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t-Roman-Beilage-» komm» von Lksrlotte kllese. Lopxrixkt dx Iilsrtlo k"eucdt^sn8«r, NsIIe 8. ü. 8. Der war hochrot im Gesicht geworden. „Meine Mutter wird natürlich die Möbelstücke mitnehmen, die sie als Heiratsgut eingebracht hat. Das ist testamentarisch be stimmt, nicht wahr, Mama?" Frau von Lörrach lächelte. „Gewiß werde ich meine Mobilien mitnehmen; die junge Frau wird sicher eine moderne Aussteuer mitbringen. Dann würde es hier auch an Platz mangeln!" Frau Wenningers Gesicht hatte eine bläuliche Färbung angenommen. „Meine Tochter bringt sich selbst mit!" sagte sie feierlich. „Sie hat viele Anträge gehabt, keiner hat nach der Aussteuer gefragt!" Auf ihre Worte folgte ein etwas belastendes Schweigen. Hanne trat ein und brachte die Post. Frau von Lörrach erhielt einige Briefe, die sie an sich nahm. Zugleich winkte sie ihrem Sohne. „Vielleicht interessieren dich dis Briefe, ich bin in meinem Zimmer!" Sie war gegangen, und Frau Wenninger setzte sich wieder. „Deine Mutter ist wohl sehr stolz, mein Junge? Heut zutage darf sich der Adel nichts mehr einbilden. Sieh nur zu, daß sie bald umzieht. Dann ist meine Hilde hier die gnädige Frau. Sie hat schon gesagt, sie will sich Baronin nennen lassen!" „So etwas Törichtes wird sie hoffentlich nicht tun. Wir sind keine Freiherren, wenn auch unser Adel alt ist!" Bei diesen Worten sah Lutz unwillkürlich zu den Bildern der Lörrachs empor, die an den Wänden hingen. In dunklen Rahmen steckten sie und sahen meistens nicht gerade freundlich auf den Eindringling hier. So kam es Lutz vor, der nun auch das Zimmer verließ. Er wollte doch nach dem Verwalter Thormann sehen, wie er sagte. Frau Wenninger blieb allein zurück, aß noch ein Butter brot und setzte sich dann in den bequemsten Stuhl. Nun wollte sie noch etwas schlafen, ehe sie in ihr Gastzimmer ging. Das war sicher noch nicht warm. „Guten Tag, Mine!" sagte eine Stimme neben ihr, und sie fuhr in die Höhe. Die Köchin Kathrine stand neben ihr und betrachtete sie aufmerksam. „Du hast dich wenig verändert, Mine. Nur viel dicker bist du geworden! Und du willst hier die Schwiegermutter spielen?" Frau Wenninger faßte sich schnell. „Wer sind Sie?" fragte sie würdevoll, „ich kenne Sie nicht!" Kathrine lachte. „Man keine Anstellerei, Mine. Du brauchst dich nicht zu verstellen, du bist meine leibliche Kusine und kannst es nicht leugnen. Hast du nicht Mine Schetelig geheißen, gerade wie ich Kathrine Schetelig, und sind wir nicht zusammen jung gewesen? Du konntest gut kochen und hast ein paar nette Stellen als Köchin gehabt. Pein erster Mann trank ziemlich, aber der zweite ist wohl besser. Und deine Tochter soll hier anädiae Frau werden?" Kathrine lachte wieder. „Meine gute Mine, du brauchst mir nicht mit Drohungen zu kommen. Ich gehe mit meiner gnädigen Frau, und du wirst mir nie etwas zu sagen haben. Aber ich will vorläufig den Mund halten. Will mal sehen, wie du dich hier benimmst. Man immer be scheiden, Mine! Die Leute hier haben es an sich, daß sie keine Unverschämtheiten dulden!" Kathrine war gegangen, und Frau Wenninger sah ihr verdutzt nach. Seit Jahren wußte sie nicht, wo sich ihre Kusine Kathrine Schetelig befand. Nun war sie gerade hier, wo man sie nicht gebrauchen konnte. Als jetzt Hanne eintrat, um den Tisch abzuräumen, bat sie ziemlich bescheiden, ihr das Gastzimmer zu zeigen. Sie wollte es auch etwas geheizt haben. „Das hat die gnädige Frau schon befohlen!" lautete die Antwort, und das Hausmädchen sah sie nicht sehr freundlich an. Frau Wenninger ließ sich in das Gastzimmer führen. Es war geräumig und noch nicht sehr warm; aber die' neue Schwiegermutter blieb doch lieber in diesem Gemach.- * » « Frau von Lörrach unterhielt sich mit ihrem Sohne. Sie war ganz geschäftsmäßig und kühl. „Nach den testamentarischen Bestimmungen hast du mir eine monatliche Rente von hundert Mark zu zahlen, sobald du den Besitz von Lörrachhof anirittst. In diesem Augen blick möchte ich auf diese Rente verzichten, da ich durch die Erbschaft von Onkel Neuhaus in den Stand gesetzt bin, ohne sie auszukommen. Wenn ich indessen diese Rente ge brauchen sollte, mußt du sie mir auszahlen. Jetzt wirst du wohl kaum dazu imstande sein. Ich erfahre soeben von der Kreissparkasse, daß dein Guthaben dort gänzlich auf gebraucht ist." „Ich habe sonst auch noch Schulden!" Lutz' StimM klang trotzig. „Dann willst du trotzdem nach Italien reisen?" Lutz antwortete nicht gleich. Dann fiel ihm ein, tvaS Hilde gesagt hatte. „Man muß sein Leben genießen, solange man jung ist! Ich kann Geld aufnehmen. Der Hof ist doch ziemlich schuldenfrei." „Allerdings, ich habe dies mit vieler Mühe so weit ge bracht. Aber es wäre bedauerlich, kämen gleich wieder neue Schulden!" „Wir wollen sparsam sein!" erwiderte Lutz. Er wurde immer verstimmter und erhob sich. „Ich werde jetzt ein mal in die Ställe gehen und nach dem Viehzeug sehen! Thormann habe ich vorhin nicht getroffen. Soll ich ihn behalten? Er kam mir gestern, bei flüchtigem Sehen, etwas kümmerlich vor." „Ich würde mich vorläufig nicht von ihm trennen!" er widerte Frau von Lörrach, und Lutz machte eine Be wegung, die sowohl zustimmend wie ablehnend sein konnte. Dann ging er eilfertig, und seine Mutter sah ihm traurig nach. Was war es doch, daß sie und ihr Sohn sich nicht ver standen? Trug er allein / ie Schuld oder war sie nicht liebevoll genug gewesen? Er sah seinem Vater so ähn lich, und an den konnte Agathe von Lörrach nur mit halber Verachtung denken. Hatte er sie nicht belogew uich be trogen, und war nicht sein Ende auf der Jagd nur der Abschluß eines verzettelten Ledens, das niemand« AM