produktion aufgestellen Thesen wurden in der Diskussion nicht an gegriffen. Unsere Heidelberger Gesprächs- teilnehmer stellten die Frage, ob nicht die sozialistischen Länder beabsichtigten, durch eine ökonomische Übermacht die kapitalistischen Länder an die Wand zu drücken, wir erklärten jedoch darauf, daß die sozialistischen Länder die kapitalisti schen keineswegs mit ökonomischer Ge walt erdrücken wollen, sondern daß im Verlaufe des Wettbewerbs immer mehr Menschen die Überlegenheit des Sozialis mus erkennen und sie ihn selbst verwirk lichen werden. Hauptdiskussionspunkt bei diesem Referat waren Notwendigkeit und ökonomische Möglichkeit der Abrüstung als wichtigster Beitrag zur friedlichen Ko existenz. Von einem der Heidelberger Se- (Fortsetzung auf Seite 4) Abschlußkommunique In der Zeit vom 13. 5. bis zum 15. 5. 1961 fand in Heidelberg ein wissenschaftliches Seminar zum Thema „Ökonomische Aspekte der Koexistenz" statt. Dieses Seminar wurde getragen von der Heidelberger Gruppe des Sozialistischen Deutschen Stu dentenbundes und einer Delegation der Studenten der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Marx-Universität Leipzig. Das Seminar war ein weiterer Beitrag zu Gesprächen, die zwischen Heidelberger und Leipziger Studenten bestehen. An dem Seminar nahmen auch Gäste teil, die vom SDS geladen worden waren. Tagungsort war das Heim der evangelischen Studen tengemeinde. Gegenstand des Seminars waren: Fragen der Koexistenz und des wirtschaftlichen Wettbewerbs zweier ver schiedener Gesellschaftsordnungen sowie die Bedeutung dieser Fragen für die Wie dervereinigung Deutschlands. Die Teilnehmer des Seminars kamen darin überein, daß die friedliche Koexi stenz zur Grundlage der Beziehungen zwi schen Staaten unterschiedlicher Gesell schaftsordnungen gemacht werden müsse. Unter friedlicher Koexistenz verstand man vor allem, daß der Krieg als Mittel zur Lösung der Gegensätze zwischen Ost und West ausgeschaltet wird, daß die Gegen sätze nur durch den friedlichen Wettbewerb auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens ausgetragen werden. Der wichtig ste Beitrag für die Verwirklichung der Koexistenz ist die kontrollierte Abrüstung. Alle Teilnehmer waren sich darüber einig, daß die Abrüstung ökonomisch realisierbar sei; unterschiedliche Auffassungen ergaben sich in der Einschätzung der politischen Durchführbarkeit. Wesentliche Vorausset zung für die Abrüstung ist die Schaffung eines Vertrauensverhältnisses zwischen den Völkern der beiden entgegengesetzten Ge sellschaftsordnungen. Unter den Bedingungen der friedlichen Koexistenz entstehen neue Möglichkeiten für die Lösung der deutschen Frage. Gleichzeitig trägt die Annäherung zwischen den beiden deutschen Staaten zur inter nationalen Entspannuhg bei. Die Frage, wie im Prozeß der Wiedervereinigung die Gegensätze zwischen beiden Wirtschafts ordnungen allmählich gelöst werden kön nen, konnte nicht geklärt werden; jedoch wurde die Ausweitung der Handelsbezie hungen zwischen den beiden deutschen Staaten für wünschenswert erachtet. Das Seminar verlief in einer aufgeschlos senen und sachlichen Atmosphäre, deshalb waren alle Teilnehmer der Überzeugung, daß solche Gespräche nützlich seien und fortgesetzt werden sollten, auch wenn in den Diskussionen grundsätzliche Mei nungsverschiedenheiten auftraten. Eine Einladung zum Gegenbesuch im Herbst d. J. nach Leipzig wurde ange nommen. Für den Sozialistischen Deutschen Studen tenbund, Hochschulgruppe Heidelberg, gez. Jürgen Gagel Für die Studentenschaft der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät der Karl-Marx- Universität Leipzig gez. Kurt Stingl (FDJ-Sekretär der Fakultät)