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Von einem Aufruhr gegen die Staatsgewalt könm keine Rede sein. Nicht mit drakonischen Strafe Maßnahmen sei die Landwirtschaft zur Mitarbeit an Staat heran,ulZieyen, sondern nur durch VerstandniL für die Landwirtschaft. Das Urteil im Beidenflether Prozeß könne nicht anders lauten alö: „Der Bauer ist frei!" Pariser D-Zug verunglückt. Bisher 1« Tote und 30 Verletzte geborgen. Auf der Strecke Brüssel—Mons, die der Pariser Schnellzug durchfährt, ereignete sich vor dem Bahnhof Hal (Provinz Brabant) ein schweres Eisenbahn unglück. Der Schnellzug fuhr in einen Güterzug und schob sich durch den harten Anprall ineinander. Bisher wurden 10 Tote und 30 Berlebte aus den Trümmern geborgen. Bon den Berichten ist der Zustand einer großen Anzahl besorgniserregend. Kurz vor Hal, das ungefähr 14 Kilometer von Brüssel entfernt liegt, übersah der Zugführer, der mit rasender Geschwindigkeit fuhr, das Haltesignal und raste mit seinem Zug auf den Güterzug auf. Der Zusammenstoß war so heftig, daß der belgische Post wagen, der als erster hinter die Maschine gekoppelt war, über die Lokomotive geworfen wurde. Der nächste Wagen, der französische Postwagen, stellte sich senk recht auf die Gleise. Zwei folgende Wage» dritter Klasse wurden vollständig ineinandergeschoben. Unter den Toten befinden sich der Lokomotivführer und das Per sonal des belgischen Postwagens. Man muß jedoch noch mit einer höheren Anzahl von Toten rechnen, die sich unter den Trümmern der beiden Wagen dritte'' Klasse befinden. Der Mesendrand bei Sarotti. Ein Nachspiel vor den, Reichsgericht. — Klage gegen die Feuerwehr. Mit einem Nachspiel zu dem Riesenbrand bei der Firma Sarotti in Berlin-Tempelhof am 20. Ja nuar 1922 beschäftigte sich der dritte Zivilsenat des Reichsgerichts. Der Brand war in den Kellern ausgc- brochcn und hatte sich in kurzer Zeit über das ganze Gebäude erstreckt, das vollständig ansbrannte. Die Direktion r- r Firma hatte nach dem Brand Klage gc, n die Bcr.mer Feuerwehr erhoben, sie habe nicht alles getan, um den Brand einznschränkeu, so daß dieser ein so gewaltiges Ausmaß annehmen konnte. Sic machte Schadenersatzanspruch in Höhe von 650 000 Reichsmark gegen die Stadt Berlin geltend. Die Kläger gaben u. a. an, daß der Branddirektor Koksch, der zuerst an dem Brandherd erschienen war, viel zu spät die Berliner Feuerwehr herangezvgen habe. Die ganzen Einrichtungen der Berliner Feuer wehr ließen zu wünschen übrig. Auch die Löschgeräte seien unzulänglich und unvollkommen. Alle diese Miß stände hätten dazu beigetragen, daß der Brand nicht gleich in der Entstehung eingedämmt worden sei. Das Landgericht Berlin hatte nach dem Klageantrag er kannt. G gcu Vieles .teil richtete sich nun die Revision Vor '.kUioee. Vic aber vrrwvrssn wuree. Die Menschenfresser von Kascha«. Riescnprozcß gegen Moldau-Zigeuner. Bor dem Schwurgericht in Kaschau (Tschechoslo wakei) beginnt am 22. Mai ein Riesenprozeß gegen die sogenannten Moldau-Zigeuner, denen mehrere Morde und Raubmorde zur Last gelegt werden und die gleich zeitig der Menschenfresserei verdächtig sind. Die Untersuchung dauerte volle sechzehn Monate. Das Gericht erhebt nnnmehr gegen 19 Zigeuner An-, klage wegen sechs Bcrbrcchen. Bon den Angeklagten ist der älteste 28 Fahre und der jüngste 19 Jahre alt. Die Anklage umfaßt 250 Seiten. Den Geschworenen werden mehr als 1800 Fragen vorgelegt werden. Vom Jahre 1922 bis zum Januar 1927 waren die Zigeuuervanden der Schrecken der gan zen Umgebung Knschaus. Sport. rr Schrittmacher Junggeburth a» Blutvergistuug ge storben. Christian Junggeburth, der Schrittmacher des Köl ner Dauerfahrers Krewer, der am 26. März auf der Fahrt nach Frankfurt in Köln nach einem Zusammenstoß seines Autos mit der Straßenbahn einen Fußknöchelbruch erlitten hatte, ist an Blutvergiftung gestorben. Junggeburth war einer unserer bekanntesten Schrittmacher. er Deutschlands Tavispokalgrgucr siegt. Mit einem spanischen 6:5-Siege endete der Tenniskaurpf Spanien—Hol land in Barcelona. Deutschland hat bekanntlich im ersten Davispokalspiel dieser Saison Spanien zum Gegner; des halb ist dies Resultat besonders bemerkenswert. rr Deutschlands Pech bei de» Enropasechtmcisterschaftem Die Deutschen, die bekanntlich keinen Sieg bei den Meister schaften im Degenfechten erringen, am Mannschaftskamps wegen unvollständiger Mannschaft nicht teilnehmcn konnten, schieden auch in den ersten Runden der Säbelmeisterschast aus. Für die Säbel-Endrunde bei den Fecht-Europameister schaften in Neapel qualifizierten sich Dr. Gvmbös-Ungarn, Marei-Italien, Glhkais-Ungarn, Petschauer-Ungarn, Gau- dini-Jtalicn, Piller-, Nozgonyi- und v. Uhlyarik-ilngarn so wie der Däne Osiier. Sieger wurde der Ungar Glhkais vor Marei-Italien und Petschauer-Ungarn. Volkswirtschaft. H Wei irre Entspannung am A "'.it .nwrtt. Stach de» jetzt vorliegenden endgültigen Ergehn.jscn de.' Arbeit-.uarkt- Statistik ist die Zahl der Hauptuulerstützungscinvsänger in der Arbeitslosenversicherung und in der Svndersürjorge bei berusSüblicher 'Arbeitslosigkeit in der Zeit vom 15. März bis 31. Mürz nm 440 000 Personen, das ist um rund 19 v. H., gesunken. Sic belief sich Ende Mürz auf 1 885 000 Personen. Nach den vorläufigen Berichten der LandcSar- bcitsämter schreitet die Entlastung des Arbeitsmarktes auch seit dem 31. März weiter fort. HandelsteU. — Berlin, den 17. April 1929. Am Devisenmarkt blieben die Notierungen im wesentlichen unverändert. Am Effektenmarkt setzte das Geschäft in fester Haltung ein. Obwohl belebende Momente Vorlagen, er streckten sich die Umsätze in der Hauptsache auf einige Spezialwerte, ohne jedoch größeren Umfang anzunehmen. Die Börse schloß in ruhiger und fester Haltung. Der An leihemarkt lag im allgemeinen recht ruhig bei kaum veränderten Kursen. Am Geldmarkt war Tagcsgcld etwas ermäßigt. Die Sätze für Privatdiskont lauteten wieder 6Vs Prozent, Neichsbankdiskont ebenfalls 6(4 Proz. Am P ro d u k t e n m a r k t war infolge der dringenden Frühjahrsbestellung das Angebot von Brotgetreide merklich geringer als au den Vortagen. Taher zeigte sich wenig KOsEvMshE NEE VILHLIDL IS. Fortsetzung. „Das werden mir nicht ichen Herr Doktor Corts!" iagte Hartmann icharf „Ich mische mich ungern m fremde An- wlegenheiten. Aber ich bin um Hilfe gebeten morden und 'ermag eine solche Bitte nicht abzuschlagen. Ich habe Marthe Holger meinen Beistand verjprochen und bin gewohnt, mein Wort zu halten. Sie scheinen keine Ahnung zu habeip Herr Doktor, was ein Menschenglück bedeutet. Sie wollen einfach, veil Sie das Gerede der Leute fürchten und weil Ihnen Narthe Holgers eine begehrenswerte Partie für Ihren Sohn cheint, durchsetzen, daß das Mädchen nachgibt Das wird Host Hartmann nicht dulden!" Kahnert wurde bei diesen Worten noch zorniger als der ''oktor. Er schob sich vor und versuchte, Marthes Rechte zu packen. „Mit kommst« jetzt, Mädel! Ich werd dir die Farcreicn 'chon austreibcn." „Gehen Sie zurück," sagte Hartmann stark „Ich warne Die Das Strafgesetzbuch bestraft Nötigung mit Gefängnis. Merken Sie sich das!" Doch Paul Kahnert wurde nur noch erregter und heftiger. .Nötigungsparagraphcn! Häh! Ich bin Paul Kahnert . verstehen Sie! Ich habe den Berghof . . . einhundert- ^reiundzwanzig Acker Land. Alle sind sie gesprungen, wie ich wollte. Ich bin Paul Kahnert . . . das . . . das merken Sie och!" Hartmann blieb ruhig. „Das bestreite ich nicht. Ihre Aecker und alles gehört Ihnen, ober das Mädchen gehört Ihnen nicht. Das hat über ihr Glück »Aber zu entscheiden Ich glaube, meine Herren, die Sache ist Eargestellt. Marthe Holger weigert sich, das Ehevcnprechen. as ihr anscheinend abgezwungeu worden ist. cinzuhallen Finden Sie sich damit ab. Die Schuld an diesem unliebsamen Vorkommnis müssen Sie letzten Endes bei sich suchen " Er nickte Marthe zu. Das Mädchen verstand ihn und ichickte sich an, das Zimmer zu verlassen. Doch schon stürzte Paul Kahnert vor und packte sie Rah versuchte er, sie mit sich zu zerren Aber Hartmann war in Aktion getreten. Mit ein paar Griffen hatte er den Riesen, der vor Wut schäumte, zurück gerissen. Dessen Wut wandte sich nun gegen ihn, und er versuchte, Hartmann anzugreifen. Zum ersten Male am Abend flammte cs wild in des Mannes Augen auf. Mit beiden Händen griff er Paul Kahnert an die Brust. Ein ungeheurer Ruck, und der Hüne flog gegen die Tische, daß es nur so prasselte Der Doktor und sein Sohn standen starr. Die gewaltige Kraftleistung hatte ihnen imponiert. Georg Corts sprang hinzu und half Kahnert, der vor Zorn glühte, wieder auf die Beine. Abermals versuchte Kahnert anzugreifen, aber die beiden Männer hielten den Rasenden zurück ! Abwartend stand Jost Hartmann. : „Kommen Sie, Kahnert," sagte der Doktor heiser. „Kommen Sie, wir wollen Wunderlich wecken. Er mag dem , Herrn den Rechtsstandpunkt klarmachen." Es verging aber eine geraume Zeit, ehe sie den Wütenden hinausgebracht hatten. Als sie fort waren, faßte Marthe Hartmanns Hand und drückte sie heftig „Wie soll ich Ihnen danken?" „Nicht. . . nicht! Denken Sie: Das Schicksal meint's manch mal besser als wir glauben und schickt einen Helfer. Jetzt rüsten Sie sich. Das Auto wartet. Haben Sie Ihre Sachen?" „Ja. Die alte Grete, die Magd, die zu mir hält, hat sie gcpackt und vorhin gebracht." Hartmann lächelte wieder. „Dann hurtig. Kommen Sic ins Auto. Ich bringe Sie fort." Verlegen sah das Mädchen zu Boden. „Ich . . . ich .. . habe kein Geld." ' „Kein Geld? Nun, was tut das! Dann müssen Sie mir erlauben, daß ich Ihnen etwas leihe." „Das kann ich nicht annehmen, Herr Hartmann," sagte das . Mädchen und wurde über und über rot. „Warum können Sie das nicht? Das wäre eine schlechte Hilfsbereitschaft, die vor dem Geldbeutel halt macht. Nehmen Sie. Es sind dreihundert Mark. In vierzehn Tagen sind Sie < mündig und dann geben Sie mir das Geld zurück. Reden wir nicht weiter darüber. Haben Sie Vertrauen zu mir. Ich ' meine es gut mit Ihnen." Marthe nahm das Geld. Dann stiegen sie in den Wagen, und das Auto brachte sie in einer halben Stunde nach der Stadt Wolkenburg. Hartmann krachte Marthe in einem soliden Hotel unter und fuhr dann wieder zurück nach Haßlitz - In der Schankstube erwartete ihn schon seit einer reichlichen Stunde der Gendarm Wunderlich, ein Mann hoch in den i Dreißigern, mit nicht unsympathischen Gesichtszügen, der aber ! eine Amtsmiene ohnegleichen aufgesetzt hatte. Der Gendarm grüßte und fragte dann: „Sie sind Herr ' Hartmann''" „Stimmt, der bin ich," „Wo ist Marthe Holgers?" „In Sicherheit." „Ich fordere Sie aus, mir den Aufenthaltsort mitzuteilen. ! nn anderen Falle muß ich Strafantrag stellen " - Ruhig antwortete Hartmann: „Tun Sie das In vierzehn Nachaledigkeit in den Förderungen. Bet Mechl hielten sich die Käufer sehr zurück. Mais lag still, Gerste unverändert. Hafer war gefragt. Devisenmarkt. Dollar: 4,213 (Geld), 4,221 (Brief), engl. Pfund: 20,452 20,492, holl. Gulden: 169,22 169,56, ital. Lira: 22,06 22,10, franz. Franken: 16,45 16,49, Belgien (Belga): 58,50 58,62, schweiz. Franken: 81,10 81,26, dän. Krone: 112,32 112,54, schweb. Krone: 112,54 112,76, norw. Krone: 112,35 112,57, tschech. Krone: 12,466 12,486, österr. Schil ling: 59,14 59,26, span. Peseta: 62,44 62,56. Warenmarkt. Mittagsbörse. (Amtlich.) Getreide und Oelsaaten per 1000 Kilo, sonst per 100 Kilo in Reichsmark ad Station: Weizen Märk. 224—226 (am 16. 4.: 224—227). Roggen Märk. 207-209 (207—210). Braugerste 218—230 (218 bis 230). Futter- und Jndustriegerste 192-202 (192-202). Hafer Märk. 202—20k (202—208). Mais lvko Berlin 216 bis 218 (216-218). Weizenmehl 25,25-29,75 (25,25 bis 29,75). Noggeumehl 27—29 (27—29). Weizcntleie 15,10 bis 15,40 (15,10-15,40). Rvggeukleie 14,60-14,85 (14,60 bis 14,85). Weizenkleiemelasse 15 (15). Raps —(—,—). Leinsaat —(—,—). Viktoriaerbsen 43—49 (43—49). Kleine Speiseerbsen 28—34 (28-34). Futtererbsen 21—23 (21—23). Peluschken 25,50-26,75 (25,50-26,75). Acker bohnen 22—24 (22—24). Wicken 28—30 (28—30). Lupinen blaue 16,50-17,50 (16,50-17,50), gelbe 22-24,50 (22 bis 24,50). Serradella «eue 52—58 (52—58). Rapskuchen 20,20 bis 20,40 (20,20-20,40). Leinkuchen 23,70-24 (23,70 bis 24). Trockenschnitzcl 14—14,20 (14—14,20). Sojaschrot 20,50-21 (20,50-21). Kartoffelflocken 19,50-20,60 (19,50 bis 20,50). Schlachtviehmärkte. Breslau, 17. April. Preise für 50 Kilo Lebendgewicht in Reichsmark: Ochsen (154) 24—54, Bullen (379) 34—54, Kühe (480) 14-49, Färsen (127) 32-54, Fresser (27) 35-40, Kälber (1290) 1. —, 2. 74—78, 3. 63-67, 4. 52 bis 55, Schafe (424) 1. 63—66, 2. 46—53, Schweine (3201) 1. —, 2. 80—81, 3. 79-80, 4. 76—78, 5. 72-73, 6. —, 7. 71—73. — Marktverkauf: Rinder und Schafe mittel, Kälber und Schweine langsam. 1. 2. Hannover, 17. April. Preise für 1 Pfund Lebendge wicht in Pfennigen: Ochsen (16) 50—57, Bullen (123) 38 bis 57, Kühe (284) 22-50, Färsen (62) 46—58, Kalber (527) 1. —, 2. 75—85, 3. 58—70, 4. 40—55, Schafe (152) 65—70, 2. 55—62, 3. 40—60, Schweine (856) 1. 75, 73-74, 3. 70-72, 4. 68—69, 5. 67, 6. —, 7. 60-65. Marktverlauf: Kälber langsam, sonst mittel. Gcdcuktafet für ve» 19. April. 1529 Reichstag zu Spehcr — 1560 j- Tcr Refor mator Philipp Melanchthon in Wittenberg G 1497> - 175!) " Ter Schauspieler und Dramatiker 'Ang. Wilhelm Inland in Hannover (j 1814) — 1824 ? Der englische Lichter Lorn Byron in Mifsvlunghi G 1788) — 13'^ 1 Ter englische Naturforscher Charles Darwin in Toran bei Beckenhain G 1809) — 1885 v Ter Asrikareifrnbc Gustav Nachtigal bei Kap Polinas in Westafrika G 1834s — 1906 j Ter französische Physiker Pierre Curie, Ent decker des Radiums, in Paris (* 1859) — 1917 Aus hebung des Jesuitengcsehcs. Freilag, 19. April. 12.00: Schallplattenkonzert * 15.15: Stunde der Hausfrau mit Funkwcrbung. * I6.30: Spälromnutischc Kammermusik. Mitwirk.: Marg. Keltner <Alt), Pros. Rudols Bärtich (Viol.), Walter Schilling (Cello), Th. Blumer (Klavicrü 4- 18.05: Pros. Dr. Diettcrlc, Leipzig: „Labora kai idcoj de D-ro Zamenhos." lEsperamo.) 18.30: Englisch für Fortgeschrittene. * 19.00: Dr. Fclir Zimmermann. Dresden: Sprache als Lebcnsans- ornck. Sprachlcbcn. * 19.30: Priv.-Toz. Dr. Paul Fiebig, Leipzig: Luther als Sprachschöpscr und Lehrer des Volkes. 20.00: Slnfoniekvnzcrl. Dirigent: Alfred Szcudrcl Solist: Paul Podehl, Leipzig (Violine). TaS Leipziger Sinfonie orchester. » 21.00: Prutrstantlfche Kirchenmusik. Johann Se bastian Bach. Kantaten. -- Anschl. bis 21.00: Tanzmusik. agen ist Mgrthe Holgers mündig und wird erklären, daß -ch keiner!«' Nötigung oder irgendeine andere strafbare Handlung begangen habe." Der Gendarm wurde verlegen. „Herr Hartmann . . . aber das geht doch nicht. Morgen wll die Hochzeit fein . . und das Mädel kratzt aus. Das ist doch ein Skandal ohnegleichen" „Mag -ein! Aber besser ein Skandal, der bald vergessen ist, als ein Menschenleben unglücklich machen. Wissen Sie. Herr Wachtmeister, als ich von Marthe Holgers gebeten wurde, ihr zu Helsen, wußte ich nicht, ob ich nicht eine Dumm heit tat, denn ich kannte sie ja nicht. Sie konnte doch auch ein hysterisches, überspanntes Frauenzimmer sein. Aber als ich ihren Pflegevater, diesen Bauer Kahnert, ihren Bräutigam, den besoffenen Doktorslohn. und den Vater des Bräutigams sah, da wußte ich sofort, daß man das Mädel mit Gewalt in die Ehe treiben wollte. Und das duldet Jost Hartmann nicht. Stellen Sie getrost gegen mich Strafantrag. Ich habe doch recht gehandelt, und das Gericht wird mir das bestätigen. Ich habe di« Ehre, Herr Wachtmeister!" Er verbeugte sich knapp, ging aus der Gaststube und ließ den Verdutzten sitzen. Draußen sagte Hartmann zu dem Wirt: „Stellen Sie dem Wachtmeister eine Flasche Kognak auf den Tisch. Er scheint durstig zu sein." Der Gendarm stutzte zwar, als der Wirt sagte: „Von Herrn Hartmann, Wunderlich." Aber er trank doch. Die Nachricht von dem nächtlichen Geschehen ging am näch sten Morgen mit Windeselle durch das Dorf. Von einem Gehöft wurde die Nachricht zum anderen getragen, und alle Dörfler staunten über die Maßen. Und alle waren wütend. Wochenlang hatte man sich schon auf das große Ereignis, auf die Hochzeit im Hause Kahnerts, des größten Bauern am Orte, vorbereitet. Und nun fiel alles ins Wasser. Hartmann müssen an diesem Morgen die Ohren böse geklungen haben, denn man verwünschte ihn in allen Ton arten. Wahrlich, die Ursache war klein, winzig fast, aber sie ent fachte einen Haß, der beispiellos war Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr empfing Hartmann den Besuch des Doktors Corts und des Pfarrers Karsten. Oes Doktors Augen funkelten kampflustig hinter den Brillen gläsern, während Pfarrer Karsten etwas verlegen schien Der Pfarrer stellte sich vor „Erlauben Sie: Pfarrer Karsten. Pfarrer der Gemeinde Haßlitz, in der ich Sie willkommen heiße " Hartmann hatte sich erhoben und verbeugte sich. „Jost Hartmann, zur Zeit Besitzer einer Ruine mit dem Namen Hexenburg. Ich danke Ihnen für Ihren Willkommen- grüß. Bitte, nehmen Sie doch Platz, meine Herren " Die beiden Männer folgten der Einladung