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(Fortsetzung von Seite 6) • die Idee, die Jahresvolkswirt schafts- und Staatshaushaltpläne' über eigenverantwortlich ausgear beitete Pläne von unten nach oben und ohne verbindliche Vorgaben (außer Staatsaufträgen und be stimmten Limiten) abzudecken, ist bisher praktisch nirgends gelungen (in der- CSSR müßte z. B. laut Fünf jahrplan das Nationaleinkommen 1989 um 2,2 Prozent steigen, die Zu sammenfassung der Betriebspläne ergibt bisher nur 1,6 Prozent). Aller dings zeigen die Ergebnisse 1988, daß die Betriebe (insbesondere in der UdSSR) zunächst wenig Risiko beim Abschluß von Wirtschaftsver trägen eingehen, im Plan ihre Kapa zitäten nicht voll auslasten und dann ihren eigenen Plan übererfül len, zumal sie dabei in der Stimulie rung weder gewinnen noch verlie ren; ft insbesondere für die' Lösung dringlicher sozialer Aufgaben ge winnt die Verbindung von Zweig und Territorialplanung (vor allem auf der Ebene der Kommunen) zu nehmend Bedeutung. Sie wird durch vielfältige Maßnahmen un tersetzt, wie z. B. Unterstellung von Betrieben unter die örtlichen Räte, Neuregelungen der Zuführung von Steuern zum zentralen oder örtli chen Haushalt, Erweiterung der Rechte und Pflichten der Volksver tretungen. Besonders weitreichende Veränderungen sind in der UdSSR unter der Überschrift „Beseitigung der Deformationen in der territoria len Leitung“ in bezug auf die regio nal wirtschaftliche Rechnungsfüh- rung zu erwarten, wozu die Volks diskussion noch im Gange ist; ft bei der Nutzung der Wertformen in einer koordinierten Haushalts und Kreditpolitik für die zentrale Lenkung der Volkswirtschaft liegen nur für die UR mehrjährige Er fahrungen eines konsequenten Her angehens vor. Sie bedürfen einer de taillierten Auswertung, da sich die anderen Ländern daran orientieren und in letzteren z. Z. nur Konzepte oder theoretische Ausarbeitungen vorhanden sind. Zusammenfassende Aussagen zur WRF (in unserem Verständnis als Kategorie und Methode der Leitung sozialistischer Betriebe, in der Ein heit von Plan und WRF) in bezug auf alle untersuchten Länder sind nicht möglich, da auf diesem Gebiet (zumindest vom Konzept her) die Unterscheidung in Planwirtschaft und Marktwirtschaft am weitesten fortgeschritten ist. Während noch vor zwei bis drei Jahren die Diskus sion um die „3 S“ und die „volle WRF“ in allen Ländern um den so zialistischen Betrieb geführt wurde, Sind die eingeleiteten praktischen Maßnahmen inzwischen soweit ge diehen, daß festgestellt werden kann: — nur in der CSSR und der UdSSR ist der sozialistische Betrieb (ein schließlich der verschiedenen ge nossenschaftlichen Eigentumsfor men) als Grundeinheit der Wirt schaft auch gesetzlich anerkannt und verwirklicht seine Funktionen nach den Prinzipien der WRF (s. die entsprechenden Betriebsgesetze oder Gesetze über die Genossen schaften) ; - In der UR, VRB und VRP sind die Wirtschaftseinheiten sich selbst verwaltende Einheiten, die voll nach den Marktgesetzen funktionie ren sollen. Der stellv. Vorsitzende des Ministerrates der VRP, I. Se kula, formulierte die Grundprinzi pien für die Volkswirtschaft der VRP kürzlich mit „Freiheit — Gleichheit — Konkurrenz“. Da diese Strategie der gegenwärtigen Regie rung der VRP viele Analogien zur VRB und UR hat, soll sie hier bei spielhaft erläutert werden. „Freiheit“ bedeutet, daß jeder Bürger (im Prinzip auch Ausländer) das Recht hat, seinen eigenen Be trieb zu gründen (innerhalb von 14 Tagen ist die Registrierung vor zunehmen und die Erlaubnis zu er teilen). Das Prinzip „Gleichheit“ be deutet, daß alle Wirtschaftssektoren gleichberechtigten Zugang zu allen Ressourcen haben. Über Kredite ent scheidet allein die Bank auf Basis ihrer Informationen, allerdings wer den solche besonders wichtigen Ge biete wie Wohnungsbau oder Le bensmittelkomplex zu niedrigen Ein sätzen kreditiert. Gleiche Prinzipien gelten auch für die Besteuerung der Wirtschaftssektoren, so ist beabsich tigt, eine einheitliche Einkommens steuer für alle Eigentumsformen ein zuführen. „Konkurrenz“ soll die An lage von Mitteln in die rentabelsten Wirtschaftszweige fördern. Wirt schaftlich schwache Betriebe müs sen sich entweder finanziell sanie ren oder gehen bankrott. Oberstes Prinzip für die Wirtschaft ist Ren tabilität — es gibt keine staatlichen Subventionen mehr, es sei denn, der Ministerrat in seiner Gesamtheit stimmt einer Ausnahme zu. Die Bank übt die volle Kontrolle über die Tätigkeit aller Wirtschaftsein heiten aus — bis zur Konsequenz des Bankrotts (im übrigen werden unter diesen Bedingungen be streikte Betriebe nicht kreditiert). Dieses System schließt auch den De- Visen- und Kapitalmarkt, ein, der be reits funktioniert. Das alles wird ohne Zeitverzug gesetzlich gere gelt- allein seit Anfang 1989 sind bis jetzt 19 wichtige Gesetze vom Sejm verabschiedet worden. Um. die Entwicklung allseitig einschätzen zu können, sollten die gesetzlichen Grundlagen für die wirtschaftliche Tätigkeit der Be triebe der VRB, UR und VRP wei ter im Detail analysiert werden, um u. a. rationelle Elemente der Ver bindung von Plan und WRF aufzu finden. Allgemein erkennbar ist dabei, daß alle Länder (auch CSSR und UdSSR) in immer stärkerem Maße die Form der Steuer als In strument zur Gestaltung der Be ziehungen Betrieb — Staat nutzen. Dabei gibt es z. B. in der UdSSR große Unsicherheiten in der Besteue rung der neuen Kooperativen (erst kürzlich fand eine erneute Diskus sion darüber im Politbüro des ZK der KPdSU .statt) und der Pächter (dazu sind bis jetzt nur allgemeine Prinzipien veröffentlicht). Ähnli ches gilt für die Erwartungen, die in der UR in die Wirkung der Mehr wertsteuer gesetzt wurden (z. B. hinsichtlich des schnellen Abbaus des Haushaltdefizits und des effekti veren Wirtschaftens). Als allgemeine Aussage kann hier bereits festgestellt werden: Die man gelnde Erfahrung und fehlende wis- senschaftliche Grundlage für den Umgang mit Geld- und Finanzinstru menten bringen einerseits Unsicher heiten bei ihrer Ausgestaltung (es herrscht die Versuch-Irr tum- Methode vor) und andererseits uto pische Erwartungen in bezug auf ihre volkswirtschaftliche Wirkung mit sich. Die praktische Anwendung der neuen Modelle der WRF in den sozialistischen (staatlichen) Betrie ben der CSSR und der UdSSR hat bereits nach kurzer Zeit wichtige Er fahrungen erbracht, wie z. B.: — die Wirksamkeit der neuen For men der WRF hängt wesentlich von den äußeren Bedingungen, insbe sondere der Gestaltung der Vertrags beziehungen und • der Begründung ökonomischer Normative ab; — immer dann, wenn die staatlichen Vorgaben und die Leistungsbewer tung am „erreichten Niveau“ ge messen werden, wird die Initiative der schon bisher gut wirtschaften den Betriebe gehemmt (UdSSR: nach wie vor Gewinnumverteilung von „guten“ zu „schlechten“ Betrie ben); — die Anstrengungen der Betriebe sind noch nicht auf die Erwirtschaf tung von Gewinn durch hohe be darfsgerechte Produktion (im Sinne echter Erwirtschaftung), sondern mehr auf Verteilung zu ihren Gun sten und auf die Produktion teurer Erzeugnisse gerichtet; — das Nebeneinander von alten und neuen Formen der WRF (bzw. Wirt schaftsleitung überhaupt) läßt die neuen Elemente schwer zur Wir kung gelangen. Besonders trifft das in der UdSSR auf das System der materiell-technischen Versorgung zu, das nach wie vor übermäßig zen tralisiert ist (so spielt der PM- Handel in der DDR eine weitaus grö ßere Rolle als in der UdSSR); — die Übertragung vön Außenhan delsfunktionen in der UdSSR an fak tisch alle Wirtschaftseinheiten bringt nicht die erwarteten Effekte, da offensichtlich eine Überforde rung vorliegt — sowohl hinsichtlich der Exportfähigkeit der Erzeugnisse als auch der Kenntnis internationa ler Geschäftsgepflogenheiten. Das betrifft auch das Funktionieren ge meinsamer Betriebe; — für die UdSSR ist die Zulässigkeit der zwei Modelle der WRF laut Be triebsgesetz problematisch gewor den, da sich zeigt, daß die Fondsbil dung und Stimulierung in Abhängig keit vom Gewinn vor allem die indi viduelle materielle Interessiertheit ungenügend weckt (der Lohn ist als Kostenbestandteil nach wie vor ga rantiert). Der Übergang zum 2. Mo dell (normative Verteilung in Ab hängigkeit vom sog. Einkommen des Kollektivs aus WRF, d. h. Lohn plus Gewinn) wird nur zögernd vor genommen, da hierbei eine starke Differenzierung der Löhne eintreten würde, die nicht nur von den be trieblichen Bedingungen, sondern z. B. auch von den Zulieferern ab hängen würde. Befürchtet werden auch zunehmende soziale Spannun gen. Allerdings wird das 2. Modell als das perspektivreichere angese hen. Mit der Entwicklung der Pacht beziehungen auch im staatlichen Sektor wird das Problem teilweise auf andere Weise gelöst, denn die Einkommen der Pächter hängen dann vom tatsächlichen Endergeb nis und dessen Verteilung laut Pachtvertrag ab. Der gesamte Kom plex der Pachtbeziehungen muß je doch noch weiter analysiert werden. Im Zusammenhang mit der Ein führung der vollen WRF bzw. Eigen finanzierung wäre insbesondere in der UdSSR eine stärkere Wirkung des Kredits zu erwarten. Das ist bis jetzt nicht eingetreten. Statt dessen entstehen auf der Basis freier Mittel von Betrieben und sogar örtlichen Staatsorganen die unterschiedlich sten Unternehmungen (Kooperati ven, Aktiengesellschaften u. a.) in Produktion, Handel, Dienstlei stungs- und Bankbereich, währed der „Geld-Druck“ auf wirtschaftli che schwache Betriebe offensichtlich noch fehlt. So wird in Publikatio nen immer wieder darauf hingewiesen, daß „harte“ Kreditver träge noch nicht die gängige Praxis sind. Ohne zu dramatisieren oder zu zuspitzen, läßt sich insgesamt zu den Wirtschaftsreformen der VRB, UR, VRP, UdSSR und CSSR die ein gangs vorgenommene Bewertung mit zahlreichen Fakten belegen. Es geht dabei nicht darum, die Entfal tung der Ware-Geld-Beziehungen und des Marktes abzuwehren, son dern sich bei einer kritischen Ana lyse an Grundwerten des Sozialismus zu orientieren, positive und nega tive Erfahrungen .zu erkennen und Schlußfolgerungen für die weitere Vervollkommnung der sozialisti schen Planwirtschaft in der DDR zu ziehen sowie überzeugende Argumen te für die internationale Diskussion um den attraktiven und effektiven Sozialismus zu erarbeiten. 3. Die Strategie der SED in den siebziger und achtziger Jahren Die Suche nach einer Strategie zur progressiven Entwicklung des Sozialismus begann in der DDR be reits in den sechziger Jahren: „Die Einführung des neuen ökono mischen Systems der Planung und Leitung der Volkswirtschaft (1963) und vor allem die Konferenz zu Pro blemen der sozialistischen Rationali sierung und Standardisierung (1966) waren bereits auf den Übergang zu einer intensiven Reproduktion ge richtet. Aber auf dem VIII. Parteitag mußte Erich Honecker feststellen, daß diese Linie nicht mit aller Kon sequenz verfolgt worden ist’.“ (E. Honecker: Bericht des ZK an den VIII. Parteitag der SED, Berlin 1971, S. 45) Der VIII. Parteitag „entwickelte die Notwendigkeit des Übergangs zu einem intensiven Reproduktions typ in Zusammenhang mit einem kla ren gesellschaftlichen Gesamtkon zept: dem Konzept der entwickelten sozialistischen Gesellschaft“. (H. Wagner: Intensiv erweiterte Re produktion und entwickelte soziali stische Gesellschaft. In: Beiträge zur wissenschaftlichen Weltanschau ung. Sektion ML der HUB, Heft 5, S. 43) Das Konzept der entwickelten so zialistischen Gesellschaft zielte so- ialökonomisch darauf, einen direk ten Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Wirtschaft und der Entwicklung der sozialen Lage (Die soziale Lage umfaßt das gesamte En semble von Lebenstätigkeiten der Subjekte, die Lage in Arbeits- und Lebensprozessen als auch im gesell schaftlichen Kommunikationspro zeß und schließt die sachlichen und ideellen Bedingungen dieser Tätig keiten ein. Sie erfaßt die durch diese Bedingungen vermittelte Bin dung der Individuen an die Gesell schaft bzw. aneinander und die da von abhängige Möglichkeit, die sach lichen und ideellen gesellschaftli chen Bedingungen des Lebens als Mittel für die Entwicklung der Indi viduen anzueignen. Vgl. auch R. Land: Die sozialökonomische Seite der Konzeption der entwickelten so zialistischen Gesellschaft und ihre Weiterentwicklung. In: Philosophi sche Grundlagen einer Konzeption des modernen Sozialismus. Hum boldt-Universität zu Berlin, 1988) der Produzenten herzustellen. Da durch sollten die für die weitere Entwicklung der sozialistischen Wirtschaft erforderlichen sozialen Interessen der Werktätigen for miert, in Leistungsverhalten ver wandelt und eine stabile Entwick lung- der Wirtschaft gewährleistet werden. Als wichtige politische Bedingung für den Erfolg dieser Strategie sah die SED die Stabilität der sozialisti schen Staatsmacht an, deren Haupt entwicklungsrichtung im Parteipro gramm von 1976 mit „Entfaltung und Vervollkommnung der soziali stischen Demokratie“ (Programm der SED, Berlin 1976, S. 41) angege ben wurde. 1983 bezeichnete Kurt Hager die Mitarbeit der Werktäti gen am politischen Entscheidungs prozeß als Kern der Demokratie und wichtiges Mittel des Kampfes gegen den Bürokratismus (K. Ha ger: Gesetzmäßigkeit unserer Epo che — Triebkräfte und Werte des So- zialisfus. Berlin 1983. S. 37 ff.) Praktische Fortschritte wurden in der demokratischen Mitwirkung des einzelnen in der Arbeit der Betriebs gewerkschaftsorganisation, bestimm ten beruflichen Interessenorgani sationen (z. B. Schriftstellerverband u. ä.) sowie auf kommunalem Ge biet erreicht. In den 70er und 80er Jahren bildeten sich Fähigkeiten und Bedürfnisse zur demokra tischen Mitwirkung weiter aus. Die auf dem VIII. Parteitag der SED erarbeitete und den folgenden Parteitagen präzisierte Strategie der entwickelten sozialistischen Gesell schaft drückt sich ökonomisch aus in — der Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, — der wirtschaftspolitischen Haupt aufgabe mit dem Leistungsprinzip und — dem Übergang zur intensiv erwei terten Reproduktion. 1. Intensiv erweiterte Reproduk tion bedeutet erstens Ersatz ver brauchter Produktionsressourcen (Grundfonds, Material, Arbeits kräfte) auf technisch bzw. qualifi- liatorisch höherem Niveau, wodurch Produktiivtätssteigerung möglich wird, zum anderen Erweiterung die ser Fonds durch Akkumulation. Da durch wird Wachstum des Produk tionsergebnisses bei gleichbleiben dem oder sinkendem spezifischen Aufwand an Material, Produktions mitteln und/oder Arbeitskraft er möglicht. Intensiv erweiterte Re produktion setzt ein auf Produktivi tätssteigerung und hohe Innovations raten zielendes Leistungsverhalten der Wirtschaftssubjekte voraus. In sofern die intensiv erweiterte Re produktion den schnellen qualitati ven Wandel der Produktionsbedin gungen (besonders der Produktions mittel) zur Voraussetzung und den schnellen Wandel der Produkte (der produzierten Produktions- und Kon sumtionsmittel) zum Resultat hat, ist sie eine notwendige (nicht hin reichende) allgemeine Vorausset zung für die qualitative Verände rung der sozialen Reproduktions prozesse der Wirtschaftssubjekte und der Individuen. 2. Veränderung allein ist noch keine Entwicklung. Innovationen führen dann zur Entwicklung der Subjekte, wenn sie deren Reproduk tionsprozeß in einer sozial besitmm- ten Richtung fortschreitend um wälzen. Diese Richtung wird objek tiv durch die Produktionsverhält nisse determiniert und realisiert sich über Selektionsprozesse nach Effektivitäts- und Zielkriterien der Produktionsweise. Das Prinzip der Einheit von Wirt schafts- und Sozialpolitik orientiert auf eine sozial progressive Richtung dieser Umwälzung der Arbeits- und Lebensweise aller Subjekte der so zialistischen Gesellschaft. Mit der in tensiv erweiterten Reproduktion sol len sich die Interessen und Bindun gen an die sozialistische Gesell schaft entfalten. 3. Die Entwicklung eines auf dem Leistungsprinzip beruhenden Wirt schaftsmechanismus und eines ent sprechenden Systems der Leistungs bewertung, der Kennziffern und der Planung zielt auf eine leistungs orientierte Bindung der Individuen an den Produktionsprozeß durch Lohn, Prämie und andere Distribu tionsformen. Die Bildung der Kom binate und die Herstellung eines lei stungsabhängigen Zusammenhangs zwischen den Ergebnissen und den Entwicklungsbedingungen der Wirt schaftseinheiten gehören ebenso zu diesem Konzept. Die Grundidee dieser Konzeption war. eine stabile sozialökonomische Rückkopplung zwischen dem Lei stungsverhalten der verschiedenen Subjekte im gesellschaftlichen Re produktionsprozeß. und ihren Ent wicklungsbedingungen. d. h. ihrer sozialen Lage, herzustellen. So sollte einerseits eine progressive, auf die Entvzicklung der Subjekte, insbe sondere der Individuen, gerichtete Wirtschaftsentwicklung vorangetrie ben und andererseits das Verhalten der Subjekte zur kooperativen Ent wicklung der sozialistischen Ge sellschaft und der anderen Subjekte formiert werden. Welche Resultate wurden mit die ser Konzeption erreicht? Einerseits gelang es, einen Re produktionsprozeß zu installieren, der einige Merkmale intensiver Re produktion aufweist und der die Entwicklung der Wirtschaft der DDR bis in die 80er Jahre hinein ge währleistete. Die Quelle dafür war die effektivere Nutzung der vor handenen Potentiale, die Freiset zung von Reserven. Es gelang je doch nicht, die wissenschaftlich- technische Revolution zur Grund lage der Wirtschaftsentwicklung zu machen, einen auf Innovationen be ruhenden Typ intensiv erweiterter Reproduktion durchzusetzen. Die Rückstände im wissenschaftlich- technischen Niveau der Produktion und beim Effektivitätszuwachs ge genüber dem Kapitalismus wurden größer, es gelang nicht, die Struktu ren und Triebkräfte für innovatives Verhalten der Subjekte zu schaffen. Das schließt wissenschaftlich- technische Spitzenleistungen im ein zelnen nicht aus. Nur: Sie werden nicht ausreichend zur Quelle für Effektivitätsgewinne, nicht zur Grundlage qualitativen wirtschaft lichen Wachstums. Innovationsra ten. Effektivitätszuwachs. Wirt schaftswachstum und die soziale Lage der Subjekte bilden noch kei nen praktisch funktionsfähigen Ent wicklungszusammenhang. In dem Maße, in dem Reserven des 1. Zugriffs erschöpft wurden, rückte der wissenschaftlich-techni sche Fortschritt als Quelle wirt schaftlichen Wachstums in den Mit telpunkt strategischer Konzeptio nen. Auf dem XI. Parteitag der SED wurde die breite Entwicklung und Anwendung der Schlüsseltechnolo gien in den Mittelpunkt der Inten sivierung gestellt. „Die ökonomische Strategie unse rer Partei mit dem Blick auf das Jahr 2000 ist darauf gerichtet, die Vorzüge des Sozialismus noch wirk samer mit den Errungenschaften der wissenschaftlich-technischen Re volution zu verbinden, die selbst in eine neue Etappe eingetreten ist. Mikroelektronik, moderne Re chentechnik und rechnergestützte Konstruktion. Projektierung und Steuerung der Produktion bestim men mehr und mehr das Leistungs vermögen einer Volkswirtschaft. In enger Wechselwirkung damit brei ten sich andere Schlüsseltechnolo gien aus, wie flexible automatische Fertigungssystemen, neue Bearbei tungsverfahren und Werkstoffe, die Biotechnologien, die Kernenergie und die Lasertechnik. Das sind ge waltige Herausforderungen und zugleich Chancen, die Produktion rasch zu erneuern, ihre Qualität zu erhöhen und den Aufwand in einem Maße zu senken, wie das bisher nicht möglich war.“ (Bericht des ZK der SED an den XI. Parteitag. Berichterstatter: E. Honecker. Ber lin 1986. S. 49). Die bisherigen Ergebnisse bei der Realisierung dieses Herangehens zei gen aber, daß die Hochtechnologien bisher nicht den erwarteten Effek tivitätszuwachs brachten. „Als Hauptproblem erweist sich die ungenügende Entwicklung der Effektivität, der Produktivität und der Qualitätsproduktion ... Im Er gebnis dessen sowie im Hinblick auf die Tatsache, daß an der Umsetzung des sozialpolitischen Programms der Partei keine Abstriche zugelas sen wurden, verstärkten sich insbe sondere in den achtziger Jahren die Spannungen im Verhältnis von Pro duktion, Konsumtion und Akkumu lation, zwischen Warenfonds und Kauffonds.“ So konnte das Anwachsen des Pro duktionsverbrauchs am gesellschaft lichen Gesamtprodukt von 0,607 (1070) auf 0,677 (1985) zwar abge bremst werden — 0,669 (1987). „Betrachtet man dagegen die Ent wicklung der Reproduktionskraft der Volkswirtschaft... werden nega tive Prozesse deutlich. Die Ursachen liegen vor allem in der Begrenzung der Akkumulation sowie in der Grundfondsrentabilität. “ (Nach „Neue Anforderungen an die Aus nutzung von Geld und Finanzen in der Planwirtschaft der DDR“. Stu die der Sektion Wirtschaftswissen schaften der HUB. 1989. S. 8). Wirtschaftswissenschaftlern zufolge ist in den letzten 20 Jahren das Niveau der Preise für Produktions mittel im Jahresdurchschnitt um etwa 4 Prozent und das der Kon sumpreise um etwa 1,5 bis 2 Prozent gestiegen ..." (Ebenda, S. 15) Der Staatshaushalt wächst seit län gerem „im Vergleich zum National» einkommen überproportional..: Entscheidende Ursache ist die ten denziell steigende Abführung der volkseigenen Wirtschaft, um den Staatshaushalt ausgleichen zu kön nen.“ So stiegen die Einahmen des Staatshaushaltes 1989 auf 184 Pro zent zu 1980, während die Fonds der Betriebe im gleichen Zeitraum nur auf 136 Prozent wuchsen. (Ebenda, S. 18) „Der aus dieser Situation re sultierende zunehmende Finanzbe darf der Wirtschaft wurde über Kre dit befriedigt, was zu einer steigen den Kreditbelastung der Wirtschaft einerseits und zu beträchtlichen Geldüberhängen vor allem im Be reich der Bevölkerung geführt hat. Im Kreditsystem sind weder für die • Tabelle 5: Entwicklung der Grundfondsrentabiltäe Jahr Reineinkommen Grundfonds Grundfondsrentabil ität 1975 73,732 366,605 0,201 1980 106.528 644,369 0,165 1985 150,347 1.058.103 0,141 Reineinkommen: prod. Nationaleinkommen minus (Anzah? der prod. Tätigen multipliziert mit 12 mal Durchschnittsmonatseinkommen) in Mark Grundfonds; in Mark Grundfondsrentabilität: Reineinkommen pro Grundfonds Die Probleme der Effektivitäts entwicklung hängen zusammen mit dem Sinken des ökonomischen Nutz effektes der für Wissenschaft und Technik aufgewendeten Mittel. 1971 betrug der Zuwachs am produzier ten Nationaleinkommen pro Mark Aufwand für Wissenschaft und Technik 1,58, er sank auf 1,07 (1985) bzw. 0,77 (1987). (Ebenda, S. 9) „Die Orientierung, der sinkenden Akkumulationsrate durch einen schnellen Anstieg der Effektivität bei Investitionen entgegenzuwirken, konnte in der Praxis nur teilweise durchgesetzt werden ..." Zwar stieg das Verhältnis des produzierten Na tionaleinkommens pro iooo Mark In vestitionen zunächst von 196 (1971 bis 1975) auf 248 (1986), ging dann aber wieder auf 124 (1988) zurück. (Ebenda, S. 10) Die Effekte aus Inve stitionen werden geringer, die Schlüsseltechnologien zeigen noch keine spürbare Wirkung auf die volkswirtschaftliche Effektivität, die den Weltwirtschaftsanforderun gen entspräche. Daraus erklärt sich wesentlich der negative Trend wich tiger volkswirtschaftlicher Kennzif fern. (Tabelle 6) volkswirtschaftliche noch für die be triebliche Ebene ausreichende Hin dernisse in Form staatlich verbind licher Zielkriterien und Begrenzun gen eingebaut, die eine unzulässige Kredit und damit Geldemission be hindern oder gar unmöglich ma chen. “ (Ebenda) Der wissenschaftlich-technische Fortschritt wird nicht in der an gestrebten Entwicklung der Effek tivität und Rentabilität der Gesamt wirtschaft wirksam. Welche Ur sachen sind dafür erkennbar? Mit den Schlüsseltechnologien werden eine Reihe von Basisinnovationen in die Wirtschaft eingeführt, die zur technischen Erneuerung vieler Pro duktionsprozesse und Produkte, Pro duktions- und Konsumtionsmittel führen können (z. B. die wissen schaftliche Entwicklung eines neuen chemischen Wirkprinzips und seine anschließende Umsetzung in Chemieanlagen und chemischen Verfahren oder die Entwicklung einer qualitativ neuen Generation von Mikrochips). Mit der Anwen dung der durch die Basisinnovatio nen geschaffenen neuen Technik bzw. Technologie in anderen Pro Tabelle 6: Entwicklung wichtiger Volkswirtschaftlicher Kenn» Ziffern in % zum Vorjahr 1982- 1988 1981- 1985 1966 1987 '1983 prod« Nationaleinkommen 4,5 4,3 3,6 3,0 volksw. Arbeitsproduktivität 4,3 4,5 3,8 2,3 Selbstkostensenkung 1,7 1,0 1,0 Sparguthaben der Bevölkerung 4,6 6,2 7,3 Quelle für Tabelle 4, 5, 6s Neue Anforderungen an die Ausnutzung von Geld und Finanzen Jn der Planwirtschaft der DDR, Studie der Sektion Wirtschaftswissen» schaftert der bub, 1989 „Vergleicht man die ökono mischen Kennziffern des Gesetzes über den Fünfjahrplan mit den Ziel stellungen der Jahrespläne und der Abrechnung ihrer Ergebnisse, so wird deutlich, daß einerseits in der Produktion die Jahresziele stets un terhalb der Kennziffern des Fünf jahrplanes lagen und dennoch nicht erfüllt werden konnten, während an dererseits die Kennziffern der geld mäßigen Verteilung und Verwen dung des Nationaleinkommens für die Bevölkerung nicht nur erfüllt, sondern z. T. überschritten wurden.“ (Ebenda, S. 12) „Die Herausbildung eines in Rela tion zu den materiellen Prozessen und die Proportionen ständig wachsenden Geldüberhangs war und ist unausweichlich mit einer Vielzahl äußerst negativer Konse quenzen verbunden ... Ungleichge- wicht zwischen Waren- und Kauf fonds, Beeinträchtigung des ... Lei stungsprinzips, Druck auf Kosten und Preiserhöhung, Schwarzmarkt auf dem Gebiet defizitärer Kon sumgüter und Dienstleistungen mit stark von den staatlichen Preisen ab weichenden .Vereinbarungen’...“ (Ebenda, S. 14) Diese Disproportionen haben auch zu „einer Reduzierung des Geldwer tes und der Kaufkraft der Mark der DDR geführt. Einschätzungen von duktionsprozessen entsteht eine Welle von Folgeinnovationen, die in diesen Anwenderzweigen Rationa lisierungseffekte hervorrufen kön nen (z. B. die Anwendung der mit dem neuen chemischen Wirkprinzip erzeugten Werkstoffe in verarbeiten den Industriezweigen oder die An wendung der mit den neuen Chips gebauten Computer für Automati sierung, Verwaltung, Forschung etc.). Während die Basisinnovatio nen selbst einen hohen volkswirt schaftlichen Investitionsaufwand verursachen, können durch Fol geinnovationen Produktivitäts- und Effektivitätsgewinne in vielen ein zelnen Anwendungsfällen entste hen. Ihre Summe soll den Aufwand nach und nach decken und schließ lich übersteigen. (Dieser Zusam menhang gilt zunächst, wenn man die stofflichen Aufwendungen und Effekte im Rahmen der Volkswirt schaft betrachtet. Durch die Be wegung der Preise ist eine davon ab weichende Verteilung der finanziel len Aufwendungen und Ergebnisse möglich. Das ändert aber nichts am materiellen Grundzusammenhang und dadurch bestimmten Effekt für die Volkswirtschaft insgesamt. Er besteht unabhängig davon, wie Ko sten und Gewinne mittels Preisen verteilt bzw. umverteilt werden.) (Fortsetzung auf Seite 8)