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Von der großen Hochachtung, die der Universitätsbibliothek der Karl-Marx- Universität entgegengebracht wird, zeugen die Besuche von Wissenschaftlern aus aller Welt und ihre Eintragunaen im Gästebuch der Universitätsbihlin- Schätze aus drei Jahrtausenden Über die Bedeutung, die Aufgaben und die Einrichtungen unserer Universitätsbibliothek / Von Dr. J. Müller, Direktor der Universitätsbibliothek Das Mittelportal des Gebäudes der Universitätsbibliothek Die älteste Tochter unserer Alma mater ist die Universitätsbibliothek (gegründet 1543). Sie verfügt daher wie kaum eine andere deutsche Universitätsbibliothek über Be stände, die in einem halben Jahr tausend gesammelt und aufbereitet wurden und von ungezählten Benut zern für ihre wissenschaftlichen Pu blikationen ausgewertet wurden. Diese Erschließung der Bestände hat unsere Universitätsbibliothek in der ganzen Welt bekannt gemacht und hat zur Folge, daß sie ständig von Wissenschaftlern aus allen Teilen der Welt benutzt wird. Der wissen schaftliche Auskunftsdienst, die Nachfrage nach Quellen und das Studium am Ort machen die Uni versitätsbibliothek zu einem Zen trum der wissenschaftlichen Arbeit, das dem Fortschritt auf allen Gebie ten des wissenschaftlichen Lebens dient und, materiell umgesetzt, der Menschheit großen Nutzen bringt. Gäste aus aller Welt Blättert man im Gästebuch der Universitätsbibliothek, so finden sich viele Beweise der Anerkennung und Dankbarkeit von Gelehrten aus aller Welt. Die Dankschreiben für die mündlichen Auskünfte füllen ganze Ordner in den Akten und reden eine deutliche Sprache für die Universi tätsbibliothek. So schrieb ein Profes sor aus Köln kürzlich, daß er auf neue wissenschaftliche Entdeckungen gestoßen sei, die ihm nur durch die aufbereiteten Bestände und Aus künfte unserer zentralen Bibliothek ermöglicht wurden. Die Universitätsbibliothek Leipzig ist eine Universalbibliothek, d. h., sie pflegt das Schrifttum in allen Spra chen der Welt, so weit Wesentliches ausgesagt wird. Schon die Auswahl beim Bestandsaufbau erfordert von den Mitarbeitern große Verantwor tung und setzt viel Können voraus. Vor allen Dingen muß der wissen schaftliche Bibliothekar die schrift lichen und mündlichen Anregungen der Fachwelt genau kennen und ihren Wert einzuschätzen wissen. Es ist unmöglich, alle Wissensgebiete zu beherrschen. Daher haben die wis senschaftlichen Mitarbeiter der Uni versitätsbibliothek ganz besondere Methoden ihrer Tätigkeit zu entwik- keln. Allein die Kenntnis aller be deutenden Bibliographien in der Welt, die kollektive Durcharbeitung dieser Fundgruben der Wissenschaft und die Entscheidung über den Er werb füllen einen großen Teil der täglichen Arbeit aus. Der Bestandsaufbau der Universi tätsbibliothek basiert aber auch im unmittelbaren Verkehr mit wissen schaftlichen Einrichtungen durch den Schriftentausch. Im Gegensatz zu vielen Instituten der Karl-Marx- Universität baut sich dieser Er- werbungszweig auf einem gezielten Tausch auf. Hunderte von Biblio theken der wissenschaftlichen Gesell schaften. Akademien usw. haben mit unserer Universitätsbibliothek Ver einbarungen getroffen, welche bedeu tenden Veröffentlichungen gegensei tig getauscht werden. Dabei fußt die Universitätsbibliothek hauptsächlich auf die sehr begehrten Reihen der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Karl-Marx-Universität, auf die Leip ziger Universitätsreden und einige andere Publikationen, wie Jubi läumsschriften, Sonderdrucken zu ganz bestimmten Gebieten. Die Gegengaben sind ebenfalls genau festgelegt, so daß keine besonderen finanziellen Aufwendungen dafür notwendig sind. Das Spezialschrift tum der Gegengaben fließt in die In stitute, die grundsätzlichen Arbeiten werden in die Bestände unserer Uni versitätsbibliothek eingereiht, damit sie einem breiten Benutzerkreis zur Verfügung stehen. Die Universitätsbibliothek hat vzie keine andere Universitätsbibliothek der Deutschen Demokratischen Re publik außerdem das gesamte Schrifttum der Sächsischen Akade mie der Wissenschaften und ihrer Tauschgaben in ihren Beständen. Auch das ist eine besondere Berei cherung. Ein neuer Katalog entsteht Der zweite große Aufgabenbereich für die Universitätsbibliothek gilt der Erschließung aller Bestände. Das geschieht in der Hauptsache durch die verschiedenen Kataloge, die so wohl alphabetisch wie auch sachlich dem Benutzer die Hinweise geben. Besonders die Sachkataloge müssen dem neuesten Stand der wissen schaftlichen Forschung entsprechen und die Vielseitigkeit der wissen schaftlichen Entwicklung widerspie geln. Daher ist verständlich, daß die aus dem vorigen Jahrhundert noch stammenden systematischen Ordnun gen ständig überprüft und neu fest gelegt werden. Der Systematische Katalog der Universitätsbibliothek ist zur Zeit in Umarbeitung, da er den Anforde rungen des historischen und dialek tischen Materialismus in keiner Weise mehr entspricht Da diese verantwortungsvolle Arbeit geraume Zeit in Anspruch nimmt und die Mit arbeit von Fachwissenschaftlern der Karl - Marx - Universität notwendig macht, wird ein neuer Benutzeraus wahlkatalog besonders für die Stu dierenden eine wertvolle Hilfe sein. Außerdem steht ein regionaler Zentralkatalog zur Verfügung, der die Zugänge aller wissenschaftlichen Institute unserer Universität nach weist und darüber hinaus für den Bezirk Leipzig ein verbindlicher Ka talog wird. Die wissenschaftlichen Bibliotheken außerhalb der Karl- Marx-Universität im gesamten Be zirk melden ebenfalls ihre Neu zugänge und erschließen damit das gesamte wissenschaftliche Schrift tum des genannten Bereiches. Dut zende von Großbetrieben kommen bereits der Meldepflicht nach und helfen damit allen wissenschaftlich arbeitenden Menschen, die notwen dige Literatur zu erschließen. Einführungsvorlesungen im neuen Studienjahr Der volkswirtschaftliche Nutzen die ses Kataloges ist sehr groß. Un nötige Doppelbestellungen wertvol ler Schriften aus aller Welt erübri 6 a wff me" essencad thek. Universitätszeitung, 10. 8. 1960, S. 6 mittelalterlichen Frühdrucke sind löge erschlossen, teilung hat nach Handschriften und durch Spezialkata- Gerade diese Ab- 1945 einen erfreu- Feudalismus Berühmt Schätze der Wesentliche da die Deutsche Bücherei in Leipzig die Universitätsbibliothek für be stimmte Aufgaben entlastet. Das ge samte deutschsprachige Schrifttum seit 1913 kann in der Deutschen Bücherei eingesehen und benutzt werden. menschlichen Geistes und Fleißes. Die ersten Druckerzeugnisse (Guten berg-Bibel) gehören zu den welt bekannten Beständen. Zu den, zum Teil durch die Wissenschaft noch nicht voll ausgewerteten Schätzen der Universitätsbibliothek gehört diese Original-Handschrift Tho mas Müntzers aus dem Jahre 1521, die lange Zeit unbekannt war. rer Universitätsbibliothek entschlos sen. In wenigen Jahren wird neben dem Gewandhaus auch die Univer sitätsbibliothek in würdiger Form wiederhergestellt. Der Aufbau wird zunächst die Teile der Bibliothek betreffen, die der unmittelbaren Be nutzung dienen. Für die Zukunft kommt es darauf an, daß die Universitätsbibliothek sich im Rahmen der Volkswirt schaftspläne mehr als bisher auf die Bestandsmehrung, die unmittelbar der Forschung und Praxis dient, aus- richtet. Das ist für sie um so leichter. tausenden stellen die Handschriften dar. Diese umfassen von der Papy- ruszeit der alten Ägypter bis zu den Manuskripten unserer großen Dich ter und Gelehrten der neueren Zeit einmalige Kulturschätze. Von der ältesten Bibelhandschrift (Codex Si- naiticus) bis zu Goethes Manuskrip ten seiner Dichtungen, seiner Briefe usw. umfaßt die Handschriftenabtei lung in weit mehr als hunderttau send Objekten den Niederschlag Konzentrierung auf das internationale wissenschaftliche Schrifttum wesentlich bereichern, sind die einmaligen Universitätsbibliothek. Zeugen aus drei Jahr menin m Fundgruben der Wissenschaft Die historischen Bestände der Uni versitätsbibliothek. besonders die Sowjetische Freunde retteten die kostbaren Bestände Der verbrecherische Hitlerkrieg hat gerade bei den Wiegendrucken aus Gutenbergs Zeit schwere Ver luste entstehen lassen. Um so wert voller sind daher die von den sowje tischen Kulturoffizieren geretteten Leipziger Bestände geworden, die kaum eine nennneswerte Lücke auf- zuweisen haben. Die Rückführung gen sich und die von unserer Regie rung zur Verfügung gestellten Haus haltmittel und Devisen können ratio nell verwandt werden. Eine Reihe von kleineren Spezialkatalogen, so etwa ein Katalog der Zeitschriften aufsätze, ein biographischer Katalog, ein Katalog der Musikalien führen an besondere Bestandsgruppen. Die Kenntnis dieser wissenschaft lichen Apparate ist eine unabding bare Voraussetzung für jegliche wis senschaftliche Arbeit. Daher wird die Universitätsbibliothek im kommen den Studienjahr damit beginnen, so wohl für die Universitätsangehöri gen wie für die neuimmatrikulier ten Studierenden, aber auch für die gesamte Öffentlichkeit, Einführungs vorlesungen zu veranstalten, die den Weg zum wissenschaftlichen Buch er leichtern sollen. Diese Einrichtung wird eine ständige bleiben und dem breiten wissenschaftlichen Streben aller Benutzer zweckdienlich sein. Die Katalogabteilung hat aber auch jetzt schon einen Stamm her vorragender Mitarbeiter, die in je dem nur denkbaren Fall an der Literaturerschließung mithelfen. Alle wissenschaftlichen Fachreferenten sind verpflichtet, die Benutzer an die gewünschte Literatur heranzufüh ren. Das ist um so notwendiger bei historischem Quellenstudium. Die Kataloge der alten Literatur sind vor vielen Jahrzehnten angelegt und gebrauchen eine Terminologie, die nur dem Fachbibliothekar ge läufig ist. Häufig sind diese Fachaus- drücke in lateinischer oder griechi scher Sprache abgefaßt, die aus einer Zeit stammen, da diese Sprachen noch als Gelehrtensprachen galten. Das ehrwürdige Alter unserer Uni versität und damit auch der Univer sitätsbibliothek erklärt dies. aller sichergestellten und von den Kriegsereignissen bedrohten Bücher und Handschriften ist abgeschlossen und gewährleistet, ein ungestörtes Arbeiten für die gesamte Öffentlich keit. Leider hat der faschistische Krieg der Universitätsbibliothek schwere Wunden geschlagen. 80 Prozent Ge bäudeschaden waren die Folge des anglo-amerikanischen Bombenan griffs auf unsere Stadt. Noch heute mahnen die Trümmer vor dem Bibliotheksgebäude jeden Vorüber gehenden an die Zeit der tiefsten Er niedrigung unseres Volkes. Doch durch den Fleiß unserer Werktätigen ist unsere Regierung m der Lage, auch diesem Zustand bald ein Ende zu bereiten. So hat der Akademische Senat in einer seiner letzten Sitzun gen sich für den Wiederaufbau unse liehen Zuwachs erfahren durch die alten Bestände aufgelöster kleinerer Bibliotheken. Zur Zeit werden diese wertvollen Teile erschlossen und nachgewiesen. t mittelalterlichen Bestände sind eine undgrube von größter Bedeu tung. Das beweisen immer wieder die Gelehrten aus aller Welt, die Auskünfte und Nachweise aus den Handschriften erbitten. So z. B. ha ben Prager Gelehrte, aber auch einige Professoren aus England und Amerika, Entdeckungen wertvollster Literatur aus dieser Abteilung ge macht. die unsere Kenntnisse der ge- sellschaftlichen Verhältnisse des Die Universitätsbibliothek wird sich stärker als bisher auf das inter nationale wissenschaftliche Schrift tum konzentrieren und Schwer punktgebiete pflegen können, die der Karl-Marx-Universität besonders dienlich sind. So pflegt die Universi tätsbibliothek mit Nachdruck die slawistische wissenschaftliche Lite ratur auf allen Gebieten, ebenso ge hört die medizinische und sprach wissenschaftliche Literatur aller Zweige zu den Sondersammelgebie- ten. Die nicht vorhandene Literatur wird durch einen ausgedehnten Fernleihverkehr für jeden Benutzer zugängig gemacht. Der Umlauf der Bücher hat in der letzten Zeit eine erfolgreiche Aufwärtsentwicklung gezeigt. Es gibt aber noch eine Reihe von Fällen, da Massenausleihungen auf lange Zeit wertvolle Teile der Bibliothek lahmlegen. Dieser Zu stand muß im Interesse der Allge meinheit sowohl am Ort wie auch im Fernleihverkehr geändert werden. Fernleihen aus aller Welt bedingen, daß auch Leipziger Bestände ausge liehen werden. Wenn aber Wissen schaftler der irrigen Auffassung sind, daß sie sich aus den Beständen der Universitätsbibliothek Privatbiblio theken zusammenstellen können, so schädigen sie die unaufhaltsam sich entwickelnden Wissenschafts zweige und behindern andere in ihren wissenschaftlichen Erkenntnis sen. Daher wird eine neue Benut zungsordnung der Universitätsbiblio thek eine zeitgemäße Ausleihord nung festlegen. Alle Mitarbeiter der Universitäts bibliothek bemühen sich ständig, die ihnen von Partei und Regierung ge stellten Aufgaben zu lösen. Die Mit tel und Arbeitsmöglichkeiten sind gegeben und Aussichten auf Erfolge sind groß. eesmn5m •n*e ""n cg,-see-n hsem 3 Sme ~wSe bewgdehe " „oe, Beggepnye % fefgempefkesM- ,2 daem, $ee aweweßmducd ■ „onevvA9e9 "wemhm ä ausiseen *mcimswm" aer ecwe vie >ev «ug’mai Aep* wsw- mcewakyt gmfpem *4 "" Petr N IRoma’ wwo-e "nT" % 09+ w edem,*ned