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in Kraft. -er Austausch der Ratifikationsurkunde« im Vatikan. —e Lateranverträge, die den jahrzehntelangen Konflikt zwischen dem Papst und dem italienischen Staate beenden, sind am Freitag in Kraft getreten, nachdem zuvor Mussolini und Kardinalstaatssekretär! Gasparri im Vatikan die Ratifikationsurkunden aus-, getauscht haben. Aus dem Wege zum Vatikan wurde Mussolini von der Menge mit Hetlrufen begrüßt. Dem Regierungschef folgte der Finanzminister Mos coni, dessen Aufgabe in der Uebermittlung der Doku mente über die finanziellen Abmachungen bestand. Für den Heiligen Stuhl nahmen an der Feierlichkeit außer dem Kardinal Gasparri die Kardinäle Bor- gongini und Pizzardo, sowie der Rechtsanwalt Pa- celli teil. Im Augenblick des Austausches der Do kumente begannen alle Kirchenglocken Roms zu läuten. Die ganze Zeremonie war in einer Viertelstunde vor über. Mosconi überreichte dann ein Dokument, das dem Heiligen Stuhl einen Kredit in Höhe von 750 Millionen Lire bei der italienischen Staatsbank ein räumt, sowie italienische Staatsbonds in Höhe von einer Milliarde. Rach dem Austausch der Urkunden trat der »ene Gouverneur des Vatikans, Camillo Serafini, sein Amt a<». Die Schweizer-Garde übernahm die Wachen an den neuen Eingänge» der „Stadt des Vatikatls", während das seit 4« Jahren geschlossene berühmte bronzeile Tor wieder geöffnet wurde Politische Rundschau. — Berlin, den 8. Juni 192V. — Der brandenburgische Städtebund trat in Sommer feld zu einer Arbeitstagung zusammen. * :: Der Haushaltsausschuß des Reichstags geneh migte den Marineetat in der vorliegenden Fassung und lehnte den kommunistischen Antrag auf Streichung der zweiten Rate für den Bau des Panzerkreuzers mit 15 gegen 13 Stimmen ab. Vor der Abstimmung hatte Reichswehrminister Groener die Erhaltung der Marine als eine unbedingte Notwendigkeit für Deutsch land bezeichnet. :: Reyublikschutzgeseh um drei Jahre verlängert. Der Reichsrat stimmte der Regierungsvorlage über die Verlängerung des Republikschutzgesetzes um weitere drei Jahre mit 62 gegen 4 Stimmen zu. Rundschau im Auslande. » Die französische Kammer nahm ein Mietgesetz, an, >as die gesetzliche Miete auf 250 v. H. der Friedens- mete erköbt. k Di« Von Radikalen und Sozialdemokraten gebildet« l länifche Regierung beschloß, in diesem Jahr« auf die M- i jaltung von Manövern zu verzichten, soweit das gesetzlich nvglich ist. . * Das polnische Parlament wird yerauSgefordert. * Der polnische Ministerpräsident Switakßki hat den früheren Ftnanzminisier Czechowicz, gegen den bekanntlich ms Verfahren vor dem StaatsgcAchtshof schwebt, zum Nitglied des Finanzkomitees beim Mimsterprasidium er nannt. Die Ernennung hat starkes Aufsehen erregt j Verschleppung eines Polnischen Polizeibeamten» k Wie aus Wilna berichtet wird, soll ein polnischer kolizeibeamter von einer litauischen Bande auf polni schem Territorium ergriffen und nach Litauen verschleppt vorden sein. Beratung des Znnenetats. Verabschiedung des Etats des Reichswirtschafts- ministeriums. — Berlin, den 7. Juni 1929. Der Reichstag begann heute die zweite Lesung des Haushalts des ReichSs«,«»Ministeriums. Die Aussprache eröffnete Abg. v. Kardorfs (D. BP.). Redner gab der Meinung Ausdruck, daß ein dringendes Bedürfnis für die Reform des Wahlrechts nicht vorhanden sei. Die Stetig keit der Regierung müsse durch verfassungsrechtliche Maß nahmen, wie sie ferne Fraktion fordere, erhöht werden. Eine Reichsreform sei nur dann möglich, wenn der Reichspräsi dent zugleich preußischer Staatspräsident werde. Preußen habe nur noch die Aufgabe im Reiche aufzugehen. Das Haus unterbrach dann dw Aussprache und stimmte vem Etat des Reichswirtschaftsminiskriums und des Reichs- wirtschaftsrats in der Ausschußfassung zu. Der kommuni stische Mißtrauensantrag gegen ven Reichswirtschaftsminister » wurde gegen die Antragsteller «nid die Natronal-Sozialis ' sten abgelrhnt. - Abg. Sollmann (Soz.) erklärte, die Sozialdemokratie trete durchaus für das Auslanvsdeutschtum ein. Den Stahl helm bezeichnete der Redner als „innerpolitische Gefahr". Beamte dürften ihm nickt kälter angehören. Ein Beamter, der den Staat und seine Verfassung besudele, habe die Ehre verwirkt, diesem Staate zu dienen. Den Tendenzen,, die Macht des Reichspräsidenten zu verstärken, setze seine Partei Widerstand entgegen. Redner erwartete vom Minister eine republikanische Offensive. Abg. Berndt (Dntl.) wandte sich gegen Vie Versa,- mngsfeier und forderte Stärkung der Machtstellung des Reichspräsidenten. Die Arbeiten des Ländcrausschusses singen an dem Kernpunkt des Uebels, dem Absolutismus des Parteiregiments, vorbei. Der Stahlhelm erstrebe nur sine Verfassungsänderung wie die meisten anderen Parteien. Redner kritisierte dann Maßnahmen des Ministers Seve ring. Die Verlängerung des Republikschutzgesetzes bekämpfe seine Partei mit allen Mitteln. Abg. Dr. Schreiber (Ztr.) erklärte, man dürse nicht bloß in der Außenpolitik von Völkerverständigung reden, auch innerstaatlich sei ein Ausgleich notwendig. Das Zen trum werde stets hinter eine Regierung treten, die mit aller Energie einer Wiederholung solcher Aktionen wie am 1. Mai vorbeuat. Daneben gebe es in Deutschlmid auch einen stttl«» Bürgerkrieg. Dl« Hatzvotfchaft des «taylyelms wt eines der traurigsten Dokumente der deutsMn Nachkriegs zeit. Man sollte mit der Reform des ParlamentanL- , muS bewußt ernst machen. Wer die Diktatur propagiert, redet einer neuen Revolution das Wort. Ein« Verkleinerung ! der Wahlkreise fei anzustreben. Nach weiterer Debatte vertagt« sich das Haus Die Skat-Olympiade in Chemnitz. — „Knorke" und der neue Duden. — Das Wachstum der Sprache. — Die verderbenbringende Lavawalze. — Brudermord im Zoo. — Der Sinn des Lebens. Wenn man im Taumel der Sensationen, die täa, lich mit oder ohne Draht verbreitet werden, plötzlich diij Nachricht auffängt: in Chemnitz wurden von 3000 Männern Meisterschafts- und Wettspiele im Skat auSi gefochten, da werden die Gedanken aus diese Skatet Olympiade kingelenkt, und die Phantasie beschM tigt sich mit diesen Kampsgestalten. Das Los hät« an den einzelnen Tischen die verschiedensten Beruf» und Temperamente durcheinander gemischt. Nur ein« einte sie alle, die Skatleidenschaft. Diese Leidenschaft drückte sich nun je nach Term Perament grundverschieden aus. Der eine rtizU schnell und sicher von Stufe zu Stufe, der andere zÄ gerte, bedachte, erwog und schließlich rang sich dez Entschluß durch: „Noch ein Stößchen". Ebenso schwiÄ rig ist das Drücken des Skates für gar manchen, deH erst nach mehreren Anläufen das richtige zu finden glaubt. Man merkte auch, daß das Skatspiel seintz eigene Sprache hat, und es würde sich lohnen, d« kuriosen und witzigen Ausdrücke der Skatspieler eim mal zu sammeln. Mit umd ohne diese AuSdrÜaS knallten nun die Karten der 3000 Skatspieler in Chemnitz aus die Tische. . Bei den Meisterschaftsspielen sind die Chancen aller Spieler vollkommen gleich, denn die Spiele weA den nicht gemischt, sondern in raffinierter Zusammen» steftung, jedem Spieler zugewogen, so daß er oft vc» schwerwiegenden Entscheidungen steht. Auch im Preis skat hat der Hauptgewinn von 1000 Mark viele ko« qualifizierte Skatspieler gelockt. Das Spiel ist zwÄ üuS, aber bei 3000 Spielern wird sich die Erre« nung der Preisträger noch etwa 14 Tage hinziehyM so daß man heute den neuen deutschen Skatmeist« noch nicht kennt. ' i Eine andere ebenfalls recht interessante Bekamst schäft kann man aber schon heute machen, nämlich oN Bekanntschaft mit dem neuen Duden. Sie ist buM stäblich knorke. Früher mußte man diesen Givfe« ausdruck knorke immer in Anführungsstriche setzbm aber nun, wo er im Duden steht, ist er geseUschaftsß