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Wen» der Taube, ruckst. > Dem Frühling ist die Sache zu dumm geworden , Der Winter wollte nicht weichen, gab den Platz fit, - den Frühling nicht frei. Da hat sich dieser endlich, sehr, sehr spät, zur Offensive entschlossen. Sein« Hauptmacht, ein Hochdruckgebiet, ist im Anmarsch, di« Vorhut traf bereits bei uns ein und lieferte in deri ! letzten zwei Tagen Gefechte, in denen sie Siegerin ! wurde. Wird die Entscheidungsschlacht kommen, die dem j Lenz den endgültigen Sieg bringen wird? Trotz der ' Nachtfröste scheint es der Fall zu sein. Denn — der Tauber ruckst. Da sitzt dieser prächtige Vogel in dem noch kahlen Wipfel und ruft der schüchternen Geliebten, die er sich zur Frau auserlesen, unermüdlich, sehnsüchtig j lockend zu: O, du, du — dudu; o, du, du — dndn. ! Klatschend reitet er, zur kühnen Werbung plötzlich ent- ! schlossen ab, segelt in prachtvollen Kurven durch die ! Lücken zwischen den Baumkronen, und fällt neben ! der Schönen ein. ' Innig, so melodisch es nur gehen will, wiederholt er aus nächster Nähe sein heißes Werben: O, du, du — dudu; o, du, du — dudul Noch ist das Fräulein nicht zu einem endgüMgen Entschluß gekommen, noch ziert sie sich, um daM durch eilige Flucht sich dem Werbenden zu entziehen. Der aber weiß Bescheid, „steigt ihr nach", und bald sitzt er wieder neben ihr und wiederholt sein Minnelied. — Sein Sieg ist sicher. Mag die Spröde sich auch noch einige Zeit über stellen, lange währt es nicht mehr, dann sind die beiden sich einig und bauen ihr Heim. Und dann ruckst der Tauber weiterhin sein Lied, nicht mehr werbend, sondern aus Freude über seine glückliche Ehe und seine Sprößlinge, die in der war men Frühlingssonne, betreut von braven Eltern, ge deihen zu deren und unserer Freude. * Der Lenz zieht als Sieger ein, denn — der Tauber ruckst. Der Kampf gegen die Motten Mit dem Beginn des Frühjahrs ist auch das Zei- cyen zum Kamps gegen die Motten gegeben, die soviel Schaden anrichten können. Pelze und andere Winter sachen werden weggepackt, und schon sind die kleinen Tierchen, die nun auch munter zu werden beginnen, zum Angriff bereit. Wie soll man sich nun wirksam gegen diese schüt zen? Im Grunde gibt es wohl kein unfehlbares Mittel, das ihre Tücke ganz unschädlich zu machen ver möchte. In Rußland, wo man bekanntlich viel Pelz werk trägt, verwendet man gern eine Tinktur, die aus Spiritus, Kampfer und spanischem Pfeffer be steht. Mit der durch Leinwand geseihten Flüssigkeit besprengt man die zu schützenden Stücke, die hierauf in Leinwand eingcschlagen werden. Kampfer scheint über haupt den Motten wenig zu behagen, und er bildet deshalb einen wesentlichen Bestandteil vieler Mittel zum Mottenschutz. Einfacher und billiger ist gewöhnliches Zeitungs papier. Man kleide Schrank oder Fach damit aus oder schlage die Sachen darin ein, ein Mittel, das wohl häufig hilft, da die Motten die Druckerschwärze nicht vertragen. Ein wirklich sicheres Verfahren besteht darin, das mau die betreffenden Stücke von Zeit zu Zeit lüftet und ordentlich ausklopft. Die Motten werden aus diese Weise in ihrer verderblichen Tätigkeit gestört, unk eS wird ihnen unmöglich gemacht, sich einzunisten. de. — L. 3. 128. , , Die Pläne für das neue Zeppelinluftschiff. Sobald der Bau der neuen Montagehalle in Friedrichshafen vollendet ist, wird mit der Konstruk tion des L. Z. 128 begonnen werden, mit dessen Fertigstellung etwa Mitte 1930 zu rechnen ist. Die ses, ausschließlich für Zwecke ökonomischen Handels- ' Verkehrs geplante Schiff wird nicht die Größe des amerikanischen Z. R. S. 4 erreichen, der militärischen l Zwecken dienen und mit einer Ausrüstung zur Mit- l nähme von Flugzeugen versehen werden soll. Worauf es dem Luftschiffbau Zeppelin vor allem ankommt, ist die Steigerung des Aktionsradius und die Erhöhung der Geschwindigkeit auf etwa 140 Stun denkilometer. Damit wäre eine Strecke, die etwa der Entfernung Deutschland—Amerika entspricht, selbst bei herabgesetzter Geschwindigkeit von 120 Stundenkilo meter und vorübergehender widriger Wetterlage in etwa zwei Tagen zu überbrücken. Diese Forderung kann und wird das Großluftschiff der nahen Zukunft j im Wettbewerb mit modernen Schnelldampfern erfül- ! len und damit ein wesentlicher Faktor des transatlan- ! tischen Luftverkehrs werden. ' Der neue polnische Ministerpräsident. Nach dem Rücktritt des polnischen Ministerpräsident ! ten Bartel ist der bisherige UnterrichtSmtnister, Dr. § Kasimir Switalski, ein Anhänger PilsudsktS, mit > -er Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt worden. , Neber den L. Z. ILS sind Konstruktionsdaten noch nicht veröffentlicht. Bekannt ist nur, daß er etwa 150 000 Kubikmeter Gasinhalt, acht Maybach-Motoren zu je 540 PS. Und eine Geschwindigkeit von rund 140 Kilometer haben soll. Dr. Eckener hat aus den Erfahrungen der letz ten Amerikafahrt die Folgerungen gezogen und Um bauten am „Gras Zeppelin" vornehmen lassen, deren Wirkungen sich bereits gezeigt haben. Kür die Beklei dung oer StabilisierunaSflSche, die in der Böen beanspruchung bei den Bermudas-Inseln zu vorüber gehender Besorgnis Veranlassung gab, hat man statt Baumwolle Leinwand gewählt. Im Innern des Luftschiffes sind über der Passagieranlage zu beiden Seiten des unteren Laufsteges 15 neue, zeltartige Kammern eingebaut, von denen jede zwei Betten für die Mannschaft enthält. Jedes der Zelte ist sicher gegen Luftzug ab geschlossen. Die Betten in ihnen liegen quer zur Fahrtrichtung und haben zwischen sich einen schmaler, Gang. Bet der Küche ist ein Speiseaufzug zum un teren Laufraum durchgebaut worden, so daß das Mannschaftsessen direkt von der Küche zu den Mann schaftsspeiseräumen gebracht werden kann. Die Küch« ist durch eine gasdicht abschließende Klappe im Fahr stuhlschacht gegen das Schisfsinnere abgeschlossen. Für die Zeit des Sommers ist vom Einbau der Heizanlage, deren Fehlen sich während der Rückreis« des „Graf Zeppelin" von Amerika unangenehm fühl bar gemacht hat, im Passagiersalon abgesehen worden um das Luftschiff nicht mit unnötigem Gewicht belasten zu müssen. Während der letzten Ueberholungsarbei- ten sind aber weitgehende Vorkehrungen getroffen wor den, um den sofortigen Einbau einer Heizanlage be werkstelligen zu können. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, wer den dem Luftschiffbau Zeppelin, selbst wenn der Eta, des Luftverkehrsministeriums um 20 Millionen ge kürzt werden sollte, die nötigen Mittel zum Bau der Halle in Form einer vom Reich garantierten Zins und Amortisations-Anleihe zur Verfügung gestellt. Scherz und Erriet. Tic Ausgrabung vcs Circus Maximus. Am 21. April vorigen Jahres wurde in Rom mit den Arbeiten begonnen, die die Ausgrabung des Circus Maximus zum Ziel haben. Es handelt sich um einen der größten archäologischen Pläne, die je in Rom ausgcführt wur den. Man schätzt die Arbeitszeit auf zehn Jahre. So lange wird man warten müssen, bis das größte Stadion des alten Rom, das 300 000 Menschen zu fassen ver mochte, vollständig freigelegt sein wird. Eine mittelalterliche Nusitte. Immer wieder hat uns die Konservierung und Einbalsamierung der ägyp tischen Königsleichen in Erstaunen gesetzt, eine hohe Kunst, wie unzählige Mumien beweisen. Im Mittel- alter wußte man nichts davon, und um die Gebeine Barbarossas sowie des Landgrafen Ludwig in die Hei mat überführen zn können, hat man deren Leichen ge sotten. Das losgelöste Fleisch wurde am Sterbeort begraben, während die Gebeine jetzt transportiert wer den konnten. Erst Bonifatius VIII. verbot anno 1299 diesen barbarischen Brauch. Tic größte Zeitung scr Wclt. Nicht Amerika hat, wie man neuerdings feststelltc, die größte Auf lagenziffer einer Zeitung, sondern England. Die „Daily Mail" nämlich hat eine tägliche Auflage von zwer Millionen, und die größte amerikanische Zeitung, das „New Aorker Evening Journal" erreicht nur ein Drittel dieser Ziffer. Die Gunst der großen Sulefad. Knud Rasmussens seltsamstes Jagdcrlcbuis. Der bekannte dänische Jagdforscher Knud Ras müssen erzählt in skandinavischen Blättern von einem abenteuerlichen Erlebnis, das er während seiner letzten Reise nach Grönland gehabt hat. „Es war ein böser Winter gewesen", so schreibt Rasmussen, „die Jagd war schlecht, die Vorräte waren zu Ende. Nun hieß es, auf die Jagd gehen und Beute nach Hause bringen. Ich entschloß mich, zusammen mit Quakinak, einem der besten Eskimojäger, das Glück zu versuchen und einen Jagdausflug zu unternehmen. Tagelang wanderten wir über die unendliche Eiswüste, ohne irgendein Tier zu treffen. Eines Tages bot sich unseren Augen ein Schau spiel, das uns den Atem anhalten ließ. Ein großes Eisfeld, das im Glanz des herrlichen Polarlichtes vor uns lag, war mit einer dichten Masse von Tieren bevölkert. Eisbären und Polarfüchse machten sich un Eine großartige Klugleiftung Der Flugzeugführer Kirsch flog mit einem Leicht flugzeug die Strecke Stuttgart—London ohne Zwi schenlandung in 5V- Stunden. Man wird diese flug sportliche Leistung zu beachten wissen, wenn man er fährt, daß sonst bei günstigster Verbindung immer hin 22 Stunden für den Reiseweg notwendig, sind dem Kadaver eines Walrosses zu schaffen. Nie habe ich eine derartige Menge von Eisbären, dieser scheuen Tiere, die man überhaupt selten trifft, an einem Fleck beisammen gesehen. Es waren ihrer vielleicht zwanzig, alles herrliche Exemplare mit prächtigem Fell. Die Füchse gaben scharfe Laute von sich, die Bären brummten; alle diese seltsamen Tierlaute vereinigten sich zu einer eigenartigen Symphonie der Polarland- schaft. Quakinak war außer sich vor Freude. Einen solchen Tierreichtum hatte er noch nicht gesehen. Er war ein einfacher Jäger, der jubelt«, wenn er ein Stück Wild erlegen konnte. Hier aber stand er vor einer Fülle, mit der er nicht fertig werden konnte. „Das schickt uns die Göttin des Eismeeres, die große Sulefad!" sagte der Eskimo. Inzwischen waren einige der Bären müde geworden, andere stritten sich noch um die Beute. Nachdem wir eine Zeitlang schwei gend das Schauspiel genossen hatten, nahm Quakinak sein Gewehr von der Schulter und legte an. Ein Schuß zerriß die kalte, klare Luft, von dem die Tiere aber keine Notiz nahmen, da von Zeit zu Zeit Eis blöcke mit demselben scharfen Knall barsten. Ein Bär taumelte, er war an den Tatzen ge troffen. Soine Genossen dachten wahrscheinlich, er sei von einem der Ihrigen gebissen worden. Die Folge war ein allgemeiner wilder Streit. Noch zwei Schüsse knallten, und zwei Bären wälzten sich in ihrem Blut. Quakinak schien sich offenbar der Gefahr, der wi« ausgesetzt waren, nicht bewußt zu sein. Die Göttin des Eismeeres stand uns aber tatsächlich bei. Die Polar füchse, deren Schar sich inzwischen stark vermehrt hatte, die, wenn sie in genügender Masse erscheinen, den Bären außerordentlich gefährlich werden, griffen plötz lich die Eisbären an. Hals über Kopf flüchteten die mächtigen Tiere vor der Meute der heulenden Polar füchse. Bald verschwand die ganze Masse hinter den Eisbergen. Auf der blutgetränkten Walstatt blieben zwei Bären und viele Füchse, die wir geschossen hatten, i liegen. Wir hatten Mühe, unsere unerwartet große I Beute auf den Hundeschlitten zu verstauen, und noch I größere Schwierigkeiten, die schwere Last glücklich nach Hause zu bringen. Dort angekommen wurden wir, besonders aber Quakinak, von seinen Stammesgenossen stürmisch gefeiert. Er ist seitdem ein berühmter Mann geworden, da ihm die große Göttin des Meeres bei- , aestanden hat." Immer bequemer. . Die Brauerei Schultheiß-Patzenhofer hat eine Fatz- Hebemaschine eingeführt, mittels derer die Bier- ? fässer automatisch auf die Wagen geladen werden. Letzte Nachrichten. l Einigung im Bantgewerbe. — Berlin, 18. April. Bei den Tarifverhandlun- gen im Bankgewerbe ist zwischen den Parteien eine Einigung in der Weise erzielt worden, daß der Ge halts- und Manteltarifvertrag bis zum 31. Dezember 1930 verlängert wird mit einer Verbesserung der Ueberstundenbezahlung und der Verpflichtung, jeweils zum Abschluß und zn Weihnachten eine Gratifikation in Höhe eines halben Monatseinkommens zu zahlen. Zehn Fahre Gefängnis für einen vierfachen jugend lichen Mörder. — Görlitz, 18. April. Vor dem Großen Jugend gericht wurde gegen den 17 jährigen Knecht Mierich wegen vierfachen Mordes und Liebstahls verbandelt. Der Angeklagte hatte in Ratzen seinen Dicnstheren, dessen Frau und Tochter und eine Angestellte er mordet und einen größeren Geldbetrag geraubt. Da die Höchstrafe für Jugendliche zehn Jahre beträgt, wurde auf diese Strafe erkannt. > Nen» Milliarven M. Acichsciunahmeu. — Berlin, 18. April. Nach den jetzt vorliegen den Abrechnungen sind im Rechnungsjahr 1928 an Zöllen, Steuern und Abgaben insgesamt 9022,7 Mil lionen Mark vereinnahmt worden, d. h. 100,7 Mil lionen Mark mehr, als nach dem Voranschlag erwar tet wurden. Da die Länder aber 197,4 Millionen M. über den Voranschlag hinaus erhalten haben, schließt die Abrechnung für das Reich mit einem Fehlbetrag von 36,7 MiNionen Mark. Die Beratung der EheschcivungSrcform vorläufig unterbrochen. — Berlin, 18. April. Im Rechtsausschuß des Reichstag erklärte der Vorsitzende Abg. Landsberg, Staatssekretär Joel von: Reichsjustizministerium habe um Vertagung der Ehescheidungsreform gebeten, da mit dem neuen Minister Gelegenheit gegeben werde, sich in die Probleme einzuarbeiten. Vin Gcbnrtstagsgcschcnt für Einstein und sein „Ersatz". — Berlin, 18. April. Bekanntlich hatte die Stadt Berlin dem Professor Einstein zu seinem 50. Äe- taac das Wohnrecht auf dem Kleinen Kavalierhaus in Nen-Kladow auf Lebenszeit verliehen. Jetzt stellt sich heraus, daß die frühere Besitzerin des Gutes sich bei.