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OoIcimMN un6 Romsn von 6re1e von 8sk Oopxrlsdt dx LlsrUll ksuctitMuiLer, Uslls tLssIel Er hatte gehofft, sie durch Spekulationen an der Börse wieder Hereinzukriegen und dann zurücklegen zu können. Es war ihm bisher nicht geglückt. Mit dem Griff in Geyers Kaffe, die er unter sich hatte, hatte er den ersten Vertrauensbruch begangen. Schwer genug hatte ihm das schon aus der Seele gelegen. Daß er ihn für sie getan, war ihm ein Trost. Und sie schien längst vergessen zu haben, daß er ihr das Geld gegeben. Er begriff nicht, was sie damit meinte, daß sie einmal vergebens aus ihn gehofft. Sie half nach. „Sie versprachen mir einmal, zwanzigtausend Mark zu besorgend „Ganz recht.- Nun erinnerte er sich. Ein Gedanke zuckte durch sein Hirn: Daß ich es nick tai. hat sie mir übelgenommen, und zur Strafe dafür hat, sie mich so lange kaltgestellt. Er lächelte. „Ich hätte es getan, obschon es für mir nicht leicht gewesen wäre, aber ich war überzeugt davon daß Ihr Bruder Ihnen ausgeholfen hatte. Weil Sie auc^ nie inehr vavon sprachen." „Es war mir peinlich." Sie senkte die Lider, und ihr Gesicht nahm den Aus druck tiefer Beschämung an. „Für mich brauche ich so gut wie nichts", sagte sie „aber mein Mann fordert so unbekümmert — wie Künstlet nun schon in Geldsachen sind, die meisten von ihnen sind unerfahren darin wie die Kinder. Mein Mann sieht in Geld nichts anderes als die Münze, die man möglichst schnell und glatt rollen läßt. Vom rechten Wert des Geldes hat er gar keine Ahnung. Er ahnt auch nicht, das er mir durch seine Forderungen Sorgen auflädt. Ei meint, ich brauche nur meinen Bruder zu bitten, schon hab' ich es. Er hält ihn für einen unerschöpfliche! Quell." „Herr Geyer hat viel Geld, aber er hat es zum großen Teil in seinem Geschäft stecken." „Aber so viel hat mein Bruder jeden Augenblick zur Verfügung, daß er mir zwanzigtausend Mark geben könnte." Westphal gab ihr recht. „Mehr noch, wenn er wollte." Sie schüttelte den Kopf. „Und da läßt er mich in Sorgen." E r wollte sie nicht in Sorgen lassen. An diesem Abend ging er von ihr mit der Empfindung, daß er ein Recht auf sie habe. Aber auch Pflichten geKen sie. Am übernächsten Tage brachte er ihr das Geld. Er hatte von Geyer eine große Summe angefordert zur Be zahlung von Baumwollstoffen. Von dieser hatte er die Summe für Hanna abgetrennt. Er glaubte dies ohne große Gefahr tun zu können, weil er es in der Hand hatte, die Gefahr der Entdeckung dadurch abzuwenden, daß er die Zahlungstermine verschob und einmal durch eine günstige Börsenspekulation das Geld wiederzubekommen. Hanna fiel ihm vor Dankbarkeit um den Hals. Nun lag wieder eine lange Zeit der Freiheit vor ihr, die wollte sie mit ihm genießen. „Warum verlangst du so ungestüm nach Freiheit?" HWe er, sie fest im Arm haltend und ihr ins Gesicht sehend. „Ist dir das Zusammenleben mit deinem Manne so unerträglich. — Liebst du ihn nicht?" Sie preßte sich an ihn. „Frag' mich nicht. — Ich Weiß nur, daß ich dich liebe. Du bist für mich alles, mein Traum, mein Glück, meine Welt." Sie bedeckte sein Gesicht mit heißen Küssen. — Als er tu sinkender Nacht nach Hause kam, sah er, -aß die Fenster seiner Wohnung erhellt waren. Beim Be treten der Wohnung kam ihm die Ahnung, daß etwas Außergewöhnliches geschehen war. Die Lust, die ihm entgegenschlug, war voll Lyfolgeruch. Er trat zögernd in die Wohnstube. Durch die offen stehende Tür, die zum Schlafzimmer führte, sah er, daß mehrere Personen darin waren. Ein kleiner rundlicher Herr in Hemdärmeln, mit einem schwarzumrandeten Kneifer aus der Nase, trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. Er sah von diesem zum Bett hin, in welchem Ida mit todblassem Gesicht und geschlossenen Augen lag. Ein Schauer überlief ihn. Er rührte sich nicht von dem Fleck, auf dem er stand. Es war ein Wehren in ihm, ein Wehren gegen die graue Wirklichkeit, die mit rohen Händen nach ihm griff. Noch war ein Singen in ihm, roch lag ein stilles Lächeln genossenen Glücks auf seinem ieflcht, ohne daß er selbst es wußte. Seine Mutter kam ihm entgegen und sagte mit ockenen Worten: „Ida ist eben von einem toten Knaben entbunden.' Das riß ihn völlig aus seinem Taumel. Eine bren- nde Scham überfiel ihn. Die hielt ihn von Idas Bett rn. Er trat in die dunkle Stube zurück, ließ sich auf inen Stuhl am Tisch nieder; das Gesicht in die aufgestützte >and gelegt, saß er da, bis alle, die um Ida waren, sich ntfernt hatten. Geyer, der seine Gefühle falsch deutete, klopfte ihn auf ie Schulter und tröstete: „Nun, nun, Westphal, immer opf hoch, Sie können noch viele Kinder haben.* Er ließ die Hände vom Gesicht sinken; als er zu Geyer ufsah, begegnete er dem Blick Lottes, der kalt und ver ächtlich über ihn htnging. Er fühlte, daß sie etwas gegen chn hatte, und um sie zu versöhnen, fragte er, ob Ida sehr gelitten habe? Sie antwortete kurz, und als er zu F-a gehen wollte, hielt sie ihn mit den Worten zurück: „Es wird besser sein, Sie gehen jetzt nicht zu ihr. Der Heliotropduft, der Ihren Kleidern anhaftet, könnte ihr Kopfschmerzen machen. Ich weiß, daß sie ihn nicht mag." Geyer wollte es Lotte nicht erlauben, daß sie Ida pflegte. Sie rieb sich auf bei der anstrengenden Pflege Man sollte eine Schwester nehmen. Lotte dürfe nicht ver gessen, daß sie sich fiir ihr Kind zu schonen hätte. Mutter Menkin gab ihm recht. Sie litt es nun nicht mehr, daß Lotte die Nachtwachen übernahm. Sie machte das schon allein. Lotte war blaß und schmal geworden, und in ihr Wesen war ein fremder Zug gekommen. SM und grüble risch war sie geworden. Nichts konnte sie mehr froh machen. Es war, als hätte das Schwere, das Ida durchs gemacht, auch Lottes Lebensfreude erdrückt. Jakob war verzweifelt. Er sann darauf, ihr Freude zu machen. Eines Tages brachte er ihr Nora Donat. Das kleine sechsjährige Eischen war reizend. JÄ>er mutzte eS lieben. Lotte schloß es in die Arme. „Es ist lieb von dir, daß du mich besuchst", sagte sie zu dem Kinde, aber es war keine rechte Freudigkeit in chrW Ausdruck. »Geh, les'' deinen Mantel ab*, forderteste dann.