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Sächsische Londesbibliothek 1 7 1 2 9 0 2,0 Q /o UNIVERSITÄTSZEITUNG KARL-MARX - UNIVERSITÄT Leipzig 17. Dezember Kubi Sä bi Aust aT Nr. 4 NyBb Spenden-Aufruf Wir rufen alle deutschen Hochschu len und Universitäten zur Spendenak tion für die notleidenden Menschen Rußlands und der Unionsrepubliken auf. Wir haben allen Grund zur Dank barkeit. Ohne die Politik des Präsiden ten Michail Gorbatschow wäre die deutsche Einigung nicht zustande ge kommen. Wir haben allen Grund zur Mit menschlichkeit. Ohne die Hilfe ande rer Völker und Menschen in schweren Zeiten hätten wir nicht überleben kön nen. Wir haben allen Grund zur Wah rung eigener Interessen, wenn eine Wohnung im europäischen Haus in Flammen steht, nimmt das ganze Haus Schaden. Wir bitten alle Mitarbeiter der Hoch schulen und Universitäten, der Fakul täten, Institute und Abteilungen um Unterstützung. Helfen Sie! Bäuerische Hypo Bank Erfurt BLZ 820 208 84, Konto-Nr.: 51 80 11 61 00, Stichwort: Rußlandhilfe. MEDIZINISCHE AKADEMIE ERFURT Südkorea-Visite (UZ-Korr.) Auf Einladung des Koreanischen Presse-Instituts weilte Prof. Dr. Wolfgang Kleinwächter, Di rektor des Instituts für internationale Studien, in Südkorea. Er hielt dort ein Hauptreferat auf einer wissenschaftli chen Konferenz zum Thema „Die Ver einigung von Ost- und Westdeutsch land und die Rolle der Massenmedien“. Das Seminar fand in der koreanischen Öffentlichkeit großen Widerhall, sah man doch in der deutschen Entwick lung eine wichtige Erfahrung für den Prozeß der Vereinigung der beiden Koreas. Prof. Kleinwächter hielt darüber hin aus eine Vorlesung an der Yon-Sei-Uni- versität in Seoul und nahm im koreani schen Fernsehen KBS an einer ein stündigen Diskussion über die Vereini gung Deutschlands teil. Gegen Auflösung (sid) Der Prorektor der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig, Professor Berndt Barth, hat sich gegen Bestrebungen der Landesregie rung von Sachsen gewandt, die Eigen ständigkeit der DHfK aufzugeben. In ei nem Interview mit dem Deutschlandfunk warnte der Wissenschaftler davor, den weltweit guten Ruf der DHfK leichtfer tig aufs Spiel zu setzen. „Es ist eine schmerzliche Nachricht, die uns alle überrascht hat. Von den ver antwortlichen Regierungsstellen hat nie mand mit uns gesprochen. Wir sind nicht gefragt worden und konnten deshalb auch nicht deutlich machen, was sich bis her alles verändert hat“, sagte er. Barth verwies darauf, daß seit dem Zusam menbruch der DDR-Diktatur all das be seitigt worden sei, was einer Sporthoch schule für Deutschland schaden könnte. Inzwischen seien 25 politisch belastete Hochschullehrer ausgeschieden oder ab berufen worden. (Nach Redaktionsschluß „über schlug“ sich der Posteingang gegen die Entscheidung der sächsischen Regierung, die Einrichtungen der KMU betreffen. Falls man uns nicht ebenso „demokratisch“ stoppt, be richten wir nach unserem Motto „Vielfalt statt Einfalt - offen für jede Meinung“ im Januar.) Über DDR-Lyrik (UZ) Unter dem Thema „Wortschritt um Schritt - DDR-Lyrik der siebziger/ achtziger Jahre in Rückblick und kriti scher Diskussion“ fand vom 14. bis 16. 12. ein Kolloquium statt. Die Veranstaltung wurde vom Lehr stuhl DDR-Literatur der Sektion Germa- nistik/Literaturwissenschaften und vom Verein für Politische Bildung und sozia le Demokratie e. V. organisiert. I gmp.ax.I UZettel Diese Art von Sozialismus, die nun zu Ende geht, mit einer einzigen Partei als Lordsiegelbewahrerin aller Weis heiten, stirbt an geistiger Selbstver armung. B. ZIMMERMANN Übrigens: Auch wer kein Telefon hat, kann sich verwählen! D. R. KNOELL Wissenschaftsfeindlichkeit im „Frei“staat Sachsen: Protest! Die UZ-Redaktion wünscht allen Angehörigen der Karl-Marx-Universität, insbesondere unserer treuen Leserschar und den vielen Autoren angenehme, besinnliche, sehr erholsame Feiertage sowie ein rundum glückliches und erfolgrei ches neues Janr 19911 Den Kopf nicht hängen lassen! Kämpfen! Ehrenpromotionen an unserer Uni (PI/R.Pf.) Im Rahmen des Festak tes anläßlich des 575jährigen Beste hens der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig verlieh der Wis senschaftliche Rat der Karl-Marx- Universität an drei herausragende Wissenschaftler die Würde eines Eh rendoktors der Medizin. Geehrt wur den Prof. Dr. med. Dr. h.c. Walter F. Lever, Tübingen, Prof. Dr. med. ha bil. Arnold Graffi, Berlin, und Prof. Frederick C. Blodi, M. D., Universi- ty of Iowa, USA. Prof. Lever wurde 1909 in Erfurt geboren. Nach dem Studium in Hei delberg und Leipzig promovierte er an der Leipziger Medizinischen Fa kultät. Als Jude mußte er 1936 Nazi- Deutschland verlassen und emigrier te in die USA. Seine wissenschaftli che Heimat wurde insbesondere die Havard Universität Boston. Seit 1984 lebt und wirkt Prof. Lever in Tübin gen. Prof. Lever gilt als ein weltweit anerkannter Spezialist der Dermato- histopathologie (krankhafte Verän derungen des Hautgewebes). Er pu blizierte mehr als 200 wissenschaft liche Arbeiten und ist Mitglied in ent scheidenden wissenschaftlichen Gre mien der USA sowie Ehrenmitglied in 16 nationalen dermatologischen Gesellschaften. Prof. Graffi wurde 1910 in Bistritz (Rumänien) geboren und studierte an den Universitäten Marburg, Leipzig und Tübingen Medizin. Das Paul- Ehrlich-Institut in Frankfurt/Main, die Universitäten in Prag und Buda pest, das Institut für Zellphysiologie in Berlin-Dahlem und die Schehring AG waren Stationen seines wissen schaftlichen Schaffens. 1948 folgte Arnold Graffi dem Ruf an das Insti tut für Medizin und Biologie der da maligen Akademie der Wissenschaf ten nach Berlin-Buch, um an diesem Institut die experimentelle Krebsfor schung als Institution aufzubauen. Bis zu.seiner Emeritierung 1975 war Prof. Graffi in Berlin-Buch am Insti tut für Krebsforschung tätig. Prof. Graffi ist Ordentliches Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaf ten, der Deutschen Akademie der Na turforscher LEOPOLDINA und der American Association for Cancer Re search. Prof. Frederick Blodi, 1917 in Wi en geboren, absolvierte seine medizi nische Ausbildung an der dortigen Universität, um sich später speziell der Augenheilkunde zuzuwenden. 1947 verließ Frederick Blodi Europa und ging an die Columbia Universi- ty in New York. Drei Jahre später übernahm er eine Tätigkeit an der State University of Iowa, wo er schließlich bis 1984 als Head of the Departement of Ophthalmology wirkte. Unter seiner Leitung ent wickelte sich Iowa zu einem interna tional bekannten Zentrum der Au genheilkunde. Prof. Blodi arbeitete aktiv in zahlreichen wissenschaftli chen Gesellschaften mit und an 35 bedeutsamen ophthalmologischen Zeitschriften war und ist er als Her ausgeber bzw. Mitglied des Redakti onskollegiums beteiligt. Seinem Ein fluß ist es auch zu danken, daß junge Wissenschaftler der Berliner Au genklinik der Charite einen Studien aufenthalt in den USA absolvieren konnten. Struktur oder Bauernlegen? (UZ-Korr.) Bringt der die Landwirt schaft und die Dörfer der neuen Bundes länder betreffende Strukturwandel das Aus oder eine sichere Perspektive für die Menschen des ländlichen Raumes? Wel ches Ausmaß, welche ökonomische und soziale Dimension hat dieser für die Men schen in der Landwirtschaft und auf dem Lande bisher historisch beispiellose Pro zeß? Läßt er sich sozial abfedern öder folgt dem Zusammenbruch des Marktes und der Preise jetzt der Massenruin landwirt schaftlicher Unternehmen mit den ent sprechenden sozialen Folgen? Fragen über Fragen und kaum eine befriedigende Antwort, wie Bauern- und Genossen schaftsverband beklagen. Zu diesen brisanten Problemen führen die Agrarökonomen der Agrarwissen schaftlichen Fakultät den Agrarstruktur wandel begleitende sozial-ökonomische Untersuchungen durch. Schwerpunkte sind dabei u. a. Arbeitsmarkt, Flächen stillegung, Ökologie, ländlicher Raum und auch Hochschulabsolventen. Bei der globalen Einschätzung der Si tuation werden die ungeklärte Struktur, fehlende Sicherheiten für die weitere Be wirtschaftung des Bodens, die nicht ge klärten Eigentumsverhältnisse, die unver schuldet auf den Betrieben lastenden Alt kredite und jetzt wiedereinsetzende Zins- und Tilgungszahlungen genannt. Die Un tersuchungen ergaben weiterhin, daß bis her in LPG und VEG gesicherte Positio nen wie Arbeitsplatz, Einkommen, sozia le Regelungen für Frauen und Mütter, be triebliche Wohnungen, Sozial- und Ur laubseinrichtungen, Möglichkeiten der in- dividuellen Produktion als gefährdet gel ten. Perspektivische Aussagen für die Schaffung von Arbeitsplätzen konzentrie ¬ ren sich auf: die Gründung von mittel ständischen Unternehmen, den Land schafts-, Natur- und Umweltschutz, die Sanierung und Gestaltung der Dörfer, den Handel und den Dienstleistungsbereich. Umschulungen werden empfohlen für Dienstleistungen, Handwerk, Bauwesen, kaufmännischer Bereich, Versicherung und Steuerberatung. Ergebnisse dieser Ar beit flossen neben der Aus- und Weiter bildung bereits ein in Veranstaltungen des Bauernverbandes und der Agrar-sozialen Gesellschaft e. V. Göttingen. Eine kurz vor ihrer Fertigstellung stehende Studie soll über Vorträge, Publikationen und in der Beratung einem größeren Kreis zur Verfügung gestellt werden. Prof. K. Schiller hielt 5. G.-Mayer-Vortrag (UZ) Prof. Karl Schiller, ehemaliger Wirtschafts- und Finanzminister der BRD, hielt am 6. 12. als Gast der KMU und ihres Zentrums für internationale Wirtschaftsbeziehungen im Hörsaal 19 den nunmehr 5. Georg-Mayer-Vortrag. (Der 4. Vortrag wurde übrigens vom jetzigen Ministerpräsidenten Sachsens Prof. Kurt Biedenkopf gehalten.) Karl Schiller sprach zum Thema .Marktwirtschaft in der Bewährung“. Mit dem Zusammenbruch der sozialistischen Systeme in Europa sieht er die Marktwirtschaft vor einer großen Be währungsprobe. Ohne die Schwierigkeiten im Prozeß der Einführung marktwirtschaftli cher Verhältnisse und damit verbundene verschiedentliche Zukunftsängste zu ignorieren, verwies der Redner auf die enormen Möglichkeiten der neuen Herausforderung. Fern vom parteipolitischen Taktikgeplänkel und den Profliierungsbestrebungen mancher Politiker sieht Karl Schiller die vieldiskutierten „Kosten der Einheit“ in erster Linie als nutzbrin gende Investitionen in die Zukunft namentlich der neuen Bundesländer. Ferner riet der re nommierte Wirtschaftsprofessor der Treuhand sich weniger auf die Sanierung als vielmehr auf die Privatisierung und den Verkauftes sog. Volkseigentums zu konzentrieren. Im Anschluß an den Vortrag bot sich die Möglichkeit zur Diskussion mit dem Gast. UZ in eigener Sache: An alle unsere Leser! Liebe Leserin, lieber Leser! Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen als chronistische Wegbeglei ter auch die Zeitungen, was einen alles in allem nur froh stimmen kann. Das gilt für unsere Universität ebenso wie für ihre Zeitung - die UZ. (Wohl nur Nicht lesen-Wollende könnten das in Abrede stellen.) Das gilt für den Inhalt der UZ, die seit einem knappen Jahr endlich je dem die eigene Meinung sagen läßt, ebenso wie für die äußere Form. (Ge wiß ist auch Ihnen die seit einigenm Wochen erheblich verbesserte Druck qualität vermittels moderner Technik aufgefallen.) Doch das alles hat seinen Preis. Der fast „paradiesisch“ anmutende Preis von 15 Pfennigen ist nicht mehr zu hal ten. Doch keine Bange, UZ hält es nun nicht mit dem in dieJahre gekommenen sächsischen Blödel-Barden Eberhard Cohrs und seinem Gequengel "Ha- bens'e mal ne' Mark für mich?“ Ab Januar kostet die UZ im Abonne ment 10 Pfennig mehr, also statt 15 nun 25 Pfennige. Ein Ganzjahres-Abo ko stet 1991 ganze 10 DM, man kann auch halbjährlich abonnieren. Die Kosten im 1. Halbjahr: 6,25 DM, im 2. Halbjahr: 3,25 DM. (Die Diffe renz ergibt sich aus der durch die Som merpause bedingte unterschiedliche Häufigkeit des Erscheinens.) Der Preis im Freiverkauf beträgt künftig 30 Pfennige. Ein Abo lohnt sich allemal! Wir hoffen, daß Sie trotz dieser rela tiv minimalen „Preisregulierung" uns weiterhin die Treue halten. Und wir ver sprechen, Sie auch im neuen Jahr - möglichst besser und umfangreicher - über das aktuelle Uni-Geschehen zu in formieren sowie mit unseren Mitteln In teressenvertreter Ihrer Belange zu sein. Nehmen Sie uns beim Wort! Wir danken für Ihr Verständnis. Ihre UZ-Redaktion 'TOTAL- OPCKATTO N 4N DeR /