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Nr. 188 Mittwoch, am 14 August 1929 SS. Jahrgang 1t AnzelgenpreU: Die 42 MüMmeker dritte Pekttzeile 20 Reichspfennige. Eingesandt und RManren S0RetchSpfennige Siel«» Blatt enlhSU »re amtliche» Bekannkmachauge« »e» Umlshau-lmannschasr, -e» «mlsgericht» «a» »es Sta-lral» zu Dippol-tswalte VezugspreU: Für ^n Mbmü 2.M RM. mit Zuttagen, einzelne Nummern 1S Reichs- Pfennige :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12848 echeritz-Zeikmg Tageszeitung m- Anzeiger sür Dippol-iswal-e, Schmieöeberg «.L An Stelle des verstorbenen Kaufmanns Richter in Dippoldis walde wird als Konkursverwalter über das Vermögen der Fa. Lösch L Otto, Bankgeschäft für Industrie und Landwirtschaft in Dippoldiswalde, der Bücherrevisor Schulmeister in Dippoldiswalde ernannt. K. 1/26. Amtsgericht Dippoldiswalde, am 14. August 1S2S. Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nm nächsten Montag soll an unserer Volksschule Lie Verfassungsfeier abgehalten werden. Der Unterricht fällt an diesem Tage aus. Verbunden mit der Feier werden die ReichsjugenLwettkämpfe, die aus der Aue und im Turngarken stattfinden. Bei günstigem Mekler fin det die Verfassungsfeier selbst im Stadtpark statt. Dippoldiswalde. Die Schuhmach er-(Zwangs)-Jnnung zu Dippoldiswalde u. llmg. hielt am vergangenen Montag ihr Johannis-Quartal ab. Mit ehrenden Worten gedachte vor Eintritt in die Verhandlungen der Obermeister Alfred Heinrich des mit Tod abgegangenen Ehrenmitgliedes Schelle. Die Anwesenden erhoben sich zum Gedenken von ihren Plätzen. Nach Bekanntgabe der Tagesordnung wurde Kenntnis ge nommen von einem Schreiben der Eewerbekammer, betreffend dse Dauer der Lehrzeit, die bei 31/2 bis 4 Jahren verbleibt, und einem weiteren Schreiben, das die Handwerks-Novelle betraf. Als Hauptbeisitzer zur Meister-Prüfungs-Kommission bei der Gewerbekammer Dresden wurde auf eine diesbezüg liche Anfrage der Kammer der Obermeister Heinrich vorge schlagen. Kenntnis nahm man dann noch von einer Reihe Reklame-Artikel. AK neue Meister wurden ausgenommen: Friedrich Wolf-Dippoldiswalde, Kurt Kropp—Possendorf, Willi Eichler—Oberhäslich und Hermann Mutze—Seifersdors. Die Aufnahme von Lehrlingen schloß sich an. Die nächste Versammlung soll am 7. Oktober abgehalten und damit die Prüfung der Auslernenden sowie der ein- und zweijährigen Lehrlinge verbunden werden. Die Prüfungsarbeiten werden in der Versammlung zur Ansicht ausgelegt. Es folgte nun ein Alt besonderer Ehrung. Das Ehrenmitglied der Innung Schuhmachermeister Hugo Jäckel konnte vor kurzem sein 50 jähriges Geschästsjubiläum begehen. Mehr als 25 Jahre gehört er der Innung an. In dieser Zeit hat er stets reichsten Anteil an den Verhandlungen genommen und seine ganze Kraft in den Dienst der Innung gestellt. Acht Jahre lang war er ihr Obermeister. Besonders reiche Tätigkeit aber ent faltete er, als der Großteil der Mitglieder im Felde stand. In dieser Zeit führte er alle Geschäfte der Innung und leitete sie mit glücklicher Hand durch alle Fährnisse. Auch in der Gewerbekammer, der der Jubilar seit langer Zeit angehört, hat er die Interessen der Innung wie des Handwerks über haupt stets würdig und bestens vertreten. Mit beglückwün schenden Worten zum Jubiläum und mit herzlichen Dankes- worten für die Treue in der langen Zeit der Jnnungszuge- hörigkeit ernannte der Obermeister Ehrenmitglied Jäckel auf Beschluß der Innung zum Ehren-Obermeister und überreichte ihm neben der Ehrenurkunde eine Blumenspende. Aus der Mitte der Versammlung wurde ihm noch eine weitere Ehrung zuteil. Mit herzlichen Worten dankte der Gefeierte für die ihm erwiesene hohe Auszeichnung und die ehrenden Worte. Alsdann gab Obermeister Heinrich noch einen Bericht über den Verlauf des Verbandstages in Neustadt, den die Ver sammlung mit regem Interesse anhörte. Der dort beschlossene Extra-Beitrag von 25 Pfennigen pro Mitglied, der Reklame zwecken dienen soll, soll auf Beschluß der Innungsversammlung auf die Jnnungskasse übernommen werden. Weiter wurden die Lohntlassen- und die Ferienfrage behandelt und feiten des Obermeisters bekanntgegeben, daß allen Lehrmeistern, die ihre Lehrlinge keine Prüfung machen lassen, die Befugnis zum Anlernen von Lehrlingen entzogen werden soll. Die Gewerbe- kammer zeigt sür dieses Vorgehen vollstes Interesse und wird solches Vorkommen streng überwachen. Zum Schluß wurde noch die Frage wegen Haltens einer Fachzeitung behandelt und aus der Mitte der Versammlung das Ueberhandnehmen des Borgens angeschnitten. Gegenseitige Unterstützung der Kollegen beim Einschränken dieses leidigen Unwesens wurde als bester Weg zum Erfolg empfohlen. Glashütte. Die für Radfahrer so gefährliche steil abfallende, von Dittersdorf ins Müglitztal führende Straße hat leider wieder ein Opfer gefordert. Als am Montag früh 5 Uhr ein junger Mann aus Dittersdorf, namens Mörl, zu seiner Arbeitsstätte nach der Lehnmühle fahren wollte, kam er mit seinem Rad zum Stürzen und zog sich dabei so schwere Ver letzungen zu, daß er einige Stunden später, ohne das Be wußtsein wieder erlangt zu haben, denselben erlegen ist. Wiederholte Unfälle mahnen zur äußersten Vorsicht — also lieber an den gefährlichsten Stellen absteigen und das Rad führen. Glashütte. Am vorigen Sonnabend Mittag unternahm der Männergesangverein „Sängervereinigung" Glashütte eine Herrenpartie mit Auto. Trotz des regnerischen Wetters hatten sich zur festgesetzten Stunde bis auf einen alle gemeldeten Sänger eingefunden. Die Fahrt ging über Geising, Men- berg, Rehefeld, Bienenmühle nach Sayda, wo kurze Rast ge halten wurde, dann nach Neuhausen, hinauf auf den nebel- umhüllten Schwartenberg nach Bad Einsiedel und Deutsch neudorf, wo die dortigen Sangesbrüder durch ihren Vorsitzenden ein freundliches Willkommen entbieten ließen. Harmonische Grüße wurden ausgetauscht, und bald wurde in kleinen Gruppen die ganz snahe gelegene böhmische Grenze über schritten, um ein billiges echt Böhmisch zu genehmigen. Am Abend sand ein geselliges Beisammensein mit den dortigen Sangesbrüdern statt, wobei manches deutsche Lied von beiden Seiten, als auch gemeinsam erklang. Aber auch inhaltsreiche Worte, getragen von echtem deutschen sangesbrüderlichen Geist, kamen zur Geltung und dürften zu einem neuen Freundschafts bande beigetragen haben. Einige komische Vorträge trugen zur Hebung der Stimmung bei. In bereitwilliger Weise hatten auch die dortigen Sänger Freiquartiere zur Verfügung gestellt. Am Sonntag morgen ging es weiter bei herrlichster Fernsicht über steile Höhen und tiefe Täler, durch schattige Wälder und Getreidefelder über Kupferhammer-Grüntal, Olbernhau, Zöblitz nach Marienberg, dann weiter über Zschopau nach Augustusburg und durchs Flöhatal, Flöha, Oederan nach Freiberg. Durch den Grillenburger Wald über Dippol diswalde gings nach dem Heimatstädtchen zurück mit zufriedenem Herzen über die selten schöne Sängerfahrt durch die herrlichen Gebirgslandschaften unsrer engeren Heimat. , Altenberg. In Ler Nacht zum Montag ist in Ler Nähe Les Amtsgerichts Ler 21 jährige Arbeiter Hans Geisdorf aus Altenberg auf Ler Fahrt von Zinnwal- nach hier gestürzt und hat sich Label eine schwere Gehirnerschütterung zuge zogen. Fußgänger fanden am zeitigen Morgen auf Ler Straße Las demolierte Nah und Lie Mütze, Lie Len Namen des Verunglückten trug. Rach Erkundigung im Elternhaufe suchte man Lie Anfallstelle ab und fand Len Verunglückten bewußtlos auf Ler Wiese -liegen. Er hatte eine -schwere Ge hirnerschütterung erlitten. Dresden. Im Frühjahr dieses Iahres gründete ein Kauf mann Buchheim eine deutsche Export- und Handelsfirma und im Sommer 1920 suchte er Lurch Anzeigen in vogtlänLischen Blättern Verkaufskräfte für ein Messeschiff, Las in Kürze von Hamburg aus in See gehen sollte. Den sich meldenden Leuten nahm er zunächst sogenannte Garantiesummen von 30 Mark ab, worauf die Legte nie wieder etwas von Buch heim hartem Schließlich wurde die Angelegenheit der Po lizei übergeben, die nunmehr Buchheim festgenommen und der Staatsanwaltschaft zugeführt hat. Dresden. Der 1891 geborene Verwaltungsassistent der Landesversicherungsanstalt Dresden, Moritz Pennewitz, seit dem 20. April 1922 als Beamter im Sinne von 8 359 StGB, verpflichtet, war von der Hauptverwaltung ab I.Juli 1925 zur Heilstätte Lindenhof versetzt worden. Von früher her etwas in Schulden geraten, bedrängten ihn zu jener Zeit seine Gläubiger. Um diese los zu werden, entnahm Penne witz der anvertrauten Kasse 1300 M. Hiervon verwettete er noch einen Teil und verschaffte sich damit erst recht schwierige Verhältnisse. Diese Unehrlichkeit war bei einer Kontrolle entdeckt worden. Der leichtsinnige Verwaltungsassistent suchte damals sofort den Präsidenten der Landesversicherungsanstalt auf, legte ein Geständnis ab und erreichte, daß seine Hand lungsweise nicht weiter strafrechtlich verfolgt wurde. Penne witz versah dann vom 23. September 1925 ab in der Renten abteilung der Landesversicherungsanstalt wieder Dienst. Zur Abdeckung seiner Schuld wurde ihm bei der Allgemeinen Deutschen Lreditanstalt ein Darlehen in Höhe von 1300 Mark vermittelt. Wegen seiner Verschuldung suchte Pennewitz auf jede Art und Weise zu Eelde zu kommen. Fortgesetzte Ge haltspfändungen beschränkten seine persönlichen Barmittel stark. So kam er auf den Gedanken, von alten bereits im Archiv befindlichen oder dafür bestimmten Jnvalidenkarten hochwertige Beitragsmarken abzulösen und wieder erneut zu verwerten. Mit einem Tischlermeister Richter in Dresden bekannt, der gleichfalls um seine Existenz zu ringen hatte, machte er diesem den Vorschlag, dessen Invalidenkarten mit billigen Beitrags marken in Ordnung zu bringen, wodurch beide daran etwas verdienten. Richter ging auf diese Angelegenheit ein und versah im Vorjahre je 6 Invalidenkarten seiner Leute mit solchen von Pennewitz gelieferten und bereits verwendet ge wesenen Marken. Dieses erste Geschäft soll dem ungetreuen Verwaltungsassistenten gegen 30 Mark eingebracht haben. Durch Richter wurde Pennewitz mit dem Handelsvertreter Klein bekannt, der größere Posten Invalidenkatten — über 200 Stück — in der Zeit vom Oktober 1928 ab bis Ende Februar d. I. herzubrachte, und die von Pennewitz in dessen Wohnung mit bereits verwertet gewesenen Beitragsmarken beklebt wurden. Dort hatte er die mit heim genommenen Invalidenkarten auch der Marken beraubt. Diese großen Kartenposten erlangte Klein wiederum durch seinen Bruder, Fabrikdirektor Klein in Bischofswerda, dessen Unternehmen keine Ahnung gehabt hatte, auf welche Weise die Invaliden katten in Ordnung gebracht wurden. Handelsvertreter Klein erhielt von der betreffenden Firma 14 047,90 Mark ausge zahlt. Davon bekamen Pennewitz etwa nur 1600 Mark, Richter ungefähr 3 800 Mark, während Klein gegen 9000 Mark daraus gezogen hat. Diese Mogeleien beschäftigte am Dienstag das Gemeinsame Schöffengericht Dresden. Penewitz wurde zu einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus, 1000 Mark Geldstrafe oder weiteren 32 Tagen Zuchthaus Ersatzstrafe und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren verurteilt. Die erlittene Untersuchungshaft kommt mit vier Monaten in Anrechnung. Die Angellagten Richter und Klein werden wegen Beihllfe zu je neun Monaten Ge fängnis und 500 Reichsmark Geldstrafe oder wetteren je 20 Tagen Gefängnis Ersatzstrafe verurteilt.. Bei ihnen wird die Untersuchungshaft mit drei Wochen resp. sechs Wochen auf die erkannten Strafen angerechnet. Dresden. Im Verordnungsblatt LeS Sächsischen Mini steriums für, Volksbildung wir- eine Verordnung über Len Schülerandrang zu Len höheren Schulen zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Danach betrug Lie Zahl Ler In Lie säch sischen Volksschulen zu Ostern neu aufgenommenen Grund schüler im Iahre 1020 93 000 und sank bis zum Iahre 1924 aus S8 000, während sie 1929 wieder auf 81000 stieg. Für Las Iahr 1934 wird mit einer Aufnahmezahl von 79 000 zu rechnen sein. Aus Liesen Zahlen ergibt sich, Laß von Ostern 1930 ab mit einem wesentlich stärkerem AnLrange zur höhe ren Schule als in Len letzten Iahren zu rechnen ist. Von Ostern 1934 ab wird wieder mit einem festeren Durchschnitts satz (75 000) gerechnet werden können. Es machen sich also für Lie Schuljahre 1930, 19S1 und 1932 besondere Maß nahmen nötig, um Lem erhöhten Andrang Rechnung zu kragen. Sie müssen angesichts Les überaus bedrohlichen Standes Ler Staats- und Gemeindefinanzen mit besonderem Ernste geprüft werden. Als solche Maßnahmen kommen in Frage: 1. Die Aufnahme einer größeren Schülerzahl in jede Sexta, wobei Lie Zahl von 40 einschließlich -er Sitzebleiber in der Regel nicht überschritten werden möchte: 2. die Zu sammenlegung solcher Klassen: 3. möglichste Einschränkung der Gabelung der jetzigen OberfeKunden bezw. Untersekun den. Eine Maßnahme, nicht nur vorübergehender Art, aber für die Zeit Les Andrangs von -besonderer Bedeutung ist 4. die ständige Verfeinerung Ler Schülerauslese. Sie hat sich nicht auf Lie Neuaufnahmen zu beschränken, sondern für alle Klassen darauf hinzuwirken, daß Schüler, die nach Begabung und Leistungsfähigkeit den notwendigen Anforderungen der höheren Schule nicht entsprechen, einem für sie geeigneteren Bildungswesen zugeführt werden. Die Schulen werden ver anlaßt, dem Ministerium Bericht über Lie getroffenen Maß nahmen und deren Erfolg zu erstatten. Es wird Labei darauf hingewiesen, Laß damit gerechnet werden muß, Laß aus An laß Les zu erwartenden Andrangs Erweiterungsbauten an staatlichen Schulgebäuden bei Ler ungünstigen finanziellen Lage Les Landes nicht vorgenommen werden können und daß Las Gleiche annehmbar auch bei Len städtischen höheren Schu len der Fall sein wird. LÄpzig. Am Dienstag vormittag stürzte der 20 jährige Glaser Erich Eberhard aus Leipzig-Lindenau aus dem 4. Stock werk eines Grundstückes in der Grimmaischen Straße ab. Eberhard, der mit Glaserarbeiten beschäftigt war, durchschlug bei seinem Fallen zwei Lichtfenster und fiel in ein Laden geschäft, wo er schwerverletzt liegen blieb. Auf dem Wege ins Krankenhaus verstarb er. Plauen.. Bei Malerausbesserungsarbeiten an einem hiesigen Gasometer sind am Dienstag mittag drei Arbeiter aus einer Höhe von 8 Metern abgestürzt. Der 25 Jahre alte Lackierer Willi Pfrötzschner fand dabei den Tod,- der 45jährige Werk meister Walter Groh und der ledige Maler Wilhelm Uhlig Wetter für morgen: Vorübergehend verstärkte Bewölkung, wobei örtlich ge- ringfügige Niederschläge nicht ausgeschlossen sind. Im üb rigen Fortbestand teils wolkigen, teils heileren, tagsüber warmen Wetters. Anfangs noch schwache Winde aus süd lichen Richtungen, dann schwach«, im Gebirge mäßige Minde aus westlichen Richtungen. '