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Nr. 223 Keine Annexion im Saargebiet I In dem von französischen Annexionsgelüsten be drohten Grenzgebiet Hanwetler-Richlingen vereinigten sich Angehörige aller Parteien zu einer Protestkund gebung. Dem deutschen Saarausschuß in Leidelbera Politische Rundschau. Berlin, den 24. September 1929. , - °5gL"nych« General Toranto besuchte in Be- gleitung seines Sohnes den Flughafen Tempelhof. :: Kreuzer S fertig zum Ttapellauf. Der fünfte Kreuzer der Nachkriegszeit E. der wahrscheinlich den Namen „Leipzig" erhalten wird, ist nunmehr auf der Werft in Wilhelmshaven klar zum Stapellauf. Bon feinen Schwesterfchiffen, die ebenfalls 6000 Tonnen groß sind, weicht der neue Kreuzer dadurch ab, daß kein Zusammenstöße in Genf. Ter Berichterstatter des Abrüstungsausschusses wollte den Kommissionsbericht erweitern! Tie Schlußarbeiten der Herbstversammlung des Völkerbundes find voll im Gange. Bis zum Mittwoch finden täglich zwei Vollversammlungen statt. Tas In teresse ist freilich nicht mehr groß; viele Bänke sind leer. Zu scharfen Auseinandersetzungen kam es im Ab rüstungsausschuß. Ter Berichterstatter, Poullet-Belgien, legte einen Bericht vor, der durch die Hinzufügung einer nicht vorgesehenen Erweiterung die Auffassung der fran zösischen Regierung ungebührlich in den Vordergrund rückte, die Stellungnahme Englands und der anderen Mächte dagegen unterdrückte. Zahlreiche relegierte erhoben gegen dieses Ge baren schärfsten Protest. Sie erklärten, der Bericht erstatter habe die wahre Stimmung im Ausschutz ver schleiert. Auf französischer Seite bestehe offenbar die Absicht, einen Beschluß der Bölkerbundsversammlung tu der Abriistnngsfrage in der Form zustande zu brin ge,», datz die vorbereitende Abrüstungskommission eiue Aussprache über die großen Streitfragen der ansgebil. deten Reserven «nd des lagernden Kriegsmaterials nicht wieder aufnehmen könne. Mit ungewöhnlicher Tat kraft verfolge die französische Abordnung das Ziel, die bisherigen Verhandlungen in diesen Fragen, denen die frühere englische konservative Regierung ihre Zu stimmung gegeben hat, bereits als endgültig beschlösse,» hinzustellen, so daß es der gegenwärtigen Arbeiter- regierung unmöglich gemacht werden solle, die großen Abrnstungsfragen wieder von neuem in der vorberei tenden Abrüstungsrommission aufznrollen. Infolge dieses Zwischenfalls mußte die Sitzung unterbrochen werden. ES wurde ein Sonderausschuß eingesetzt, der die Vorgänge prüfen und den endgül tigen Wortlaut des Berichts formulieren soll. In der Vollversammlung erstattete der deutsche Abgeordnete Tr. Breitscheid einen Bericht über die Wirtschaftsarbeit des Bundes. Tas Kernstück des Berichtes war der Vorschlag der Zollwaffenstillstands konferenz, die Ende Januar 1930 stattfinden soll. — In der Frage des chinesischen Antrags zu dem Re- visionsartikel scheint eine Einigung auf der Grund lage zustande zu kommen, daß die Revisionsanträge gemäß dem üblichen Geschäftsordnungsgang in der Völ kerbundsversammlung als zulässig und gangbar erklärt werden. Damit würde der Artikel 19 über die Revision internationaler Verträge zum ersten Male praktische Bedeutung und Wirkungsmöglichkeit für die Zukunft erhalten. Schisfsleib eine neuartige bauchige Form erhallen haS Rundschau im Auslände. r Einer Mitteilung des französischen MarinemtniM riums zufolge schlug der TorpedobootSzerstürer „Berdtüst« mit einer Stunoengsschwindigksit von über 40 Knote« (gleich 74 Kilometer) den Weltrekord. ; Der griechische Ministerpräsident BeflizeloS PW M Sonnabend in Berlin ein und Wilk am Sonntag weitsrreiMr. Habib Mlah führt die „Lederwährung" ein. ! Aus Afghanistan laufen abermals Alarmnachrichten ein. Habib Ullay hat „Noten" in Umlauf gesetzt Hub außer dem eine „Kupfer- und Lederwahrung" eingeführt. Die Duranis, die Kandahar erobert haben, haben General Na dir Khan um Hilfe gebeten, um die Stadt halten und ihren Vormarsch auf Kabul fortsetzen zu können. Di« Lag« im Lande ist kritisch. Abwehrkampf an der Saar. Kundgebungen für Teutschland. — Hände weg vom Warndt. — Saarbrücken, 24. September. Tag für Tag finden jetzt in den Städten und Türfern des Saargebietes Kundgebungen für Deutsch land statt. Alle Kreise der Bevölkerung sind einig in dem Willen, die Rückgliederung des Saargebtetes in das Deutsche Reich durchzusetzen. Die Front ist festgefügt und unerschütterlich! Sehnsüchtig harren alle der Stunde der Befreiung, aber ebenso entschieden will jedermann im Saargebiet, daß kein Fußbreit deutschen Bodens verlorengeht. Tie Vorbereitungen für die deutsch-französische Saarkonferenz werden aufmerksam verfolgt. Ter Be ginn der deutschen Saarbesprechungen am Montag in Heidelberg läßt vermuten, daß die Eröffnung der neuen Konferenz dicht bevorsteht. Nach den Erfahrungen, die man in den schlimmen Jahren des Kampfes und der Not gemacht hat, wirv niemand die Hoffnung hegen, daß Frankreich aus Rechte verzichtet, die ihm das Versailler Diktat gewährt. Deutschland und Frankreich mögen deshalb über den Rückkauf der Saargruben verhandeln, eins jedoch ist unmöglich: über Einschränkungen der deutschen Staats hoheit nach der Freigabe der Saar darf nicht ge sprochen werden! Empörung haben die französischen Vorschläge hervorgerufen, von denen jetzt in einzelnen Pariser Zeitungen die Rede ist. Nach diesem Projekt sollen die Saargruben zwar wieder in das Eigentum des preußischen und des bayerischen Staates übergehen, die Ausbeutung der Gruben soll dagegen einer ge mischten deutsch-französischen Gesellschaft mit einem Franzosen als Präsidenten an der Spitze übertragen werden, und außerdem soll das Warndt-Becken Frank reich einvcrleibt werden! Tas Echo, das diese Phantastereien im Saar gebiet erweckt haben, sollte die französische Saardele gation davon abhalten, ein Verhandlungsprogramm auszuarbeiten, in dem diese Pläne wiederkehren. Wenn eine große saarländische Zeitung ausführt, in dem Augen blick, in dem Frankreich die Hände nach einem Stück deutscher Erde ausstreckt, müsse der Fr»edensbau wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, dann hat sie damit der Caarbevölkerung aus dem Herzen gesprochen! Zunächst eine Klarstellung: Tas Warndt-Becken ist ein kohlenreiches Gebiet des Saarlandes, das wie eine Halbinsel nach Lothringen hineinragt und von 10 000 Menschen bewohnt wird. Die Beweggründe, die einige Franzosen nach dem Warndt-Becken schielen lassen, sind imperialistischer Natur. Tie loth ringischen Industriellen möchten die Warndt-Kohle für ihre Hochöfen gewinnen! Und um das zu verdecken, ge bärden sich die Verteidiger des Warndt-Projektes als besorgte Sozialpolitiker. Sie geben an, durch die Wie derherstellung der alten deutsch-französischen Grenze zwischen Warndt und Lothringen würde ein Abbau der Kohle im Warndt-Becken unmöglich, infolgedessen müßten die Gruben brach gelegt und die Arbeiter entlassen werden. Tas ist eine klägliche Begründung. Es ist un wahr, daß die Wiederherstellung der alten deutsch- französischen Grenze die Warndt-Zechen notgedrungen zum Erliegen bringen muß, und dann ist es auch nicht Frankreichs Sache, die Warndt-Bewohner vor Schaden zu bewahren. Ist den Franzosen, die für die Annexion des Warndt-Beckens Stimmung machen, nicht selbst die Ungeheuerlichkeit bewußt geworden, die darin liegt, datz Franzosen deutsche Menschen gegen die Verletzung ihrer Interessen durch die deutsche Re gierung „schützen" wollen? Tie Protestkundgebungen der Warndt-Bewohner zeigen erfreulicherweise, datz diese treuen Söhne des deutschen Vaterlandes heute wie vordem französische Hilfe ablehnen! Im Warndt-Becken ist man über zeugt davon, datz Deutschland die Stillegung der Warndt-Zechen verhindern, immer aber den Warndt- Bewohnern Brot und Wohlfahrt geben wird. Und darum hallt durch das Saarland und durch Deutsch land nur ein Rus, nämlich der: Hände weg vom Warndt! Krawalle 1« Berlin. Ein nationalistischer Propagandazug von Kommunisten angegriffen. Bei einem Propagandaumzug, den die National sozialisten durch Berlin-Neukölln veranstalteten, kam «H an verschiedenen Stellen zu Zusammenstößen. Als der Zug die Luisenbrücke passierte und dort ein Gedränge entstand, fielen mehrere Schüsse. Die Polizei nahm neun Angreifer fest. Bei einem von ihnen fand man eine Schreckschußpistole. Am Görlitzer Bahnhof wurde ein Kraftwagen, in dem der Reichstagsabgeordnete Dr. Goebbels und vier andere Nationalsozialisten saßen, von Kommunisten angehalten. Im Verlaufe der Aus einandersetzungen wurden aus beiden Seiten mehrer« Schüsse abgefeuert. Als die Polizei zur Stelle war, hatten die Kommunisten das Woite gesucht. Dr. Goeb bels und seine Begleiter wurden nach dem Polizei präsidium gebracht und nach ihrer Vernehmung wie der freigelassen. Die Mitarbeit der Arbeitnehmer Beginn der parlamentarischen HanvrlWmPRW. — Kleinaktien Mr Arbeiter? Die internationale parlamentarische HandetSvrn- ferenz, die gegenwärtig im RvichstagSgeSSnvs stattfin- det, begann ihre Arbeiten zunächst mit «Mchuv- Chronik des Tages. _ Im Saargebiet finden in zahlreichen Ortschaften Kundgebungen für die Rückgliederung des Saargebiets in das Reich statt. — Dr. Eckener, der Führer des Luftschiffes „Graf Zeppelin", erhielt von der spanischen Regierung eine Ehren medaille. — Am Mittwoch hält die Völkerbundsversammlung in Genf ihrs Schlußsitzung ab. — In China haben sich zwei Provinzen von der 'Zentralregierung losgesagt. — Anton Herrnfeld, der bekannte Schauspieler und Mitinhaber des Berliner „Herrnfeld-Theaters", ist in Ber lin im Alter von 64 Jahren gestorben. — Die Allgäuer Berge sind bis zu 1500 Meter herab in Neuschnee gehüllt. — Die beiden Verteidiger im Halsmann-Prozetz find nach Wien abgereist, wo sie beim Justizminister Dr. Slama vorsprechen werden. Paris verhandelt mit Rom. Tie beiden Mittelmecrmächte wollen auf der Flotten konferenz eine Einheitsfront bilden. Ein amerikanischer Journalist will in Genf in Er fahrung gebracht haben, daß die französische und die italienische Völkerbundsdelegation im Auftrage ihrer Regierungen Verhandlungen über die Bildung einer Einheitsfront auf der Flottenkonferenz eingeleitet haben. Tie französische Regierung soll danach bereit sein, ihre Forderung nach einem dem italienischen Bestand überlegene,» Kontingent an Kreuzern, Zerstörern, Un terseebooten und anderen kleinen Fahrzeuge,» fallen zu lassen, um dafür mit Italien für eine größere U-Boot- Flotte zu kämpfe». Ferner soll Frankreich den Bau des neuen deut schen Panzerkreuzers als ein für den Schiffsbau um wälzendes Ereignis hinstcllen und darauf die Not wendigkeit einer neuen Einteilung der Kriegsschiffe herleiten wollen. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen soll auch der oft abgelehnte Vorschlag einer Rückgabe Gi- braltars an Spanien im Austausch gegen Ceuta ernstlich ' erwähnt worden lein. Beilage zur Weitzeritz -Zeitung Dienstag, am 24. September 1929 95. Jahrgang wuroe folgende einstimmig gefaßte Entschließung Über mittelt: „Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Hau weiler-Richlingei» mit EinsMuß der hier wohnenden Elsaß- Lothringer wünschen einmütig, daß die jetzt stattfiudeude« Berhandlunge« zwischen der deutschen und französische» Re gierung über die Rückgliederung des Saargebietes zu de« baldigen Ergebnis führe«, daß da» Saargebiet restlos wieder zurück au das Deutsche Reich gegeben wird. Die Bevölke rung al» Grenzortbewohwer will in Friede» »nd Freund- sthast mit de« Bewohner« de» Nachbarstaates leben. Sie erwartet deshalb, daß die Berha»d»««gen zwischen beiden Regierungen in einem versöhMchen Geist, frei von jeder «nnerion»» «nd Gewaltpolitik, geführt werde«, daß vor allen Ding«« Vie restlose territoriale Rück- kehr de» Saargebietes nach Deutschland erfolgt. Fe schneller die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen, desto vorteil hafter wird e» sich für die Bevölkerung beider Staate« aus« wirken. Die Saarbevölkerung Ist deutsch und bleibt deutsch." Tis saarländische Deutschnattonale Volkspartei in Saarbrücken nahm «irre ähnliche Erklärung an. Darin wird betont, datz kein Fuß breit deutschen Bodens verlorengehen darf. Im Ausschuß für di« Reorganisation der In dustrie legte das englische UnterhauSmitgRed Han- non als Berichterstatter eine Entschließung vor, worin e- beißt, daß die nationale sowohl wie «ich die inter nationale Rationalisierung der Industrie durch in dustrielle, Handels- und soziale Organisationen in allen Ländern der Welt sorgfältig geprüft weichen sollte, ferner, daß die Abordnungen aus den verschiedenen Parlamenten ersucht werden sollen, durch ihre heimi schen Parlamentsausschüsse di« Erforschung industrieller Zusammenschlüsse auf rationeller Grundlage und di« Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten erwägen zu lassen, und schließlich, daß die Abordnungen Mr di« Konferenz des Jahres 1930 Berichte über Vie Er« gebnisse ihrer Erwägungen ausarbeiten sollen. Sodann berichtete der Zentrumsabgeordnete Dr. Brüning über „Neue Grundlagen der Mitarbeit der Arbeitnehmer". Er faßte seine Ausführungen in einer Entschließung zusammen, in der der Wunsch nach besserer Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und Arbeiterschaft ausgedrückt wird. Zu diesem Zweck sollen u. a. Formen der Besitz- und Gewinnbeteiligung ge funden werden, die die gewerkschaftlichen Bedenken, die in vielen Ländern gegen die bisherigen Versuche bestehen, beseitigen. In allen Ländern soll durch Schaf fung von Kleinaktien die Möglichkeit der Beteili gung der Arbeitnehmer am Aktienbesitz des Unterneh mens» in dem sie beschäftigt sind, gefordert werden. Die Bedeutung der Landwirtschaft. Ein« Rebe des -aherifchen Ministerpräsivente« Helv. Anläßlich der Hauptversammlung der landwirt- Mftlichw Vereine der Pfalz hielt der bayerische Mi- nrsterpräfident Tr. Held in Zweibrücken eine Rede, in der er u. a. ausfübrte: Die Landwirtschaft sei heute für das Reich in wirtschaftlicher und politischer Be- Ziehung maßgebend. Sie trage dazu bei, den Staal unabhängig von außen zu machen, womit auch seine Unabhängigkeit nach innen verknüpft sei. Die Wah- rung der putschen Freiheit und Unabhängigkeit sei eine Aufgabe der Landwirtschaft, die sie aber nur erfüllen könne, wenn sie aus gesunder Grund lage aufgebaut werde. Ebenso unentbehrlich sei di« Landwirtschaft zur Erhaltung der Volksgesundheit so- wie zur Erhaltung jener Bevölkerungsschichtem die fest aus der Scholle säßen und mit dem angestammt^ Heimatgefühl die stärksten Begriffe von Volkstum und Vaterlandsliebe abgäben. . Tie bisher zur Linderung der landwirtschafMä^n Not angewandten Mittel könnten eine rung nicht herbeiftthren. Zum Schluß seiner Rede Mr derte der Ministerpräsident einen stärkeren Schutzzoll und eine festere Organisation des Absatzes. Stützungsaktion der Banke«. Bor durchgreifenden Maßnahmen zur Berbessermrg V«, ivor «nram - ' Börsenverhältnisse. -tu den letzten Wochen waren an den deutschen Börsen anhaltende Kursrückgänge zu verzeichnen, denen Melfach weniger reale Tatsachen, als Manöver der Baissespckulatson zugrunde lagen Es bestand die Ge- fahr,, daß erhebliche Effektenbestände zu Au LV er-